Grady Hendrix – Horrorstör

Die Handlung:

Seltsames geht vor im ORSK – Einrichtungshaus in Cleveland, Ohio. Wenn die Angestellten morgens eintreffen, finden sie zerstörte KJERRING – Bücherregale, zerschmetterte GLANS – Trinkgläser und zertrümmerte LIRIPIP – Schränke. Die Verkaufszahlen sind im freien Fall, auf den Überwachungskameras ist nichts zu sehen, und die Filialleitung ist ratlos. Schließlich erklären sich drei Mitarbeiter bereit, eine Schicht vom Einbruch der Dunkelheit bis zum Morgengrauen einzulegen, um die geheimnisvollen Vorfälle aufzuklären. In finsterer Nacht patroullieren sie durch die Möbelausstellung, gehen unheimlichen Sichtungen und Geräuschen nach und treffen dabei auf Schrecken, die jenseits aller Vorstellungskraft liegen. ( Verlagsinfo)

Mein Einruck:

Was geht da vor sich in der ORSK – Filiale in Cuyahoga, Cleveland? Für Mitarbeiterin Amy und ihre Kollegen ist es ebenso ein Rätsel wie für Basil, den neuen stellvertretenden Filialleiter des Möbelhauses, das den Leser doch stark an einen hierzulande hinreichend bekannten, schwedischen Anbieter erinnert. Aber beinahe jeden Morgen finden sie den Laden und die Möbelausstellung in einem schlimmen Zustand vor: nicht nur zerstörte Einrichtung, nein auch noch mit Fäkalien beschmierte Polstermöbel – wer tut so etwas? Aufgrund ohnehin schlechter Umsatzzahlen der Filiale gerät Basil unter Druck und muss sich schleunigst etwas einfallen lassen.

Einen Tag bevor seine ORSK- Filiale durch ein Team aus dem Mutterkonzern begutachtet werden soll, lassen ihn die ungewöhnlichen Vorkommnisse zu einer ebenso ungewöhnlichen Maßnahme greifen. Er wählt zwei Mitarbeiterinnen aus, die spontan mit ihm eine Nachtschicht einlegen sollen, um zu ergründen was nach Feierabend dort passiert. Die Kolleginnen Amy und Ruth-Anne könnten unterschiedlicher nicht sein: Amy, eine junge Frau, die ständig in Geldnöten steckt und den Job bei Orsk mit mäßiger Hingabe macht und Ruth-Anne, eine Frau in den mittleren Jahren, die als langjährige ORSK – Mitarbeiterin für alle so etwas wie die gute Seele des Ladens ist, während ihr Privatleben eher einsam ist.

Als sie von Basil den Auftrag bekommen, mit ihm gemeinsam eine Nachtschicht einzulegen, willigen jedoch beide ein. Schon zu Beginn der Nacht stellen sie fest, dass außer ihnen noch zwei weitere Kollegen im ORSK – Laden sind: Matt und Trinity sind angerückt in der Hoffnung, in dieser Nacht einen Geist anzutreffen. Sollte es ihnen gelingen, diesen Geist zu filmen, lockt der große Durchbruch im Fernsehen. Basil ist zwar alles andere als begeistert, als er davon erfährt, übernimmt aber weiterhin die Verantwortung für den gemeinsamen Einsatz. Als der Obdachlose Carl von dem Team in der Möbelausstellung gestellt werden kann und zugibt, dass er sich schon öfter dort auf der Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht hereingemogelt hat, scheint die Ursache gefunden zu sein.

Alle sind einigermaßen begeistert, aber Matt und Trinity reicht es natürlich nicht: um doch noch den gewünschten Erfolg mit dem Geist zu erzielen, schlagen sie vor, hinter Basils Rücken eine Seance abzuhalten. Und prompt geschehen lauter merkwürdige Dinge und der eigentliche Horror dieser nicht enden wollenden Nacht beginnt. Wir erfahren, dass an der Stelle der ORSK – Filiale in früheren Zeiten ein Gefängnis stand und plötzlich ist zwischen den so vertrauten Möbeln mit den unaussprechlichen Namen nichts mehr, wie es war. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und besonders Amy wächst dabei über sich hinaus. Wird sie Basil und die Kollegen retten können?

Mein Fazit:

Wer „Horrorstör“ zum ersten Mal in die Hände nimmt, wird nicht schlecht staunen: Format und Layout des Buches sehen dem Katalog eines schwedischen Möbelhauses wirklich dermaßen zum Verwechseln ähnlich, dass es hoffentlich nicht versehentlich im Altpapier landet wie möglicherweise sein Doppelgänger. Denn beim genaueren Hinsehen kann man bereits Details entdecken, die das fröhlich – bunte Möbelidyll empfindlich stören. Dreht man den Katalog um, wecken weitere gruselige Dinge spätestens an dieser Stelle die Neugier auf den Roman von Grady Hendrix.

Der Thriller „Horrorstör“ kommt ungewöhnlich witzig daher und nimmt so manches Vorurteil über (schwedische) Möbelhäuser, Corporate Identities, betriebswirtschaftliche Stilblüten und Geisterjäger auf die Schippe. Die eigentliche Horrorgeschichte lässt zwar nicht lange auf sich warten. Stellen Sie sich vor, sie verlaufen sich nachts allein auf dem Pfad durch eine verlassene Möbelausstellung, umgeben von Möbeln mit unaussprechlichen Namen! Auch wenn diese Vorstellung für den einen oder anderen – in welcher Hinsicht auch immer (*zwinker*) – schon gruselig erscheinen mag, in der Story springt leider kein Funke über.

Die Horrorszenen können nicht richtig überzeugen und die Geschichte ist zeitweise etwas langatmig. Trotzdem gefällt mir die Idee zu Aufmachung und Gestaltung von „Horrorstör“ wirklich gut und das Buch schafft es dafür, humorvoll zu unterhalten. In seine Persiflage auf die moderne Arbeitswelt in einem Einrichtungshaus hat Hendrix sogar ein bisschen Gesellschaftskritik gepaart mit witzigen Denkanstößen eingebaut. Wer jedoch einen ernstgemeinten Thriller oder gruseligen Horrorschocker sucht oder erwartet, wird sicher eher enttäuscht.

Broschiert: 276 Seiten
ISBN-13: 978-3426517222

www.droemer-knaur.de

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