James Herbert – ’48. Horror-Roman

Vampirjagd in der toten Stadt

London 1948: Trümmer, Ruinen, Leichen. Eine sogenannte Wunderwaffe der Nazis hat den Bluttod über die Weltstadt gebracht. Von dem schleichenden Tod bleiben nur wenige Menschen verschont, die der Blutgruppe AB-negativ angehören.

Fünf von ihnen suchen Zuflucht in den Ruinen eines verlassenen Grandhotels: Zwei junge Frauen, die über die Schranken unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft hinweg eine tiefe Freundschaft verbindet; ein Deutscher mit undurchsichtiger Vergangenheit und ein weltfremder Engländer vom Zivilschutz. Und Hoke, der Kriegsfreiwillige aus Kanada, der seit drei Jahren auf der Flucht vor jenen Menschen lebt, die wissen, dass sie sterben müssen.

Ein nervenzerfetzendes Drama von ungeheurer Intensität entwickelt sich zwischen diesen fünf Menschen. (Verlagsinfo)

Der Autor

James Herbert ist die Antwort Englands auf Stephen King und Dean Koontz. Nachdem er sich mit Fetzern über mutierte Ratten und dergleichen einen „gewissen“ Ruf (und eine finanzielle Basis) erschrieben hatte, wandte er sich mit Büchern wie „Moon“ und „Magic Cottage“ einem gehobeneren Niveau des psychologischen Horrors zu – nicht zu seinem Schaden.

James Herbert war bekannt für seine einfachen, jedoch fesselnden Romane. Die Protagonisten in seinen Romanen sind meistens junge zynische Männer, die im Verlauf der Geschichte eine starke (sexuelle) Beziehung zu einer Frau entwickeln. In seinen frühen Romanen schildert James Herbert expliziten Horror, vergleichbar mit Splatter-Autoren. James Herbert arbeitete unter anderem als Sänger und als Art Director bei einer Werbeagentur. Er lebte zuletzt mit seiner Frau und seiner Tochter in der Nähe von Brighton und war ein Vollzeit-Autor. Er gestaltete auch die Cover der englischen Originalausgaben seiner Bücher selbst und betrieb seine eigene Werbung.

James Herbert starb am 20. März 2013 im Alter von 69 Jahren in Woodmancote bei Henfield im englischen West Sussex. (Quelle: Wikipedia.de)

Werkauswahl

Die Ratten. Roman („The Rats“). 11. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-02544-X (früherer Titel Die Killer-Ratten).
Unheil. Roman („The Fog“). 8. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-03676-X.
Todeskralle. Roman („The Survivor“). Heyne, München 1990, ISBN 3-453-04541-6.
Höllenhund. Roman („Fluke“). 5. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-05635-3.
Blutwaffe. Roman („The Spear“). 5. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-05303-6.
Die Brut. Roman („Lair“). 10. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-02923-2.
Dunkel. Roman („The Dark“). 7. Aufl. Heyne, München 1996, ISBN 3-453-04175-5.
Nachtschatten. Roman („The Jonah“). 7. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-04848-2.
Erscheinung. Roman („Shrine“). 3. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-06174-8.
Domain. Ein unheimlicher Roman („Domain“). 10. Aufl. Heyne, München 1994, ISBN 3-453-00702-6.
Moon. Der Roman, der sie nicht schlafen läßt („Moon“). Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1990, ISBN 3-404-25256-X.
Magic Cottage. Roman („The Magic Cottage“). Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1988, ISBN 3-404-28163-2.
Die Gruft. Roman („Sepulchre“). 7. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-03281-0.
Besessen. Roman („Haunted“). 2. Aufl. Heyne, München 1995, ISBN 3-453-06409-7.
Creed. Roman („Creed“). Pavillon-Verlag, München 2002, ISBN 3-453-20640-1.
Apokalypse. Roman („Portent“). 2. Aufl. Heyne, München 1996, ISBN 3-453-07585-4.
Stadt der Ratten. („The City“). Graphic Novel („Edition Comic speedline“). Tilsner Verlag, München 1996, ISBN 3-910079-93-8.
Totentanz. Roman („The Ghosts of Sleath“). Lübbe, Bergisch Gladbach 1996, ISBN 3-7857-0854-8.
48. Roman („’48“). Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1998, ISBN 3-404-13987-9.
Jenseits. Roman („Others“). Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 2000, ISBN 3-404-14452-X.
Once. Novel. Tor Books, New York 2002, ISBN 0-7653-0285-3.
Nobody True. Novel. Pan Books, London 2004, ISBN 0-330-41167-5.
The Secret of Crickley Hall. Macmillan, London 2006, ISBN 978-1-4050-0520-3.
Ash. Macmillan, London 2012, ISBN 978-0-230-70695-8.

Handlung

London im Jahre 1948: Trümmer, Ruinen und überall Leichen. Eine sogenannte „Wunderwaffe“ Hitlers hat in den ersten Sommertagen 1945 den „Bluttod“ über die einst so belebte Weltstadt gebracht. Von dem schleichenden Tod sind nur eine Handvoll Menschen verschont geblieben: Sie alle haben die seltene Blutgruppe AB-negativ. Fünf von ihnen suchen in den Ruinen des verlassenen Grandhotels Savoy Zuflucht.

Da sind die zwei jungen Frauen Cissie und Muriel, die über die Schranken unterschiedlichster sozialer Herkunft hinweg eine tiefe Freundschaft verbindet. Da ist der Deutsche Wilhelm Stern mit undurchsichtiger Vergangenheit, der als Bomberpilot abgeschossen und interniert worden sein will. Da ist ein weltfremder Londoner vom Bunker- und Zivilschutz. Und schließlich die Hauptfigur: Hoke, der Kriegsfreiwillige aus dem amerikanischen Wisconsin, der seit drei Jahren auf der Flucht vor jenen Menschen lebt, die wissen, dass sie sterben müssen – vor den „Schwarzhemden“, Sympathisanten Hitlers. Und er widmet sich einer grauenvollen Aufgaben: der Beseitigung der Leichen.

Der Roman beginnt sofort mit der atemberaubenden Flucht Hokes vor den Schwarzhemden, die ihn aus seinem Versteck im Buckingham Palast vertreiben. Er wird von Cissie, Muriel und Stern gerettet. Doch ihre weitere Flucht führt sie in die grauenerregenden U-Bahn-Schächte Londons. (Hier kennt sich der Autor gut aus: Zahlreiche seiner „Ratten“-Romane spielen hier.) Diese dienten als Zivilschutzbunker und sind nun mit Leichen vollgestopft. Als die sie verfolgenden Schwarzhemden einen Feuersturm entfachen und die Gasleitungen explodieren, können die vier mit knapper Not mit Hilfe des Engländers entkommen.

Doch im Savoy-Hotel geht der Nervenkrieg los, denn Hoke schiebt einen Hass auf den Deutschen, liegt aber völlig falsch in seiner Beurteilung: Der Verräter ist seine Geliebte! Schließlich gibt es einen furiosen Showdown mit den Schwarzhemden: Klassisch wie bei Hitchcock auf einem erhöhten Punkt über der Stadt…

Mein Eindruck

Dieser Roman ist nicht nur ein spannender Actionthriller, der den Leser nur im Mittelteil zu Atem kommen lässt. Es ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis, das die Engländer zu den Nationalsozialisten gehabt haben. Vor allem direkt vor dem Ausbruch des Kriegs scheinen die Aristokraten der Inseln, so vermittelt es Herbert, einige Sympathien für die Faschisten in Deutschland gehabt zu haben. Es gab zahlreiche Verbindungen zu Deutschland, etwa zur abgedankten Monarchie, und dass die Nazis gegen die Juden vorgingen, traf auf Verständnis. Man sehe sich nur das Agieren des Premierministers Chamberlain in München 1938 an!

Hokes Geliebte-für-eine-Nacht Muriel entstammt der britischen Aristokratie. Sie läuft zu den Schwarzhemden über, muss aber schließlich erkennen, dass diese – wie Vampire – nur an ihrem Blut interessiert sind, das ihnen neue Widerstandskraft gegen die Seuche verleihen soll – auf Kosten von Muriels Leben, versteht sich. Sie bezahlt für ihren Irrtum, doch ihre Freundin Cissie wird mit Hoke eine neue Zukunft aufbauen. Auch wenn sie ihn für ein klein wenig verrückt hält.

Unterm Strich

„48“ ist zweifellos bis dato James Herberts engagiertester Roman und, neben „Moon“ und „Magic Cottage“, einer seiner besten.

Taschenbuch: 391 Seiten
Originaltitel: ’48, 1996;
Aus dem Englischen von Cécile G. Lecaux
ISBN-13: 9783404139873

www.luebbe.de

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