Iny Lorentz – Die steinerne Schlange

Klappentext:

Im Jahre des Herrn 213 kämpft eine mutige und selbstbewusste junge Frau am germanischen Limes gegen einen grausamen Feind.

Sinnlich und dramatisch, anrührend und spannend erzählen die Bestsellerautoren vom Schicksal der jungen Gerhild und eröffnen dem Leser gleichzeitig einen Einblick in eine faszinierende Epoche. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Gerhild, die Tochter eines Stammesfürsten in der späten Antike prägt ein starkes Frauenbild – das Patentrezept von Iny Lorentz. Mich hat dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite in seinem Bann gehalten …

Dies war nicht mein erstes Buch von dem Autorenpaar Iny Lorentz, welche für ihre historischen Romane sehr bekannt sind. Nein, mein erstes Buch war deren Debüt „Die Kastratin“, welches ich damals „verschlungen“ hatte. Doch anders als dieser im Mittelalter spielende Roman, „entführt“ uns die „Die steinerne Schlange“ in die Anfänge unserer Zeitrechnung, genauer gesagt ins Jahr 213.

Bei der titelgebenden „steinernen Schlange“ handelt es sich um den Limes, der riesigen Grenzmauer um das damalige römische Reich. Die Germanenstämme jenseits des Limes nennen die Mauer jedoch nur verächtlich „die steinerne Schlange“, welche alles einschließt und die Freiheit nimmt. Auf der Karte, welche sich in der vorderen und hinteren Buchumschlagseite befindet, ist eingezeichnet, wo sich die „steinerne Schlange“ entlangschlängelt und man kann ihr entnehmen, wo diese Geschichte spielt, nämlich im Süden des heutigen Deutschlandes.

Hauptfigur ist die junge Gerhild. Sie gehört zum Geschlecht der germanischen Harlungen und sie ist die Schwester des Stammesfürsten der Sueben. Im Gegensatz zu ihrem Bruder Raganhar zeichnet sich Gerhild durch innere und äußere Stärke aus. Eben so, wie ein Stammesfürst sein sollte und nicht jemand, der bei dem kleinsten Widerstand einknickt.

An Widerständen mangelt es in diesem Buch nun wahrlich nicht. Und die meist angespannte und kämpferische Stimmung gegen Unrecht kann man förmlich spüren und nimmt den Leser sofort in Beschlag. Es gibt zwei große Widersacher gegen die sich Raganhars Stamm und insbesondere Gerhild erwehren müssen.

Der erste Gegner ist Quintus, römischer Feldherr und enger Vertrauter des Imperators Marcus Aurelius Serverus Antonius, dessen Spitzname Caracalla lautet. Seine beiden obersten Offiziere sind Julius (zu ihm später mehr) und Gerhilds älterer Bruder Hariwin, der im Roman mehr und mehr zum „Römling“ mutiert. Bei einem „Besuch“ in Gerhilds Dorf fordert Quintus sie als sein Weib oder vielmehr als Gespielin ein. Doch anstatt diese Entscheidung ihrem Bruder zu überlassen, nimmt die junge Frau ihr Schicksal selber in die Hand und fordert Quintus zu einem Duell heraus, welches sie gewinnt. Doch trotz oder wegen dieser Schmach entwickelt Quintus eine krankhafte Besessenheit auf Gerhild. Er muss sie unbedingt besitzen, koste es, was es wolle. Sein Weg zu diesem und auch anderen großen politischen Zielen (ehrgeizig ist er ja) ist mit etlichen Leichen des Feindes (die Germanen) und aus den eigenen Reihen gepflastert.

Gerhilds zweiter Gegner ist Baldarich, ein kriegerischer Fürst des germanischen Stammes der Semnonen. Er ist der Besitzer eines bedeutungsvollen Schwertes. Es heißt, es mache seinen Träger unbesiegbar. Doch wie Quintus, kann Gerhild auch Baldarich zunächst besiegen und nimmt ihm dieses wertvolle Schwert ab. Verständlich, dass der Krieger dies nicht auf sich sitzen lässt und Rache schwört.

Doch es geht in dem Roman nicht nur um die persönlichen Schwierigkeiten Gerhilds. Diese spielen zwar eine große tragende Rolle, aber es steht das Schicksal ihres ganzen Stammes und überhaupt aller germanischen Stämme auf dem Spiel. Denn der Imperator Caracalla will sein Reich noch mehr vergrößern. Die Germanen sehen sich der römischen Übermacht zunächst ohnmächtig gegenüber, doch zunehmend entwickelt sich Gerhild als starke Anführerin, die dabei oft auch ihr eigenes Leben riskiert. Dass sie die Trägerin eines mächtigen Schwertes ist und damit auch umzugehen weiß, verschafft ihr schnell den Respekt ihres Volkes. Sie wird von ihnen ehrfurchtsvoll als „Schildmaid Wudoans“ (ein germanischer Gott) bezeichnet.

Angesichts einer solchen „Femme fatale“ mag man sich als Leser die Frage stellen, ob eine Frau wirklich über solche kriegerischen und strategischen Fähigkeiten wie Gerhild verfügen kann, so sei dem Zweifler gesagt, dass natürlich nicht alles eine Frau in diesem Ausmaß vermag. Und doch ist so abwegig nicht, wie es unsere Protagonistin auf Seite 107 selbst formuliert: „Männer kämpfen um Ehre, Beute und Ruhm. Doch kein Mann wird jemals so verbissen kämpfen wie eine Frau, die ihre Kinder beschützen muss.“

Ganz allein muss sie ihren Weg auch nicht bestreiten. Vor allem Julius hilft ihr immer wieder aus misslichen Lagen heraus. Und das, obwohl er zum Gefolge Quintus gehört. Julius scheint auch etwas anderes anzustreben als stumm den Befehlen eines römischen Feldherrn zu befolgen. Seine wahren Absichten werden im Laufe des Buches immer klar erkennbarer und seine Rolle, auch für Gerhild, wird größer.

Bei zwei großen und mächtigen Gegnern und nur einem Verbündeten bleibt die Frage, ob Gerhild in Volk in Sicherheit bringen kann und welchen Preis sie dafür bezahlen muss?

Über Iny Lorentz:

Hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich ein Münchner Autorenpaar, dessen erster historischer Roman „Die Kastratin“ die Leser auf Anhieb begeisterte. Mit „Die Wanderhure“ gelang ihnen der Durchbruch; der Roman erreichte ein Millionenpublikum. Seither folgt Bestseller auf Bestseller. Die Romane von Iny Lorentz wurden in zahlreiche Länder verkauft. Die Verfilmungen ihrer „Wanderhuren“-Romane und zuletzt der „Pilgerin“ haben Millionen Fernsehzuschauer begeistert. Im Frühjahr 2014 bekam Iny Lorentz für ihre besonderen Verdienste im Bereich des historischen Romans den „Ehrenhomerpreis“ verliehen. Die Bühnenfassung der „Wanderhure“ in Bad Hersfeld hat im Sommer 2014 Tausende von Besuchern begeistert und war ein Riesenerfolg. (Verlagsinfo)

Fazit:

Intrigen, Verrat, Krieg und Eroberungen auf der einen Seite und Liebe, wahre Freundschaft, Loyalität und Siege auf der anderen Seite machen diesen historischen Roman aus der späten Antike zu einem fulminanten Leseereignis, welches man als Leser nicht wieder aus den Händen legen mag, bevor man es nicht zu Ende gelesen hat.

Prädikat: sehr empfehlenswert!

Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
ISBN-13: 978-3426653517

www.droemer-knaur.de
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