Nachdem Anders‘ und Kats Flucht über die Berge ihr jähes Ende vor einer unüberwindlichen Betonmauer fand, wurden sie endlich doch noch von dem sie verfolgenden Elder eingeholt. Kat liegt in tiefer Bewusstlosigkeit, doch Anders muss sich dem Krieger stellen. Doch was sich unter dem schweinsgesichtigen Helm verbirg ist nicht etwa die erwartete pervertierte Mutation eines Schweines, sondern ein Wesen mit edlen Gesichtszügen und – Anders glaubt es kaum – spitzen Ohren.
Der Elder und seine Familie nehmen Anders (der weiterhin etwas Besonderes in diesem unbegreiflichen Land zu sein scheint) und – widerstrebend – auch Kat auf und bringen sie nach Tiernan, der Stadt der Elder, wo sie sich „Oberons Rat“, dem Triumvirat der Elder, stellen müssen. Kats Herkunft und Eigenart als sogenannter Tiermensch wird verschleiert, und Anders stößt erneut auf keine Antworten, sondern nur auf Hinhaltetaktiken – ja, die Elder wollen ihn gar mit einer der menschlichen Dienerinnen verkuppeln, um ihn an sich zu binden.
Bei seinen geheimen Streifzügen, durch die Anders erstens einen Fluchtweg finden will und zweitens Informationen über diese nicht offiziell existierende Enklave sucht, entdeckt er, dass auch Tiernan ein verfallenes und verlassenes Produkt „seiner“ Menschen ist: Bunkeranlagen, verlassene Büros, zerstörte Laboratorien … Hier scheinen geheime Experimente gehörig schief gegangen zu sein! Doch als er von den Elder nur hingehalten wird, diese sich brutal an Kats Sippe vergehen und Kat ausgewiesen werden soll, kommt es zum Desaster, bei dem Anders fast einen Elder tötet und – zu ihrem scheinbaren Bedauern – einem langwierigen Gottesurteil ausgesetzt wird …
Die Geschichte bezweckt vor allem eins: Ein unglaubliches Geheimnis der realen Welt, bei dem ein schiefgelaufenes, absurdes Experiment vertuscht werden soll, aufzudecken und dabei den Helden durch möglichst haarsträubende Abenteuer zu schicken, aus denen er trotz seiner jugendlichen Trotz- und Großmäuligkeit schließlich und stets erfolgreich hervorgeht. Dem erwachsenen Hörer fällt ziemlich deutlich auf, wie unsinnig das Verhalten der Elder ist, wenn sie Anders an der langen Leine verhungern lassen und nicht einmal versuchen, ihm ihr Leben zu erklären. Sie arbeiten regelrecht daran, seine Widerspenstigkeit zu schüren und ihn zum Kontern zu animieren, obwohl sie ihn eigentlich halten wollen. Natürlich ist das ein strategisches Hilfsmittel der Autoren, die Geschichte über die vielen Bände auszudehnen und den Hörer mit der interessanten Welt zu binden, durch die sich Anders bewegt und in der er immer neue Rätselteile entdeckt, die gelöst werden wollen. Da sie dabei einen schmalen Grat beschreiten zwischen Empörung über die Hinhaltetaktik und Interesse an der Fortsetzung, rechnen sie offenbar mit dem Sog einer einmal begonnenen Geschichte, die man normalerweise nicht wegzulegen anstrebt, bis man ihr Ende kennt.
Der zweite „Anders“-Roman beginnt ungefähr genau dort, wo der erste Band endetet, nur erfährt man sofort, dass sich hinter den Schweinsmasken keine brutalen Schlächter, sondern charismatische Wesen mit den typischen Akzenten elbischer Charaktere verbergen. Sie sind hochgewachsen, haben spitze Ohren und edle Gesichtszüge und einen messerscharfen Verstand – und sind Meister der Intrige und Verschleierungstaktik, wie sich hier wieder zeigt, denn Anders – und mit ihm der Hörer – wird weiter im Dunkeln gelassen und erfährt so gut wie keine neuen Informationen.
Einen jugendlichen Hörer mag das nicht weiter stören, wenn die Geschichte drum herum spannend erzählt ist, doch verärgert es den wissbegierigen doch zusehends, wenn man in der Geschichte eigentlich kaum voranschreitet. Weiterhin bleibt Anders‘ überragende Intelligenz unbemerkt, deutlich zu Tage tritt dagegen sein hitzköpfiges Temperament, von dem bei seiner Selbstvorstellung in Band 1 nichts erwähnte. War er im ersten Teil noch der sympathische Junge, macht er sich mehr und mehr unbeliebt, und das nicht nur bei den Elder …
Hörenswert ist die Geschichte allemal, denn trotz der Mängel an der Informationsvermittlung, gelingt es den Autoren, ihre Welt interessant zu machen, und der Sprecher Bernd Stephan hat keinen geringen Anteil an der fließenden und unterhaltenden Atmosphäre, die die Aufmerksamkeit des Hörers durchaus zu binden vermag. Insgesamt dürfte der jugendliche Hörer gierig nach der nächsten Folge greifen, um das Schicksal des eingeschlossenen Anders mitzuerleben, doch täte eine energischere Raffung der Geschichte nur gut.
4 Audio CDs
Spieldauer: 4:51 Std.
ISBN-13: 978-3833721199
Gelesen von Bernd Stephan
Der Autor vergibt: