Hera Lind – Hinter den Türen

Worum gehts?

Juliane Bressin führt ein wünschenswertes Leben. Ihre Ehe mit Jon ist perfekt, sie hat zwei wundervolle, gesunde und gutgeratene Kinder, einen sicheren Job, der ihr viel Freude bereitet und ein gemütlichen Zuhause umgeben von einer netten Nachbarschaft. Dieses Glück möchte sie gerne an die Menschen weitergeben, die es nicht so gut getroffen haben wie sie. Als sie zufällig auf eine Anzeige stößt, in der eine Pflegefamilie für drei Kinder thailändischer Abstammung gesucht wird, fühlt sie sich gleich angesprochen und berufen. Auch ihr Mann steht voll und ganz hinter ihrem Vorhaben, so dass ihr zunächst nichts im Wege steht. Doch zu diesem Zeitpunkt ahnt sie nicht, dass ihre perfekte Welt schon bald ins Wanken gerät.

Inhalt

Juliane ist rundum glücklich. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern lebt sie in einem kleinen Häuschen nahe Köln. Genauso wie ihr Mann Jon ist sie im sozialen Bereich tätig. Sie arbeitet in einer Kita und Jon ist Pflegedienstleiter der Uniklinik. Beide erfreuen sich daran, wenn sie anderen Menschen helfen können und so kommt es, dass Juliane es ernsthaft in Erwägung zieht drei thailändische Kinder zur Pflege in ihre Familie aufzunehmen. Die Kinder, zwei Mädchen und ein Junge sind zwischen 6 und 12 Jahre alt und somit in einem ähnlichen Alter, wie ihre beiden leiblichen Kinder Lilli und Tim. Der Vater der Kinder kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben und ihre Mutter liegt seit einiger Zeit im Koma, das bereits irreversible Schäden verursacht hat.

Juliane ist fest entschlossen für die drei Halbwaisen eine gute und liebevolle Umgebung zu schaffen. Obwohl sie die Kinder bisher noch nicht persönlich kennenlernen durfte, empfindet sie bereits ein mütterliches Verantwortungsbewusstsein für sie. Der Weg, bis die Drei in ihre Familie aufgenommen werden gestaltet sich sehr steinig und fordert ihre maximale Geduld. Frau Nölle, die die Kinder vermittelt ist eine äußert unsympathische Frau, die Juliane mehr als nur auf Herz und Nieren prüft. Immer wieder kommt es unvorhergesehenen Unannehmlichkeiten und Juliane muss mitsamt ihrer Familie immer wieder neue Richtungen einschlagen. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen und ist wie besessen von dem Gedanken, den dreien das Familienleben zu geben, das sie bisher nie erfahren sollten.

Die Kinder sind nicht nur sehr schüchtern und in sich gekehrt, sondern auch schwer traumatisiert. Besonders Malie, die Älteste der Geschwister zeigt ein sehr auffälliges Verhalten und droht zu einer Gefahr für alle Beteiligten zu werden. Kamon, der mittlere, spricht kaum und scheint sich am liebsten ständig in Luft auflösen zu wollen und nässt sich ständig ein. Araia, die Jüngste zittert wie Espenlaub sobald man sie anspricht und ist sehr verängstigt. Juliane zerbricht es das Herz, die Kinder so zu sehen und sie fragt sich immer wieder, was diese kleinen Geschöpfe wohl in ihrem noch so jungen Leben bereits alles erfahren mussten.

Juliane verrennt sich total in die Situation. Besonders Malie nimmt schier ihre komplette Kraft und Aufmerksamkeit in Anspruch. Sie merkt in ihrem Enthusiasmus gar nicht, dass sie ihrer eigenen Familie dabei gar nicht mehr so gerecht wird. Von den Behörden ist auch keine Unterstützung zu erwarten, im Gegenteil, sie ärgert sich eigentlich ständig über deren Vorgehensweise und Anschuldigungen.

Mein Eindruck

Nachdem ich kürzlich zum ersten Mal einen Tatsachenroman von Hera Lind gelesen habe, war ich so begeistert und langanhaltend fasziniert, dass ich einfach erneut zu einem ihrer Bücher greifen musste. Aufgrund des Klappentextes habe ich mich für „Hinter den Türen“ entschieden. Als Mutter zweier Kinder, fand ich dieses Thema sehr spannend und es hörte sich nach einem ebenso emotionalen Roman an wie „Vergib uns unsere Schuld“.

Die Schreibweise der Bestseller-Autorin war wieder gewohnt mitreißend, tiefgründig und trotzdem leicht zu lesen. Die Protagonistin ebenfalls wieder eine sehr starke Frau, deren Persönlichkeit einfach bewundernswert und sehr tough ist. Es war sehr beeindruckend, wie sie die Höhen und Tiefen ihrer Geschichte gegangen ist und sich nicht von ihrem Weg hat abbringen lassen.

Die Geschichte hat mich größtenteils sehr mitgerissen und aufgewühlt. An den meisten Stellen war die Geschichte auch extrem spannend. Im Gegensatz zu meinem ersten Buch von Hera Lind, fand ich dieses allerdings an einigen wenigen Stellen etwas langatmig und zäher.

Toll find ich, dass am Ende keine Fragen mehr offen bleiben. Auch hier meldet sich am Schluss wieder sowohl die Protagonistin, als auch die Autorin selbst persönlich zu Wort. Ich finde diese beiden letzten Kapitel immer sehr spannend und aufschlussreich. Man merkt auch, dass beide Frauen mit vollen Emotionen dabei sind und sie sich über dieses „Nachwort“ reichlich Gedanken gemacht haben.

Über die Autorin

Hera Lind studierte Germanistik, Musik und Theologie und war Sängerin, bevor sie mit ihren zahlreichen Romanen sensationellen Erfolg hatte. Mit den Tatsachenromanen wie »Die Frau, die zu sehr liebte«, »Hinter den Türen« und »Die Frau, die frei sein wollte« eroberte sie erneut die SPIEGEL-Bestsellerliste und machte dieses Genre zu ihrem Markenzeichen. Hera Lind lebt mit ihrer Familie in Salzburg. (Verlagsinfo)

Fazit

„Hinter den Türen“ ist ein sehr mitreißendes, lesenswertes Buch einer tollen deutschen Autorin. Frau Lind hat sich definitiv für das richtige Genre entscheiden. Sie versteht ihr Handwerk, das Schreiben von Tatsachen-Romanen, wie (fast) kein/e Andere/r.

Bisher haben mich beide Bücher, die aus ihrer Feder stammen und die ich gelesen habe, komplett überzeugt und abgeholt. Ich werde gerne immer wieder zu ihren weiteren Romanen greifen und dabei bin ich mir ziemlich sicher, nicht enttäuscht zu werden.

Taschenbuch: 400 Seiten
ISBN: 3453360419

www.randomhouse.de
www.heralind.com

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