Grisham, John – Bruderschaft, Die

Originaltitel : The Brethren

John Grisham, ehemaliger Anwalt und Abgeordneter des Repräsentantenhauses von Mississippi, produziert seit seinem erstem Roman ‚Die Jury‘ in 1988 einen Weltbestseller nach dem anderen.

„Die Bruderschaft“ besteht aus drei Richtern, die wegen verschiedener Vergehen im Staatsgefängnis Trumble in Florida einsitzen und dort theaterreife Verhandlungen zwischen Gefangenen um ruinierte Rosenbeete, gestohlene Mobiltelefone und Ähnliches abhalten, aber auch gegen Bezahlung Rechtsberatungen geben und Strafen zu mildern versuchen. Um sich ein finanzielles Polster für die Zeit nach ihrer Entlassung zu schaffen, geben sie sich in einschlägigen Kontaktmagazinen als liebesbedürftige, junge Homosexuelle aus und bauen Brieffreundschaften im ganzen Land auf, nur um diese später mit Hilfe ihres heruntergekommenen Anwalts zu erpressen.

Aaron Lake ist ein stilles, formatloses Mitglied des Abgeordnetenhauses und verrichtet seit Jahren seine Arbeit gut, ehrlich und mit hohen moralischen Ansprüchen. Umso mehr überrascht es ihn, dass er vom todkranken Teddy Maynard, dem Leiter der CIA, als dessen Wunschkandidat für die kommende Präsidentschaftswahl ausgewählt wird. Der Deal ist einfach: Die CIA manipuliert mit Hilfe ihrer weit reichenden Kontakte die Wahl und Lake wird nach seiner Ernennung das amerikanische Militär wieder aufrüsten. Für ein militärisch wiedererstarktes Amerika nimmt Maynard sogar in Kauf, dass bei terroristischen Anschlägen, die er hätte vermeiden können, Amerikaner getötet werden und forciert sogar atomare Zwischenfälle, um den Ruf der Wähler nach einem starken Amerika zu schüren.

Doch Lake, dessen Frau vor etlichen Jahren gestorben ist, hat ein Doppelleben, das die CIA bei ihrer Auswahl übersehen hat und „Die Bruderschaft“ kommt deren Plänen gehörig in die Quere.

Die Welt ist schlecht, jeder ist von Macht und/oder Geld korrumpierbar. Das zumindest scheint die Quintessenz von Grishams „Die Bruderschaft“ zu sein. Dieses mal gibt es keinen einzigen Protagonisten, der frei von moralischem Tadel ist oder für eine gerechte Sache kämpft. Aber Grisham schafft es einmal mehr, dass der Leser trotzdem Sympathie für sie empfindet, sei es nun für die Richter der Bruderschaft, deren verwerfliche Erpressungen einem fast wie die Streiche kleiner Jungen erscheinen wollen, oder für den Präsidentschaftskandidaten, dem man seinen Erfolg fast wünscht, obwohl er von den kriminellen Machenschaften der CIA weiß und für die Wahl seine Seele an den Teufel verkauft.

Grisham entfernt sich ein ganzes Stück von seiner bisher präsentierten Kernkompetenz, die Juristerei hat bei weitem nicht den gleichen Stellenwert wie in den meisten anderen seiner Romane. Für einen reinen und hochklassigen Agenten- oder Politthriller mag es nicht reichen und die unglaubliche Macht und Einflussmöglichkeit der CIA mag übertrieben dargestellt sein, wer vermag das schon zu beurteilen; aber ‚Die Bruderschaft‘ ist eine wohltuende Abwechslung und gehört nach einigen schwächeren Werken mit eher dünnen Stories wieder zu Grishams besseren.