Gwendolyn Morgan – Art of the Master. Erotischer Roman

S&M-Erotik: Die Kunst des dominanten Malers

Indem sie als Aktmodell posiert, verdient sich die englische Uni-Absolventin Janine ein bisschen Geld dazu. Im Kunstkurs lernt sie den erfolgreichen Maler Crispin James kennen, der sie einlädt, für ihn Modell zu stehen. Doch der dominante Mann, der sie erregt, führt einen sehr strengen Haushalt. Hier hat Janine unerwartete Konkurrenz von anderen attraktiven Frauen. Wenn sie Crispin erobern will, muss sie besonders einfallsreich sein…

Die Autorin

„Gwendolyn Morgan“ ist höchstwahrscheinlich ein Pseudonym des Hauses Silver Moon Books, das Erotik für Frauen veröffentlichte. Mehr Info: https://openlibrary.org/publishers/Silver_Moon_Books_Ltd,_Gainsborough (ohne Gewähr).

Handlung

Janine hat gerade ihr Kunststudium abgeschlossen und möchte Geld verdienen, bis sie einen Job als Kuratorin oder Galeristin gefunden hat. Durch ihre Bekannte Diana bietet sich ihr die Gelegenheit, als Aktmodell für eine Kunstklasse ein paar Pfund zu verdienen. Außerdem törnt es sie an, nackt zu posieren. In der Klasse lernt sie Crispin James kennen, der sie mit expliziten, phantasievollen Skizzen schockiert und reizt. Er ist bereits ein vollendeter und erfolgreicher Maler, natürlich sieht er mit seinem durchdringenden Blick erregend aus.

Crispin lädt sie ein, für ihn am kommenden Samstag Modell zu stehen. Als sie ihn besucht, findet sie heraus, dass er einen sehr strengen Haushalt führt, der auf bestimmte Zwecke abgestellt ist. Alle sein Malmotive sind höchst erotisch, denn gut bestückte Dämonen treiben es mit ebenso feschen Damen – und Herren. Janine findet heraus, dass es sie erregt, wenn sie gefesselt und von Crispin angetörnt wird. Dass sie beide von seiner Sklavin Elsie oder dem Lehrling Jamie gefilmt werden, stört sie erstmal nicht.

Aber von dem schleimigen Galeristen Peter Torrin erfährt sie Schockierendes über Crispin: Er sei verheiratet und seine Frau Eloise halte selbst Sklavinnen. Peter Torrin, der eine S&M-Skulptur ausstellt, hätte Janine gerne in seinen schmierigen Klauen, aber die listige Janine bietet sich ihm trotzdem nicht als Verkäuferin an. Es gibt sicher bessere Jobs. Sie liegt richtig, wie sich bald herausstellt.

Wenig später entdeckt sie in Crispins Haus weitere Geheimnisse. Im Keller ist ein echtes Dungeon eingerichtet, und eine als Katze ausstaffierte Sklavin namens Sabine führt sie dort hinunter, nicht ohne Hintergedanken, wie es Janine scheint. Sabine ist die Sklavin von Eloise, der Domina-haften Gattin Crispins. Es ist wie verhext: Eloise kommt immer dann ins Atelier hereingeplatzt, wenn Crispin seinem Modell Janine Erfüllung bringen könnte. Auf diese Weise wird Janine immer hungriger nach ihm. Später findet sie heraus, dass das Atelier mit versteckten Videokameras bestückt ist und Eloise aus dem Aufzeichnungsmaterial bereits Tausende von Filmen erstellt hat – die sich Janine nur zu gerne mit Elise und Jamie als Appetitanreger reinzieht, sobald ihre Herrschaften aus dem Haus sind…

Als sie erfährt, dass er einen Fetisch-Club besuchen will, bettelt sie, mitkommen zu dürfen. Als er ihr das erlaubt, ist sie überglücklich. Sie hätte aber nicht erwartet, dort auch Alex Kemp, den mit Crispin befreundeten S&M-Bildhauer, und vor allem den dicken Peter Torrin anzutreffen. Wie zu erwarten, dauert es nicht lange, bis sich „die Kröte“ an Janine heranmacht. Wird Janines Gebieter sie vor ihm beschützen – oder „ausleihen“…?

Mein Eindruck

Silver Moon ist ein englischer Verlag, der nur Bücher für dem S&M-Markt veröffentlicht. Der Erfolg, der seit Jahren anhält, gibt dem Verleger Recht. Und nach dem erheblichen Erfolg von „Fifty Shades of Grey“ – immerhin 30 Mio. verkaufte Lizenzen, vor allem als E-Books – ist auch der Beweis erbracht, dass nicht nur Männer an Sadomaso interessiert sind, sondern auch Frauen.

Die junge Janine hat geahnt, dass sie eine „Submissive“ ist, die einen „Dominant“ braucht, um Erfüllung zu finden. Diese Dom & Sub-Kombination ist die Grundlage für eine S&M-Beziehung und wird seit Jahrzehnten auch im Internet, wo auch „50 Shades“ entstand, in Fan-Fiction und anderer Literatur verarbeitet.

Im vorliegenden Roman setzen Janine und ihre wechselnden Doms – Crispin, Jamie und Alex – die Vorsichtsmaßnahmen, die in der S&M-Subkultur erarbeitet worden sind, konsequent um. Es fließt keinerlei Blut, selbst wenn mit spitzen Gegenständen hantiert wird. Und erstaunlicherweise wird die Submissive immer erst gefragt, bevor sie ihre Unterwerfung erklärt.

Natürlich darf sich Janine, die Heldin, in entsprechenden Fummel werfen, so etwa in enge Korsetts, in Body Stockings (offen im Schritt) und natürlich in seidener Abendrobe – mit nix drunter außer Strümpfen und einem Strumpfhalter. Dass sie auch an strategisch wichtigen Stellen rasiert ist, versteht sich von selbst. Und damit ist nicht ein eventueller Schnurrbart gemeint.

Der Plot selbst ist völlig trivial. Er schildert die Initiation der S&M-Novizin Janine und dient lediglich der üblichen Aneinanderreihung von Sexszenen, die den Leser, der zu solcher Literatur greift, unterhalten sollen. Ich kann durchaus sagen, dass hier der Leser voll auf seine Kosten kommt, und zwar auch die Leserin. Die Dominants sind nämlich ausnehmend maskuline Herrschaften, die durchaus eine submissive Dame zu schätzen und richtig zu behandeln wissen.

Die einzige Ausnahme ist Peter Torrin, der krötenhaften Galeriebesitzer, der so scharf auf unsere arme Janine ist. Hier liegt einer von zwei Konflikten, denen sich die Heldin gegenübersieht. Der andere Konflikt resultiert aus Eloise, Crispins Gattin, und ihrem Anspruch auf ihren Gatten, Janines ersten potentiellen Master. Es kommt der Tag, an dem Crispin seiner Submissive den Laufpass gibt und Janine ohne Master dasteht. Wird sie aufgeben und aus dem Fenster springen?

An dieser Stelle zeigt sich am besten, wie die Autorin – und um eine solche dürfte es sich höchstwahrscheinlich handeln – die psychologischen Aspekte der Beziehungen handhabt. Janine ist als typische Submissive so auf die Behandlung und Erfüllung durch einen Dominant eingestellt, dass sie auf eine große Leere verspürt, als Crispin sie fortschickt. Dessen Lehrling Jamie stellt zwar eine Übergangslösung dar, doch erstaunlicherweise ist Janine die Wahl überlassen, ob sie sein wird oder nicht. Sie sucht noch den „Richtigen“.

Das klingt zwar unglaublich kitschig, aber so sind Emotionen nun mal. Viele Menschen suchen den richtigen Partner, warum sonst hätten die Partnerbörsen im Internet solchen Zulauf (und Umsatz)? Ich werde hier nicht verraten, wer Mr. Right für unsere Heldin ist, aber die Auswahl ist weiß Gott nicht groß. Mit ihm wird sie die Entdeckungsreise in das Universum der eigenen Lust fortsetzen. Deshalb ist eine Fortsetzung durchaus nicht ausgeschlossen.

Unterm Strich

Ich habe den Roman in wenigen Wochen gelesen, denn er ist anregend und in einem relativ einfachen British English geschrieben, das kaum Schwierigkeiten bietet. Die „Stellen“, die ein Leser von S&M-Literatur sucht, reihen sich in schöner Regelmäßigkeit aneinander, mal mit Party-Glamour, mal mit Kunst-Szenen – Kunst ist ja angeblich das Milieu, in dem Janine ihre Erfahrungen macht. Allerdings wird vom Leser keinerlei Kunstverstand verlangt, es sei denn um zu kapieren, dass gewisse künstlerische Darstellungen ganz schön antörnen können.

Um den Roman richtig spannend machen zu können, fehlen rasche Szenenwechsel, mehrere parallele Akteure und vor allem Ironie, Tragik und Drama. In dieser Hinsicht kann ich die Trilogie „The Girlspell“ empfehlen.

Silver Moon, Newark, UK;
Taschenbuch: 224 Seiten
Originaltitel: Art of the Master
ISBN-13: 9781908593719

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