Iny Lorentz – Flammen des Himmels

Inhalt

Münster im 16. Jahrhundert: Die Familie der jungen Frauke Hinrichs gehört zur verbotenen Sekte der Wiedertäufer und führt ein unauffälliges Leben, um nicht entdeckt zu werden. Als der berüchtigte Inquisitor Jakobus von Gerwardsborn in ihrer Stadt erscheint, werden sie schon bald bezichtigt, Ketzer zu sein. Der Rat der Stadt ist froh, dem unbarmherzigen Schlächter ein Opfer nennen zu können, und so gerät Frauke in dessen Hand. Lothar, der Sohn eines engen Vertrauten des Fürstbischofs von Münster, rettet Frauke vor dem Scheiterhaufen, verliert sie aber bald aus den Augen. Als die Anführer der Wiedertäufer ihre Anhänger nach Münster rufen, um dort das himmlische Jerusalem zu erschaffen, sehen Frauke und ihr Retter sich wieder. Doch sie gehört zu jenen, die der Fürstbischof unter allen Umständen vernichten will, und Lothar soll die Täufer ans Messer liefern. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Das erfolgreiche Autorenpaar Iny und Elmar Lorentz in diesem Roman mit ins 16. Jahrhundert. In dem kleinen Ort Stillenbeck beginnt die Geschichte um unsere Protagonistin Frauke Hinrichs. Sie ist mit ihren 17 Jahren die jüngste Tochter des Gürtelmachers Hinner Hinrichs und dessen Frau Inken. Ihre älteren Geschwister sind Haug und Silke, welche als eines der hübschesten Mädchen in ihrer Gemeinde gilt. Helm ist der jüngere Bruder von Frauke. Die Familie gehört der nicht von der katholischen Kirche anerkannten Gruppierung der Wiedertäufer an.

Und genau diese Tatsache droht ihnen zum Verhängnis zu werden, denn als der Inquisitor Jacobus von Gerwardsborn in die Stadt kommt um „Ketzer“ wie die Wiedertäufer und Anhänger der lutherisch-christlichen Lehre zu überführen, werden die drei Frauen der Familie Hinrichs und Haug von Gerwardsborn gefangen gesetzt und gefoltert. Fraukes Vater und ihrem jüngeren Bruder hingegen gelingt unbeschadet die Flucht. Gerwardsborn demonstriert zunächst an Haug seine Grausamkeit in dem er diesen bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrennen lässt. Noch bevor auch bei den weiblichen Familienmitgliedern das gleiche Schicksal sich erfüllen kann, werden sie Lothar und einem Stadtknecht befreit und sie können aus der Stadt fliehen. Dabei gehört Lothar neben seinem Vater Magnus Gardner zu diesem Zeitpunkt zum Gefolge des Inquisitors und hat die Aufgabe diesen mit Schachpartien bei Laune zu halten. Glücklicherweise ist Lothar aber mit gesundem Menschenverstand gesegnet und lässt sich durch den Umstand seiner Zugehörigkeit nicht von seiner Tat abhalten.

Zum Ende der Flucht von Frauke und ihren verbliebenen Familienmitgliedern wechselt der Schauplatz des Romans nach Münster. Dorthin wurden sie und viele andere Anhänger der Wiedertäufer von einem Propheten ihrer Sekte gerufen um in dieser Stadt ein neues Jerusalem zu gründen. Um dies zu erreichen, gehen die Anführer der Sekte zunehmend radikaler und brutaler mit den Einheimischen, welche meist Lutheraner sind, um.

Der Fürstbischof von Münster kann und will selbstverständlich nicht hinnehmen, seine Stadt in den Händen von „Ketzern“ zu sehen und ordnet eine Belagerung der Stadt an. Hier treffen wir auch Lothar und Magnus Gardner, der ein enger Vertrauter des Fürstbischofs ist, wieder. Lothar wird nach Münster als Spion eingeschleust. Trotz seiner Verkleidung wird Lothar von Frauke erkannt als sie sich zufällig begegnen. Beide erkennen, dass sie mehr für einander empfinden. Nur leider stehen sie auf vermeintlich anderen Seiten und ob ihre Liebe die Rivalitäten der religiösen Gruppierungen überstehen wird, steht auf einem anderen Blatt.

Zu allem Überfluss taucht auch noch der Inquisitor Jacobus von Gerwardsborn im Lager vor der Stadt auf und stiftet erhebliche Unruhe und schürt seinen Hass gegen die „Ketzer“. Seiner Ansicht nach müssen alle Ketzer und die, die mit ihnen in Kontakt gekommen sind, brennen, denn nur so ließe sich die Häresie besiegen. Somit ist unter anderem auch das Leben von Lothar bedroht.

Ob der Inquisitor sein blutiges Vorhaben in die Tat umsetzen kann und ob Frauke und Lothar trotz aller Widerstände zueinander finden, erfahrt ihr am Ende eines 752 Seiten langen durchweg spannenden Buches.

Die Autoren liefern mit Frauke Hinrichs eine starke junge intelligente Frau, welche bestimmte Dinge nicht einfach als gegeben hinnimmt, sondern diese hinterfragt. Mit ihrem Verhalten löst sie häufig Unmut aus, denn „als Frau hatte sie still zu sein und demütig das Haupt zu beugen, wenn ein Mann, den Gott mit überlegenen Verstand ausgestattet hatte, das Wort ergriff.“ (S. 43) Im Laufe der Geschichte und je radikaler die Wiedertäufer vorgehen beginnt Frauke immer mehr an ihrem Glauben zu zweifeln. Denn es wird deutlich, dass ein jeder nur seine Religion als die einzig Wahre anerkennt und Andersdenkenden dies aberkennt. Der Roman zeigt sehr ausführlich das Ringen um die kirchliche aber auch weltliche Macht auf.

„Der Bluthund des Paptes“ Gerwardsborn wird sehr grausam und wahnsinnig geschildert. Ein Menschenleben ist für ihn nicht viel wert. Für ihn zählt nur die Ausrottung der „Ketzer“. Die Darstellung des Inquisitors erinnert mich sehr an Heinrich Kramer, dem Verfasser des „Malleus Maleficarums“ („Der Hexenhammer“). Diese historische Person war ebenso ein Inquisitor der heiligen Kirche und ein menschenverachtender Mann, der seinesgleichen sucht. Die Figur Gerwardsborn steht dem echten Hexenjäger in Grausamkeit und Fanatismus in nichts nach. Glücklicherweise ist der Inquisitor in diesem Roman nur erdacht …

Die Autorin

Hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich ein Münchner Autorenpaar, dessen erster historischer Roman „Die Kastratin“ die Leser auf Anhieb begeisterte. Mit „Die Wanderhure“ gelang ihnen der Durchbruch; der Roman erreichte ein Millionenpublikum. Seither folgt Bestseller auf Bestseller. Die Romane von Iny Lorentz wurden in zahlreiche Länder verkauft. Die Verfilmungen ihrer „Wanderhuren“-Romane und zuletzt der „Pilgerin“ haben Millionen Fernsehzuschauer begeistert. Im Frühjahr 2014 bekam Iny Lorentz für ihre besonderen Verdienste im Bereich des historischen Romans den „Ehrenhomerpreis“ verliehen. Die Bühnenfassung der „Wanderhure“ in Bad Hersfeld hat im Sommer 2014 Tausende von Besuchern begeistert und war ein Riesenerfolg. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Flammen des Himmels“ ist ein fesselnder Roman über religiöse Streitigkeiten und Ketzerverfolgungen. Auch wenn die meisten Begebenheiten erdacht bzw. schon lange der Vergangenheit angehören, so regt das Buch doch sehr zum Nachdenken an. Darüber, dass wir heutzutage hier in Deutschland Religionsfreiheit haben und wie stark sich das Frauenbild positiv verändert hat. Kurz gesagt, kann ich das Buch jedem empfehlen, der sich für Geschichte und/ oder Religion interessiert.

Taschenbuch: 752 Seiten
Originaltitel: Flammen des Himmels
ISBN-13: 978-3426504093

www.droemer-knaur.de

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