Andreas Eschbach ist ein sehr fleißiger Autor, und seine Werke erscheinen bei Lübbe, Arena, Fischer TOR und in den bekannten PERRY-RHODAN-Heften. Allerdings kommen die Rezensenten kaum noch mit diesem Ausstoß hinterher. Lassen wir doch den Autor einfach seine jüngsten Werke, die seit „Eines Menschen Flügel“ erschienen sind, selbst vorstellen.
BUCHWURM: Was ist denn der Clou beim Plot deines Jugendromans „Gliss“, der 2021 im Arena-Verlag erschienen ist?
Andreas Eschbach: Der Clou ist zweifellos das geheimnisvolle Material dieses Namens, das den weitaus größten Teil des Planeten Hope bedeckt und sich dadurch auszeichnet, dass es darauf keinerlei Reibung gibt: Was aufs Gliss gerät und eine Eigenbewegung hat, rutscht weiter und weiter und umrundet, wenn es nicht zufällig auf ein Hindernis stößt – und Hindernisse sind ausgesprochen rar – den ganzen Planeten.
Und worum kämpfen die darin auftretenden Jugendlichen?
Um ihre Freiheit – und um die Wahrheit, könnte man sagen. Sie sind die Nachkommen von Kolonisten von der Erde, die den Planeten nur unter großen Schwierigkeiten erreicht haben, und sie sind aufgewachsen in der Überzeugung, dass es jenseits der kleinen, kargen Landmasse, auf der sie leben, nichts mehr gibt, nur das Gliss. Bis eines Tages Ajit, der Held des Buches, mit ansieht, wie ein toter Mann aus den Weiten des Gliss angerutscht kommt, ihm direkt vor die Füße. Was Fragen aufwirft, die das herrschende Regime nicht gestellt zu werden wünscht.
Dass in deinem Roman „Freiheitsgeld“ (2022) das Grundeinkommen im Mittelpunkt steht, liegt wohl auf der Hand. Was geschieht in der Handlung?
Dieser Roman ist ein in der relativ nahen Zukunft angesiedelter Kriminalroman. In dieser Zukunft muss niemand mehr arbeiten, der nicht will, aber einige wollen es doch noch, zum Beispiel der Polizist Ahmad Müller, der gerade den Sprung von der Steuerfahndung zur Kriminalistik geschafft hat. Gleich der erste Fall, mit dem er zu tun bekommt, hat es in sich: Der greise Politiker, unter dessen Regierung einst das Freiheitsgeld eingeführt wurde, wird tot aufgefunden, und der Journalist, der zeitlebens sein größter Widersacher war, ebenfalls, beide am selben Tag. Obwohl beide Todesfälle auf den ersten Blick keine Morde zu sein scheinen, versucht Ahmad herauszufinden, ob es da einen Zusammenhang gibt – und stößt auf beunruhigende Hintergründe …
Übst du darin Kritik an der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für jedermann und jedefrau, oder findest du das Konzept positiv oder überlässt du dem Leser das Urteil?
Ich sehe es so, dass ich in diesem Roman bedingt durch den zu lösenden Fall sozusagen gezwungen bin, das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens mal bis in die ja nicht unwichtigen Einzelheiten zu durchdenken wie zum Beispiel, wenn jeder Geld vom Staat kriegt und der Staat wir alle sind, woher kommt das Geld dann eigentlich? Und warum sollte man so ein System überhaupt einführen?
Ist das eine Komödie, Tragödie oder beides?
Ich weiß nicht, ob man diese Kategorien auf einen Krimi überhaupt anwenden kann. Auf jeden Fall ist es ein für meine Verhältnisse ausgesprochen optimistischer Roman. Sozusagen die positivste Zukunftsvision, die ich mir selber glauben kann.
Schließlich soll bei Lübbe in Kürze dein neuer Roman „Der schlauste Mann der Welt“ erscheinen. Um was geht es darin, außer um den titelgebenden Typen? Gibt es nicht schlaue Typen wie Sand am Meer, oder soll dieser spezielle Typ wieder mal die Welt retten? Bring uns diese Figur mal etwas näher, bitte.
Es handelt sich um die Lebenserinnerungen eines gewissen Jens Leunich, der sich in jungen Jahren ausgerechnet hat, dass 30 Millionen Dollar genügen würden, um sein ganzes Leben lang in den Suiten von Luxushotels zu leben. Mit diesem Ziel vor Augen und mit einem Trick hat er vor rund 35 Jahren eine amerikanische Bank um etwa diese Summe erleichtert, zieht seither um die Welt, von Luxushotel zu Luxushotel, und tut ansonsten – nichts, denn eine seiner tiefen Einsichten ist, dass das die beste Möglichkeit ist, die Welt zu retten. Das heißt, etwas tut er nun doch, nämlich seine Erinnerungen und tiefen Einsichten für die Nachwelt niederschreiben, und das überdies in Eile, denn aus gewissen Gründen hat er nur noch exakt zehn Tage zu leben.
Schreibst du noch für das PERRY RHODAN Universum, so wie damals (2019) die Origin-Story, und wenn ja, was hast du diesbezüglich veröffentlicht?
Also, der Roman »Das größte Abenteuer«, in dem ich die Kindheit und Jugend Perry Rhodans erzähle und wie er der erste Mensch auf dem Mond geworden ist, das war natürlich eine im wahrsten Sinne des Wortes einmalige Sache. (Siehe dazu das Interview auf Buchwurm.info.) Aber tatsächlich habe ich inzwischen auch wieder einen Gastroman für die Heftserie selbst geschrieben, und zwar ist erst Anfang Dezember 2022 der Band 3199 erschienen mit dem Titel »Die Gordische Konstellation«, in dem ich schildere, wie unser Mann im All einmal mehr den Tag rettet. Genauer gesagt, die ganze Milchstraße. Wenn nicht sogar das ganze Universum. Und, man bedenke, er opfert dafür die Chance auf ewig währendes Glück!
Welche Bedeutung hat das PERRY-RHODAN-Universum für dich?
Neben vielem anderen, was man darüber sagen könnte – dass es ein denkbar umfangreicher erzählerischer Kosmos ist, in dem ich mich sozusagen »zu Hause« fühle; dass mich die Serie durch meine ganze Jugend hindurch begleitet hat, usw. –, ist es vor allem der Umstand, dass Perry Rhodan den 12-jährigen Andreas Eschbach zum Schreiben animiert hat: Das verbindet!
Die ersten Hefte habe ich mit elf Jahren in die Hand bekommen, war völlig fasziniert, und ein Jahr später hat mich der Nachahmungstrieb gepackt, und ich habe sozusagen Selfpublishing auf dem mir damals verfügbaren technischen Niveau betrieben: Papier gefaltet, in die Schreibmaschine gesteckt und drauflos geschrieben, bis acht Blätter vorn und hinten voll waren, und zwar in der richtigen Reihenfolge der Seiten. Dann »Fortsetzung folgt« druntergeschrieben, alles zusammengeheftet und mit einem selbstgemalten Cover versehen. Auflage 1, und die kursierte dann im Freundeskreis. Und da erfreulich viele wissen wollten, wie es weiterging, habe ich weitergemacht … im Grunde bis heute.
Wäre ein Podcast für dich eine attraktive Veröffentlichungsform?
Nein, mein Ding ist das geschriebene Wort, nicht das gesprochene. Ich selber höre höchst selten Podcasts, und wenn, dann nur, wenn mich das Thema arg interessiert, es aber kein Transkript gibt. Klingt nicht so, als sollte sich so jemand selber vors Mikro setzen, nicht wahr?
NEWS von Andreas Eschbach
„Am 13. Februar 2023 haben Paramount+ und die Produktionsfirma W&B Television (bekannt unter vielem anderen für ihre Serie »Dark«) bekanntgegeben, dass sie gemeinsam die sechsteilige, internationale Serie „Eine Billion Dollar“ produzieren, basierend auf meinem gleichnamigen Roman. Gedreht wird auf Deutsch, Englisch und Italienisch, und genau wie im Buch geht es um die ultimative „Was-wäre-wenn-Frage“: Was würdest du tun, wenn du mit einem Schlag der reichste Mensch der Welt wärst – allerdings verbunden mit der Prophezeiung, dass du mit diesem Vermögen der Menschheit die verlorene Zukunft zurückgeben wirst?“ (Quelle: AE-Homepage) Wie W&B Televison verlautbaren ließ, soll der Serienstart bereits im Herbst 2023 erfolgen. Nun ja, der Herbst kann lang sein… Mehr Infos.
Das Interview wurde im Februar 2023 von Michael Matzer geführt.
HINWEIS aus aktuellem Anlass:
Paramount+ wird die „Ausstrahlung“ dieser Serie am 31. März 2024 einstellen! Mehr Info vom Buchautor selbst hier.