Wer hat Angst vor Norma Jeane? (Offenbarung 23, Folge 26)

Marilyn Monroe war nur ein Fake!

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätsel wird gelöst.

Was passierte wirklich in der Nacht auf den 5. August 1962 im Haus von Norma Jeane Mortenson, die unter ihrem Künstlernamen Marilyn Monroe zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts wurde? Viele Indizien deuten auf Mord, findet der Berliner Hacker Georg Brand – alias T-Rex – bei seinen Nachforschungen heraus. Doch waren es wirklich die Kennedys, die hier eine kompromittierende Zeugin beseitigen wollten? Oder war es jemand ganz anderes, der den Kennedys den Tod des Filmstars zu seinem eigenen Nutzen in die Schuhe schieben wollte? Wer nur konnte diese ebenso schöne wie blitzgescheite Frau nicht am Leben lassen?

Der Autor und die Macher

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von LPL records. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren in der Titelmelodie – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Die Aufnahmeleitung oblag Anno Storbeck.

1. Staffel von „Offenbarung 23“:
1) „Wer erschoss Tupac?“
2) „Tupacs Geheimnis“
3) „Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“
4) „Die Krebs-Macher“

Einschub: „Offenbarung 23 – Machiavelli“

2. Staffel:
5) „Das Handy-Komplott“
6) „Der Fußball-Gott“
7) „Stonehenge“
8) „Macht!“

3. Staffel:
9) „Gier!“
10) „Die traurige Prinzessin“
11) „Die Hindenburg“
12) „Der Piratenschatz“

4. Staffel:
13) Das Wissen der Menschheit
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

5. Staffel:
17) Die Waterkant-Affäre
18) Menschenopfer
19) Angst!
20) Die Pyramiden-Saga

Einschub: 21) Jack the Ripper (Live-Lesung)

6. Staffel:
22) Der Fluch des Tutanchamun
23) Der Jungbrunnen
24) Ausgespäht und Ausgetrickst
25) Sex and Crime

7. Staffel:
26) Wer hat Angst vor Norma Jeane?
27) Der Mann im Mond
28) Der Untergang der MS Estonia
29) 9-11

Mehr Infos: http://www.offenbarung-23.de sowie http://wiki.jan-gaspard.net/ und http://www.vertraue-niemandem.net.

Die Sprecher

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause LPL records kennt:

„Stimme der Wahrheit“: Friedrich Schoenfelder (David Niven, Peter Cushing, Vincent Price)
Ian G.: Till Hagen (Kevin Spacey, Billy Bob Thornton)
Georg Brand alias T-Rex: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Nat Mickler: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones)
Kim Schmittke: Dietmar Wunder (Daniel Craig)
Ian G.: Till Hagen (Kevin Spacey)
G. A. Solnzekov: Björn Schalla (Casey Affleck, Sean William Scott)
Hussein / Pathologe: Reinhard Kuhnert (William H. Macy, David Strathairn)
Assistent / Hausmeister: Oliver Siebeck (‚Vegeta‘ in „Dragon Ball Z“, ‚Velal‘ in „Deep Space Nine“)
Tatjana Junk alias Nolo: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Boris F. alias Tron: Jaron Löwenberg (Adrien Brody in „King Kong“)
Nachrichtensprecherin: Ulrike Hübschmann
Intro: Benjamin Völz (Keanu Reeves, James Spader) & Jaron Löwenberg

Vorgeschichte

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“ und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

Handlung

Am 5. August 1962 geht die Meldung vom Tod Marilyns Monroes, des Sexsymbols der fünfziger Jahre, um die Welt. Sie war erst 36 Jahre alt, hatte ein ungewöhnlich großes Gehirn, sollte im nächsten Film für eine Menge Geld auftreten. Doch sie wurde nicht ermordet, noch wurden in ihrem Magen Tabletten gefunden. Ihr Tod gibt bis heute Rätsel auf.

In Frankfurt/Main überwacht Agent Ian G sein Lieblingsobjekt Georg Brand alias T-Rex. Der Student befindet sich gerade auf einem Ausflugsschiff mit seinem neuen Mentor Nathan Mickler, der über überraschend gute Quellen verfügt. Es ist ein Samstag im Jahre 2004, um 14:32 Uhr.

Georg liest den Obduktionsbericht des FBI über Marilyn Monroe, geborene Norma Jeane Mortensen. Demnach starb der Filmstar an einer Überdosis Nembutal, verabreicht durch – Georg glaubt es kaum – ein Klistier in den Enddarm. Es war also doch Mord. Georg fallen einige beunruhigende Parallelen zu dem Mord an Rosemarie Nitribitt (vgl. Folge 25 „Sex and Crime“) auf: Beide Frauen wurden im Kindesalter vergewaltigt, arbeiteten mehr oder weniger lange als Prostituierte, färbten ihr Haar blond und waren sehr intelligent. Die Monroe drehte Ende der 40er Jahre sogar Hardcore-Pornos, bevor sie von Johnny Hyde, ihrem Geliebten und Mentor, „entdeckt“ wurde.

Georg hat ein Bild der Monroe in seinem Hotelzimmer gefunden, und es kam nicht von Mickler, wie dieser versichert. Von wem dann? Plötzlich hat Georg Angst um seine ebenfalls blonde Freundin Nolo alias Tatjana Solnzekow aus Usbekistan. Georg selbst hat sie ja enttarnt und für Ian G zu einem Risiko gemacht. Kein Wunder, dass sie jetzt abgetaucht ist. Er muss sie vor den anderen finden, bevor die ihr etwas antun können.

In Berlin bricht Georg mit der Hilfe seines besten Kumpels Kim Schmittke in Nolos Wohnung ein, doch die ist leer: Der Vogel ist ausgeflogen, nur ihre Sachen sind noch da, in Kartons. Dafür stört der Hausmeister, der diese Sachen abtransportieren will. Darin findet Georg alte Fotos von Nolo: Wow, das muss wohl VOR einer Schönheitsoperation gewesen sein. Ob die Monroe wohl auch …?

Georg und Kim versuchen, der Überwachung durch Ian G zu entgehen, indem sie in den Berliner Untergrund abtauchen. Sie landen in der russischen Botschaft, wo sie Tatjanas Bruder Gennadi nach ihrem Verbleib fragen. Der wehrt ab, weil Georg es noch immer nicht kapiert habe, was mit der Monroe damals passierte. Laut einem FBI-Memorandum starb die echte Monroe bereits im April 1962 durch Selbstmord, doch ihre Doppelgängerin hatte von Edgar J. Hoover die Aufgabe erhalten, die Kennedys, deren Lotterleben er hasste, zu diskreditieren. Das jedoch fand Robert Kennedy, der Justizminister, heraus und stattete Monroe 2.0 in der Nacht ihres Todes im August einen Besuch ab …

Bis heute, so Gennadi, trägt Marilyn Monroes Grabstein kein Tagesdatum. Denn dieses Datum könnte die nationale Sicherheit gefährden …

Mein Eindruck

Was doch ein FBI-Untersuchungsbericht alles hergibt. Das amerikanische Gesetz zur Informationsfreiheit erlaubt es den führenden Zeitungen des Landes, etwa der Washington Post, immer weitere Nuggets aus den Archiven der Bundespolizei auszugraben. Zuletzt war darunter ein Bericht über den FBI-Hasser und Schriftsteller Norman Mailer.

Der Mord

Nun also Marilyn Monroe, ganz egal, ob nun das Original oder die Kopie gemeint ist. Wieder führen Nat Mickler, Gennadi Solnzekow, Kim Schmittke und nicht zuletzt Georg Brand jede Menge interessante Informationen zu einem mehr oder weniger stimmig erscheinenden Bild zusammen und fördern den Verfolgungswahn jedes Hörers, der eh schon an Verschwörungen glaubt. Ich selbst halte die Theorie nicht für ausgemachten Schwachsinn, sondern für durchaus möglich. Die Monroe lebte in ihren letzten Monaten sehr zurückgezogen und war von Angehörigen einer Sekte umgeben, die nicht unbedingt ihr Wohl, sondern das eigene im Auge hatten.

Kryptisch

Ärgerlich sind wieder mal die kryptischen Anmerkungen über „Hirsche“ und „Adler“, was wohl auf die verschiedenen rivalisierenden Geheimklubs von Exstudenten verweist. (Die meisten US-Präsidenten gehören oder gehörten einem der zwei Hauptklubs an.) Auch die Sekte wird mir nichts, dir nichts einem der beiden Lager zugeschlagen, ohne dass es dafür eine Begründung gäbe.

Blondinen

Ein faszinierender Schlenker besteht diesmal darin, die Morde an den zwei (oder drei?) Blondinen Nitribitt und Monroe (alias Norma Jeane Mortensen) mit dem Schicksal von Tatjana Solnzekow alias Nolo in Verbindung zu bringen. Offensichtlich arbeitet Georgs Angebetete für einen Geheimdienst, und es ist wohl der russische wie bei ihrem Bruder. Kein Wunder, dass es ihr mit dieser Unterstützung gelungen ist, die Serverfarm ihres Rivalen Ian G diesem unterm Hintern wegzuklauen. Dieser Hort an Datengold (siehe auch die folgende Episode) stellt nun ihre Lebensversicherung dar, denn Georg hat ihre Identität enthüllt und sie so in Gefahr gebracht. Allerdings nur so lange, wie das Versteck der Server nicht bekannt ist … Es bleibt spannend.

Die Inszenierung

In dieser Folge macht die Dramaturgie nicht mehr den Fehler wie in der Nitribitt-Episode „Sex and Crime“. Dort wurden jede Menge Informationen übereinandergestapelt, bis der arme Georg Brand davon schier erschlagen wurde – und wir mit ihm. Jetzt zeigt sich, dass dies nur die Vorbereitung auf den nächsten Blondinenfall war: Marilyn Monroes Tod. Parallel findet die Story um den Agenten Ian G ihre Fortsetzung. Auch Nolo, eine weitere verdächtig künstlich wirkende Blondine, gerät wieder ins Scheinwerferlicht. Das verspricht, interessant zu bleiben.

Die Sprecher

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Kirsten Dunst, Johnny Depp und Samuel L. Jackson. Das hebt die Handlung doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood.

Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. In dieser Folge tritt Georg als Galan und Verehrer seiner Angebeteten Nolo auf, was man ihm nur wegen seines Ausflugs nach Ägypten abnimmt. Dort trat Nolo quasi als Scheherazade auf, eine Rolle, die ihr gut steht.

Nathan Mickler, Georgs neuer Mentor, enthüllt eine weitere Eigenschaft. Nun ist er auch noch Pathologe, beschäftigte sich also mit dem Sezieren von Leichen, etwa um deren Todeszeitpunkt zu bestimmen. Entsprechend hilfreich sind seine Hinweise. Die gute Nolo alias Marie Bierstedt ist diesmal ordentlich ins Zwielicht geraten, denn offensichtlich ist sie ebenfalls eine Version 2.0 von einer Blondine. Die Frage ist nun aber, wer ihr Original ist.

Geräusche und Musik

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere, sondern sind in dieser Hinsicht zurückhaltend. Durch die Handhabung der Lautstärke können zum Beispiel Bauarbeiten in den Hintergrund gerückt werden, während im Vordergrund die Figuren noch miteinander reden. Bauarbeiten sind ja generell nicht so wahnsinnig interessant, wenn man sie nicht sehen kann. Sehr heikel sind jedoch Szenen in Straßenzügen oder in einem Lokal; die Geräuschkulisse ist einerseits detailliert zu halten, um glaubwürdig zu bleiben, muss aber so dezent gehalten werden, dass sie den Dialog nicht stört. Knifflig, aber lösbar. Und in „Offenbarung 23“ fast immer optimal gelöst.

Die wenige Musik, die erklingt, fungiert meist als Pausenfüller: Fetzige Gitarren, für die Markus Wienstroer verantwortlich zeichnet, bestimmen das In- und Outro. Während der Szenen plätschert im Hintergrund hin und wieder etwas lokale Muzak (kommerzielle Musik für Cafés und Kaufhäuser) oder elektronische Musik und Tablas so vor sich hin. Mir gefielen mehr die Gitarren. Sie fetzen am Anfang, in Szenenpausen – und am Schluss sowieso.

Unterm Strich

Diese Folge hat mir ausnehmend gut gefallen. Der Tod der glamourösen Schauspielerin wird durch jede Menge verräterische Details in Zweifel gezogen, so etwa verschwundene Operationsnarben auf den letzten Fotos. Aber auch die Verbindung zu den Kennedys, die ja sattsam bekannt ist, wird entsprechend ausgeschlachtet, so dass der Justizminister unter Verdacht gerät. Ziemlich grausig ist das Detail mit dem giftigen Klistier, das irgendjemand – wir erfahren nicht hundertprozentig, von wem – der Lady beziehungsweise ihrer Kopie verabreichte. Dass sie überhaupt eine Kopie gehabt haben könnte, ist schon ein Hammer. Die Art ihres Todes ist ein weiterer.

Sehr gut finde ich den Kniff, diesen Mord mit dem Schicksal von Georgs Angebeteter Nolo zu verknüpfen. Nolo ist in Gefahr, spürt Georg und fährt schweres Geschütz auf. Doch wo ist sie abgeblieben? Diese und andere Fragen sorgt für Spannung bis zur nächsten Episode „Der Mann im Mond“. Dass auch die erste Mondlandung der Amis nur ein Fake war, genau wie die Monroe, ist sogar schon verfilmt worden, nach einem Buch des verstorbenen Michael Crichton.

Das Hörspiel ist von Lübbe Audio und LPL records gewohnt sorgfältig produziert worden, und ich habe an der Technik nichts auszusetzen. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ungewohnt handlungsarmen Inszenierung etwas Filmglamour. Die Story wartet in der Regel mit Verschwörungstheorien, Kurzinfos, Hacker-Eskapaden und allerlei zwielichtigen Aktionen auf.

67 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3684-5
http://www.offenbarung-23.de
http://wikibeta-offenbarung-23.de
http://www.lpl.de
http://www.luebbe-audio.de