Green, Simon R. – Dunkle Fort, Das. Ein Dämonen-Roman

Simon R. Green kennen manche vielleicht noch von seinem erfolgreichen Roman „Das Regenbogen-Schwert“. Dort fiel der Amerikaner bereits durch seine Mischung aus skurriler Erzählweise und düsterer Fantasy auf und verband damit Elemente von Terry Pratchet bis hin zu den ‚handelsüblichen‘ Fantasy-Autoren dieser Zeit. Green zeichnete sich vor allem dadurch aus, in kürzester Zeit einen simplen und doch sehr spannenden Plot aufzubauen, also quasi sehr schnell auf den Höhepunkt hinzuarbeiten. Wo andere mindestens eine Trilogie brauchen, um eine eigene Welt entstehen zu lassen, legt Green ein ungeheures Erzähltempo vor, das aber sicher auch aus langjähriger Erfahrung mit dieser Materie herrührt, denn direkt nach seinem Studium in Englisch und Literatur widmete sich Green nach einer kurzen Zeit als Buchhändler phantastischen Themen und begann selber Bücher zu schreiben.

Sein aktuelles Werk heißt „Das dunkle Fort“ und wird erneut von einer sehr düsteren Atmosphäre untermalt. Leider jedoch fehlt es der Handlung an etwas Besonderem. Dieses Mal ist Green nämlich einen Schritt zu weit gegangen und hat sich eindeutig zu wenig Zeit gelassen, um der Geschichte eine Entwicklung zu ermöglichen. Detailbeschreibungen bleiben fast vollständig außenvor, was ja nicht dringend schlecht sein muss, hier aber doch sehr negativ auffällt, weil einzelne Szenarien einfach zu abgehackt beschrieben werden. Dabei hätte die Story an sich eine Menge Potenzial gehabt …

_Story:_

Nach den Dämonenkriegen herrschen an der Grenze zwischen Hagreich und Grundland weiterhin Spannungen. Eines Tages wäre es dem Herzog von Grundland beinahe gelungen, den Streit um die benachbarte Region ganz für sich zu entscheiden, woraufhin die Leute aus dem Hagreich ein Grenzfort erbaut haben. Das Ergebnis: Keine Gefechte mehr im Grenzland. Irgendwie hat das Fort die Gegner abgeschreckt, und in der Gegend ist seitdem auch wieder Ruhe eingekehrt. Doch zu lange hat man aus dem Fort nichts mehr gehört. Ranger Duncan MacNeill und seine Truppe gehen der Sache schließlich auf den Grund und wollen herausfinden, was sich genau im Fort abspielt. Die Gruppe findet das Gebäude völlig verlassen vor, und alles deutet auf ein schreckliches Verbrechen hin. Doch mithilfe der Hexe Constance finden sie heraus, dass unter dem Fort etwas Unvorstellbares lauert. Und als auch noch Gesetzlose in das Gebäude eindringen, um einen angeblichen Goldschatz zu bergen, schlagen die Mächte der Finsternis zu, und die Ranger müssen sich aus der Not heraus mit den Verbrechern verbünden. Einer nach dem anderen fällt den Angriffen der untoten Monster und Trolle zum Opfer, bis Duncan sich schließlich selbst dem finstersten aller Dämonen stellen muss …

Wie bereits angedeutet, hat der Plot an sich eine ganze Menge Potenzial: ein verlassenes, mysteriöses Gebäude, Spuren aus vergangenen Kriegen, eine Zweckgemeinschaft, die sich nicht ganz geheuer ist, und natürlich der Kampf gegen fremde Dämonen. All dies hätte sich wunderbar zu einem packenden Fantasy-Roman verarbeiten lassen. Doch Simon Green ist es nur partiell gelungen, die Geschichte auch wirklich fesselnd zu erzählen. Gerade zu Beginn verpasst der Autor es, die Leserschaft an das Buch zu binden und wirkliches Interesse für die Geschichte zu wecken. Man hat bereits ein Drittel des Buches gelesen, ist auch schon einigermaßen mit den Rahmenbedingungen vertraut, vermisst aber weiterhin die Spannung. Das liegt einerseits an Greens schlichter Schreibweise, andererseits aber auch an den abgehackten Beschreibungen, die nun wirklich gar keinen Freiraum für detaillierte Darstellungen lassen. Man weiß zwar, was passiert und warum es passiert, wird aber nicht in die Lage versetzt, die Geschichte selber so richtig mitzuerleben.

Für mich bedeutet das Lesen eines solchen Romans auch immer, ein stückweit selber Teil der Geschichte zu werden, und dieses Gefühl kann mir Green in „Das dunkle Fort“ nur relativ selten und selbst dann nur bedingt geben. Die Art und Weise, wie er an das Unterfangen herangeht, ist dabei aber auch nicht besonders günstig gewählt. Einzelne Gewaltszenen gehen zwar ein bisschen unter die Haut, verblassen aber schließlich auch wieder als Effekte, die das Buch gar nicht braucht. Von der Geschichte um die Gefährten, die sich früh für den einzig wahren Zweck zusammenraufen, will ich jetzt gar nicht erst anfangen …

Green verlässt sich zu sehr auf bekannte Stilelementen, und sobald er eigene Elemente einbringt (siehe Schreibstil), folgt darauf direkt eine Bauchlandung, weil eben Langeweile aufkommt. Die Tatsache also, dass der Autor schnell auf den Punkt kommt, muss eben nicht immer von Vorteil sein, und in diesem Fall ist sie es auch ganz klar nicht. „Das dunkle Fort“ ist daher auch bestenfalls nur ein durchschnittlicher Roman mit einzelnen wenigen Höhepunkten, einer insgesamt aber zu durchschaubaren und selten bewegenden Story. Schade um die Möglichkeiten, die sich hier geboten hätten.