Heidi Rehn – Die Liebe der Baumeisterin

Worum gehts?

Dora ist eines von drei Kindern der Familie Selege. Ihre Mutter starb schon vor vielen Jahren, so dass ihr Vater Wenzel sprichwörtlich der Mann im Haus ist. Beruflich ist er ein eher untalentierter Baumeister. Auch Dora interessiert sich sehr für die Baukunst, ganz zum Widerwillen ihres Vaters, der seine Tochter wohl lieber in einem „Frauenberuf“ sieht und sie somit zum Bierbrauen drängt.

Mehr oder weniger aus Geldnot verheiratet Wenzel Dora mit dem 30 Jahre älteren Kammerrat Urban Stöckel. Anders als anfangs erwartet, verleben Dora und Urban eine glückliche Ehe, zumal Urban sie auch in ihrem Vorhaben, Baumeisterin zu werden, unterstützt und sie sogar damit beauftragt, dass künftige Haus der beiden zu planen. An ihre Seite stellt er ihr Veit Singenknecht, ein ebenfalls erfolgreicher Baumeister. Doch es währt nicht lange, bis sich ein schlimmer Unfall ereignet und kurz darauf ein schrecklicher Verdacht Dora beschleicht.

Inhalt

Königsberg im 16. Jahrhundert. Dora lebt gemeinsam mit ihrem Vater Wenzel und ihren beiden Brüdern Jörg und Lienhard in einem preußischen Städtchen. Ihr Vater Wenzel ist ein Baumeister, dem jedoch bisher der große Erfolg verwehrt blieb. Als Nachfolger der Familie sieht er seinen ältesten Sohn Jörg. Diesem jedoch fehlen jegliche Ambitionen für diesen Beruf, stattdessen zeigt er deutliche Fähigkeiten was das Bierbrauen angeht. Auch Dora, die nach Wünschen seines Vaters eher dem Bierbrauen zugesandt ist, teilt diesen Wunsch nicht, denn sie versteht sich eher als zukünftige Baumeisterin. Mehr als einmal versucht Wenzel daher seine Kinder in die „richtigen“ Raster zu schieben, was ihm jedoch nicht gänzlich gelingt, da sie zu sehr ihren eigenen Kopf haben und diesen auch durchsetzen.

Dora ist erst Anfang 20, jedoch verheiratet ihr Vater sie trotz ihres jungen Lebensalters mit dem 30 Jahre älteren Kammerrat Urban Stöckel. Widererwartend verläuft die Ehe zwischen den beiden glücklich und harmonisch….zunächst….Denn Urban unterstützt Dora sehr in ihrem Talent der Baumeisterei und möchte, dass sie das künftige Haus für die beiden in der Junkergasse plant und stellt ihr deswegen einen ebenfalls erfahrenen und erfolgreichen Baumeister zur Seite, Veit Singenknecht. Von Anfang an herrscht eine große Sympathie zwischen Dora und Veit und er weckt bei ihr noch mehr die Faszination für prunkvolle Gebäude. Gemeinsam verbringen sie viele Stunden und bald wird beiden klar, dass mehr zwischen ihnen ist als nur Hilfsbereitschaft bei der Baumeisterei.

Nach Urbans tragischem Unfalltod auf der Baustelle des künftigen Hauses, wird Veit des Mordes an ihm beschuldigt, woraufhin er fluchtartig die Stadt verlässt. Erst mehrere Jahre später, erreicht Dora ein Beweis, der Veits Unschuld darlegt. Kurzerhand macht sie sich auf den Weg nach Krakau, wo Veit mit seinem Vater bei einem Bekannten Zuflucht gefunden hat, um ihm von ihrer späten Erkenntnis zu berichten und ihn von seiner Schuld zu entlasten. Doch kaum ist sie in Krakau angekommen, überschlagen sich die Ereignisse und bald schon steht sie selber unter Verdacht ihren Mann durch fahrlässiges Handeln umgebracht zu haben.

Mein Eindruck

Zu Beginn habe ich mich mit diesem Buch wirklich schwergetan, ich kam nicht richtig in einen Lesefluss und die Geschichte hat mich auch nicht restlos gepackt. Doch wenn man sich auf den Schreibstil, der doch mit relativ vielen historischen Begriffen einhergeht, einlässt, so findet man sich im regen Treiben des 16. Jahrhundert in Preußen wieder.

Während des Lesens merkt man der Autorin deutlich an, dass sie sehr gut über die Hintergründe dieses Zeitalters informiert ist. Sie vermittelt ihren Lesern einen guten Eindruck von den teilweise absurden und erschreckenden Sitten und Bräuchen der damaligen Zeit. Außerdem erfährt man viel über die damalige Bauweise einzelner Häuser und Kirchen, ebenso erhascht man einen Eindruck der doch schwierigen gläubigen Verhältnisse zur Luther-Zeit.

Obwohl die Geschichte zum größten Teil recht unterhaltsam war, gab es doch den ein oder anderen Abschnitte im Buch, der unnötig in die Länge gezogen wurde. An diesen Stellen hat mich die Autorin auch ehrlicherweise ein Stück weit verloren und obwohl sie mich hinterher immer wieder neu eingesammelt hat, fand ich das sehr schade.

Einen Pluspunkt hingegen gibt es für die Schilderung der Charaktere, denen Heidi Rehn ein richtiges Gesicht verleiht. Besonders liebgewonnen habe ich dabei die Hauptfigur Dora, die ihren eigenen Kopf immer wieder durchsetzt und dabei leider auch ständig Steine in den Weg gelegt bekommen hat. Trotzdem ist sie immer wieder aufgestanden und hat den Mut nicht verloren. Auch das denke ich, war zu früheren Zeiten, in denen Frauen noch lange nicht so viel zählten wie heute, an der Tagesordnung.

Fazit

Alles in allem, kann man Heidi Rehns jüngsten Roman „Die Liebe der Baumeisterin“ weiterempfehlen, aber (!) das Genre „Historisches“ macht hier seinem Namen alle Ehre. Wer also nicht auf Geschichten aus der früheren Zeit steht und auch gerne die damit einhergehende „geschwollene“ Sprache liest, sollte unbedingt die Finger von diesem Buch lassen.

Meine persönliche Meinung jedoch ist, dass es der Autorin in diesem Buch gut gelungen ist, eine staubige Geschichte neu aufzurollen und sie so zu schreiben, dass sie ihre Leser unterhält. Obwohl es viele Bücher gibt, die mir eher zusagten, auch in diesem Genre, habe ich es letztendlich nicht bereut, dieses Buch gelesen zu haben.

Über die Autorin

Heidi Rehn, geboren und aufgewachsen im romantischen Mittelrheintal, entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für Geschichte und Geschichten. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte arbeitete sie zunächst als Journalistin, bevor im Jahr 2000 ihr erster Roman erschien. Seither hat sie das Schreiben nicht mehr losgelassen. Nach drei historischen Kriminalromanen konzentriert sie sich inzwischen ganz auf historische Romane. Sie lebt und arbeitet in München, reist jedoch leidenschaftlich gern zu den Schauplätzen ihrer Romane. (Verlagsinfo)

Gebunden: 752 Seiten
ISBN: 3426653133

www.droemer-knaur.de

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