Interview mit Amelie Fried

»Jede Familie ist gut, so lange sie liebevoll und verlässlich ist.«

Amelie Fried ist derzeit recht präsent bei |Heyne|: Ihr Erfolgsbuch „Liebes Leid und Lust“ (2003) erscheint 2004 auch als Taschenbuch, die Taschenbuchfassung von „Am Anfang war der Seitensprung“ (1998) wurde erst im Mai neu aufgelegt.
Zudem erscheint der dritte Teil ihrer gemeinsam mit ihrem Mann Peter Probst verfassten Kinderbuchreihe „Taco und Kaninchen“ unter dem Titel „Arme Millionäre“ zeitgleich als gebundene Ausgabe, auf CD und Kassette.

Ich habe der Autorin anno 2004 zu ihrer Arbeit als Kinderbuchautorin einige Fragen auf dem elektronischen Postweg gesandt; diese und die Antworten von Amelie Fried möchten wir euch nicht vorenthalten:

Michael Matzer:
Sie haben inzwischen drei Romane über Ihre kindlichen Helden Taco und Kaninchen veröffentlicht, und der nächste ist sicher schon in der Pipeline. Warum haben Sie die beiden zu Amateurdetektiven gemacht? Sie könnten ja auch beispielsweise Erfinder sein. Dachten Sie dabei an Erich Kästners „Emil und die Detektive“?

Amelie Fried:
Die Idee zu „Taco & Kaninchen“ ist von meinem Mann – und der hat als Drehbuchautor schon eine Menge Krimis geschrieben. Daher lag es nahe, dass die beiden Detektive sind. Direkte Vorbilder wie „Emil und die Detektive“ gibt es aber nicht.

Michael Matzer:
Warum ist die Familie von Taco und Kaninchen nur eine Rumpffamilie und wieso hat Taco eine andere Hautfarbe als seine Schwester? Sollen diese Verhältnisse die wirklichen Verhältnisse in unserer Gesellschaft spiegeln oder steckt etwas anderes dahinter?

Amelie Fried:
Wir wollten eine Familie zeigen, die nicht dem üblichen Klischee „Vater-Mutter-und-zwei-Kinder“ entspricht, sondern etwas von der Vielfältigkeit widerspiegelt, die Familien heute auszeichnet. Außerdem wollten wir denjenigen unserer kleinen Leser und Leserinnen, die selbst in einer ähnlichen Situation leben, zeigen, dass jede Familie gut ist, so lange sie liebevoll und verlässlich ist. Viele betroffene Kinder finden es übrigens toll, dass wir nicht diesen typischen mitleidigen Ton anschlagen, wenn es um Alleinerziehende geht. Das ist uns bei Lesungen schon oft gesagt worden.

Michael Matzer:
Auch in Ihrem Buch über den Opa, der (hoffentlich) in den Himmel kommt, befassen Sie sich mit einem stets aktuellen und nicht gerade pflegeleichten Thema: dem Sterben lieber Menschen. Und beantworten die Fragen, die Kinder dazu stellen. Gehört es Ihrer Ansicht nach zu den Aufgaben eines Kinderbuches, sich mit der Gegenwart zu beschäftigen und Kindern zu helfen, deren Probleme zu bewätigen?

Amelie Fried:
Ob es zu den Aufgaben eines Kinderbuches gehört, sich mit den Problemen der Gegenwart zu beschäftigen, weiß ich nicht. Mich interessieren einfach keine Bücher, in denen es um nichts geht. Als Leser und Autorin möchte ich gerne emotionale Konflikte, starke Gefühle und spannende Erlebnisse haben. Deshalb schreibe ich Geschichten, in denen all das vorkommt und die etwas mit unserem Leben zu tun haben.

Michael Matzer:
Hilft Ihnen Ihre Moderatorinnentätigkeit dabei, Ideen für Ihre Romane zu finden und auszuarbeiten? Dabei dürften Sie ja alle möglichen Leute kennen lernen.

Amelie Fried:
Für mich ist mein ganzes Leben Inspiration. Menschen, die ich kennen lerne, Gespräche, die ich führe, eigene Erlebnisse und Beobachtungen – alles kann, bewusst oder unbewusst, in meine Bücher einfließen. Aber ich suche nicht danach, sondern bin einfach offen für das, was ich erlebe.

Michael Matzer:
Werden wir auch die Abenteuer von „Taco und Kaninchen“ demnächst im Fernsehen bewundern dürfen? Gibt es sie auch im Hörbuch?

Amelie Fried:
Es gibt ein erstes Hörbuch von Taco und Kaninchen: „Arme Millionäre“ (3. Band, gerade erschienen). Ich denke, es wird auch bald die anderen Bände als Hörbücher geben. Über eine Verfilmung wird bereits verhandelt.

Michael Matzer:
Welches Buch wird als nächstes von Ihnen erscheinen? Schreibt ihr Mann Peter Probst daran mit? Wird es wieder ein so gelungenes Buch wie „Liebes Leid und Lust“?

Amelie Fried:
Mein Mann und ich schreiben an drei weiteren Bänden von „Taco und Kaninchen“ und im Frühjahr 2005 erscheint mein neuer Roman mit dem voraussichtlichen Titel „Rosannas Tochter“. Es geht um ein junges Ehepaar, das plötzlich gezwungen ist, ein vierzehnjähriges Mädchen aufzunehmen. Die Kleine hat es faustdick hinter den Ohren und stellt die Liebe der beiden auf eine harte Probe. Ob der Roman so gelungen ist wie mein letzter, das müssen natürlich die Leser beurteilen!

Homepage der Autorin: http://www.ameliefried.de/

Bibliographie 2004:

Die StörenFrieds (1995)

Traumfrau mit Nebenwirkungen (1996)

Neues von den StörenFrieds (1997)

Hat Opa einen Anzug an? (1997)

Am Anfang war der Seitensprung (1998)

Der Mann von nebenan (1999)

Der unsichtbare Vater (1999)

Wann bitte findet das Leben statt? (1999)

Glücksspieler (2001)

Geheime Leidenschaften …und andere Geständnisse (2001)

Das kleine Buch der StörenFrieds (2001)

Das neue Buch der StörenFrieds (2002)

Liebes Leid und Lust (2003)

Taco und Kaninchen (2003)

Taco und Kaninchen: Fette Beute (2004)

Taco und Kaninchen: Arme Millionäre (2004)

_Auszeichnungen:_

Neben ihren journalistischen Auszeichnungen wie dem |Grimme|-Preis 1986, dem |Telestar|-Förderpreis oder dem |BAMBI|-Fernsehpreis 1998, erhielt Amelie Fried auch für ihre Bücher große Auszeichnungen:

1997
„Hat Opa einen Anzug an?“
-> Aufnahme durch die internationale Jury der |Stiftung Buchkunst| in „Die schönsten Bücher 1997“

1998
„Hat Opa einen Anzug an?“
-> „Deutscher Jugendliteraturpreis“
in der Kategorie Bilderbuch
-> „Schönste Bücher aus aller Welt“
Ehrendiplom der internationalen Jury der |Stiftung Buchkunst|
-> Ehrendiplom der Stadt Leipzig für ausgezeichnete buchkünstlerische Leistungen

2000
„Der unsichtbare Vater“
-> Nominierung für den „Deutschen Jugendliteraturpreis“ in der Kategorie Bilderbuch
-> |FOCUS| und |Deutschlandradio| wählen im Februar das Buch unter die „Besten 7 Bücher für junge Leser“

Folgende Bücher von Amelie Fried wurden verfilmt:
„Traumfrau mit Nebenwirkungen“ – ZDF
„Am Anfang war der Seitensprung“- ARD
„Am Anfang war die Eifersucht“ – ARD
„Der Mann von nebenan“ – SAT.1

(Quelle: MSC-Promotion, mit eigenen Ergänzungen)