Gregory Benford – Foundation’s Fear (2. Foundation-Zyklus 1)

Fortführung eines SF-Klassikers

Da die ursprüngliche FOUNDATION-Trilogie von Altmeister Isaac Asimov nur 500 der 1.000 Jahre der Übergangszeit abdeckt, baten die Nachlassverwalter Asimovs Gregory Benford, einen weiteren Foundation-Roman zu schreiben. Hieraus wurde, zusammen mit je einem Roman von Greg Bear und David Brin, die zweite Trilogie, die chronologisch vor der ersten steht.

(Quelle: WIKIPEDIA)

Diese Trilogie umfasst die Romane:

6031 – Der Aufstieg der Foundation – 667 Seiten – ISBN: 3-453-17926-9
6302 – Der Fall der Foundation – 473 Seiten – ISBN: 3-453-17932-3
6303 – Der Sieg der Foundation – 441 Seiten – ISBN: 3-453-17938-2

Im letzten Band ist eine Zeittafel für das Roboter- und Foundation-Universum vorhanden.

Der Autor

Gregory Benford (* 30. Januar 1941 in Mobile, Alabama) ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Autor und Physiker, der an der University of California in Irvine lehrt.

Nachdem Benford seine ersten acht Lebensjahre bei seiner Großmutter auf einer Farm verbracht hatte, folgte er, als Sohn eines Berufsoffiziers, den Fußstapfen seines Vaters, und lernte so u. a. Japan, Mexiko und Deutschland kennen. 1957 kehrte er in die USA zurück, schloss seine Hochschulreife ab und studierte danach an der University of California, San Diego Physik. 1967 promoviert, verbrachte er vier Jahre am Lawrence Radiation Laboratory und wurde 1971 Assistenz-Professor der Universität in Irvine, und 1979 ordentlicher Professor in San Diego.

Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze (u. a. über relativistische Plasmaphysik, Astrophysik) und war ein Jahr Gastprofessor in Cambridge. Seine erste SF-Story veröffentlichte er 1965, und er schreibt seitdem, um einen Ausgleich neben seiner wissenschaftlichen Arbeit zu haben. 1989 war Benford Autor und Präsentator einer populärwissenschaftlichen achtteiligen Fernsehserie namens A Galactic Odyssey, in der die Standpunkte der modernen Physik und Astronomie zur Entwicklung der Galaxis dargestellt wurden (produziert vom japanischen Staatsfernsehen NHK). (Quelle: Wikipedia)

Handlung von: Foundation’s Fear

Hari Seldon, der zum Professor avancierte Mathematiker, wird von Schicksal und Kaiser auserkoren, Erster Minister zu werden – gegen seinen Willen. Allerdings ist er nur Kandidat, und er hat einen verschlagenen Gegner: Preston Lamurk. Zu Beginn sehen wir Hari seine traute Gelehrtenstube verlassen, um die schier unmögliche Arbeit anzutreten, Vorschläge zur besseren Verwaltung von 25 Millionen bewohnten Welten von der Stahlwelt Trantor aus zu machen. Erste Ansätze zur Theorie der Psychohistorik sind schon vorhanden.

Mit der Hilfe seiner schönen Roboter-„Frau“ Dors, des aus Asimovs Romanen bekannten Roboters R. Daneel Olivaw und Haris Alienbegleiter Yugo – der erste Alien in der Foundation! – entwickelt Hari die Wissenschaft weiter, die die Geschichte transformieren soll. Nie hätte er sich träumen lassen, daß ihn dies schließlich zur Konfrontation mit den ersten Bewohnern der Galaxis führen soll, den „Alten“.

Hari Seldon erwehrt sich mehrerer Attentate auf ihn, die sein Rivale Lamurk auf ihn verüben läßt. Dies führt dazu, daß er und Dors auf einen unterentwickelten Planeten, auf dem Hominiden fliehen müssen, wo sie sich zunächst in die Psyche der Hominiden versetzen, doch dann nur knapp dem Tode entrinnen. Hari lernt hier sehr viel über das Tier im Menschen, etwas, das man auf Trantor nicht mehr kennt. Auf dem Umweg über etliche Wurmlöcher kehren Dors und Hari nach Trantor zurück. Es ist ein gewandelter Hari, der sich der Mechanismen der Macht wohl bewußt ist. Mit Hilfe von Daneel Olivaw können sie schließlich an den Hof des Kaisers zurückkehren und Lamurk überwinden.

Leider mußte sich Hari mit den „Alten“ – die das digitale Netz von Trantor infiltriert und die Automaten indoktriniert haben – verbünden, um sowohl die Rebellion der Automaten niederzuschlagen als auch um mit den intelligenten Robotern Lamurk zu töten. Dabei kommen etliche Roboter zu Tode, an denen sich die „Alten“ rächten – die Roboter hatten vor Jahrtausenden den lebensraum der „Alten“ vernichtet, um den Menschen den Weg zu ebnen… Da der Untergang des Imperiums mit Haris Aktionen nur aufgeschoben werden konnte, hat er die Idee zur Foundation – am besten gleich zwei davon.

Dieser geradlinige Plot wird allerdings unterbrochen durch einen Sub-Plot, der die Frage der imperialen Bevölkerung erörtert, ob Roboter und Künstliche Intelligenzen eine Seele haben. Zwei Künstliche Intelligenzen, sogenannte Sims, wurden auf der individualistischen Randwelt Sark erzeugt: die gläubige Johanna von Orleans und der zynische Philosoph Voltaire – welch ein Gegensatz! Sie wurden von zwei Yuppies erschaffen, um Geld zu machen, machen sich jedoch aus dem digitalen Staub und werden im Cyberspace gejagt. Hochgeistige Gespräche folgen, wobei sich erweist, daß Benford seinen Voltaire besser kennt als seine Johanna (von der man sowieso wenig weiß). Die KIs tummeln sich im Computernetzwerk von Trantor; sie begegnen den beinahe intelligenten Automaten, die eine Revolte beschließen und die „Alten“ tauchen rächend auf. Die Alten hatten auch alle Vorgänger des Duos stets vernichtet – lediglich die beiden dürfen existieren, da Jeanne einem Automaten geholfen hatte.

In dieser Nebenhandlung erkunden zwei gegensätzliche Ausformungen des menschlichen Geistes die neue Welt, ihre eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sowie die Aspekte, die der Glaube Jeannes einerseits und der zynische Skeptizismus Voltaires andererseits haben. Hier gelingen Benford nicht nur erstaunliche Einsichten, sondern auch einige typografische Tricks, die Simultaneität suggerieren, z.B. wenn mehrere Ereignisse ablaufen oder mehrere „Stimmen“ sprechen.

Die Einsichten dieses Duos werden gegen Ende des Romans die Einsichten Haris ergänzen, der sich ja mittlerweile mit der animalischen Seite des Menschseins auskennt. Alle diese Erfahrungen gehen in die Gleichungen für die mathematisch fundierte Theorie der Psychohistorik ein. Als die Gleichungen stehen, erprobt Hari sie im Cyberspace – und kommt zu drastischen Erkenntnissen: Sark muß vernichtet werden. Und das Imperium wird untergehen. Dementsprechend kann er danach handeln.

Mein Eindruck

Im März 1998 ist die erste Massenmarktausgabe des ersten Bandes der Zweiten Foundation-Trilogie erschienen – die Leser und Kritiker sind euphorisch. Man lese nur die Kommentare auf www.amazon.com. Mit David Brin, Gregory Benford und Greg Bear haben sich drei Autoren von Weltrang zusammengetan, deren Werke von unbestrittener wissenschaftlicher Kenntnis und literarischer Qualität geprägt sind – ein seltener Glücksfall für die Science Fiction.

Allerdings ist es absolut kein Zufall gewesen, daß sich dieses Trio des Asimovschen Erbes annahm. Auf wiederholte Anfrage der Asimov-Nachlaßverwalter Janet Asimov und Ralph Vicinanza, so Benford in seinem Nachwort zu „Foundation’s Fear“, hat er sich immer wieder, wenn auch etwas widerwillig, mit den Grundideen des Foundation-Universums beschäftigt – und mit dessen Widersprüchen. Zu letzteren gehörte, sicherlich erstaunlich für seine Zeit, die völlige Abwesenheit von Aliens. Der „Mule“ war ein Mutant. Schuld daran war laut Benford Asimovs Herausgeber John W. Campbell und dessen Story-Politik, die Aliens, die klüger als wir waren, ablehnte. Also führte Benford einen klugen Alien ein.

Zudem fehlten in den ersten zwei Romanen Computer. Sie waren noch kaum entwickelt, als Asimov darüber schrieb, und erst im dritten Band führte er sie – etwas unvermittelt – ein. Natürlich fehlen auch bei Benford Elektronengehirne nicht, er beleuchtet ihre Rolle im Vergleich zu den Robotern. Er macht einen Versuch zur Darstellung der Theorie der Psychohistorik – die 1934 tatsächlich bereits ein Fachterminus war – und porträtiert den Urheber dieser berühmtesten aller SF-Theorien, Hari Seldon.

Aber alte, liebgewonnene Traditionen der Originaltrilogie lassen sich nicht so einfach über Bord werfen. Es gibt noch den Kaiser und sein Heer von intriganten Aristokraten und Bürokraten. Auch die Rebellen aus dem Bereich der Chaoswelten in der Galaxis sind noch aufmüpfig. Diese soziale Konstellation ist der Ausgangspunkt für den ersten Band der neuen Trilogie, welche bei HarperPrism erscheint: „Foundation’s Fear“. Das Autorentrio arbeitete eng zusammen, um eine sich konsequent entwickelnde Handlung auf drei eigenständige Romane zu verteilen.

1. Roman: Gregory Benford: Foundation’s Fear (1997, TB: 3/98)
2. Roman: Greg Bear: Foundation and Chaos (Hardcover, Ende 1997)
3. Roman: David Brin: Foundation’s triumph (1999)

Unterm Strich

Zunächst beginnt das umfangreiche Buch gemächlich – alle Figuren werden eingeführt. Doch auf den letzten 100 Seiten kann man es nicht mehr aus der Hand legen – was sehr für das erzählerische Geschick des Autors spricht. Doch nicht alles ist todernst in „Foundation’s Fear“ – zahlreiche (selbst-) ironische Seitenhiebe machen Hari ebenso wie Dors sympathisch. Und Voltaire ist dabei sozusagen das Kastenteufelchen: immer mit einem sardonischen Grinsen im Gesicht und einem coolen Spruch auf den Lippen.

Benford kommentiert die Geschehnisse und Ideen aus Asimovs Trilogie rückblickend, bringt aber gleichzeitig neue Figuren ein. Leider fehlt es seinem Roman an Action und Spannung. Man darf darauf gespannt sein, wie Bear und Brin den Faden aufnehmen, weiterspinnen und beenden.

Taschenbuch: 624 Seiten
Originaltitel: Foundation’s Fear, 1998 (TB: 2000)
ISBN-13: 9780061056383

www.harpercollins.com

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