Alexa Hennig von Lange legt mit „Erste Liebe“ die Fortsetzung ihres Erfolgsromans [„Ich habe einfach Glück“ 987 aus dem Jahr 2002 vor. Die 1973 geborene Hannoveranerin zählt seit der Veröffentlichung ihres Debüts „Relax“ (1997) zu den erfolgreichsten Autorinnen ihrer Generation.
Desweiteren erschienen „Ich bin’s“, „Mai 3D“, [„Woher ich komme“ 962 und ihr aktuelles Kinder- und Jugendbuch „Mira reichts“.
Für „Ich habe einfach Glück“ erhielt sie den Jugendliteraturpreis 2002. „Erste Liebe“ erschien im September 2004.
Irgendwann in den 90ern trifft man Lelle und ihre chaotische Familie aus „Ich habe einfach Glück“ wieder. Inzwischen hat sich einiges getan, zwei Jahre sind vergangen, Lelle ist jetzt 17 und auf Rat ihrer Therapeutin von zu Hause weggezogen. Jetzt lebt sie in einem kleinen Zimmer, das sich an das Büro des Vaters anschließt.
Ihr erster Freund Arthur ist weg, der baut jetzt in Simbabwe Lehmhäuser und lächelt als groß kopiertes Foto von der Wand auf Lelle herab. Natürlich macht sie das etwas wehmütig, doch Lelle ist tapfer, so gibt sie sich zumindest, obwohl die Tränen des Öfteren mal hervorschießen. Aber es ist Besserung in Sicht: Auf der Party ihrer sonst langweiligen Freundin Tessi lernt sie den Rocker Marcel kennen und verliebt sich augenblicklich in ihn.
In ihrer Familie ist noch alles beim Alten, die ältere Schwester Gotsch ist eifersüchtig auf Lelle, weil die das Zimmer bekommen hat und nicht sie. Sie wechselt auch immer noch ihre Liebschaften wie ihre Unterwäsche und mit Selbstmord droht sie auch noch, wenn sie sich wie so oft ungerecht behandelt und ungeliebt fühlt. Der Vater geht Konfrontationen nach wie vor aus dem Weg und wenn sich das nicht verhindern lässt, bekommt er einen cholerischen Anfall. Die Mutter versucht vergeblich, das Ganze zusammenzuhalten, scheint sich in der Zukunft aber schon ohne ihren Berni zu sehen. Die Konfrontation scheint sie anders als in „Ich habe einfach Glück“ jedenfalls nicht mehr zu scheuen.
„Erste Liebe“ ist ein Buch, das zu Beginn vor allem von zwei Dingen lebt: Zum einen die Soap-Frage: Wie ging es nach „Ich habe einfach Glück“ weiter?, und zum anderen durch die gewohnt flüssige, leichte und authentische Jugendsprache, mit der die Autorin ihren Charakteren Leben einhaucht. Die sind dem Leser auch inzwischen ans Herz gewachsen, da „Erste Liebe“ die Trilogie („Lelle“, „Ich habe einfach Glück“) um Lelle vorerst abschließt. Demzufolge kennt der Leser die Protagonistin schon sehr gut, was bei der Entwicklung der Story natürlich viel Zeit spart. Trotzdem macht Hennig von Lange den Einstieg für Leser, die die ersten beiden Teile nicht kennen, leicht: Lelle gewährt ab und an Einblicke in ihre Vergangenheit, indem sie von einschneidenden Erlebnissen ihrer Jugend berichtet oder Beispiele für das Fehlverhalten ihrer Familie anführt. Für den mit dem Stoff vertrauten Leser kommen diese Punkte alles andere als ungelegen, frischen sie die Erinnerung doch noch mal auf und nehmen dabei kaum Platz weg.
Trotzdem hat der Roman auch seine Schwächen, die vor allem in der Handlung liegen, in der Lelle den Leser, den sie in ihrer lockeren Art mit „Leute“ auch anspricht, hineinzuziehen versucht. Die Familienproblematik ist aus den vorhergehenden Romanen schon bestens bekannt und gibt nicht mehr so viel Neues her. Zur Geschichte kommen lediglich zwei neue Aspekte hinzu: Zum einen das langsame Abnabeln von der immer präsenten Familie, der Anfang vom Abschied der Kindheit. Da Lelle nun aber doch noch täglich von ihren Eltern umgeben ist und sie mit 17 noch gar nicht so alt ist, kommen diese Aspekte etwas zu kurz. Aber da ist ja noch die „Erste Liebe“ oder vielmehr die zweite, Marcel. Der bringt einen völlig neuen Punkt mit in Lelles Leben: Den ersten Sex und den daraus folgenden inneren Konflikt, da sie ja eigentlich noch mit Arthur zusammen ist.
Leider hält sich Alexa Hennig von Lange mit diesen Dingen ebenfalls nicht lange auf und so ist nach drei Tagen Erzählzeit der Roman nach 158 Seiten beendet und wirkt dadurch viel zu flüchtig, was durch die lockere Erzählsprache nur begünstigt wird. Trotzdem bleibt „Erste Liebe“ ein sehr unterhaltsamer Roman, der den Zauber der Jugend für kurze Zeit aufleben lässt.