Interview mit Christoph Hardebusch

Mittlerweile bin ich richtiggehend zum Lesungsfan geworden. Daher konnte ich mir selbstverständlich die in Heidelberg stattgefundene Lesung von Christoph Hardebusch, der aus seinem Debütroman „Die Trolle“ lesen sollte, nicht entgehen lassen. Das Interessante daran war sicher auch, dass es sich um eine Deutschlandpremiere handelte, denn es war die allererste Lesung Christoph Hardebuschs überhaupt. Diese wurde diesmal vom Heidelberger Buchladen [Fun-Fiction]http://www.fun-fiction.de und der Buchhändlerklasse der Julius-Springer-Berufsschule veranstaltet. Was soll ich sagen, die Buchhändlerklasse hatte sich ordentlich ins Zeug gelegt, denn die Aula war nicht wiederzuerkennen: Abgehängte Wände, archaische Dekoration, dazu ein nettes Catering, so lasse ich mir eine Lesung noch viel lieber gefallen. Zu meiner Überraschung war die Aula auch bis auf den letzten Platz gefüllt, was man ja sonst von solchen Veranstaltungen nicht unbedingt gewöhnt ist.

Nachdem dann eine Schülerin mit ihrer Anmoderation „Christoph Hardebusch sieht nicht nur interessant aus, er schreibt auch interessante Bücher!“ die Lacher auf ihrer Seite hatte, konnte es gegen 20:15 Uhr dann mit der Lesung losgehen. Ein zu Beginn sichtlich nervöser Christoph Hardebusch fasste im Kerzenschein zuerst einmal grob die Grundhandlung seines Romans zusammen, für diejenigen Zuhörer, die den Roman noch nicht gelesen hatten. Als er dann allerdings anfing, die erste von vier von ihm ausgesuchten Szenen zu lesen, merkte man ihm die große Nervosität nicht mehr an. Die Textstellen waren gut gewählt, denn die Zuhörer hatten sichtlich ihren Spaß. Nach knapp einer Stunde war dann die eigentliche Lesung zu Ende. Nun konnten die Zuhörer natürlich noch ihre Ausgaben von „Die Trolle“ signieren lassen. Hier war Christoph Hardebusch richtig in seinem Element, plauderte mit den Leuten, und schrieb fast schon ausschweifende Widmungen. So dauerte es eine Weile, bis ich ihn mir greifen konnte, um einem merkbar gut gelaunten Lesungsdebütanten meine zahlreichen Fragen zu stellen. Doch lest selbst:

_Martin Schneider:_
Servus Christoph, stellt dich doch bitte zu Beginn einmal unseren Lesern vor.

_Christoph Hardebusch:_
Ja, ich heiße Christoph Hardebusch, habe zuerst mein Abitur gemacht, dann habe ich in Marburg sehr lange sehr verschiedene Fächer studiert. Ich habe mich dann irgendwann entschieden, dass das Studium so nichts taugt, es hingeworfen, und mich als Quereinsteiger beworben. Ich bekam ein Praktikum bei einer Werbeagentur und bin dann durch eine Bekannte, die eine Literaturagentur aufgemacht hat, zum professionellen Schreiben gekommen.

_Martin:_
Hast du vorher schon für dich privat geschrieben?

_Christoph:_
Ich schreibe schon lange und habe bereits vor und während des Studiums geschrieben. Aber das geschah nie mit dem Ziel, die Sachen auch zu veröffentlichen, sondern nur für mich und meine Freunde.

_Martin:_
Wie kam dann die Idee, „Die Trolle“ zu schreiben?

_Christoph:_
Ich habe auf Anraten meiner Agentin ein Romanmanuskript bei |Heyne| eingereicht. Die meinten dann, es gefalle ihnen recht gut, aber einen neuen Autor zu veröffentlichen sei schwierig, wegen der kleinen Auflage und der wenigen Werbung. Daher schlugen sie vor, einen Teil meines Manuskriptes – nämlich die darin enthaltenen Trolle – größer aufzuziehen, und das in der Reihe zu veröffentlichen. Das würde die Chancen auf Erfolg beträchtlich erhöhen.

_Martin:_
Damit lag der Verlag wohl auch richtig. Kannst du für unsere Leser, die die „Die Trolle“ noch nicht gelesen haben, die Handlung einmal zusammenfassen?

_Christoph:_
In dem Land, in dem der Roman spielt, herrscht seit 200 Jahren ein Bürgerkrieg, weil das dort lebende Volk, die Wlachaken, von einem anderen Volk überfallen und unterjocht wurde. Der größte Teil wird von eben diesem Volk, den Masriden, beherrscht, und es gibt nur noch wenige Wlachaken, die frei sind und gegen die Besatzung ankämpfen. Der Herrscher der Masriden heißt Zorpad; er versucht die letzen Widerständler auszumerzen. Einer der Freiheitskämpfer ist der Protagonist dieses Buches. Dieser wird gefangen genommen, in einem Käfig mitten im Wald ausgesetzt und dann von den Trollen gerettet. Wie der Mensch und die Trolle zusammenarbeiten, sich langsam vertrauen, und welche Ziele sie verfolgen, ist dann der Inhalt eines großen Teiles des Buches.

_Martin:_
Wie sind deine Trolle beschaffen, und wie hast du dich für die Erschaffung inspirieren lassen?

_Christoph:_
Da muss ich jetzt erst einmal ein bisschen weiter ausholen: Trolle in der Fantasy gibt es ja schon lange, und sehr viele. Klassisches Beispiel sind die Trolle aus J.R.R. Tolkiens „Der Hobbit“. Es gibt noch einige weitere Trolle, etwa bei Terry Pratchett oder den jeweiligen Rollenspielsystemen. Dann habe ich mir überlegt, wie ich mir selber die Trolle vorstelle und wie ich sie spannend darstellen kann. Natürlich habe ich mich hier und da inspirieren lassen. Allerdings wollte ich schon etwas Eigenständiges machen.

_Martin:_
Von der Beschreibung deiner Trolle her haben sie mich sehr an eine Mischung der Trolle aus dem Rollenspielsystem „Shadowrun“ und denen eben Tolkiens erinnert, was deren Schwäche betrifft …

_Christoph:_
Das kommt so hin. Die „Shadowrun“-Trolle fand ich immer interessant, weil sie nicht in die Böse-Wesen-Ecke gedrängt werden, denn sie sind ja eigentlich ganz normale Menschen, die sich nur verwandelt haben. Eine große Schwäche sollten sie aber auch haben. Zumal die Geschichte ja darauf basieren sollte, dass die Trolle eben auch lange Zeit verschwunden waren, da sie nicht auf der Oberfläche überleben können.

_Martin:_
Sehr interessant finde ich den ständigen Kontrast zwischen dem verständlichen Ziel der Trolle und ihrer eigentlichen Fremd- und Bösartigkeit. Wie hast du versucht, das darzustellen, und was hat dich daran motiviert?

_Christoph:_
Die Trolle anders sein zu lassen, und im eigentlichen Sinne böse, war von mir gewollt. Die Differenz zu dem Streben des Rebellen, der ja ein gutes Ziel verfolgt und dabei eine Allianz mit diesen Ungeheuern eingeht, fand ich schon sehr spannend. Das auszuloten, nämlich aus der Sicht der Menschen die Trolle zu zeigen, die so völlig anders sind, aber sehr verständliche Motive haben für das, was sie tun, hat für mich einen großen Reiz beim Schreiben ausgeübt.

_Martin:_
Wie würdest du die Charaktere der einzelnen Trolle beschreiben?

_Christoph:_
Das reicht von Druan, der intelligent ist und als Anführer die Trolle an der gefährlichen Oberfläche leitet, bis hin zu Pard, der alle Probleme zuerst mit Gewalt lösen will. Ich habe versucht, eine Hand voll eigener Trollcharaktere zu entwerfen, die keine Abziehbilder sind. Sie sollten nicht nur alle böse sein, sondern eigenständig Charaktere darstellen.

_Martin:_
Der eigentliche Protagonist ist ja der Mensch Sten. Warum hast du einen Menschen dafür ausgewählt und keinen Troll?

_Christoph:_
Weil ich mir dachte, es ist spannender, die Trolle in ihrer Andersartigkeit durch die Augen der Menschen zu betrachten. Es gibt ja einige menschliche Charaktere, die die Trolle auch alle unterschiedlich erleben. Von daher habe ich die Trolle nicht als Protagonisten ausgewählt.

_Martin:_
Wie würdest du Sten charakterisieren?

_Christoph:_
Sten ist auf jeden Fall ein Guter. Er hat hehre Ziele und will diese – teilweise auch sehr kompromisslos – erreichen. Er ist sich allerdings bewusst, dass er dabei seine Menschlichkeit aufs Spiel setzt. Dazu hat er aber auch viel Humor, zumindest hoffe ich, dass das so auch im Buch rüberkommt.

_Martin:_
Sogar einen ziemlich schwarzen Humor!

_Christoph:_
Ja, das bringt seine Lage so mit sich (lacht).

_Martin:_
Sten hat ja auch eine Zwillingsschwester, Flores. Die beiden sind ja, obwohl eben Zwillinge, völlig verschieden. Einmal natürlich unterscheiden sie sich bezüglich ihres Geschlechtes, andererseits wegen der Ziele und Denkweise.

_Christoph:_
Flores habe ich absichtlich gegensätzlich zu Sten angelegt, weil ich es spannend fand, sich mit dem Rebellen und Untergrundkämpfer zu identifizieren, der für etwas Gutes kämpft und sich ähnlich wie etwa Robin Hood gegen die Obrigkeit auflehnt. Daher habe ich Flores so angelegt, dass sie sich der Rebellion gegenüber verweigert. Da sie aber trotzdem freundschaftliche Bande zu den Rebellen hat, wird sie trotzdem immer wieder hineingezogen, obwohl sie damit gar nicht zu tun haben will.

_Martin:_
Hast du bei den Rebellen irgendwelche Vorbilder gehabt, realpolitisch oder aus der Literatur?

_Christoph:_
Ehrlich gesagt, nicht bewusst. Ich habe an ein bestimmtes Szenario gedacht. Bei der Entwicklung der Welt habe ich mich natürlich von historischen und realen Hintergründen beeinflussen lassen, aber nicht in dem Sinne, dass ich konkrete Sachen übernommen hätte.

_Martin:_
Wie würdest du den Masridenherrscher Zorpad beschreiben?

_Christoph:_
Zorpad ist auch einem höheren Ziel verpflichtet. Allerdings ist er beim Versuch, dieses Ziel zu erreichen, krasser/brutaler und kompromissloser als der Rest. Er hat keinerlei moralische Bedenken, seinen Willen durchzusetzen, weil er sich als den rechtmäßigen Herrscher sieht und das mit allen Mitteln erreichen will.

_Martin:_
Gab es für ihn irgendwelche Vorbilder?

_Christoph:_
(lacht) Nein, nicht wirklich. Ich wollte aber keinen dummen Bösen erschaffen. Zorpad hat ein Ziel und verfolgt dieses intelligent und sinnvoll.

_Martin:_
Die Zwerge kommen in deinem Buch ja nicht so gut weg. Allerdings, finde ich, sieht man hier sehr schön, inwiefern in diesem Roman der Blickwinkel eine Rolle spielt, denn in den meisten anderen Romanen wäre man wohl eher auf deren Seite und würde die Trolle als die „Bösen“ sehen.

_Christoph:_
Wenn man das Buch aus einer anderen Sicht schreiben würde, würde man das wohl tatsächlich anders sehen, weil die Zwerge natürlich gegen die Trolle kämpfen, und diese ja auch in ihrer Vorgehensweise nicht gerade nett sind. Das heißt, man hat sicherlich auch ein wenig Verständnis für die Zwerge, die versuchen ihren Willen durchzusetzen. Der für das Buch wichtigste Zwergencharakter ist sehr gefährlich und in seinen Aktionen sehr kompromisslos und bildet so ein Gegengewicht zu den Trollen. Die anderen Zwerge werden ja eigentlich nur so grob angerissen.

_Martin:_
Die Szene, in der Sargan den Trollen das Schreiben beibringt, hat mich sehr an den Film „Der 13. Krieger“ erinnert. Ist das gewollt oder zufällig?

_Christoph:_
Jetzt wo du es sagst … Ich kenne den Film natürlich, und habe auch das Buch zu Hause. Kann sein, dass ich mich davon habe unbewusst inspirieren lassen. Aber absichtlich war das nicht. Unabhängig davon gefällt mir diese Szene sehr gut, weil sie schön den Zwiespalt zwischen Menschen und Trollen aufzeigt.

_Martin:_
Wie kam dir allgemein die Idee für das Setting: „Das Land zwischen den Bergen?“

_Christoph:_
Ich habe ein gewisses Faible für Osteuropa und habe mich da grob an Rumänien orientiert, das Land jenseits der Wälder. Ich fand das sehr passend als Vorbild für ein Fantasyland. Es sollte ein sehr düsteres Land sein, mit vielen Legenden und abergläubischen Menschen, wobei hier der Aberglaube ja auf realen Begebenheiten fußt. Von dieser Ausgangsbasis aus habe ich das Setting dann langsam entwickelt.

_Martin:_
Es ist ja auch von einem „Östlichen Imperium“ die Rede, aus dem Sargan kommt. Wie stellst du dir das vor?

_Christoph:_
Das Imperium ist quasi alles, was Wlachkis (Das Land zwischen den Bergen/d. Red.) nicht ist. Nämlich ein hoch entwickeltes, relativ fortschrittliches Volk mit einem vernünftigen Staatswesen, einem stehenden Heer und all dem Fortschritt, der in Wlachkis nicht gegeben ist. Vergleiche mit realen Völkern oder Imperien sind hier schwierig, am ehesten noch Persien oder dergleichen.

_Martin:_
Das Ende lässt dir ja alle Möglichkeiten für eine Fortsetzung; auch wenn du betonst, das das nicht gewollt war, so wäre doch eine Expansion in Richtung östliches Imperium durchaus vorstellbar.

_Christoph:_
Ich habe mir logischerweise schon Gedanken gemacht, wie ich diese Welt weiterentwickle, und habe da auch schon einen Haufen Ideen. Es ist viel Material angefallen, das sich mit anderen Dingen beschäftigt, die nicht in dieses Buch gepasst haben. Ich denke, dass ich durchaus noch ein oder zwei Geschichten in dieser Welt erzählen könnte. Ob das dann was wird, ist von anderen Faktoren abhängig, aber die Möglichkeit ist auf jeden Fall gegeben.

_Martin:_
Das muss ja auch nicht zwangsläufig unter dem Banner „Die Trolle“ geschehen …

_Christoph:_
Ich denke, die Welt, so wie sie ist, macht schon Spaß, sonst hätte ich sie nicht geschrieben. Mir gefällt sie, ich mag sie, und das würde sich für andere Bücher durchaus anbieten.

_Martin:_
Wie sehen denn deine weiteren schreibtechnischen Planungen aus?

_Christoph:_
Es sind Projekte in Planung, allerdings treffe ich mich erst demnächst mit |Heyne|, wo dann über verschiedene Optionen gesprochen wird. Das heißt, dass ich noch nichts Genaues sagen kann, aber die Verhandlungen laufen.

_Martin:_
Dein Buch erschien ja bei |Heyne| in einer Art Reihe, mit „Die Orks“, „Die Zwerge“ und „Die Elfen“ etc. Wie findest du denn diese Veröffentlichungspolitik?

_Christoph:_
Offensichtlich kommt das bei den Lesern sehr gut an. Es gibt eine relativ große Fangemeinde, und die Leute kaufen die Bücher gerne und finden Gefallen daran. Man muss schon sagen, dass sich |Heyne| Mühe gegeben hat, mit der Covergestaltung, den Karten sowie der Betreuung der Autoren. Das ist durchaus sehr praktisch für mich als Autor, genauso wie für den Leser, der natürlich weiß, was ihn erwartet. Von daher finde ich die Reihe eine gute Sache, die offensichtlich auch gut angenommen wird.

_Martin:_
Wie ist es für dich, in einer Reihe mit deutschen Fantasygrößen wie Markus Heitz oder Bernhard Hennen zu erscheinen? Spornt dich das an, oder ist das eher eine Belastung?

_Christoph:_
Das wechselt immer wieder. Bevor „Die Trolle“ erschienen, war es eine große Belastung, weil ich die Angst hatte, die Fans würden denken: „Oh Mann, einen unbekannten Autoren will ich nicht lesen!“. Das hat sich mittlerweile aber zum Glück gelegt. Natürlich ist aber ein Markus Heitz mit seinem Erfolg der „Zwerge“ und seinen anderen Büchern, die in mehrere Sprachen übersetzt werden, ein Beispiel für mich. Die Leute mögen, was er schreibt, seine Welten und seine Charaktere, von daher ist er sicherlich ein gutes Vorbild. Gleiches gilt für Bernhard Hennen, der mit den Elfen ja auch sehr erfolgreich ist.

_Martin:_
Du bist ja ein bekennender Rollenspieler. Was spielst und was leitest du gerne?

_Christoph:_
Meine Rollenspielbücher füllen mittlerweile ganze Regale, das ist schon ein wenig problematisch. Momentan spielen wir „Cthulhu“, „Rolemaster“, „Shadowrun“ und „Vampire“. „Vampire“ ist auch gleichzeitig die Runde, an der wir schon am längsten spielen. Wir haben da bei „Dark Ages“ angefangen und sind inzwischen im 20. Jahrhundert, und die Spieler haben schon gehörig Angst vor Gehenna. (lacht)

_Martin:_
Hast du auch mal Lust, ein eigenes Rollenspiel zu schreiben, eventuell auf der Basis von „Die Trolle“?

_Christoph:_
Sagen wir mal so: Als Rollenspieler und „Sehrvielspielleiter“ habe ich natürlich verschiedene Systemleichen im Keller. Ich habe durchaus für viele Welten, die ich so beschrieben habe, versucht, verschiedene Regeln zu machen. Ich habe so eine Art eigenes System, das sich von „Hârnmaster“ ableitet, das ich als Hintergrund für die Troll-Welt nehmen könnte – wenig Magie, halbwegs realistisch. Aber professionell werde ich das wohl eher nicht machen.

_Martin:_
Kommen wir zur Lesung: Wie ist denn deine erste Lesung deiner Meinung nach gelaufen?

_Christoph:_
Ich war extrem nervös. Ich habe mir die ganze Woche vorher Gedanken gemacht und andauernd Leuten vorgelesen, ob sie nun wollten oder nicht! Habe geübt, was ich vorlese, was ich für Geschichten erzähle, und habe die Überleitungen und Einleitungen zu Hause gelernt, damit ich weiß, was ich sagen muss. Und dann waren noch so viele Leute da – ich dachte, es wird fürchterlich! Als ich dann allerdings angefangen habe zu lesen, hat sich die Nervosität aber Gott sei Dank gelegt.

_Martin:_
Es hat ja dann im Endeffekt auch gut geklappt.

_Christoph:_
Danke, man hat mir gesagt, dass es okay war! (lacht)

_Martin:_
Du hast ja vier Szenen vorgelesen. Welche waren das, und warum hast du sie ausgesucht?

_Christoph:_
Die Szenen sollten auf unterschiedliche Charaktere und deren Zusammentreffen oder deren Beziehung zu den Trollen ein Schlaglicht werfen. Ich hatte zuerst überlegt, ein Kapitel zu lesen, fand das dann aber zu eintönig. Ich dachte mir, Szenen mit Dialogen und Action kommen wahrscheinlich gut bei den Hörern an. Da habe ich halt eine ausgewählt, die die Trolle gut darstellt, nämlich Druan und Sten in Orvol, wie sie auf andere Menschen treffen. Als zweites habe die Szene genommen, in der Flores Natiole begegnet. Sie ist halt etwas aufbrausender als Sten, und daher sind hier die Dialoge besonders geeignet. Die dritte Szene beschreibt Sargan und die Trolle. Sargan ist definitiv auch ein wichtiger Charakter und es hat sehr viel Spaß gemacht, seinen Part zu schreiben.

Die letzte Textstelle ist einfach eine sehr wichtige im Buch, nämlich in Teremi, wo die Handlungsstränge zusammenlaufen und es so einen kleinen Höhepunkt gibt. Zufälligerweise hat es sich auch ergeben, dass dort ein gut geeigneter Satz für das Ende der Lesung ist, der die Leute dazu anregen könnte, dass sie das Buch noch kaufen und lesen. (lacht)

_Martin:_
Es waren ja auch erstaunlich viele junge Leute da, was bedeutet dir das?

_Christoph:_
Es heißt ja immer, die Leute würden nicht mehr lesen, oder das Lesen stirbt aus. Ich glaube nicht, dass das stimmt. Es gibt genug Menschen, die noch oder wieder lesen. Die Lesung ist für mich auf jeden Fall eine super Möglichkeit, die Leser persönlich kennen zu lernen. Das fand ich sehr spannend. Eine Woche vorher war es bei meiner Signierstunde auf dem Mannheimer Rollenspielertreffen genauso interessant zu sehen: Wer interessiert sich für meine Bücher? Was für Leute sind das?

_Martin:_
So, Christoph, damit sind fürs Erste meine Fragen erschöpft und ich danke dir recht herzlich für dieses sehr ausführliche Interview. Jetzt allerdings hast du zum Schluss noch die Möglichkeit, einen letzten Satz an unsere Leser zu richten:

_Christoph:_
Erst einmal danke für das Interview. Ich glaube, ich möchte mit einem chinesischen Sprichwort schließen: „Hast du drei Tage kein Buch gelesen, werden deine Worte seicht“ (lacht).

|Siehe ergänzend dazu auch:|

[Rezension zu „Die Trolle“ 2408
[Teaser und Leseprobe zu „Die Trolle“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=62

Oder die Homepage: http://www.hardebusch.net/

|Foto: © Julia Abrahams|