Iroha Megu – Meine erste Liebe

Inhalt:

Zehn Jahre ist es jetzt her, seit Miyako vor den Gefühlen zu seinem Jugendfreund die Flucht ergriffen hat. Erst die Einladung zu dessen Hochzeit bringt die beiden wieder miteinander in Kontakt. Während Miyako noch versucht, seine unerfüllte Liebe endgültig zu vergessen, tritt plötzlich ein anderer Mann auf den Plan. Yuya, der jüngere und äußerst attraktive Bruder seines Jugendschwarms, gesteht Miyako seine jahrelange Zuneigung und entfacht damit einen Sturm aus alten und neuen Sehnsüchten … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

‚Meine erste Liebe‘ klingt, als würde sich der Protagonist fast schon standardmäßig zum ersten Mal in jemanden verlieben. Doch schon die Verlagsinfo zeigt auf, dass es sich um etwas gänzlich Anderes handelt.

Miyako ist seit über zehn Jahren unglücklich in einen alten Freund Atsuya verliebt. ‚Unglücklich‘ nicht nur, weil dieser seine Liebe nicht erwidert, sondern weil er eine Freundin hat, die er nun, zehn Jahre nachdem Miyako weggezogen ist, um seinen Gefühlen zu entfliehen, heiratet. Schon früh hat Miyako festgestellt, dass er schwul ist, was auch mit der Erkenntnis einherging, dass er nie würde heiraten können. Traurig starrt er deswegen einen Ring, der Gewinn an einem Schießstand auf einem Jahrmarkt ist, an. Damit beginnt zwar nicht der Manga, dafür aber die Geschichte von Miyako und Yuya.

Yuya ist der Bruder des Mannes, in den Miyako seit Jahren verliebt ist, und ist seinerseits seit Jahren in Miyako verliebt. Schon auf den ersten Seiten sieht man ihm die Eifersucht regelrecht an, als Atsuya Miyako anfasst. Während Atsuya nicht mitbekommt, was sein alter Freund noch immer für ihn empfindet, ist Yuya fähig, Miyako einfach alles von der Nasenspitze abzulesen. Ob es darum geht, von der Hochzeit zu verschwinden, etwas zu essen oder was auch immer – er weiß es einfach. Obwohl sie sich seit zehn Jahren nicht gesehen haben und auch davor eigentlich nichts miteinander zu tun gehabt hatten, scheint Yuya den anderen Mann sehr gut zu kennen… was einerseits süß, andererseits aber auch etwas unrealistisch ist.

Ebenso süß – oder vielmehr kitschig – ist Yuyas ziemlich schnell kommendes Liebesgeständnis, bei dem er Miyako einen Ring, der ähnlich aussieht wie jener, den er als Kind damals angestarrt hatte, an den Finger steckt. So entstand rasch ein Moment, in dem sich mein ganzer Körper windete, weil das Ganze so unglaublich kitschig ist… Aber hey, das Ring-Motiv muss schließlich gebührend oft eingebaut werden! Und das war gewiss nicht das letzte Mal.

Wo wir aber schon bei süßen Dingen sind, muss trotz Kitsch angemerkt werden, dass es wirklich sehr süß ist, dass Yuya nicht aufgibt, obwohl er weiß, dass Miyako in seinen Bruder verliebt ist. Vielmehr nutzt er jede Chance, um Miyako von sich zu überzeugen… wie gut, dass seine Wohnung plötzlich einen Wasserschaden hat und er deswegen temporär bei dem Mann seines Begehrens einzieht.

Miyako hingegen geht zunächst auf Abstand, weil er nichts von Yuya will. Nach einigen Annäherungsversuchen und Worten des anderen erscheint der junge Mann jedoch ein wenig verwirrt. Yuya will nicht nur ein Ersatz für Miyako sein, sondern mehr. Doch dieser will es nicht wahr haben… und ist doch eigentlich in Atsuya verliebt! Schließlich kommt es zu einem Zwischenfall, durch den Miyako und Yuya sich näher kommen und doch gleichzeitig auch distanzieren. Dieses Paradox wird sowohl auf körperlicher wie auch psychischer Ebene aufgegriffen, was ausgesprochen faszinierend ist. Obwohl Yuya nach besagtem Zwischenfall wieder auszieht, müssen die beiden Männer plötzlich trotzdem zusammen arbeiten. Denn Miyako ist Stylist und Yuya Model… womit Letzterer überall auftaucht, sei es nun persönlich oder etwa in Zeitschriften, und Miyako gehörig durcheinander bringt.

Paradox sind auch die Verhaltensweisen der beiden Hauptcharaktere. Miyako ist der reinste Messi und hebt alles auf, was Atsuya ihm je geschenkt hat oder was dem anderen Mann je gehört hat. Yuya hingegen lässt all sein – ohnehin größtenteils zerstörtes – Hab und Gut nach dem Wasserschaden zurück und nimmt nur eine einzige Sache mit, an der er und sein Herz hängen. Diese Sache spielt schließlich auch noch eine große Rolle. Und ich sage mal so… ich musste fast weinen, weil es so süß ist!

Allgemein ist dieser Manga hintergrundmäßig eher dürftig, von den Charakteren her dafür umso schöner gezeichnet. Außerdem ist er mit viel Humor gespickt, der sich in Gedanken, aber auch kurzen Situationen wiederspiegelt und die vermeintlich traurige Geschichte ordentlich aufpeppt.

Fazit:

‚Meine erste Liebe‘ ist ein sich wirklich lohnender One Shot, der viele Gefühle auf einmal anspricht. Von Lachen bis Weinen ist alles dabei. Bemerkenswert sind die vielen Parallelen/Paradoxa, die eingebaut wurden… ob es nun beabsichtigt war oder ob das noch späte Nachwirkungen aus der Schule (Stichwort ‚Textinterpretation‘) sind, sei mal dahingestellt. Jedenfalls sind da nicht nur die Gegensätze in Yuya und Miyako bzw. in deren Beziehung, sondern deren Geschichte beginnt und endet auch noch mit einem Ring. (Nein, sie heiraten nicht, aber es ist dennoch sehr süß.)

Im Großen und Ganzen ein wirklich guter Manga mit toller Story, tollen, wenn auch expliziteren Zeichnungen und viel Raum für Interpretationen!

Taschenbuch: 186 Seiten
Originaltitel: Kare no hatsukoi wa, doku ka arui wa
Aus dem Japanischen von Katharina Schmölders
ISBN-13: 978-2889511136

www.kaze-online.de

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