Interview mit KI-Stratege Christoph Santner zu seinem Buch »Alles KI?«

Interview mit KI-Stratege Christoph Santner zu seinem Buch »Alles KI?«

Während die einen in Künstlicher Intelligenz unseren Untergang sehen, und die anderen begeistert von ungeahnten Möglichkeiten schwärmen, sind sich in einer Tatsache doch alle einig: KI ist längst keine ferne Zukunftsversion mehr. Sie hat eine Zeitenwende eingeläutet, und schon in den nächsten Jahren entscheidet sich, ob sie zum Fluch oder Segen wird. Künstliche Intelligenz ist bereits überall im Einsatz – oft, ohne dass wir es wissen. Sie übernimmt sowohl im Alltag als auch in der Wirtschaft und Wissenschaft vielfältige Aufgaben.

Der Journalist und KI-Stratege Christoph Santner beschäftigt sich seit den 1980ern mit der KI-Szene. In „Alles KI?“ liefert er spannende Insights von Expert*innen aus der Forschung, den Big Playern einschlägiger KI-Firmen ebenso wie Tech-Start-up-Gründer*innen. Santner legt damit ein umfassendes Grundlagenwerk vor, das Berührungsängste abbaut, die Einsatzgebiete der KI verständlich erklärt und neben einhergehenden Chancen auch Herausforderungen in den Blick nimmt. Denn eine Auseinandersetzung mit dem Thema Künstliche Intelligenz ist für uns alle unabdingbar.

Herr Santner, was hat Sie dazu inspiriert, ein Grundlagenwerk zum Thema Künstliche Intelligenz zu schreiben und was wollen Sie den Lesern damit vermitteln?

KI ist die vermutlich wichtigste Erfindung unserer Generation, wohl noch wichtiger als das Internet. Weil wir plötzlich zu einem „intelligenten Wesen“ Zugang haben, das uns enorm weiterhelfen kann. Für mich ist es so, also würden wir aus einem dunklen Mittelalter in eine helle Renaissance gehen – gerne auch so geschrieben: RenAIssance mit AI, also mit Artifizieller Intelligenz. Jeder Mensch sollte sich damit beschäftigen und die SuperPower KI für sich anwenden. Wie heute ja fast jeder Internet und Smartphone benutzt. Was ich vermitteln will: Wir brauchen keine Angst vor KI zu haben, wenn wir wissen wie sie funktioniert und wie wir sie im Alltag anwenden können. KI-Wissen ist auch ein Stück Macht in unserer Zeit. Ein Vorteil im Sinn von „survival of the fittest“.

Sie beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit Künstlicher Intelligenz. Welche Veränderungen oder Fortschritte haben Sie am meisten beeindruckt oder überrascht?

Wie schnell nun alles geht. Weil ja mittlerweile eine KI die andere trainiert und KI’s mit Millionen von Büchern gefüttert wurden. Auch die Entwicklungen von Humanoiden Robotern und Machine Learning faszinieren mich. Ich habe bereits eine Pressekonferenz mit neun Humanoiden Robotern erlebt, die wirklich gut war. KI entdeckt in der Wissenschaft neue Materialien und macht Durchbrüche, für die sie bereits den Nobelpreis verdient hätte. In der Medizin, etwa der Hirnchirurgie, arbeitet sie mit unglaublicher Präzision. Warum sollen wir uns also nicht von KI und Robotern unterstützen lassen? Sonst müssten wir ja auch vom Auto gekränkt sein, das schneller laufen kann als wir, oder von Wikipedia, weil dort so viel mehr Wissen drinsteckt als in meinem Kopf. Für mich ist KI die nächste Stufe der menschlichen Evolution.

Künstliche Intelligenz wird oft mit Hoffnungen und Ängsten zugleich betrachtet. Welche ethischen Aspekte sollten bei der Entwicklung und Anwendung von KI berücksichtigt werden?

Ganz klar: KI muss für den Menschen da sein, und nicht umgekehrt. KI muss unsere Gesetze befolgen und unsere ethischen Prinzipien. Natürlich wird sie von Kriminellen missbraucht wie jede andere Technologie auch. Deshalb sind wir aufgerufen, KI heute korrekt zu programmieren, sie sicher zu machen, und sie für und nicht gegen unser Wohl einzusetzen.

Sie betonen in Ihrem Buch, dass KI bereits überall eingesetzt wird. Welche alltäglichen Beispiele für Künstliche Intelligenz begeistern Sie persönlich am meisten?

Einerseits ganz prinzipiell, dass ich hier einen fast allwissenden Gesprächspartner habe, der auf so gut wie alle Fragen auch intelligente Antworten hat. Bei Bildgeneratoren finde ich es spannend, der Maschine Aufgaben zu geben, die mit „imagine…“ beginnen. Also stelle Dir vor, wie eine Maschine aussehen könnte, die schnell Bäume züchtet und diese gleich pflanzt, um Wüsten zu begrünen. Oder wirklich kreative Architektur mit Materialien, die durch KI entwickelt werden. Da kommen unglaublich visionäre Bilder heraus, die uns inspirieren, „out of the box“ zu denken und zu handeln. Dann natürlich die Wissenschaft. KI hilft z.B. bei der Entwicklung von Kernfusion – so wie es die Sonne seit Milliarden Jahren vormacht. Das würde – oder wird – unser Energieproblem mit einem Schlag lösen. Hunderte Start-ups und Wissenschafts-Labs forschen daran, mit KI.

Mit einem QR-Code-Zugang ermöglichen Sie es den Lesern, KI selbst zu erleben. Wie kamen Sie auf diese Idee und was erhoffen Sie sich von dieser Erfahrung?

Um zu verstehen, was Wasser ist, geht man am besten schwimmen oder trinkt einen Schluck. Soll heißen: Rund 4 von 5 Personen haben KI noch nicht selbst erlebt und ausprobiert, teils aus Skepsis. Das will ich ändern. Bei unserer KI, die wir parallel zum Buch aufgebaut haben, kann man direkt mit der KI kommunizieren. Fragen stellen. Aufgaben lösen lassen. Wir liefern zur Theorie also auch die Praxis mit. Ich denke das ist eine Chance, die sich niemand entgehen lassen sollte. Ein echter Mehrwert, nicht wahr?

Das Interview führte Sarah Bergius aus der Presseabteilung des Penguinrandomhouse-Verlags. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Goldmann-Verlags.

Taschenbuch: 224 Seiten.
ISBN-13: 9783442180189

Goldmann-Verlag