Interview mit Ulrike Schweikert

|Ulrike Schweikert (* 28. November 1966 in Schwäbisch Hall) ist eine deutsche Schriftstellerin der Historien- und Fantasyliteratur, die auch unter dem Pseudonym Rike Speemann veröffentlicht.

Nach sechs Jahren als Wertpapierhändlerin studierte sie Geologie und später Journalismus. Daneben beschäftigte sie sich mit der Geschichte ihrer Heimatstadt. Diese Recherchen bilden die Grundlage zu ihrem ersten Roman „Die Tochter des Salzsieders“. Heute lebt die Autorin in der Nähe von Pforzheim. Für „Das Jahr der Verschwörer“ erhielt sie 2004 von der „Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur – Das Syndikat“ den Hansjörg-Martin-Preis.|

Liebe Besucher meiner Internetseite,

_Bibliographie:_

Die Tochter des Salzsieders (historischer Roman, 2000)
Die Hexe und die Heilige (historischer Roman, 2001)
Die Herrin der Burg (historischer Roman, 2003)
[Die Seele der Nacht 1232 (Fantasyroman, 2003)
[Der Duft des Blutes 4858 (Fantasykrimi, unter Pseudonym Rike Speemann, 2003)
Das Jahr der Verschwörer (historischer Jugendroman, 2003)
Das Kreidekreuz (historischer Roman, 2004)
Die Drachenkrone – Der Zyklus der Drachenkrone, Band 1 (Fantasyroman, 2005)
[Feuer der Rache 2139 (Fantasykrimi, unter Pseudonym Rike Speemann, 2005)
Das Vermächtnis des Kupferdrachens – Der Zyklus der Drachenkrone, Band 2 (Fantasyroman, 2006)
Das Siegel des Templers (historischer Roman, 2006)
Die Maske der Verräter (historischer Jugendroman, 2007)
Das Drachentor – Der Zyklus der Drachenkrone, Band 3 (Fantasyroman, 2007)
[Nosferas – Die Erben der Nacht, Band 1 5084 (Fantasyroman, 2008)
Die Dirne und der Bischof (historischer Roman, 2008)
[Lycana – Die Erben der Nacht, Band 2 5359 (Fantasyroman, 2008)

_Michael Sterzik:_
Guten Tag, Frau Schweikert. Ich freue mich, dass Sie sich die Zeit nehmen, einige Fragen für |Buchwurm.info| zu beantworten. Zuerst einige persönliche: Was gibt es über Sie als Mensch zu sagen? Was zeichnet Sie in Ihren Augen aus und was würden Sie als liebenswerte Marotten bezeichnen? Was mögen Sie und was eher nicht?

_Ulrike Schweikert:_
Meine Marotten heißen Peramina und Covalin – nach den beiden Drachen in der Drachenkronentrilogie. Es sind zwei Graupapageien, die mich seit elf Jahren begleiten und mir bei der Arbeit helfen. Ja, neben meinem Mann hänge ich sehr an meinen „Viechern“. Außerdem gehört zum täglichen Glück ein Ritt auf meiner Stute Chakira. Ich liebe es, hier am Rande des Schwarzwaldes zu leben. Die Ruhe und das Grün tun mir gut.

_Michael Sterzik:_
Sie sind eine vielseitige Autorin und fühlen sich nicht nur im Genre des historischen Romans wohl. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Was war das auslösende Ereignis?

_Ulrike Schweikert:_
Während meines Geologiestudiums gehörte ich einer Rollenspielgruppe an. Bald war ich Spielleiter und für die Abenteuer, durch die die Gruppe geschickt wird, verantwortlich. Ich begann, die Geschichten selbst zu schreiben. Daraus entstanden dann die ersten Romane der Drachenkronentrilogie. Allerdings fand ich damals noch keinen Verlag. Erst als ich den ersten historischen Roman geschrieben habe, hat es dann geklappt. Später konnte ich dann auch meine Fantasyromane unterbringen.

_Michael Sterzik:_ Ich gratuliere zu den Erfolgen und zu Ihrer neuesten Buchreihe, die eindeutig für junge Leser bestimmt ist – „Die Erben der Nacht“.

_Ulrike Schweikert:_
„Die Erben der Nacht“ soll für alle sein, die Vampire lieben, die große Geschichten mögen und auch gern in die Geschichte reisen. Diese Mal ins 19. Jahrhundert. Ich würde sagen, von zwölf Jahren an aufwärts. Ich hoffe, dass sich auch viele Erwachsene für die Serie begeistern.

_Michael Sterzik:_
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Schreiben Sie jeden Tag und dann gleichzeitig an mehreren Projekten?

_Ulrike Schweikert:_
Ich nehme mir immer ein Projekt vor und bearbeite es so weit, wie es in meiner Hand liegt, also bis der von mir fertige Text dem Verlag übergeben wird. Ich versetzte mich so in die Geschichte, dass ich an andere Dinge nicht mehr denken kann. So fällt es mir auch schwer, wenn dann der Rücklauf aus dem Lektorat kommt und ich bereits an einer neuen Geschichte arbeite, mich noch einmal auf den vorherigen Text einzulassen. Aber das geht nicht anders. So lange kann ich nicht warten, bis ich mit einem neuen Buch anfange. Ich habe so viele Verträge für die verschiedenen Genres, dass ich nur fertig werden kann, wenn ich jeden Tag mein Pensum arbeite, was heißt, zehn Seiten oder acht bis zehn Stunden in der Recherche oder Nachkorrektur.

_Michael Sterzik:_
Was reizt Sie an meisten – „Historik“, „Krimi“ oder „Fantasy“?

_Ulrike Schweikert:_
Die Historik ist sehr anstrengend. Es ist viel Forschungsarbeit im Vorfeld nötig – ich nehme mir sechs Monate für jeden Roman. Das heißt, ich bin ein Jahr mit einem Thema beschäftigt. Danach ist ein Krimi oder Fantasy Erholung und Abwechslung, bevor ich mich wieder in ein historisches Thema stürzen mag. So brauche ich beides. Die Abwechslung ist das Reizvolle.

_Michael Sterzik:_
Was mir sehr positiv auffällt, ist, dass Sie – egal wo Sie sich literarisch bewegen – viel Wert auf recherchierte Fakten legen. Haben Sie diesen Aufwand in den Anfängen Ihrer schriftstellerischen Karriere bereits erwartet oder sind Sie generell an Geschichte interessiert?

_Ulrike Schweikert:_
Ich habe gerne historische Romane gelesen, doch das wissenschaftliche Arbeiten habe ich während des Studiums gelernt und auch lieben gelernt. Es macht mir Spaß, die Details zusammenzusuchen und daraus ein buntes Ganzes zu erstellen. Dabei ist es auch egal, ob es sich um ein geologisches Thema, etwas Geschichtliches oder Hintergrundwissen zur Arbeit der Rechtsmedizin für einen Krimi handelt. Die Art der Arbeit bleibt gleich.

_Michael Sterzik:_
In „Nosferas“ und auch in „Lycana“ spielen junge Vampire aus verschiedenen Regionen Europas die Hauptrolle, und auch wenn sie als untot gelten, so erleben wir sie erfrischend „menschlich“. Wussten Sie von Anfang an, wie die Charaktere dargestellt werden sollten?

_Ulrike Schweikert:_
Ich arbeite gedanklich schon mehrere Jahre an dieser Serie, doch damals waren Vampire noch nicht zu verkaufen. Daher hatte ich viel Zeit, die Charaktere auszubauen. Sie sind gewachsen, und als es dann endlich losging, waren sie mir schon sehr vertraut und lebendig.

_Michael Sterzik:_
Warum lassen Sie Ihre Vampire in der Vergangenheit agieren?

_Ulrike Schweikert:_
Ich wollte schon immer mal eine Geschichte im 19. Jahrhundert spielen lassen, doch für den historischen Roman ist diese Zeit von den Verlagen nicht gefragt. So war es für mich verlockend, die Geschichte Europas zu Beginn der Moderne als Hintergrund für die Vampire zu nehmen. Ich finde, diese Zeit bietet ein enormes Spannungsfeld zwischen dem Alten und Überlieferten und dem Aufbruch ins Industriezeitalter. Heute sind wir von den alten Werten schon zu weit abgerückt und die Moderne überwiegt mir für meinen Geschmack zu sehr.

_Michael Sterzik:_
Es gibt inzwischen unzählig viele Vampirgeschichten, die für Kinder- und Jugendliche erschienen sind. „Die Erben der Nacht“ umfasst mittlerweile zwei Bände – wie viele wird es noch geben und wird sich die Geschichte einem Gesamthöhepunkt im letzten Band nähern?

_Ulrike Schweikert:_
Es werden fünf Bände. Band drei ist nun fertig. Er spielt in Hamburg und Paris. Im vierten Band reisen die Vampire zu den Dracas nach Wien und der letzte Band findet in London seinen Höhepunkt. Neben den abgeschlossenen Abenteuern in jedem Band baut sich noch eine zweite Handlung im Hintergrund auf, deren Lösung es am Ende in London geben wird.

_Michael Sterzik:_
In welcher Figur Ihrer Vampire finden Sie sich wieder? Oder haben sie reale Figuren mit ihren charakterlichen Merkmalen als Vorbild genommen? Ich denke da an Freunde oder Verwandte.

_Ulrike Schweikert:_
Nein, so direkt sind die Zusammenhänge nicht. Ich denke, am ähnlichsten ist mir Alisa mit ihrer Wissbegierde. Ich wollte auch immer allem auf den Grund gehen, dennoch habe ich mich nicht als Streber gefühlt – was mir natürlich dennoch nachgesagt wurde.

_Michael Sterzik:_
Großartig finde ich, dass Sie augenzwinkernd historische Persönlichkeiten in ihren Vampirromanen eine Nebenrolle spielen lassen. Wie sind Sie denn auf diese interessante Idee gekommen, die nicht nur spannend und lehrreich, sondern auch unterhaltsam sein kann?

_Ulrike Schweikert:_
„Die Erben der Nacht“ sollen eben keine reinen Jugendbücher sein. Sie sollen für jede Altersklasse etwas haben. Die Jüngeren werden sich sicher mehr auf die Abenteuer der Vampire stürzen, und für die Älteren gibt es diese „Schmankerl“. Ich bin auch für die nächsten Bände immer auf der Suche nach passenden Geschichtchen. Ich habe immer so viel Spaß bei der Recherche, wenn ich auf lustige und skurrile Anekdoten stoße. Diese Lust an der kleinen Geschichte möchte ich weitergeben.

_Michael Sterzik:_
Gehen wir ein wenig zurück und widmen wir uns den historischen Romanen. „Die Tochter des Salzsiedlers“ wurde als Theaterstück aufgeführt. Waren Sie maßgeblich an diesem Projekt beteiligt? Wie zufrieden sind Sie mit der Umsetzung?

_Ulrike Schweikert:_
Ich habe „Die Tochter des Salzsieders“ und „Das Jahr der Verschwörer“ selbst dramatisiert. Allerdings unter Beratung des Regisseurs Gerd Bauer, da das Neuland für mich war. Ich musst erst lernen, loszulassen und die Theaterstücke als eigene Werke zuzulassen, dann hat es viel Spaß gemacht, im Gegensatz zu der einsamen Arbeit beim Schreiben mit den Schauspielern das Entstehen des Stückes zu erleben und dann die Reaktion des Publikums bei der Uraufführung. Das war ein sehr bewegender Moment. Die Umsetzung in Leofels hat mir bei beiden Stücken gut gefallen.

_Michael Sterzik:_
Welche Buchprojekte planen Sie noch? Welche Epochen oder Figuren würden Sie reizen?

_Ulrike Schweikert:_
Die nächsten sechs Projekte stehen fest. Es wird eine Fortsetzung zu „Die Dirne und der Bischof“ geben. Es war von Anfang an als Doppelband geplant. Dann die letzten beiden Bände von „Die Erben der Nacht“ und die Vorgeschichte des Vampirs Peter von Borgo, der in „Der Duft des Blutes“ und „Feuer der Rache“ sein Unwesen treibt. Die weiteren Ideen habe ich auch schon, aber darüber möchte ich noch nicht reden. Was mich für den historischen Roman noch sehr reizt, ist der Dreißigjährige Krieg oder das ganz frühe Mittelalter zur Zeit Karls des Großen.

_Michael Sterzik:_
Welcher eigener Roman liegt Ihnen besonders am Herzen?

_Ulrike Schweikert:_
Schwierig. Das ändert sich auch immer wieder. Momentan schlägt mein Herz für meine jungen Vampire in „Die Erben der Nacht“.

_Michael Sterzik:_
Jetzt, wo Sie selbst Romane schreiben, sind Sie da skeptischer, aufmerksamer geworden, wenn Sie selbst zu einem Buch greifen?

_Ulrike Schweikert:_
Ja, das lässt sich nicht vermeiden, obwohl ich mich natürlich beim Lesen in der Freizeit gern einfach in eine Geschichte fallen lasse. Das heißt aber auch, dass sie so rund und fesselnd sein muss, dass mir das mühelos gelingt. Was mich ärgert, ist, wenn Geschichten schlecht recherchiert sind und mir das auch als Laie für ein Thema störend ins Auge springt.

_Michael Sterzik:_
Was und welchen Autor lesen Sie besonders gerne? Haben Sie sich durch andere Autoren inspirieren lassen?

_Ulrike Schweikert:_
Ich habe immer mal wieder Lieblingsautoren, die ich zum Zeitvertreib lese – Elizabeth George oder Tess Gerritsen. Ich habe alle „Harry Potter“ verschlungen, die „Bartimäus“-Bücher gelesen und mag die beiden Krimis von Simon Beckett. Inspiriert bin ich eher von „Der Name der Rose“, ein phantastisches Werk, und immer wieder nehme ich mir Oscar Wilde vor und genieße seine Sprache, die einfach wundervoll ist. Und ich liebe Bram Stokers „Dracula“. „Die Erben der Nacht“ ist auch eine Hommage an den Meister des Vampirromans.

_Michael Sterzik:_
Und abschließend: Wenn der Mensch Ulrike Schweikert drei Wünsche an die Zukunft frei hätte, welche wären das?

_Ulrike Schweikert:_
Mit meinem Mann und meinen Tieren zusammen glücklich alt werden dürfen und noch lange meine Geschichten schreiben, an denen eine wachsende Leserschaft ihre Freude hat.

_Michael Sterzik:_
Frau Schweikert, ich bedanke mich, dass Sie sich für das Interview so viel Zeit genommen haben.

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