Jean-Luc Englebert – Jan, der kleine Maler

Jan ist der jüngste Lehrjunge von Vielen bei einem berühmten Malermeister des ausgehenden Mittelalters. Er lebt in einer Zeit, in der Farben, Pinsel und Leinwände in bedeutenden Ateliers noch in fleißiger Handarbeit hergestellt wurden, bevor der große Meister mit dem Malen beginnen konnte. Jans Traum ist es, selbst einmal ein bekannter Malermeister zu werden. Bis dahin verrichtet er die niedrigsten Dienste wie das Putzen des Ateliers und Fischabfälle-besorgen. Doch er schaut den anderen Lehrjungen und seinem Meister auch genau bei der Arbeit zu, um zu lernen und zu Hause die abgeschauten Fähigkeiten auszuprobieren. So wäre es sicher noch viele Jahre weitergegangen, wäre nicht eines Tages dieser große Auftrag gekommen und alle anderen Lehrlinge in die Welt ausgesandt worden, um die seltenen, blaue Farbpigmente zu kaufen. Jetzt schlägt Jans große Stunde! Kann er dem Meister beweisen, dass er ein guter Lehrjunge ist?

Eine einfache, klare Sprache zeichnen das Kinderbuch „Jan, der kleine Maler“ aus dem Picus Verlag aus. Die farbigen Zeichnungen illustrieren die Aussagen des Textes und funktionieren auch als Worterklärungen, u.a. bei den vielen handwerklichen Tätigkeiten wie dem „Mörsern von Karmesinpigmenten“, was Kinder ab vier Jahren ohne die Bebilderung sicherlich nicht verstehen würden. Schon das Titelbild und die Illustration des inneren Umschlags zeigen deutlich, dass es in diesem Buch um Farben in all ihren Schattierungen geht. Rot ist nicht nur Rot, sondern Zinnober, Purpur, Terrakotta, Ocker und Orange. So werden die jungen Leser für feine Schattierungen sensibilisiert und lernen zuletzt, dass Blau eine ganz besondere Farbe ist. Sie kommt bis heute in der Natur selten vor, ist kompliziert herzustellen und deshalb so besonders und emotionsgeladen, dass es das Hochzeitsbild des Auftraggebers schmücken soll.

Die Leser dies bezaubernd illustrierten Kinderbuchs von Jean-Luc Englebert werden in eine Zeit entführt, wo Malerei vor allem Handwerk war und mehrere Gewerke zusammengearbeitet haben: Maler, Tischler und Bürstenmacher. Ganz nebenbei erfahren sie, dass Kinder zum Lernen nicht schon immer in die Schule gegangen sind, sondern man sich in früherer Zeit, alles Wissen direkt in der Werkstatt aneignete, wo man ganz unten als Putzhilfe anfing und sich bis zum Meister hocharbeiten musste. Außerdem wird klar, dass zur Malerei auch die Kunst gehörte, Farben sorgfältig anzumischen und neue Farbtöne zu entdecken, aber auch dass manchmal der Zufall der beste Lehrmeister ist.

Ich persönlich finde, das Lesealter mit 4 bis 6 Jahren zu niedrig angesetzt, kann aber bestätigen, dass Kinder ab 7 Jahren ihren Spaß daran haben. Vor allem Jungen können durch das Thema zum Lesen motiviert werden, denn bei der Farbe Blau dreht es sich um die erklärte Lieblingsfarbe vieler Knaben. Und dass nun ausgerechnet stinkige Fischabfälle das gewünschte Resultat bringen, ist wirklich witzig und lässt diese zeitlose Geschichte im Gedächtnis haften bleiben!

gebundene Ausgabe: 40 Seiten
ISBN-13: ‎978-3711740328
https://www.picus.at/

Der Autor vergibt: [Rating: 5/5] Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)