Hera Lind – Die Hölle war der Preis

Worum gehts?

Gisa und Ed leben in Ostberlin. Sie beide wissen, dass sie sowohl beruflich als auch privat dort keine Zukunft haben werden. Ihnen ist bewusst, dass eine Flucht in den Westen mit enormen Risiken verbunden ist, dennoch möchten sie ihren Traum von einem Leben in Freiheit verwirklichen. Schließlich misslingt der Fluchtversuch und die beiden werden im Januar 1974 wegen Republikflucht verhaftet – selbstverständlich getrennt voneinander. Gut, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, durch welche Hölle sie gehen müssen, wenn sie irgendwann einmal in Freiheit leben möchten.

Inhalt

Gisa, genannt Peasy, liebt das Tanzen. Sie ist die erste Ballerina der Staatsoper. Außerdem steht sie kurz vor der Abschlussprüfung an der Modeschule. Ihr geliebter Ed schreibt gerade an seiner Abschlussarbeit zum Architekten. Er lebt getreu dem Motto „Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom“. Alles an ihm ist provokant, selbst seine Kleidung. Er möchte nicht in eine Schublade gezwängt werden, in der er nicht hinein passt. Seine Kommilitonin Eileen hat es ihm vorgemacht und einen erfolgreichen Fluchtversuch in den Westen hinter sich. Durch Beziehen und mit ihrer Hilfe aus dem Westen, warten nun auch Peasy und Es auf ihre Chance.

Leider sollten sie jedoch nicht so viel Glück haben wie Eileen und so landen sie schließlich im Stasi-Gefängnis in Berlin-Pankow – der ersten Station ihrer dreijährigen Tortur. Was sie dort erleben, übersteigt jegliche Vorstellungskraft. Peasy wird immer mehr zum Schatten ihrer selbst und ist bereits nach kürzester Zeit eine gebrochene Frau. Doch zugleich lässt sie sich nicht unterkriegen von den „Erziehern“ im Gefängnis.

Sie und Ed werden auf üble Weise gegeneinander ausgespielt und bekommen Lügen über den jeweils anderen erzählt. Selbst die Briefe, die Ed an Peasy verfasst sollen bis auf eine Ausnahme nicht bei ihr ankommen. Doch ihre Liebe ist stark und sie stehen zueinander. Beide möchten diese schlimme Zeit gemeinsam durchstehen und vor allem am Ende gemeinsam aus der Sache herauskommen und endlich ein glückliches Leben in Freiheit führen. Doch bis dahin ist noch ein weiter, strapaziöser Weg.

Mein Eindruck

Dieses Buch steckt voller Traurigkeit und einer unheimlichen Willenskraft zugleich. Genauso wie man es von Hera Linds Tatsachenromanen kennt. Sie schafft es immer wieder aufs Neue, eine bemerkenswerte Protagonistin mit einer unglaublichen Vergangenheit ausfindig zu machen. In diesem neuen Buch ist diese Protagonistin Peasy. Eine Frau, die aufgrund der menschenunwürdigen Umstände im Stasi-Gefängnis auf unter vierzig Kilo sinkt, aber niemals ihre Liebe zu Ed hinterfragt. Sie ist so wahnsinnig tapfer und zielstrebig in ihrem Handeln, dass es mir die Tränen in die Augen treibt.

Die Schreibweise und die Geschichte sind, wie bei allen Lind-Büchern, sehr mitreißend und angenehm zu lesen. Man findet auch hier wieder schnellen Zugang zu den Geschehnissen. Wer leichte Kost und Lesegenuss sucht, ist grundsätzlich bei Hera Lind an der falschen Adresse, wobei in diesem neuen Buch ein besonders schwerwiegendes Thema gewählt wurde. Im Nachwort der Autorin erfährt man, dass sogar stellenweise die Geschehnisse etwas gemildert dargestellt wurden, damit die Leser Zeit zum Luftholen haben. Unvorstellbar, was sich zu der Zeit des geteilten Deutschlands ereignet hat, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass diese Zeit gar nicht mal allzu lange zurückliegt.

Manche Sachen wiederholen sich in diesem Buch relativ häufig. So zum Beispiel das Mantra der russischen Ballettlehrerin, das Peasy sich immer wieder sagt, wenn sie es besonders schwer hat. Beim zehnten Lesen dieses Zitats wurde es für meinen Geschmack ein wenig viel. Auch andere Geschehnisse wiederholen sich hin und wieder, was aber sicherlich der Tatsache geschuldet ist, dass sich die Geschichte mehr oder weniger komplett im Gefängnis abspielt und die Tagesstruktur dort nun einmal wenig abwechslungsreich ist.

Über die Autorin

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit ihren Tatsachenromanen wie »Hinter den Türen«, »Die Frau, die frei sein wollte«, »Über alle Grenzen« und »Vergib uns unsere Schuld« eroberte sie erneut die SPIEGEL-Bestsellerliste und machte dieses Genre zu ihrem Markenzeichen. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg. (Verlagsinfo)

Fazit

Mit „Die Hölle war der Preis“ ist Hera Lind selbstverständlich wieder ein unheimlich gefühlsintensives Buch gelungen. Sie zählt für mich zu eine der besten deutschsprachigen Autoren. Sie wählt ihre Geschichten und Protagonistinnen mit Bedacht und das merkt man auch. Von meiner Seite her gibt’s genau deswegen auch eine klare Kaufempfehlung für das neue Buch der Bestseller-Autorin.

Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN: 3453360761

www.randomhouse.de
www.heralind.com

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