Harriet Tyce – Lügen können töten

Inhalt

Sadie ist kürzlich in das alte, efeubewachsene Haus ihrer verstorbenen Mutter in London gezogen. Ihre Tochter soll in der Stadt eine exklusive Schule besuchen. Diese Eliteeinrichtung ist extrem begehrt, unter den Schülern – und deren Eltern – herrscht Konkurrenz. Während Sadie versucht, ihrer Tochter die Eingewöhnung möglichst leicht zu machen, will sie gleichzeitig ihre Stelle als Anwältin in ihrer alten Kanzlei zurückbekommen. Tatsächlich hat sie die Möglichkeit, den Angeklagten in einem skandalösen, lügendurchzogenen Fall zu vertreten. Sie setzt sich für ihren Mandanten ein – fast schon zu sehr – und läuft Gefahr, ihre professionelle Distanz zu verlieren. Und auch in ihrem Privatleben durchschaut Sadie kaum noch, was Lüge und was Wahrheit ist. Doch diese Erkenntnis kommt zu spät … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Sadie hat wirklich eine Pechsträhne: nach einem fürchterlichen Streit mit ihrem Ehemann sieht sie sich gezwungen in ihrem verhasstem Elternhaus zu wohnen. Ihre verstorbene Mutter war ausgesprochen streng, und sie verfügte in ihrem Testament, dass die beiden nur solange in dem Haus wohnen dürfen, wie ihre Enkelin die Versetzungsprüfungen an einer elitären Privatschule besteht. Dort angenommen erleben Mutter und Tochter allerdings vom ersten Tag an Ablehnung, Ausgrenzung sowie Gehässigkeiten. Doch dann kommt etwas aus Sadies Vergangenheit ans Licht, und das Blatt wendet sich…

Was ist hier los? Warum war Sadies Ehemann wegen einer Meinungsverschiedenheit so fuchsteufelswild? Und was führte bei den abweisenden Müttern zum Sinneswandel?

Wenigstens läuft es beruflich gut für Sadie; nach winzigen Anlaufschwierigkeiten bekommt sie einen Job als Junioranwältin und der Freispruch ihres ersten Mandanten scheint so gut wie sicher.

Dann taucht Sadies Mann unerwartet auf und benimmt sich äußerst seltsam. Außerdem hadert Sadie mit der Aufnahme in den Club der einflussreichen Mütter, denn dort geht es oberflächlich, blasiert sowie scheinheilig zu. Die vermeintlich solidarische Müttergemeinschaft besteht in Grunde aus knallharten Einzelkämpferinnen. Jede ist verbissen darum bemüht ihre Tochter zur Klassenbesten zu machen, um sich das begehrte Stipendium und die damit einhergehende Anerkennung zu sichern. Sadie ist hin und her gerissen; soll sie ihrer Tochter zuliebe gute Miene zum bösen Spiel machen, oder ihren Werten treu bleiben? Zu allem Überfluss tun sich in ihrem beruflichen Umfeld überraschende Abgründe auf, ihr Ehemann lässt eine Bombe platzen und der schwelende Konkurrenzkampf zwischen den Eiskunstlaufmüttern bzw. deren Töchtern geht schließlich in Flammen auf…

Sadie ist sehr sympathisch und interessant; ihre emotionale Achterbahnfahrt wird ergreifend sowie fesselnd beschrieben. Nach über zehn Jahren zurück in ihrem Elternhaus wird sie von vergifteten Kindheitserinnerungen geplagt – gleichzeitig versucht sie aus dem alten neuen Heim ein Zuhause für ihre Tochter zu machen. Sie will beruflich durchstarten – hat aber Bedenken angesichts der Wertevorstellungen, die in der Kanzlei vorherrschen.

Die Handlung ist facettenreich, rätselhaft und spannend. Sadie muss nach und erkennen, dass sie – in jedem Lebensbereich – in ein Netz aus Lügen und Intrigen geraten ist. Die verschiedenen Handlungsstränge werden raffiniert miteinander verwoben, sodass zum Ende hin alle Konflikte aufeinanderprallen. Es gibt viele Wendungen sowie eine bittersüße Überraschung ganz zum Schluss…

Die Autorin

Harriet Tyce wuchs in Edinburgh auf und studierte in Oxford Anglistik, ehe sie an der City University ein Studium zur Juristin absolvierte. Fast zehn Jahre lang praktizierte sie als Prozessanwältin in London. Im Augenblick promoviert sie an der University of East Anglia in Creative Writing. Sie lebt im Norden Londons. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Lügen können töten“ ist ein süchtig machender Thriller, der mich durchweg gepackt hat. Die Autorin reflektiert die Lebensentwürfe von Frauen plastisch sowie differenziert, und baut auch aktuelle Stimmungen in der Gesellschaft effektvoll ein.

Nichts ist wie es scheint – die Fassaden der Nebenfiguren bröckeln im Verlauf der Handlung zunehmend, und was übrig bleibt sorgt für Entsetzen. Ein, zwei Wendungen finde ich nicht hundertprozentig überzeugend, außerdem sind hier und da kleine Auflösungen meiner Meinung nach etwas zu einfach – mein Lesevergnügen wurde dadurch aber nicht getrübt.

E-Book: 448 Seiten
Originaltitel: Lies You Told
Aus dem Englischen von Kerstin Winter
ISBN-13: 978-3-453-44089-0

www.penguinrandomhouse.de

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