Grisham, John – Richter, Der

|Originaltitel: The Summons|

Der ehrenwerte Richter a.D. Reuben V. Atlee bestellt seine beiden Söhne Ray und Forrest zu seinem heruntergekommenen Haus in Clanton, einer verschlafenen Kleinstadt in Mississippi, um die Regelung seines Nachlasses mit ihnen zu besprechen. Als Ray, Professor einer juristischen Fakultät, dort eintrifft, ist der Richter bereits verstorben. Bevor sein Bruder ankommt, der seit vielen Jahren drogenabhängig ist, findet Ray ein Testament, das beide Brüder zu gleichen Teilen begünstigt und Ray zum Nachlassverwalter einsetzt. Darüber hinaus findet er über drei Millionen Dollar in bar, nur dürftig in Schuhkartons im Haus versteckt.

Innerhalb kürzester Zeit ist Rays Leben, der seine schmutzige Scheidung noch nicht endgültig verarbeitet hat und der in seinem Beruf zwar Anerkennung, aber keine Befriedigung findet, vollkommen auf den Kopf gestellt. Bei den bescheidenen Einkünften des Richters scheint es unmöglich, dass das Geld aus legalen Quellen stammt. Seinen Bruder, den er vor sich selbst schützen will, und seinen Freund Harry Rex Vonner, einen Kleinstadtanwalt, kann er nicht ins Vertrauen ziehen. Nach wenigen Tagen stellt er fest, dass es Mitwisser geben muss, die ihrerseits Anspruch auf das Geld zu haben glauben und ihm dies mit immer drastischeren Methoden verständlich machen wollen. Ray versucht einerseits, die Quelle des Geldes ausfindig zu machen, und andererseits, das Geld zu schützen. Immer wieder versucht er sich einzureden, dass er das Geld weder will noch braucht, aber immer stärker wird ihm und dem Leser auch klar, dass er es behalten und nicht teilen will.

John Grisham, ehemaliger Anwalt und Abgeordneter des Repräsentantenhauses von Mississippi, produziert seit seinem erstem Roman „Die Jury“ in 1988 einen Weltbestseller nach dem anderen.

Es gibt keinen wirklich schlechten Roman von Grisham. Es ist zwar eine Binsenweisheit, dass kein Buch mehr so gut wird wie der Erstling, aber Grisham beweist das mit jedem seinem Bücher einmal mehr. Bis jetzt hat noch keines seiner Werke nach dem herausragenden Roman „Die Jury“ nur annähernd dessen atmosphärische Dichte und Spannung erreicht und auch „Der Richter“ ist dabei keine Ausnahme.

Das Buch liest sich ohne Frage leicht und auch meistens spannend und die Charaktere sind wie immer gut ausgearbeitet, besonders der Gegensatz zwischen dem sympathischen Ray mit seinen moralischen Stärken und Schwächen und seinem vielschichtigen Bruder Forrest ist sehr gut gelungen. Aber die Story ist insgesamt etwas zu dünn, die Erklärung für den Ursprung des Geldes ist zu einfach konstruiert und fällt Ray geradewegs in den Schoß und das Ende ist weder überraschend noch befriedigend.