Interview mit Richter Thorsten Schleif, dem Autor von „Richter jagen besser“

Torsten Schleif hat kürzlich seinen zweiten Siggi-Bruckmann-Krimi bei Heyne veröffentlicht: „Richter jagen besser“.
„Amtsrichter Siggi Buckmann hat sich geschworen, für Gerechtigkeit einzustehen – notfalls auch nach Feierabend. Als sein einstiger Mentor tot in einem Waldstück aufgefunden wird, macht er sich auf die Suche nach den Schuldigen. Schneller als gedacht handelt er sich dabei Ärger mit einer dubiosen Immobilienfirma, der russischen Mafia und dem Sohn des Ministerpräsidenten ein. Die einzige Verbündete gegen seine neuen Feinde ist die kluge Journalistin Robin Bukowsky. Aber kann er ihr wirklich trauen? Vieles scheint dagegen zu sprechen. Zum Beispiel Buckmanns nicht ganz so gesetzeskonforme Vergangenheit …“ (Verlagsinfo)

BUCHWURM: Herr Schleif, was qualifiziert Richter im allgemeinen und deutsche im besonderen zur Ermittlungstätigkeit?

SCHLEIF: Das kommt auf den Richter an. Beim Amtsgericht gibt es den sogenannten Ermittlungsrichter, der Wohnungsdurchsuchungen, Beschlagnahmen und Telefonüberwachungen genehmigt und auch Haftbefehle erlässt. Der Ermittlungsrichter arbeitet deshalb eng mit der Polizei zusammen und erhält tiefe Einblicke in die Untersuchungsmethoden der Kriminalpolizei sowie in die Ermittlungsstrategien und die Taktiken der Kriminalkommissare.

Sind Richter unantastbar oder gibt es rechtliche Handhaben gegen sie?

In einem Rechtsstaat stehen Richter nicht über dem Gesetz. Ihre Entscheidungen können angegriffen werden. Das gilt vor allem für die Strafurteile der Amtsgerichte, die mit der Berufung und der Revision überprüft werden können. Darüber hinaus gibt es gegen Richter die Möglichkeit der Dienstaufsichtsbeschwerde und natürlich die Ablehnung wegen Befangenheit.

„Richter morden besser“ – sind also Richter auch nur Menschen?

Menschen, die ebenso Fehler machen wie jeder andere. Einen Mord zu begehen, um seine Menschlichkeit zu beweisen, ist allerdings vielleicht doch ein wenig übertrieben.

Was ist besonders an Richter Siggi Buckmann?

Siggi Buckmann ist ein unverbesserlicher Idealist, der aus Überzeugung Richter geworden ist, allerdings die Augen nicht vor den vielen Fehlern in der Justiz verschließt.

Worin besteht die „dunkle Vergangenheit“ von Siggi Buckmann?

Siggi Buckmann hat in „Richter morden besser“ einen Mord auf eine derart geschickte Weise begangen, dass er nie in den Blick der Polizei und Staatsanwaltschaft geraten ist. Gerade das ist auch Siggis Problem, der seitdem bei jeder neuen Leiche mit starken Gewissenbissen zu kämpfen hat.

Welches Vergnügen bereitet Ihnen das Schreiben dieser Kriminalromane?
 
Großes! Ich habe zuvor Sachbücher geschrieben, was mir auch Spaß gemacht hat, aber bei Romanen ist der Zwang des Faktischen nicht oder kaum gegeben. Man kann seiner Phantasie (fast) freien Lauf lassen und hat beinahe unbegrenzte Möglichkeiten.

Wie fallen die Reaktionen der Leser aus?

Vor allem eine wiederkehrende Kritik freut mich sehr, die lautet: „Der Schreibstil ist so wunderbar flüssig und hat so viel Wortwitz, ich konnte es kaum aus der Hand legen.“ Das ist ein tolles Kompliment für einen Autor.

Über Thorsten Schleif

Thorsten Schleif, Jahrgang 1980, studierte Rechtswissenschaften in Bonn. Seit 2007 ist er Richter im Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen. Er war am Landgericht Düsseldorf und in der Verwaltung des Oberlandesgerichts Düsseldorf tätig. In den Jahren 2014 bis 2019 war er alleiniger Ermittlungsrichter für die Amtsgerichtsbezirke Wesel und Dinslaken. Gegenwärtig arbeitet Schleif als Vorsitzender des Schöffengerichts und Jugendrichter am Amtsgericht Dinslaken.

2019 und 2020 veröffentlichte er zwei Sachbücher (URTEIL: UNGERECHT, ENDLICH RICHTIG ENTSCHEIDEN) es folgten zwei Hörbücher im Jahr 2021, »Richter morden besser« ist sein erster Roman. Seit 2016 ist Schleif außerdem als Keynote Speaker tätig. Er lebt mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern in Duisburg. (Verlagsinfo)

Das Interview führte Michael Matzer.