Peter Hertel – Schleichende Übernahme – Josemaría Escrivá, sein Opus Dei und die Macht im Vatikan

Peter Hertel beschreibt das ‚Opus Dei‘, das ‚Werk Gottes‘. Dessen Geschichte ist die Geschichte der erfolgreichsten kirchlichen Organisation der letzten Jahrhunderte. Angetreten mit dem Ziel einer Rekatholisierung der katholischen Mutterkirche, kann man viele Parallelen zur Gegenreformation und den Jesuiten ziehen. Dennoch kennen viele selbst nach 80 Jahren das Opus Dei nicht, nicht als fundamentale Hauptkraft der Papstkirche, die die Richtung des Vatikans bestimmt.

Das Buch liefert viele Fakten, darunter kaum bekannte Kircheninterna; es verschont aber mit Verschwörungstheorien, denen andere Autoren bei so einem Thema allzu leicht erliegen. Es zeigt das Opus Dei als internationale Organisation: wirtschaftlich als Multikonzern mit Milliardenumsätzen, politisch als gewissenlos und erzkonservativ. Der elitäre Selbstanspruch und die politisch kluge Führung machen den ‚Newcomer‘ Opus Dei überaus erfolgreich in den Hierarchien der katholischen Kirche.

Die Kirche in der heutigen Zeit passt sich immer mehr der Gesellschaft an, wird offener, toleranter, damit aber auch gesichtslos und kontingent. Der Ordensgründer Escrivá wollte diese Tendenz umkehren – die wahre Kirche soll sich auf ihre Wurzeln berufen und wieder die Gesellschaft formen. Die erneuerte katholische Kirche hat begriffen, dass sie sich durch Kompromisse schwächt und lenkt dagegen. Sie steht unter anderem vor dem Problem, dass sie – selbst längst ein internationales Wirtschaftsunternehmen – sich gegen die Allmacht des Kapitals behaupten muss. Und sie will ein Weltbild verbreiten, das trotz mittelalterlicher Simplizität irgendwie heute lebenstauglich sein soll.

|“Das unverschmutzte Opus Dei solle als Werk Gottes die nach dem letzten Konzil verschmutzte Kirche reinigen und zur Tradition zurückführen. Weil der Papst nicht nur vom Heiligen Geist inspiriert sei, müsse Opus Dei auch diese Lücke füllen.“| (Klappentext)

Ein unbedingt empfehlenswertes Buch für alle, die unsere Zeit und den bedingungslosen Kampf um die Seelen der Menschen besser verstehen wollen. Die katholische Kirche mag tot sein – umfallen wird sie so bald nicht.

Taschenbuch: 158 Seiten

Knut Gierdahl
Chefredakteur der AHA-Zeitschrift: www.aha-zeitschrift.de