Gruppe & McNeile – Sherlock Holmes – Der Mann im Speisewagen (Folge 56)


Holmes und Watson als Code-Knacker

Während einer Zugfahrt kommt Philip Hardy in den Besitz eines geheimnisvollen Codes, den er nicht zu deuten weiß. Seither wird er von vier undurchsichtigen Männern verfolgt und schließlich sogar niedergeschlagen. Aus Angst um sein Leben vertraut sich Hardy dem Meisterdetektiv an… (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt sein Hörspiel ab 14 Jahren.

Die Serie wurde mit dem „Blauen Karfunkel“ der Deutschen Sherlock Holmes-Gesellschaft und dem HÖRKULES ausgezeichnet.

Die Autoren

1) Herman Cyril McNeile (28. September 1888 – 14. August 1937), meist bekannt als Cyril McNeile der unter dem Namen „H. C. McNeile“ oder dem Pseudonym „Sapper“ veröffentlichte, war ein britischer Soldat und Schriftsteller der Nachkriegszeit. Er starb wahrscheinlich an den Spätfolgen eines Gasangriffs im Ersten Weltkrieg. Die Wikipedia bringt ihn an keiner Stelle in Zusammenhang mit Sherlock Holmes, was erstaunlich ist, denn McNeile schrieb in erster Linie Detektivgeschichten.

2) Sir Arthur Conan Doyle lebte von 1859 bis 1930 und gelangte mit seinen ca. 60 Erzählungen um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Weltruhm. Dabei begann der Mediziner, der eine eigene Praxis hatte, erst 1882 mit dem Schreiben, um sein Einkommen aufzubessern. Neben mystischen und parapsychologischen Themen griff er 1912 auch die Idee einer verschollenen Region (mit Dinosauriern und Urzeitmenschen) auf, die von der modernen Welt abgeschnitten ist: „The Lost World“ erwies sich enorm einflussreich und wurde schon 13 Jahre später von einem Trickspezialisten verfilmt. Schon 1913 ließ Doyle eine Fortsetzung unter dem Titel „The Poison Belt“ (dt. als „Im Giftstrom“, 1924) folgen.

Marc Gruppe ist der Autor, Produzent und Regisseur der erfolgreichen Hörspielreihe GRUSELKABINETT, die von Titania Medien produziert und von Lübbe Audio vertrieben wird.

„Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs“

Folge 1: Im Schatten des Rippers
2: Spuk im Pfarrhaus
3: Das entwendete Fallbeil
4: Der Engel von Hampstead
5: Die Affenfrau
6: Spurlos verschwunden
7: Der Smaragd des Todes
8: Walpurgisnacht
9: Die Elfen von Cottingley
10: Der Vampir von Sussex / Das gefleckte Band / Der Fall Milverton / Der Teufelsfuß (Neuausgabe)
11: Das Zeichen der Vier (4/2014, Neuausgabe)
12: Ein Skandal in Böhmen (4/2014)
13: Der Bund der Rotschöpfe (5/14)
14: Eine Frage der Identität (9/14)
15: Das Rätsel von Boscombe Valley (10/14)
16: Der blaue Karfunkel
17: Die fünf Orangenkerne
18: Der Mann mit der entstellten Lippe
19: Der Daumen des Ingenieurs
20. Der adlige Junggeselle
21. Die Beryll-Krone
22. Das Haus bei den Blutbuchen
23. Silberblesse (6/16)
24. Das gelbe Gesicht (6/16)
25. Der Angestellte des Börsenmaklers (7/16)
26: Die „Gloria Scott“ (11/16)
27: Das Musgrave Ritual (12/16)
28: Eine Studie in Scharlachrot (2 CDs)
29: Die Junker von Reigate
30: Der bucklige Mann
31: Der Dauer-Patient
32: Der griechische Dolmetscher
33: Das graue Haus
34: Die quietschende Tür
35: Der Hund der Baskervilles (2 CDs)
36: Das unheimliche Pfarrhaus
37: Der verschwundene Kutscher
38: Das Haus mit den Zwingern
39: Eine Frage des Teers
40: Die dritte Botschaft
41: Mayerling (2 CDs)
42: Der Tote im Extra-Waggon
43: Der Zuträger
44: Der zweite Hund
45: Harry Price und der Fall Rosalie
46: Der Mann in Gelb
47: Das verlassene Haus
48: Der Gezeitenstrom
49: Das Grauen von Old Hall
50: Ludwig II. – Der Tod im Würmsee
51: Was das Feuer übrigließ
52: Der stille Tod
53: Der maskierte Tod
54: Tod eines Giftforschers
55: Geheimsache Styles Court
56: Der Mann im Speisewagen
57: Die vierte Flasche
58: Das Musikzimmer
59: Gottes Mühlen
60: Der zehnte Earl

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher und ihre Rollen:

Joachim Tennstedt: Sherlock Holmes
Detlef Bierstedt: Dr. John Watson
Jonas Minthe: Philip Hardy
Bodo Primus: Blackbeard
Matthias Lühn: Mann im Speisewagen
Helmut Zierl: Jimmy Pendergast
Reinhilt Schneider: Junge Frau
Lutz Reichert: Inspektor Lestrade / Alter Säufer
Host Naumann: Wirt
Marc Gruppe: Sgt. Latimer, Giorgio Pozzi

Die Macher

Regie führten die Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die Aufnahmen fanden bei Titania Medien Studio, im Scenario Studio, bei Advertunes und in den Planet Earth Studios statt. Alle Illustrationen – im Booklet, auf der CD – trugen Ertugrul Edirne und Firuz Askin bei.

Handlung

Als Watson die Wohnung in der Baker Street 221B betritt, sieht er, dass sein Freund Holmes bereits einen Gast hat. Bei dem jungen Philip Hardy handelt es sich offenbar um einen Freund des Detektivs, der gerade aus Paris eingetroffen ist. Hardy ist beunruhigt wegen einiger Vorkommnisse auf seiner Reise. Watson fragt sofort: „Wer ist sie?“ Denn Hardy ist bekannt dafür, keinem Rock und keiner Schürze aus dem Weg gehen zu können. Denn er hat es nicht nötig, sich um seinen Lebensunterhalt kümmern zu müssen. Doch Hardy verneint. Holmes macht Watson darauf aufmerksam, dass unten auf der Straße ein Beschatter stehe, der Hardy gefolgt sei. Watson merkt, dass diese Sache ernster ist als er dachte. Holmes fordert Hardy auf, von seiner Fahrt hierher zu erzählen, und Hardy fängt zigarrerauchend gleich an.

Weil er in Paris den Zugschaffner bestochen hatte, konnte er seinen Rausch bis Amiens ausschlafen, als ihn etwas im Gesicht berührte. Als er wach ist und nach dem Ding zu suchen beginnt, bemerkt er einen Mann mit stechenden Augen und einem wuchernden Bart, der ihn radebrechend fragt, ob er einen Zettel gefunden habe. Hardy verneint, und der Mann geht weiter. Weil er Hunger verspürt, begibt sich Hardy zum Speisewagen. Auf dem Weg passiert er den Bärtigen, der zusammen mit drei anderen Ausländern in seinem Abteil sitzt.

Der Code

Kaum hat sich Hardy im Speisewagen gesetzt, als ihm aus seiner Zeitung ein Zettel entgegenflattert. Könnte es der Zettel sein, den der Bärtige suchte? Auf dem Papier stehen nur vier Wörter, die keinen Sinn ergeben. Aber als Hardy merkt, wie er von einem weiteren Mann angestarrt wird, kopiert er heimlich die Nachricht. Der andere tut so, als lese er eine Landkarte, aber Hardy lässt sich nicht täuschen. Als der andere ihn wegen eines Zettels anspricht, überreicht Hardy diese offenbar höchst wichtige Notiz, in der Hoffnung, dass der andere jetzt Ruhe gibt.

Kaum ist Hardy zurück in seinem Abteil, stößt ihn der durchdringende Gestank nach Bartfett ab, den er an dem ersten Mann wahrgenommen hat. Es ist Pomade billigster Art. Der Typ hat also Hardys Abteil durchsucht. Dabei muss er wohl die Visitenkarte gesehen haben, die in einem Etui an seinem Koffer befestigt ist. Jetzt wissen sie, dass er aus London kommt.

Der Anschlag

Auf der Fähre von Calais nach Dover kippt sich Hardy in der Bar zur Stärkung einen Drink hinter die Binde. Sein alter Kumpel Jimmy Pendergast macht ihn darauf aufmerksam, dass er, Hardy, ständig von vier finster dreinblickenden Ausländern angestarrt werde. Hardy ist noch nicht aus dem Schneider. Beim Auschecken lässt er sich deshalb Zeit, doch es kommt zu einem rätselhaften Zwischenfall. Jemand stößt ihn um und Hardy fällt über die Reling. Um ein Haar wäre er zwischen Schiff und Kaimauer zerquetscht worden.

Der zweite Ausländer, der Kartenmann, entschuldigt sich für die „Ungeschicktheit“ seines Begleiters, aber Hardy weiß, dass er um Haaresbreite einem Mordanschlag entgangen ist. Doch auf dem Zug nach London ist sein Sitzplatz bereits reserviert, und die Fahrt verläuft ohne Zwischenfall. Nur dass man ihn bis hierher beschattet hat, wie Holmes bemerkt hat, und jetzt taucht auch noch eine Kutsche auf: Der Beschatter bekommt Verstärkung. Eindringlich empfiehlt Holmes seinem Freund, sofort in den Klub – seinen natürlich – zu fahren und diesen erst zu verlassen, wenn Holmes grünes Licht gebe. Hardy übergibt ihm die Kopie des brisanten Code-Papiers und verabschiedet sich.

Code-Knacker

Die Zeit drängt, das ist Watson ebenfalls klar geworden. Doch die vier Wörter ergeben keinen Sinn. Holmes liest die Buchstabengruppen eins und drei rückwärts und bekommt ein Ergebnis: „RMS Aurania“ und „Cornsheaf Inn“, also ein Ozeandampfer und ein Gasthaus auf dem Lande. Denn „Cornsheaf“ ist eine Ährengarbe. Holmes weiß, dass es sich um ein Gasthaus handelt, dass zwischen dem Hafen Southampton, wo die „Aurania“ anlegt, und London liegt.

Die Buchstabengruppen zwei und vier sind mithilfe eines Codebuches zu entschlüsseln, das Watson durchsucht: „Ankunft mit…“ RMS Aurania, „erwarte Anweisungen im“ Cornsheaf Inn. Das bedeutet, dass die vier finsteren Ausländer höchstwahrscheinlich auf dem Weg zu diesem Inn sind, um eine Persönlichkeit abzufangen, die mit der „Aurania“ ankommen soll. Um was zu tun, fragt Watson. Nichts Gutes.

Lestrade schaltet sich ein

Inspektor Lestrade platzt herein und schreit geradezu Zeter und Mordio! Hardy sei durch einen Schuss in den Oberarm verwundet worden, als er den Klub betreten wollte. Holmes ist klar, dass es der zweite Mann gewesen sein, der Hardy in seiner Kutsche folgte. Lestrade braucht einen Drink. Kein Problem. Doch die Sache ist noch nicht ausgestanden.

Kaum hat Holmes nach der „Aurania“ gefragt, platzt ein zweiter Mann herein. Doch dieser hat eine Waffe in der Hand! Mit vereinten Kräften ringen sie ihn nieder, und Lestrade verpasst ihm Handschellen und dann einen Knebel. Zudem findet er in dessen Jacke ein Stilett, also einen dünnen Dolch. Als er Sgt. Latimer mit seiner Pfeife herbeiruft, erkennt dieser den Angreifer: „Das Giorgio Pozzi, ein italienischer Anarchist, den wir beobachtet haben.“ Alle begeben sich zu Scotland Yard.

Nun ist klar, dass im Cornsheaf Inn ein weiterer Anschlag erfolgen soll. Die Polizei müssen den Anarchisten das Handwerk legen, bevor es zu spät ist. Holmes und Watson dürfen Lestrade begleiten, was sich vor Ort als hilfreich erweist: Einen Cop würden die Gäste des Inns sichert sofort erkennen, die Anarchisten dort würden sofort abhauen.

Als dann endlich der Mann, der mit der „Aurania“ kommen sollte, am Eingang des Inns eintrifft, überschlagen sich die Ereignisse…

Mein Eindruck

Denn nun kommt es zu einem actionreichen Showdown. Wer hätte gedacht, dass die englische Pampa Schauplatz für eine rasante Verfolgungsjagd sein könnte! Und dass mitten durch besagte Pampa eine Zuglinie führt, die zu einem kapitalen Hindernis auswächst. Züge – alles dreht sich um sie. Auf der Strecke Paris-Calais kommt es zwar zu keinem „Mord im Orient-Express“, aber schon ein paar Male diente ein Zug als Schauplatz eines Verbrechens, so etwa in dem Fall „Der Tote im Extra-Waggon“ (s.o.).

Die mysteriösen Vorgänge im Calais-Express und das seltsam feindselige Verhalten der vier Ausländer, die Italienisch radebrechen, lässt jedoch die Spannung in Hardy ansteigen – ganz zu Recht, wie der nahezu tödliche Ausgang des Anlegemanövers in Dover zeigt. Man muss Hardy zugutehalten, dass er durch die Präsenz einer schönen jungen Dame abgelenkt ist und nicht aufpasst, wer ihm da einen Stoß versetzt. Ritterlichkeit kommt vor dem Fall – buchstäblich.

Anarchisten sind Fanatiker und waren Ende des 19. Jahrhunderts, als sich der geschilderte Fall ereignet haben muss, in ganz Europa gefürchtet. Sie haben einen Zaren umgebracht, und wer weiß, auf wen sie es diesmal abgesehen haben. Watsons erzählende Worte beruhigen den Hörer, doch wenn man sich an die jüngste Vergangenheit erinnert, fallen einem die Parallelen zu den Anschlägen der Anarchisten auf.

Eine spannende Szene ist jedenfalls der Versuch von Holmes und Watson, den Code zu knacken. Er könnte indes kaum simpler sein denn zwei der Buchstabengruppen erweisen sich als Wörter, die rückwärts geschrieben wurden. Den Rest liefert das Codebuch. Ob ein solches je existiert hat, wissen wohl nur andere Codeknacker. Eine „Enigma“-Chiffriermaschine wird auch hierfür nicht benötigt.

So ganz überzeugt war ich von dieser Lösung zwar nicht, aber es ist klar, dass keine Langeweile aufkommen darf – schon platzt Lestrade mit alarmierenden Meldungen herein, und ihm folgt ein bewaffneter Anarchist. Den Action-Höhepunkt mit dem aufklärenden Finale (dessen Clou nicht verraten werden darf) liefert die abschließende Verfolgungsjagd.

Die Inszenierung

Die Sprecher

Dr. Watson nimmt die Stelle des zweifelnden gesunden Menschenverstandes gegenüber Holmes ein, welcher ein getriebener Junkie der Vernunftarbeit zu sein scheint. Watson ist der Gemütsmensch, ein Jedermann mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Holmes jedoch ist nicht nur Kopfarbeiter, sondern auch Schauspieler und Manipulator von Menschen. Das zeigt auch der vorliegende Fall. In seinen Händen ist Lestrade wie Gummi.

Sherlock Holmes

Am besten gefällt mir Joachim Tennstedt als Sherlock, denn was er in diese Figur hineinlegt, ist sehr sympathisch und humorvoll – so als würde ein strahlender John Malkovich völlig entspannt aufspielen (liegt’s am Koks?). Doch nicht diesmal: Wenn er seine grauen Zellen nicht einsetzen darf, ist er mürrisch und launisch. Holmes‘ einziger Fehler ist seine Ablehnung des weiblichen Geschlechts oder vielmehr des Umgangs mit dessen Vertretern. Das soll aber weniger an latenter Homosexualität liegen, als vielmehr an seiner Abneigung gegen jede Art von emotionaler Sentimentalität.

Aber Holmes ist auch ein ausgezeichneter Schauspieler und engagierter Boxer. Ab und zu treibt er sich als aktiver Detektiv in Londons Sauwetter herum und kehrt völlig ausgehungert ins Hauptquartier zurück. Mrs. Hudson glänzt durch Abwesenheit, aber das ist okay, denn nichts soll von Hardys Erzählung ablenken. Was es für Folgen hätte, wenn ein Schürzenjäger wie Hardy auf Mrs. Hudson träfe, wagt man sich lieber nicht auszumalen!

Dr. Watson

Dr. John H(amish) Watson, 36, ist das genaue Gegenteil seines Freundes: jovial, höflich, frauenfreundlich und durchweg emotional, außerdem glücklich verheiratet. Leider sind seine logischen Schlüsse von dementsprechend unzulänglicher Qualität. Das war zu erwarten und dürfte keinen überraschen. Sobald eine schöne Frau auftritt, ist er von ihr hingerissen.

Nebenfiguren

Die wichtigsten Nebenfiguren sind Philip Hardy, der „Klient“, und Inspektor Lestrade vom Scotland Yard. Während Hardy, sehr schön gesprochen von Jonas Minthe, den Aufhänger beiträgt, sorgt Lestrade für jede Menge Action: zuerst in Holmes‘ Wohnung, dann draußen in der Nähe des Cornsheaf Inn. Wenig zu sagen hat der Anarchist Giorgio Pozzi, der auf Holmes zielt: Er wird sofort geknebelt und macht sich – gespielt von Marc Gruppe – durch vernehmliches Knurren bemerkbar.

Auch der titelgebende Mann, der vorgibt, eine Landkarte zu lesen, äußert sich mit einem italienischen Akzent von schauderhafter Qualität. Sein Fluch „Vafanculo!“ (den ich lieber nicht übersetze) erklingt auch in dem Steven-Seagal-Spielfilm „Alarmstufe Rot“, was für seine Verbreitung spricht. Die charmante „junge Frau“ auf der Dover-Fähre wird von Reinhilt Schneider mit bezirzendem Charme gesprochen.

Geräusche

Eine große Vielfalt von Geräuschen verwöhnt das Ohr des Zuhörers. Der Eindruck einer real erlebten Szene entsteht in der Regel immer. Papierrascheln, klappernde Teetassen, gluckernder Tee, wohl auch ein Glas Whisky in der Baker Street, sowie zahlreiche Naturgeräusche wie etwa Kutschentrappeln und sehr viele realistische Zuggeräusche – all diese Samples setzt die Tonregie zur Genüge ein, um einer Szene eine Fülle von realistisch klingenden Geräuschen zu vermitteln.

Die Musik

Das Intro, eine Art flott-dezente Teemusik, bildet den heiter-beschwingten Auftakt des Hörspiels und deutet die häusliche Idylle von Baker Street 221B an. Von einem Score im klassischen Sinn kann keine Rede mehr sein. Hintergrundmusik dient nur dazu, eine düstere oder angespannte Stimmung zu erzeugen, und zwar nur dort, wo sie gebraucht wird. Hier steigert sich die Spannung sehr dezent von Szene zu Szene. An einer Stille werden tiefe Bässe eingesetzt. Wer wie ich eine Soundbar mit Subwoofer verwendet, hört die tiefen Bässe sofort, die Gefahr und Bedrohung signalisieren.

Das Booklet

Das Titelmotiv zeigt die Szene, in der Holmes und Watson miteinander sprechen. Der Mann mit der Pfeife dürfte wohl Holmes sein, denn Watson pflegt jedes Mal, wenn jemand ein Stück Tabak in Brand setzt, einen Hustenanfall zu erleiden: Er ist offenbar Nichtraucher.

Unterm Strich

Diese Folge der mittlerweile 56 Episoden der „geheimen“ Fälle des Meisterdetektivs weiß bestens zu unterhalten. Das Amüsement rührt aber nicht von Komik und Humor her, wie in Folge 54, sondern von wachsender Spannung, die in Action mündet. Der Anschlag des Anarchisten Pozzi und die Verwundung Hardys sind nur ein milder Vorgeschmack auf das, was danach kommt. Auf jeden Fall kann ich diese Episode Actionfreunden empfehlen.

Wer sich über die Aktivitäten der Anarchisten Ende des 19. Jahrhunderts (Stichwort „Bakunin“) kundig, der wird erkennen, wie ernst der damit verbundene historische Hintergrund ist. Die Warnungen, die Holmes an Hardy richtet, sind also absolut ernstzunehmen und in keinster Weise eine Übertreibung. Zwar ist der Code der Anarchisten ebenso lächerlich wie ihr schauderhafter italienischer Akzent, aber an Waffen mangelt es ihnen nicht.

Das Hörspiel

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen. Besonders spannend sind die Szenen im Zug, die Philip Hardy schildert, die Codeknacker-Szene und die finale Verfolgungsjagd.

Die Sprecherriege für diese neue Reihe ist höchst kompetent und renommiert zu nennen, handelt es sich doch um die deutschen Stimmen von Hollywoodstars wie John Malkovich (Tennstedt) und George Clooney (Bierstedt). Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für spannende Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars Clooney und Malkovich vermitteln das richtige Kino-Feeling.

CD: Länge: knapp 61 Minuten
ISBN 97837857-8531-7


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