Haruki Murakami – Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki



Worum gehts?

Tsukuru Tazaki, ein 36-jähriger, wie er selbst von sich behauptet, farbloser Mann ohne Gesicht, blickt auf sein unerfülltes Leben zurück. Nach seinem Schulabschluss war er Teil einer fünfköpfigen Clique, die jeden Tag gemeinsam miteinander verbracht haben. Doch plötzlich, ohne jede Vorwarnung, kehren seine besten Freunde ihm den Rücken und verlangen von ihm, dass er sich nicht wieder bei ihnen melden soll. Völlig verstört, jedoch mit viel Akzeptanz kommt er dieser Bitte schweren Herzens nach.

Lange Zeit denkt er nur an den Tod und wünscht sich diesen sehnlichst herbei. Er nimmt keine anständigen Mahlzeiten mehr zu sich und interessiert sich, wenn überhaupt, nur noch für Züge und Bahnhöfe. Als er jedoch zwanzig Jahre nach dem traurigen Ereignis auf die attraktive Sara trifft, schlägt diese ihm vor, sich seinem früheren Leben zu stellen und zurück in seine Vergangenheit zu reisen. Nachdem er sich das Ganze kurz durch den Kopf hat gehen lassen, beschließt er, den nicht ganz leichten Weg zu gehen – für sich, für Sara, und vielleicht für eine gemeinsame Zukunft mit ihr.

Inhalt

Tsukuru Tazaki scheint mit sich und seiner Umwelt nicht im Einklang zu sein. Er selbst und auch sein Leben sind geprägt von Selbstzweifeln. Er bezeichnet sich als einen Mann Mitte dreißig, ohne besondere Talente und Merkmale. Es ist nicht so, dass er sich für einen besonders guten oder schlechten Menschen hält, viel mehr empfindet er sein Dasein als unscheinbar. Hauptauslöser dieses entgleisten Lebens ist eine einschneidende Erfahrung, die er mit Anfang zwanzig gemacht hat.

Gemeinsam mit seinen vier besten Freunden Kei, Yoshio, Yuzuki und Eri verbrachte er seine komplette Freizeit. Zwischen ihnen herrschte eine ganz besondere Stimmung und die Chemie stimmte einfach. Nachdem sie alle ihren Schulabschluss in der Tasche hatten, war Tsukuru der einzige, der Nagoya, ihren Heimatort verließ, um in Tokio zu studieren. Wann immer er jedoch Semesterferien hatte, zog es ihn zurück zu seinen Freunden. Diese „Fernbeziehung“ ging über mehrere Monate gut, doch nach ca. einem Jahr, als er wieder in Nagoya war, um seine Freunde zu sehen, traf er niemanden an. Nach mehrfach gescheiterten Anrufen und ein paar Tage später, erhielt er einen Rückruf von einem seiner Freunde, der ihn darum bat, sich nicht mehr, bei keinem von ihnen, zu melden. Auch nach langem Kopfzerbrechen kann Tsukuru sich nicht ausmalen, warum seine Freunde ihm gegenüber plötzlich so reagieren.

Sechzehn Jahre später, als er auf Sara trifft, fühlt er sich zum ersten Mal in seinem Leben zu einer Frau hingezogen. Die beiden treffen sich hin und wieder und landen schließlich nach ihrem dritten Treffen im Bett. Doch Sara wird das Gefühl nicht los, das etwas zwischen ihnen steht und setzt im die Pistole auf die Brust. Wenn er sich nicht seiner Vergangenheit stellt und mit seinen Freunden reinen Tisch macht, kommt eine gemeinsame Zukunft für sie mit ihm nicht in Frage. Schließlich macht Tsukuru sich mit ihrer Hilfe auf die lange Reise in sein früheres Leben.


Mein Eindruck

Dieses Buch habe ich voller Vorfreude erwartet, da bereits im Vorfeld der Hype in den Medien doch gewaltig war. Als sich es dann endlich in meinen Händen hielt, war ich zunächst einmal geflasht von der tollen Aufmachung was den Umschlag des Buchs angeht und hab mich sofort aufs Sofa gesetzt, um in die Geschichte einzutauchen.

Es ist ja bei vielen Büchern so, dass man sich erst einmal ein bisschen „einlesen“ muss, um die Geschichte gut zu finden. So habe ich es auch in diesem Fall empfunden. Dennoch bin ich bis zum Schluss leider nicht wirklich auf meine Kosten gekommen. Zwar schafft der Autor es, seine Leser durch seinen eigenen Schreibstil in einen gewissen Lesefluss zu bringen, doch heißt das noch lange nicht, dass er seine Leser dadurch auch gleichzeitig für die Geschichte begeistern kann. Es ist nicht so, dass mich das Buch durchweg gelangweilt hat, dennoch habe ich die ganze Zeit auf den „Aha-Effekt“ gewartet und ab dem letzten Drittel kamen mir dann so langsam aber sicher auch Zweifel, ob sich dieser Zustand überhaupt noch einstellen wird. Leider nein!

Meiner Meinung nach endet dieses Buch sehr abrupt ohne sauberen Abschluss und ohne alle offenen Fragen zu beantworten. Außerdem frage ich mich, welche Message der Autor mir bzw. seinen anderen Leser mit diesem Buch rüberbringen möchte. Für einen „einfachen“ Roman ist dieser zu schwermütig und für einen Krimi fehlt die Spannung und das Opfer. Wahrscheinlich würde dieses Buch sich noch am besten mit „psychologische Belletristik“ beschreiben lassen. Wobei es schier unvorstellbar ist, dass jemand mit sich selbst so im unreinen sein kann wie Tsukuru und der Autor reitet mehr als nur ein paar Mal auf den Selbstzweifeln des Protagonisten herum, so dass es irgendwann auch keinen Spaß mehr macht, diese Passagen zu lesen.

Fazit

Ich verstehe nicht, warum so ein Wirbel um dieses Buch gemacht wird. Leider ist es ja so, dass dann im Vorfeld die Erwartungshaltung an ein Buch besonders hoch ist. Leider wurde diese in meinem Fall noch nicht mal annähernd erfüllt. Obwohl es mein erstes Buch dieses Autors war, muss ich leider sagen, dass mir dadurch auch die Lust auf weitere Werke des gefeierten Meisters vergangen ist. Für mich ist dieses Buch mehr ein Hingeplänkel als eine interessante Geschichte. Diese Tatsache finde ich besonders schade, da man meiner Meinung nach einfach mehr hätte draus machen können, da der Grundansatz und die Gegebenheiten recht interessant sind.


Über den Autor

Haruki Murakami, 1949 in Kyoto geboren, lebte über längere Zeit in den USA und in Europa und ist der gefeierte und mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Werk erscheint in deutscher Übersetzung im Dumont Buchverlag. (Verlagsinfo)

Gebundene Ausgabe: 350 Seiten
Originaltitel: Shikisaki wo motanai Tazaki Tsukuru to kare no junrei no toshi
Ins Deutsche übersetzt von Ursula Gräfe
ISBN-13: 978-3832197483

www.dumont-buchverlag.de

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