Jason Dark – John Sinclair Geisterjäger Folge 48 – Lupinas Todfeind (2/2)

Duell der Bestien: Frau oder Werwolf?

Im nordfranzösischen Gravelines findet die Wiedervereinigung einer Werwolfsippe statt. Allerdings erheben zwei Frauen Anspruch auf den Thron der Königin: Lupina steht die gleichwertige Silva Vasely gegenüber. Sie müssen auf Leben und Tod kämpfen. Dieses traute Stelldichein stören Jane Collins und Suko eigentlich nur ungern, doch sie haben nicht damit gerechnet, mit Drogen und Werwölfen zu tun zu bekommen. Unterdessen gibt sich John Sinclair am Internat von Gravelines als braver Schuldirektor aus. Die Dinge nehmen eine dramatische Wendung, als Lupina die wahre Identität der britischen Schnüffler aufdeckt…

„Als die beiden Scheinwerferstrahlen zu grellen Lichtspeeren wurden und mich blendeten, wußte ich, dass man mich töten wollte. Dicht an dicht standen die Häuser zu beiden Seiten. Da gab es keine Einfahrt und auch keine Lücke. Die Lichtkegel explodierten vor meinen Augen, und wenn mir in den nächsten zwei Sekunden nichts einfiel, würde mich dieses rasende Ungeheuer überrollen …“ (Verlagsinfo)

Die Story erschien erstmals als Band 174 der Bastei-Romanserie.

Der Autor

Der unter dem Pseudonym „Jason Dark“ arbeitende deutsche Autor Helmut Rellergerd ist der Schöpfer des Geisterjägers John Sinclair. Am 13. Juli 1973 eröffnete der Roman „Die Nacht des Hexers“ die neue Romanheft-Gruselserie „Gespenster-Krimi“ aus dem Hause Bastei. Inzwischen sind über 1700 John-Sinclair-Romane erschienen, die Gesamtauflage der Serie beträgt laut Verlag über 250 Millionen Exemplare.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Frank Glaubrecht spricht den Geisterjäger himself und ist die deutsche Stimme von Al Pacino.
Wolfgang Pampel, die deutsche Stimme von Harrison Ford, spricht den Erzähler.
Jane Collins: Franziska Pigulla, die deutsche Stimme von Gillian „Scully“ Anderson
Suko: Martin May
Jovanka Vasely: Berenice Weichert
Silva: Anke Reitzenstein
Lupina: Claudia Urbschat-Mingues
Marcel Vendri: Peter Flechtner
Al Astor: Jörg Doering
Roland Foucert: Udo Schenk
Pfarrer: Bernd Rumpf
Paretti: Tobias Kluckert
Sowie Regina Lemnitz, Manja Döring und Iris Artajo.

Der Produzent

… ist Oliver Döring, Jahrgang 1969, der seit 1992 ein gefragter Allrounder in der Medienbranche ist. „Als Autor, Regisseur und Produzent der John-Sinclair-Hörspiele hat er neue Maßstäbe in der Audio-Unterhaltung gesetzt und ‚Breitwandkino für den Kopf‘ geschaffen“, behauptet der Verlag. Immerhin: Dörings preisgekröntes Sinclair-Spezial-Hörspiel „Der Anfang“ hielt sich nach Verlagsangaben wochenlang in den deutschen Charts.

Buch und Regie: Oliver Döring
Regieassistenz: Patrick Simon
Hörspielmusik: Christian Hagitte, Simon Bertling, Florian Göbels
Tontechnik: Arne Denneler
Schnittassistenz: Jennifer Keßler
Produktion: Alex Stelkens (WortArt) und Marc Sieper (Lübbe Audio)

Mehr Infos: www.john-sinclair.de.

Handlung

John Sinclair und sein Team sind in Nordfrankreich auf eine Sippe von Werwölfen gestoßen, die sich gerade wiedervereinigen, um sich unter der Königin Lupina, seiner Erzfeindin, der Mord-Liga anzuschließen und die Menschen zu bekämpfen. Während John im Internat von Gravelines nach dem Geschwisterpaar Jovanka Vasely und Marcel Vandry sucht, heften sich Jance Collins und Suko an die Fersen von Silva Vasely und ihrem Partner Al Astor.

Leider werden Jane und Suko gefangengenommen und gefesselt. Da trifft in der Burgruine nahe Gravelines Silvas Kontakt ein. Es ist der Direktor des Mädcheninternats, Roland Foucert. Als dieser Brutalo Suko mit Hilfe eines Elektroschockers zum Reden bringen will, setzt Suko Karate ein. Jane überwältigt Al Astor, der auf sie aufpassen sollte, bricht ihm den Arm und entkommt in Foucerts Auto. Darin befindet sich das Geld, mit dem er Silvas Kokainlieferung bezahlen sollte. Foucert dreht fast durch. Jane engagiert die Hilfe jenes aufrechten Pfarrers, der mit seiner Silberaxt einer Werwölfin den Kopf abgeschlagen hat. Zusammen wollen sie die Werwölfe in der Burgruine angreifen. Doch zuvor müssen sie nach John suchen, der sich nicht mehr gemeldet hat…

Unterdessen ist es John im Mädcheninternat schlecht ergangen. Hier sind manche Mädels nicht das, wonach sie aussehen. In der Umkleidekabine des Schwimmbads stößt John auf eine junge Frau, die zwar halbnackt im Handtuch vor ihm steht, aber keinerlei Scham, Beklemmung oder Angst an den tag legt. Stattdessen stellt sie ihm impertinente Fragen nach seiner Identität und seiner Aufgabe. Dann eröffnet sie ihm, sie müssen ihn leider ebenso umbringen wie den toten Kerl, der gerade in der Waschmaschine rotiert.

Doch John hat in weiser Voraussicht seine Beretta mit geweihten Silberkugeln geladen, mit denen er nun droht. Leider setzt ihn ein fieser Schlag von hinten außer Gefecht. Gerade wollen sich die beiden Werwölfe auf ihn stürzen, um ihn als Cocktail zu benutzen, da ertönt die autoritäre Stimme einer Frau. Es ist Lupina, die ihren alten Bekannten begrüßt. Au weia, jetzt sitzt John wirklich in der Patsche. Denn Lupina hat ganz besonders fiese Pläne mit ihm…

Mein Eindruck

Diesmal gerät unser Geisterjäger ganz besonders tief in die Patsche, denn zunächst findet er sich wie weiland Schneewittchen in einem Glassarg wieder – unter Wasser! Doch Serienhelden haben mindestens neun Leben wie eine Katze, und schon bald sehen wir John eingerollt wie Kleopatra in einen Teppich verpackt. Allerdings hat Lupina diesmal keine Zeit für weitere Folterspielchen, denn sie ist beschäftigt.

Silva hat ihr den Fehdehandschuh um die Ohren gehauen (verbal natürlich), denn sie will sich nicht damit begnügen, nur die zweite Geige im Familien-Clan zu spielen. Ja, hier geht es fast so traulich zu wie bei den Sopranos. Als Silva intrigiert und Jovanka sowie Marcel auf ihre Seite ziehen will, beißt sie jedoch auf Granit: Die beiden Herzchen halten in Treue fest zu Chefin. Da bleibt Silva nichts anderes übrig, als sich alleine dem Zweikampf mit der Oberbestie zu stellen, als dies sich nun die hübsche Lupina entpuppt.

Die Verwandlung der beiden Damen in reißende Bestien ist klanglich sehr schön gestaltet worden, die Phantasie des Hörers darf sich die grässlichsten Details ausmalen. Der anschließende Zweikampf lässt an Wildheit nichts zu wünschen übrig. Recht witzig wird das martialische Geschehen durch ironische Seitenbemerkungen konterkariert, die von dem verzweifelten Roland Foucert und den beiden geisterjägern Suko und Sinclair kommen. Doch Hilfe naht in gestalt von Jane Collins und dem Mann Gottes, der seine Silberaxt sicher bald strafend einsetzen wird. Doch wen wird er treffen? Wer geht als Sieger aus dem Zweikampf hervor? Das soll hier nicht verraten werden.

Interessant finde ich auch, dass die Werwolfsippschaft sich einem ganz modernen Handel verschrieben hat: Drogen. Das Koks den Wölfen in Silvas Wanderzirkus unters Fell zu schieben, ist ja schon Tierquälerei, aber es mit der Kanalfähre zu überführen, schlicht genial. Bei so viel Depraviertheit verwundert es nicht, wenn sich der Direktor des Mädchenpensionats auch noch als Zuhälter usw. entpuppt. Er hat mich an die Internatsoberen von Guernon erinnert, die ja mit den Dorfbewohnerinnen in Grangés „Die purpurnen Flüsse“ ebenfalls ein böses Spiel trieben.

Wieder einmal hat der Autor, wie in der ganzen Serie üblich, kein Klischee ausgelassen, um den Hörer zu schocken und zu unterhalten. Wer sich von spritzendem Blut, Wolfsgeheul und allfälligen Schüssen abstoßen lässt, sollte gar nicht erst seinen CD-Spieler einschalten.

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Macher der „Geisterjäger“-Hörspiele suchen ihren Vorteil im zunehmend schärfer werdenden Wettbewerb der Hörbuchproduktionen offensichtlich darin, dass sie dem Zuhörer nicht nur spannende Gruselunterhaltung bieten, sondern ihm dabei auch noch das Gefühl geben, in einem Film voller Hollywoodstars zu sitzen. Allerdings darf sich niemand auf vergangenen Lorbeeren ausruhen: bloßes Namedropping zieht nicht, und So-tun-als-ob ebenfalls nicht.

Die Sprecher, die vom Starruhm der synchronisierten Vorbilder zehren, müssen selbst ebenfalls ihre erworbenen Sprechfähigkeiten in die Waagschale werfen. Zum Glück machen Pigulla, Kerzel, Glaubrecht und Co. dies in hervorragender und glaubwürdiger Weise. Statt gewisse Anfänger zu engagieren, die mangels Erfahrung bei den zahlreichen emotionalen Szenen unter- oder übertreiben könnten, beruht der Erfolg dieser Hörspielreihe ganz wesentlich darauf, dass hier zumeist langjährige Profis mit schlafwandlerischer Sicherheit ihre Sätze vorzutragen wissen.

Übertriebene Ausdrucksweisen heben die Figuren in den Bereich von Games- und Comicfiguren. Das kann bei jugendlichen Hörern ein Vorteil sein. Die Figuren schreien wütend, fauchen hasserfüllt oder lachen hämisch. Den Dialog macht stellenweise der Einsatz von Stimmfiltern abwechslungsreicher, insbesondere beim Einsatz moderner Kommunikationsmittel wie etwa Funkgeräten oder Mobiltelefonen.

Geräusche

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem halbwegs realistischen Genre-Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Schlüsselszenen recht stimmungsvoll aufgebaut. Diesmal herrschen die Geräusche vor, die man im Umfeld von Wäldern und Wölfen zu hören erwartet. Die Geräuschkulisse ist erstaunlich realistisch, wirkt aber nie überladen, sondern stets erscheinen die Geräusche als notwendig. Ein Markenzeichen der Serie sind Schüsse und Funkdurchsagen. Von beidem gibt es stets jede Menge. Und viel spritzendes Blut… Deshalb ist dieses Hörspiel erst ab 16 Jahren zu empfehlen.

Musik

Die Musik gibt ziemlich genau die vorherrschende Stimmung einer Szene wieder und leitet in den kurzen Pausen bzw. Übergängen gleich zur nächsten Szene über. Sie wurde von einem Orchester eingespielt, und so entsteht der Eindruck, die Begleitmusik zu einem alten Hollywood- oder British Horror Movie zu hören. Die Titelmelodie der Serie erschallt in Intro und Outro in einem hämmernden Rock-Rhythmus aus den Lautsprecherboxen, den ich sehr sympathisch fand.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

Das Booklet

… enthält im Innenteil Angaben über die zahlreichen Sprecher und die Macher. Der Verlag empfiehlt sein Werk ab 16 Jahren. Ausdrücklich steht „Hörspiel für Erwachsene“ auf dem Cover.

Unterm Strich

John Sinclair als Schneewittchen und Kleopatra – ich kann mich nicht erinnern, dass es dies bereits in der Serie gegeben hat. Wenn seine Lage für John nicht so unangenehm wäre, könnte man glatt darüber lachen. (Und abgebrühte Gemüter tun dies garantiert auch.) Dieser Humorfaktor bildet das Gegengewicht zur Wildheit des brutalen Zweikampfes um die Vorherrschaft der Werwolfsippe. So ein „Catfight“ ist alles andere als harmlos, wie die ausgetüftelte Geräuschkulisse schnell klarmacht.

Wieder einmal sind die Machtverhältnisse zwischen Männlein und Weiblein auf den Kopf gestellt. Die Männer sind hilflos, während sich die Frauen gegenseitig den Schädel einschlagen. In den Hollywoodschinken von anno dunnemals verhält es sich meist umgekehrt. Wie sich doch die zeiten ändern. Und es ist keine andere als die treue Jane, die ihrem Tarzan, pardon, John aus dem Teppich hilft…

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling. Die Action kommt niemals zu kurz, was die Game-Freunde doch einigermaßen zufriedenstellen sollte.

CD: 49:30 Minuten.
ISBN-13: 9783785737835

Lübbe Audio

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