Dashiell Hammett – Der Malteser Falke. Ein Sam-Spade-Krimi

Der Privatdetektiv des Teufels

San Francisco 1929. Privatdetektiv Sam Spade soll eine wertvolle Statuette namens Malteser Falke suchen. Er tappt in ein Wespennest, in dem nichts ist, wie es scheint. Erst wird sein Partner ermordet, dann der Mann, den sein Partner beschatten sollte. Die Polizei zählt zwei und zwei zusammen und kreuzt bei Spade auf, um ihn in die Mangel zu nehmen – wegen Doppelmords. Da geraten sie aber an den Falschen.

Der Autor

Dashiell Hammett gehört zusammen mit Raymond Chandler zu den geistigen Vätern des »Hardboiled«, des realistischen, härteren Krimis amerikanischer Art. Im Gegensatz zu den klassischen Krimis des Golden Age (Arthur Conan Dolye / Sherlock Holmes, Agatha Christie / Miss Marple / Hercule Poirot, etc.) sind in Hammetts Krimis sowohl die Gesellschaft als auch seine Protagonisten verroht. Habgier, Betrug und Gewalt bestimmen das Leben, seine toughen Detektive ermitteln ohne Moral, aber mit Prinzipien. Wie seine »Helden« ist auch der Autor vom Leben hart getroffen.

1894 wurde Dashiell Hammett als Sohn eines Politikers und Farmers und einer gelernten Krankenschwester geboren. Sie zogen nach seiner Geburt von St. Mary’s County, Maryland nach Philadelphia und Baltimore. Bereits mit 14 Jahren verließ er die Schule, um seine Familie zu unterstützen. Hammett übte die verschiedensten Berufe aus, war Zeitungsjunge, Kurier, Leiter einer Werbeabteilung, bis er schließlich bei der Detektei Pinkerton in Baltimore anfing.

Während des Ersten Weltkriegs erkrankte Hammett an der Spanischen Grippe, was zu einer schweren Tuberkulose führte, an der Hammett sein ganzes Leben leiden sollte. Nach dem Krieg fing er wieder bei Pinkerton an. Doch das Gehalt war gering, er schrieb Anzeigentexte für ein Juweliergeschäft in San Francisco. Zu dieser Zeit erblickt „Continental Op“ das Licht der literarischen Bühne, Dashiell Hammetts erste kriminalistische Schöpfung und gleichzeitig der erste wirklich glaubhafte Detektiv in der amerikanischen Literatur. Über ihn schrieb Hammett insgesamt 30 Geschichten.

Auch Hollywood wurde aufmerksam auf den Schriftsteller: Sam Spade, eine weitere Figur Hammetts, wurde später mit dem legendären Humphrey Bogart als dessen Darsteller in „Der Malteser Falke“ verfilmt.

In den 30ern wurde Hammett politisch aktiv, engagierte sich in der Kommunistischen Partei. Während des Zweiten Weltkriegs diente Hammet drei Jahre in der US Army, war mitverantwortlich für ein Truppenblatt. 1948 wurde er Vorsitzender des Civil Rights Congress.

1951 sollte sich seine politische Gesinnung und Aktivität als folgenschweres Verhängnis erweisen. Schon verfolgt vom Ausschuss für »unamerikanische Aktivitäten« im Rahmen von Senator McCarthys Anti-Kommunismus-Feldzug, wanderte er für fünf Monate ins Gefängnis, wurde jeglicher Publikationsmöglichkeiten beraubt.

Den Rest seines Lebens verbrachte der schwerkranke Hammett in New York, lehrte »Creative Writing« an der School of Social Science von 1946 bis 1956. Seine treue Weggefährtin Lilian Hellman pflegte den Autor ohne Berührungsängste vor dessen Tuberkulose ab 1956. Dashiell Hammett starb am 10. Januar 1961 völlig verarmt an Lungenkrebs. (aus „krimi-couch.de“) In dem Erzählband „Fliegenpapier“ liefert Hellman eine anschauliche Skizze vom Leben des Schriftstellers und seiner Ehe mit Hellman.

Kriminalromane von Dashiell Hammett:

1) Bluternte / Rote Ernte (Red Harvest, 1929)
2) Der Fluch des Hauses Dain (The Dain Curse, 1929)
3) Der Malteser Falke (The Maltese falcon, 1930)
4) Der gläserne Schlüssel (The Glass Key, 1931)
5) Der dünne Mann (The thin man, 1934)

Handlung

Es fängt ganz harmlos an. Eine sehr attraktive Rothaarige, die sich Miss Wonderly nennt, bittet den San Franciscoer Privatdetektiv Sam Spade, einen brutalen Mann namens Floyd Thursby zu beschatten. Denn dieser habe angeblich ihre Schwester Corinne verführt und gezwungen, mit ihm nach Frisco zu kommen. Doch Spades Partner Milton Archer verguckt sich in die Klientin, teilt sich die 200 Dollar Honorar und beschattet Thursby selbst.

In der folgenden Nacht holt Polizeisergeant Tom Polhaus Sam Spade aus dem Bett: Milton wurde tot in einer Sackgasse gefunden. Erschossen, ja, geradezu durchlöchert. Spade fragt sich, wie er das bloß Iva Archer beibringen soll, die mehr als ein Auge auf ihn selbst geworfen hat und eifersüchtig über ihn wacht. Also schickt er seine eifrige Sekretärin Effie Perine zu Iva, die sich mitunter liebevoll um Sam kümmert – aber nicht zu sehr.

Als Sgt. Tom Polhaus verlegen mit Leutnant Dundy bei Spade aufkreuzt, ahnt der Detektiv bereits, dass diese Jungs keine Weihnachtsgrüße überbringen wollen: Sie verdächtigen ihn des Mordes an seinem Partner und – man höre und staune – auch an Floyd Thursby, den Milton beschatten wollte. Wie üblich lässt Spade nicht mit sich Schlitten fahren und schickt die beiden Pappnasen zurück zum Spielen, ohne ein Sterbenswörtchen über seine Klientin zu verraten. Rein aus Vorsicht schaut er bei seinem Anwalt Sid Wise vorbei. Man kann ja nie wissen, was sich die Bullen als Nächstes einfallen lassen.

Nun ist ihm jedoch „Miss Wonderly“ eine Erklärung schuldig, die inzwischen unter dem Namen „Leblanc“ logiert. Sie bekennt, dass sie in Wahrheit Brigid O’Shaughnessy heiße. Spade will wissen, was sie und der verblichene Thursby überhaupt in der Stadt zu suchen haben. Sie druckst herum und tischt ihm eine weitere Geschichte auf, die er sofort durchschaut. Sie hat offenbar Angst. Aber vor wem?

Dafür kreuzt nun aber ein Schwuler bei ihm auf, der sich Joel Cairo nennt und mit Edelsteinen und Preziosen geradezu übersät ist. Er bietet Spade ohne mit der Wimper zu zucken 5000 Dollar cash auf die Kralle an, sollte er ihm helfen herauszufinden, was Miss O’Shaughnessy über den Verbleib einer gewissen Statuette weiß, die einen schwarzen Falken darstellt. Spade lässt sich nicht anmerken, dass die gestiegenen Preise ihn aufhorchen lassen oder dass er den parfümierten Homosexuellen nicht mag. Als er aber die Kooperation verweigert, hält ihm Cairo auf einmal eine Pistole unter die Nase. Da gerät er aber an den Falschen …

Mein Eindruck

Sam Spade ist von Anfang an als Unsympath par excellence gezeichnet: Sein Gesicht besteht aus lauter Vs, die sich zum teuflischen Grinsen eines Satans verziehen können, falls sich Sam mal dazu hinreißen lässt. Seine Hautfarbe changiert zwischen grau und gelb, und gelb wird er stets dann, wenn er richtig wütend ist. Er hat unappetitliche Angewohnheiten, aber für seine guten Bekannten – „Freund“ nennt er keinen – und die Frauen hat er stets ein Lächeln und ein freundliches, vielleicht auch mal ein schmeichlerisches Wort übrig.

|McGuffin|

Er lässt sich nichts vormachen, es sei denn, er will diesen Anschein erwecken, um seine Gegner zu täuschen. Und seine Gegner sind diesmal eine internationale Diebesbande, die die aus Paris und Konstantinopel via Hongkong nach San Francisco gereist sind. Sie sind einander keineswegs einander grün, doch eines wollen sie alle: den Malteser Falken. Die Statuette, die inzwischen schwarz lackiert ist, soll einmal im Mittelalter das Geschenk des Malteser bzw. Johanniter-Ordens an den Papst gewesen sein, aus purem Gold und über und über mit Juwelen bedeckt. Bei einem Wert von geschätzten zwei Millionen Dollar (anno 1929) kann da mancher Dieb schon übermütig werden, um in ihren Besitz zu gelangen.

|Diebe|

Doch auf welcher Seite steht Brigid O’Shaughnessy wirklich, fragt sich Sam. Gehört sie zu den Dieben, die sie offensichtlich kennt? Als da wären Joel Cairo, der so weibisch hoch spricht, oder ist es sein Partner, der fette Mr. Gutman, der alle Fäden zu ziehen scheint? Und da ist da noch Wilmer, der junge nervöse Mann mit den zwei Revolvern, die er nur zu gerne in Sams Bauch entladen würden. Doch Sam sagt, er habe jetzt den Falken, und tot würde er ihnen dessen Verwahrungsort garantiert nicht preisgeben können.

|Sündenbock|

Doch drei Leichen sind definitiv viel zu viele, als dass man sie unter den Teppich kehren würde, entscheidet Sam und stellt die drei männlichen Diebe vor die Wahl: Die Polizei brauche einen Sündenbock, damit sie die anderen und natürlich ihn selbst, Spade, in Ruhe lassen würden. Wer soll der Sündenbock sein? Wieder mal zeigt sich, dass Verbrecher zwar eine Tyrannei errichten, aber niemals untereinander einig sein könnten. Das Los fällt auf den jungen Wilmer, dem dieses Urteil überhaupt nicht schmeckt …

|Showdown|

Dies ist nur ein kleiner Teil des phänomenalen Showdowns unseres irregulären Helden mit den Dieben des Falken. Mehrfach steht Spade kurz davor, über den Haufen geschossen zu werden, doch knallhart bietet er den anderen die Stirn. Schließlich nehmen sie den blöden Vogel und ihr Geld und ziehen ab. Doch er wird noch mal von ihnen hören. Zwei der Morde sind nun aufgeklärt, doch wer erschoss Spades Partner, Milton Archer? Auch diese offene Rechnung muss noch beglichen werden, findet Sam. Und wer könnte ihm dazu besser Auskunft geben als der hübsche Mörder selbst, der jetzt genau neben ihm steht?

|Dingsymbol|

Der Falke selbst ist nach Meinung des Literaturprofessors Steven Marcus ein Dingsymbol. Die Statuette verkörpert die Geschichte des Kapitalismus selbst. Zuerst ist sie Raubgut, dann Handelsgut, schließlich, schwarz lackiert und unauffällig, erkennt sie keiner mehr als, was sie darstellt. Schließlich wird erneut geraubt – und als falscher Fuffziger entlarvt. Diese Entwicklungsphasen, so Steven Marcus, entsprechen den Phasen des Kapitalismus bis hin zu seiner Schwundstufe, dem Betrug durch rein imaginären, zugeschriebenen Wert, wie ihn etwa Aktien und Anteile darstellen (was man heutzutage ja bestens beobachten kann).

|Gut und böse|

Spade weiß, dass er sich in einer Welt ohne jede moralischen Werte bewegt. Es ist Prohibitionszeit, und das Prohibitionsgesetz selbst stiftet ja die Bürger dazu an, es zu brechen: Es verbietet Herstellung, Handel, Ausschank und Transport, aber nicht den öffentlichen Genuss oder Besitz von Alkohol. (In „Der dünne Mann“ wird daher völlig legal rund um die Uhr gebechert und gesoffen, entweder in Flüsterkneipen oder auf Hotelzimmern, die als solche fungieren.)

Spade begegnet Betrügern, Mördern, Lügnern, Dieben auf Schritt und Tritt, sogar die Polizei weist solche Leute auf. Wem kann er noch trauen? Soll er sich auf die moralische Spürnase seiner Sekretärin Effie Perine verlassen? Die schwört Stein und Bein, dass Brigid O’Shaugnessy kein Wässerchen trüben könne. Na, Brigid mag ja ein Ass im Bett sein und sogar kochen können, aber so kann möchte ihr Sam nicht über den Weg trauen. Für den Leser kommt es als plötzlicher Schock, die Wahrheit über die rotlockige Schönheit zu erfahren.

Die Verfilmung

„Der Malteser Falke“ war ein derart durchschlagender Erfolg für den Autor, dass er binnen zehn Jahren gleich dreimal verfilmt wurde. John Hustons Verfilmung (1941) mit Humphrey Bogart als Sam Spade ist die bekannteste, doch sie weist, wie Steven Marcus kritisiert, einen üblen Schönheitsfehler auf. Obwohl das Skript die brillanten Dialoge häufig fast eins zu eins übernimmt, fehlt doch die Parabel über den Bigamisten Mr. Flitcraft völlig. Spade erzählt sie Brigid mit ungewohnter Intensität und Beharrlichkeit, obwohl die Geschichte nichts auszusagen scheint – sie versteht sie einfach nicht.

Mr Flitcraft verlässt seine Familie eines Tages ohne jede Vorwarnung. Alle Nachforschungen führen zu nichts. Jahre später meldet seine verlassene Frau, sie habe ihn wiedergesehen, doch er nennt sich nun Charles Pierce und hat wieder eine Familie. Detektiv Sam Spade stellt ihn zur Rede, was das soll. Flitcraft rechtfertigt sich: Eines Tages wäre er auf der Straße fast von einem Steinbrocken oder Balken erschlagen worden. Das habe er erkannt, dass das Leben nur aus Zufällen bestehe. Doch nach Jahren des Umherziehens habe er wieder eine Familie gegründet, obwohl dies im Widerspruch zu jener Erkenntnis gestanden habe: Vernunft und Ordnung gegen das Chaos und den Zufall. Es erschien ihm irgendwie notwendig.

Der fabelhafte Mr. Flitcraft ist genau die Art von Mensch, die Sam Spade als „Armleuchter“ bezeichnen würde. Das wahre Leben sieht anders aus, wie sein eigener Fall gerade belegt. Doch was tut der Mensch am liebsten? Er erfindet seine eigene Fiktion, um seinem Leben einen Sinn zu verleihen. Auch die Diebe des Malteser Falken haben ihre Existenz auf eine Fiktion gebaut: die vom schnellen Reichtum durch eine – gefälschte – Preziose.

Dekonstruktion

Doch in welcher Rolle sieht sich dann Spade selbst, fragt sich der Leser. Der Detektiv ist es gewohnt, alle möglichen Fiktionen aufgetischt zu bekommen und liebt es deshalb, die Dinge durcheinanderzubringen. Schon reagieren alle Betroffenen wie vor den Kopf gestoßen und beginnen, Fehler zu machen, die sie verraten. Spades Rolle ist die eines Entlarvers von Lügen, eines Dekonstrukteurs von Fiktionen. Ironischerweise muss er seinen Hals retten, indem er selbst Fiktionen bastelt, und zwar aus dem Stegreif, so etwa die Sache mit dem Sündenbock. Auf diese Weise sagt „Der Malteser Falke“ viel über Hammetts eigene Weltsicht aus – und über seine Rolle als Erfinder von Fiktionen.

Die Übersetzung

Die Übersetzung durch Peter Naujack schafft es, die verschiedenen Ausdrucksweisen wiederzugeben. Während Sam Spade durchschnittliche Umgangssprache spricht, drückt sich Mr. Gutman sehr gewählt und anbiedernd aus. Er sagt ständig „Mein Freund“, „Mein Bester“ und sogar „Mein Lieber“. Das perlt an Spade natürlich völlig ab. Gutmans Killerhündchen Wilmer bekommt hingegen keine drei Worte zusammen, und was er an Flüchen parat hat, wird auch im Original nicht wiedergegeben.

Die unvermeidlichen Druckfehler sind häufig fehlende Buchstaben („O’Shaughess“, S. 160), aber auch entstellte Buchstaben wie etwa „Armel“ statt „Ärmel“ (S.105) und „boch“ statt „hoch“ (S. 209), was doch recht sonderbar wirkt – so als hätte es bei der elektronischen Texterfassung ein Problem gegeben. Dass Endungen den falschen Kasus haben, kennt man ja schon zur Genüge.

Dass der Übersetzer aus Norddeutschland kommt, schlägt sich in Dialektausdrücken wie „vertüdert“ (S. 161) nieder, die man in Süddeutschland noch nie gehört oder gelesen hat. Dort sagt man stattdessen „verheddert“.

Ansonsten aber ist diese Übersetzung erste Sahne. Aber sie gehört doch inzwischen, nach über 50 Jahren längst mal wieder aufpoliert und aktualisiert.

Unterm Strich

„Wenn sie dich hängen, mein Engel, werde ich dich nie vergessen“, sagt Sam Spade zu seiner Freundin, und das ist wirklich nett von ihm gemeint (S. 213). Andererseits klingt das Kompliment aus seinem Munde nicht hundertprozentig aufrichtig. „Unvergessliche“ Frauen hat er nämlich an jedem Arm mindestens zwei. Und die meistens gehen ihm entweder auf die Nerven, ans Leder oder auf den Leim. Dieser durchtriebene Teufel ist ein richtiger Charmeur, was die holde Weiblichkeit angeht.

Doch für Diebe und andere charakterlose gesellen hat er keinerlei Mitleid übrig. Genial ist seine Forderung, unter ihnen einen Sündenbock auszuwählen. Das führt nicht nur zu Zwist und Streit, sondern auch später zu einem weiteren Opfer, sozusagen Nr. 4 unter „ferner liefen“. Solche Wendungen hält der Roman andauernd bereit, und das ist eines seiner besten Merkmale: Er überrascht einen immer wieder. Wie muss dieser amoralische, nicht urteilende, mitleidlose Blick auf die US-Gesellschaft erst 1930 eingeschlagen sein! Hier gibt es keine Scheuklappen mehr, und der Leser ist gut beraten, Abgründiges zu erwarten.

Voller Spannung, zunehmender Verwunderung und sogar Verblüffung verfolgte ich beim Lesen das atemlos geschilderte Geschehen. Es wird in erster Linie durch die lakonischen Dialoge transportiert. Deshalb muss man sich nicht nur die Namen der Sprecher merken, sondern auch die Einzelteile der Hintergrundhandlung zusammensetzen, die sie scheibchenweise enthüllen. Erst ganz am Schluss wird die gesamte Geschichte des schwarzen Falken offenbar – sozusagen als nachträglicher Gedanke, um die losen Enden zusammenzuknüpfen – und es ist eine regelrechte Odyssee.

Wenigstens tat es gut herauszufinden, dass dieses Dingsymbol für den Kapitalismus keineswegs ein McGuffin ohne Funktion ist, sondern ein reguläres Diebesgut, das einen potenziellen Wert von zwei Mio. Dollar aufweist. Keine „peanuts“ also. Nur blöd, dass dafür vier Leute draufgehen müssen und der fünfte im Knast oder am Galgen endet.

Dass der Autor sich einige Tricks erlaubt, ist unübersehbar. Wer würde sich schon erlauben, einen angeschossenen Mann mit dem sehnlichst gesuchten Objekt in das Büro des ermittelnden Detektivs wanken zu lassen, wo er dann das Zeitliche segnet? Das ist nicht nur hochdramatisch, sondern widerspricht allen Regeln der Plausibilität. Umso besser, denn genau diese Knalleffekte wollen wir lesen.

Tipp

Wer sich mit dem Anfang des Krimi-Genres beschäftigt, kommt um Hammett nicht herum. Und dabei verhilft „Der Malteser Falke“ zum denkbar besten Einstieg. Die Romane „Der dünne Mann“ und „Der gläserne Schlüssel“ erreichen nicht annähernd dessen dramatische Qualität – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass dort Sam Spade, der Privatdetektiv des Teufels, nicht auftritt.

Die SZ-Ausgabe von 2006 , auf die ich mich hinsichtlich der obigen Seitenangaben beziehe, bietet gegenüber der Diogenes-Ausgabe noch einige Hintergrundinformationen zum Autor und seinem Buch an. Das Titelfoto zeigt Humphrey Bogart 1941 in seiner ersten legendären Rolle als Sam Spade, bevor er als Philip Marlowe unsterblich wurde. Aber Bogart ist mit Hammets Spade kaum zu vergleichen – der ist nämlich viel böser.

Taschenbuch 235 Seiten
Originaltitel: The Maltese Falcon (1930)
Diogenes (1974), Zürich
Aus dem US-Englischen von Peter Naujack
ISBN 3-257-20131-1.

und

Süddeutsche Zeitung Kriminalbibliothek (2006), München,
Hardcover: 220 Seiten
Aus dem US-Englischen von Peter Naujack
ISBN-13: 978-3866152250

https://www.amazon.de/S%C3%BCddeutsche-Zeitung-Kriminalbibliothek/dp/3866152760

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

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