Markus Heitz – Die Mächte des Feuers (Lesung)

Drachen, Magier, Ordensritter: Supergirl gegen alle

Machtgierige Drachen säen seit Anbeginn der Zeit Hass und Zwietracht zwischen den Völkern und stürzen die Menschheit immer wieder in Kriege. Im Jahr 1925 arbeitet die Drachentöterin Silena für das Officium, einen Bund, der sich der Jagd auf die Plagegeister verschrieben hat. Doch ein unsichtbarer Feind scheint nun die Städte Europas anzugreifen.

In London wird das Zepter des Marduk gestohlen, ein Artefakt von unvorstellbarer Macht. Grausame Todesfälle unter den Drachentötern geben Rätsel auf. Silena setzt alles daran, die Vorfälle aufzuklären. Doch sie ahnt nicht, dass sie damit die Pläne eines Gegners durchkreuzt, der mächtig genug ist, um die Welt endgültig in den Abgrund zu stürzen.

Der Autor

Markus Heitz, geboren 1971, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung. Sein Aufsehen erregender Debütroman „Schatten über Ulldart“ wurde mit dem Deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet. Seit dem Bestseller „Die Zwerge“ gehört Heitz zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Er lebt in Zweibrücken im Saarland. „Die Zwerge“ hat er ebenso fortgesetzt wie das inzwischen mehrbändige Ulldart-Epos.

Markus Heitz auf Buchwurm.info:

Interview mit Markus Heitz
„Ritus“ (Buch)
Ritus“ (Hörbuch)
„Sanctum“ (Buch)

Sanctum“ (Hörbuch)
Blutportale
„Die Mächte des Feuers“

Kinder des Judas
Judassohn
http://buchwurm.org/Heitz-Markus-Judastoechter-17899/

„Die Zwerge“
Die Zwerge“ (Hörbuch)
Die Rache der Zwerge
Der Krieg der Zwerge
Rückkehr der Zwerge
Das Herz der Zwerge

Trügerischer Friede“ (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
Schatten über Ulldart

05:58“ (Shadowrun)
Die dritte Expedition
Gerechter Zorn

Exkarnation Seelensterben
Exkarnation – Krieg der Alten Seelen

Sprecher & Produktion

Johannes Steck, geboren 1966 in Würzburg, ist Absolvent der Schauspielschule Wien. Von 1990 bis 1996 hatte er Engagements an verschiedenen Theatern. Dem breiten Publikum ist er vor allem aus dem TV bekannt. Er spielte in zahlreichen TV-Serien. Steck arbeitet zudem als Radio-, Fernseh- und Synchronsprecher. Er hat schon diverse Hörbücher gelesen.

Regie führte Lutz Schäfer, Tonmeister war Heiko Schlachter.

Das Titelbild entspricht dem der Buchausgabe beim |Piper|-Verlag.

Handlung

PROLOG

An Neujahr 1925 wird die Festung des Drachen Gorynitsch, die an der russisch-chinesischen Grenze liegt, von den mächtigen alten Drachen Europas erobert und verwüstet. Alle Bewohner müssen dran glauben: die menschlichen Untertanen Gorynitschs. Doch der Herrscher ist längst verschwunden. Die Drachen müssen beratschlagen, was zu tun ist. Das sind: 1) Vivre aus den Pyrenäen, 2) Draegdoch aus Wales, 3) Iffnar aus dem Kaiserreich Deutschland und 4) Grendelsson aus Skandinavien. Sie verständigen sich wie eh und je per Telepathie.

Offenbar droht Gorynitsch die bestehende Ordnung umzustürzen, die darin besteht, dass die Drachen die Geschicke der Menschen aus dem Verborgenen heraus lenken. Doch Gorynitsch operiert offen und aggressiv und provoziert so einen Gegenschlag aller Menschen gegen sämtliche Drachen, seien sie groß oder klein. Und das würde über kurz oder lang das Ende der Drachenherrschaft bedeuten. Sie schicken ihren Verbündeten Pratívin aus, den Sohn eines von Gorynitsch getöteten Drachen namens Grosny. Als Gegenleistung für seinen Dienst verlangt der fünfköpfige schwarze Lindwurm die Herrschaft über Russland – und den Tod der Drachenritterin Silena. Genehmigt. Die Altvorderen glauben, dass er linientreu ist, doch schon bald werden sie eines Besseren belehrt …

Haupthandlung

Neujahr 1925 in München. Großmeisterin Silena, die Drachenritterin des Officiums, trauert. Ein Flugzeug der Drachentötergilde ist bei einem Übungsflug abgestürzt, und darin sind ihre Brüder Demetrius und Theodor umgekommen. Der Absturz ist ihr ein Rätsel. Ihr Bruder hat das Magazin seiner Pistole leer geschossen, verteidigte sich also, doch im Rumpf des Flugzeugs fehlen jegliche Einschusslöcher von einem feindlichen Flugzeug. Nur Risse am Leitwerk deuten auf einen Angriff hin.

Sie schwört ihren Brüdern Rache. Sie ist die Letzte ihres Geschlechts, das direkt vom Heiligen Georg abstammt. Den direkten Befehl ihres Vorgesetzten Erzbischof Kattler, gefälligst für Nachkommen zu sorgen, lehnt sie ab. Sie will lieber Drachen jagen. Als sie vor dem Rathaus, Kattlers Dienstgebäude, die Leiche von Großmeisterin Martha neben einer Steinfigur findet, gilt ihr erster Gedanke Drachen, doch darin irrt sie.

Sie besorgt sich eine schnellere Maschine, die schnellste, die es gibt. Die Saint G1 ist ein superschneller Nurflügler mit einer sprengstoffgeladenen Lanze unter dem Bauch. Die Haut des Fliegers ist unverwundbar, denn sie stammt von Drachen. Eigentlich sollen die Saints von dem Flugzeugträger |Kadmos| gestartet werden, doch zu Silenas Verdruss wird eben dieses Luftschiff entführt. Diese verdammten Drachenjäger! Die Konkurrenz des Officiums ist rein kommerziell motiviert, im Gegensatz zu Silena, die in heiligem Auftrag handelt. Der Bericht an Kattler ist niederschmetternd.

Sadornows Vision

Am Abend des 15. Januars begegnet sie Fürst Sadornow, einem schwerreichen russischen Hellseher. Er bittet sie mit ausgesuchter Höflichkeit, ihn bitte umzubringen. Silena merkt gleich, dass dieser unmögliche Mensch völlig zugedröhnt ist und lehnt die absurde Bitte rundheraus ab. Er insistiert jedoch, ist es zu fassen! Doch er versetzt sie in Trance, und sie kann nicht umhin, ihm zuzuhören …

Er habe eine furchtbare Vision vom Schicksal der Menschheit gehabt. Ein fünfköpfiger Drache, dann ein Drache auf einem Leichenberg. Silena tauche auf wie eine Ritterin aus dem Süden. Vier weitere Drachen beratschlagen über einer Erdkugel das Schicksal der Menschen. Die Erdkugel fällt Sadornow aus den Händen, und Katastrophen mit vielen Toten ereignen sich, es sei das Ende der Welt.

Als sie aus ihrer Trance erwacht, tut sie seine Vision als Einbildung ab. Doch als Beweis seines Könnens legt er ihr Zeichnungen von ihrem Kampf über Moskau vor, in dem sie den Drachen Grosny tötete. Er hat chinesische Drachen gezeichnet. Silena weigert sich weiterhin, ihm zu helfen, und lässt ihn hinauskomplimentieren. Die Zeichnungen will sie Kattler zeigen. Aber sie hat Sadornow längst nicht zum letzten Mal gesehen und wird noch enge Bekanntschaft mit dem Russen schließen.

Brennpunkt London

Als sie dem Officium die Zeichnungen zeigt, hat die Archivarin ein neues Foto aus London Heathrow vorzuweisen. Ein schwarzer Drache hat dort angegriffen – gestern um 15:30 Uhr. Sie reist sofort nach London, doch als man ihr wegen unbezahlter Rechnungen des Officiums das Hotelzimmer verweigert, sieht sie sich von der Konkurrenz eingeladen, den Drachenjägern. Leda Havoc grinst sie frech an – diese Impertinenz! Doch Silenas Dolch beginnt zu glühen, ein sicheres Zeichen dafür, dass ein großer Drachen gerade die Stadt überfliegt.

Sofort ist Silena wieder im Einsatz, doch sie gerät in eine fiese Falle …

Mein Eindruck

Der Autor schickt seine Figuren durch die ganze Alte Welt, von den Bergen an der russisch-chinesischen Grenze bis nach Schottland, die Normandie und Innsbruck, bis es wieder zurückgeht nach Kiew und München, der Hauptstadt des Ordens der Georgsritter. Die Historie ist hier ein wenig aus den bekannten Gleisen geraten, und der Leser findet sich in einem alternativen Geschichtsverlauf wieder.

Alternativwelt

Technisch ist man auf dem Stand der 1920er Jahre, was sich mit dem Jahr 1925 einigermaßen deckt: Es gibt Motorflugzeuge und bewaffnete Luftschiffe, die Flieger starten lassen können. Dass die Welt noch in Königreiche und Drachendomänen eingeteilt ist, mutet allerdings eher mittelalterlich an. Wenigstens sind die Stadt- und Kleinstaaten abgeschafft worden, so dass man meist von übersichtlichen Nationalstaaten sprechen kann.

Werwesen und Magier

Beileibe nicht nur Drachen treten auf, sondern auch Wasserspeier. Beide können sich in Menschengestalt verwandeln, was die Sache für die Drachenjäger relativ knifflig macht. Hier sind detektivische Fähigkeiten gefragt. Oder auch übersinnliche Psikräfte, wie sie Sadornov und Argenie Satra besitzen. Sie entsprechen den Magiern in der Fantasy. Dass diese Hellseher einander nicht grün sind, sondern sich auf die jeweils gegnerische Seite schlagen, macht die Sache erst richtig spannend. Die Guten sollen es offenbar nicht allzu leicht haben, wenn sie die Drachen bekämpfen. Sadornows orakelhafte Vision liefert sozusagen den selbst erfüllenden Bauplan für den Rest der Handlung und eröffnet auf diese Weise einen weit gespannten Spannungsbogen.

Elemente

Die Handlung ist eine Kombination aus Detektivermittlung, Rachestory, Monsterbekämpfung à la „Herrschaft des Feuers“ und allerlei Märchenelementen (Verwandlung aus Stein bzw. Drache in Menschen). Es gibt so viele Neuerungen, dass sie schon fast an Regelverletzungen grenzen. Aber gerade dies macht den Reiz der Erzählung aus: Der Leser hofft auf weitere ungewöhnliche Wesen und Begebenheiten. Die Draco-Wesen, die sich selbst „Mächte des Feuers“ nennen, scheinen zu allem möglichen fähig zu sein.

Finale

Selbstredend muss auch dieses Buch, so schön es ist, an ein Ende gelangen. Dieses Ende führt die obligatorische Entscheidungsschlacht herbei. Sie findet in der Nähe von Kiew statt. Hier wirft der Autor alles in den Kampf, was er bis dahin an guten und teuren Zutaten aufgeboten hat: Luftschiffe, Propellerflugzeuge mit Lanzen, natürlich auch die Drachen, die ebenfalls in zwei Fraktionen zerfallen, und schließlich noch Wasserspeier. Man wundert sich direkt, dass die Psikünstler nicht das Fliegen lernen und die Drachen direkt angreifen. „Ist es ein Vogel, ist es ein Flugzeug? Nein, es ist … Sadornow!“ Kein Superman weit und breit, wenn man ihn mal braucht.

Supergirl

Dafür gibt es allerdings Supergirl. Sie ist bislang als Silena aufgetreten, ihres Zeichens Georgsritterin, noch dazu die letzte ihrer Linie, die direkt vom Namensgeber abstammt. Allein schon die Verwendung dieser Heiligenlegende um den Drachentöter verleiht der Geschichte einen katholischen Unterton, der zwar für Fantasy keineswegs ungewöhnlich ist, aber in der Regel in dieser deutlichen Ausprägung von den protestantischen Angelsachsen vermieden wird (bekannteste Ausnahme ist natürlich der katholische Tolkien, der zahlreiche Epigonen beeinflusste, bis ihm Tad Williams Paroli bot).

Supergirl triumphiert nicht nur über die Drachen, wie es ihre Mission im Leben ist, sie tut sich auch mit Sadornow zusammen. Wahrscheinlich werden die beiden viele kleine Georgsritter in die Welt setzen, deren Geschichte es zu erzählen gilt. Denn die Fortsetzung dieses turbulenten Fantasygarns ist bereits angekündigt.

Der Sprecher

Dem Sprecher gelingt es, die durch die Klischees des Fantasy-Genres vorgegebenen Figuren einigermaßen glaubwürdig zum Leben zu erwecken. Sadornow verfügt über eine ganz besonders tiefe Stimme, mit der er ziemlich langsam spricht – so stellt man sich einen Russen vor. Ganz anders dagegen Kattler. Der Ordensmeister ist redegewandt wie ein Bischof, seine Stimmlage für einen Mann relativ hoch – ein Bürokrat, wie er im Buche steht.

Shelton, der sich als Geheimagent ausgibt, spricht wie ein Wolf, der Kreide gefressen hat: sanft und betörend. Selena ist hingerissen. Leider findet sich in Schottland kein knorriger Schotte, der den Drachenjägern die Flötentöne beibringen würde. Andere Länder, andere Stimmen. In Frankreich gibt es Franzosen, in Innsbruck Österreicher, in Kiew Ukrainer – und alle weisen einen anderen Akzent auf. Wer hätte das gedacht?!

Alle Frauenrollen weisen eine höhere Stimmlage auf, wie zu erwarten: Selena, ihre Gegenspielerin Satra und einige andere. Ein Mädchen tritt in München auf, das einen österreichischen statt eines bayerischen Akzents aufweist. Zudem gibt es noch Drachen und Gargoyles alias Wasserspeier, die ebenfalls über eigene Stimmen verfügen. Diese sind in der Regel tief.

Natürlich darf sich der Sprecher nicht nur mit Charakterisierung begnügen, will er die Figuren zum Leben erwecken, er muss sie auch keuchen, flehen, brüllen lassen, je nachdem, wie es in der jeweiligen Situation erforderlich scheint. Hierbei legt sich Steck voll ins Zeug und kann den Zuhörer ordentlich unterhalten, ganz besonders im Finale.

Einige Mängel waren an der Aufnahme festzustellen. Sie betreffen zum Glück nicht die Tonqualität, was ja angesichts des modernen Tonstudio-Equipments auch etwas verwunderlich gewesen wäre. Nein, es sind die fehlenden Pausen zwischen den Szenen, die den Hörer in Verwirrung stürzen. Und einmal wiederholt der Sprecher sogar einen Satz, was auf zu flüchtiges Editieren zurückzuführen sein dürfte.

Das Hörbuch verfügt weder über Geräusche noch über Musik, und dafür ist es ziemlich teuer.

Unterm Strich

Obwohl sich die Handlung unerwartet lange hinzieht, ist sie doch vollgestopft mit abenteuerlichen Wendungen, erstaunlichen Ereignissen und einem furiosen Finale. Wundersame Gestalten wandeln durch eine Welt mit alternativem Geschichtsverlauf. Der Autor hat ja schon über Werwölfe geschrieben, diesmal zaubert er Werdrachen wie Karnickel aus dem Hut und lässt sie über seine überraschten Protagonisten herfallen. Der Autor macht allerlei Anleihen, um sein Garn zu spinnen, so etwa bei der Drachenbekämpfung in „Die Herrschaft des Feuers“, bei den bösen Drachen Tolkiens und Beowulfs. Dieses Amalgam lässt er dann nacheinander auf den Leser los, in der Hoffnung, diese Zaubershow möge ordentlich unterhaltsam wirken.

Je nachdem, wie ernsthaft man sich mit Fantasy und ihren Ausdrucksformen beschäftigt, wird man die Zaubershow genießen oder ablehnen. Ich selbst fand dies alles zwar nett, aber ein bisschen zu viel des Guten. Der Roman tut es aber nicht unter einem Minimum an globalem Drachenkampf und Heldensaga, damit muss man sich abfinden oder die Lektüre sein lassen.

Das Hörbuch weiß den Hörer mit einer stark komprimierten Handlung zu fesseln. Durch die Verteilung auf zehn CDs bekommt der Hörer aber immer noch sehr viel vom ursprünglichen Text mit, so ist zumindest anzunehmen. Der Sprecher macht wie stets bei Fantasystoffen seine Sache sehr gut. Aber man hätte doch wenigstens Pausen zwischen den Szenen lassen können. Einmal wird ein Satz zweimal gesprochen.

Hinweis

Nachdem http://www.hoerbuch-hamburg.de die komplette „Zwerge“-Trilogie vertont hat, machte sich der Verlag daran, auch den langen „Ulldart“-Zyklus zu vertonen. Dafür hatte ich allerdings keine Zeit.

12 Stunden auf 10 CDs
ISBN-13: 978-3899034011

https://www.piper.de/buecher/die-maechte-des-feuers-isbn-978-3-492-28106-5
http://www.hoerbuch-hamburg.de
Autoren-Homepage

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