Joanne K. Rowling – Die Märchen von Beedle dem Barden. Ein Klassiker aus der Zauberwelt von HARRY POTTER

Lehrreiche Märchen für Muggel und Zauberlehrlinge

Welcher ordentliche Zauberer kennt sie nicht: die großartigen alten Märchen, die Beedle der Barde für die magische Gemeinschaft gesammelt hat? Jedem Zaubererkind werden sie abends vorgelesen. Nur Harry Potter hätte fast zu spät von ihnen gehört. Fast. Doch dann rettete ein wertvoller Hinweis daraus ihm das Leben – im Kampf gegen Voldemort, dem grausamsten schwarzen Magier aller Zeiten.

Nun endlich haben auch Muggel die Gelegenheit, fünf der Märchen kennenzulernen. Eine Sternstunde für Potter-Fans. Und für alle, die zauberhafte Geschichten lieben.. (Verlagsinfo) Jedes der fünf Märchen wird von Albus Dumbledore und der Autorin kommentiert.

Die Autorin

Joanne K. Rowling (* 31. Juli 1965 als Joanne Rowling in Yate, abgekürzt J. K. Rowling) ist eine britische Schriftstellerin, die mit der Romanreihe Harry Potter um den gleichnamigen Zauberschüler bekannt wurde. Daneben ist sie als Drehbuchautorin und Filmproduzentin aktiv.

Sie ist auch unter dem Pseudonym Robert Galbraith bekannt. Nachdem die Zeitschrift Forbes ihr Vermögen 2004 erstmals auf eine Milliarde US-Dollar geschätzt hatte, galt sie einige Jahre lang als wohlhabendste Schriftstellerin der Weltgeschichte. Laut Forbes ist Rowling Stand 2020 die bestbezahlte Schriftstellerin der Welt und nach James Patterson auf Platz 2 der meistverdienenden Autoren der Welt.

Die Märchen

1) Der Zauberer und der hüpfende Topf

Der alte Zauberer hat immer ein offenes Ohr für die vielfältigen Nöte der Bewohner seines Dorfes. Mit seinem Topf kocht er allerlei wundertätige Arznei, um sie zusammen mit einem Bannspruch oder einem Gegengift zu verteilen. Die Bewohner verließen sich auf ihn, und auch auf Meilen im Umkreis nimmt man gern seine Dienste in Anspruch. Natürlich ist es nicht der Topf, der Zauber wirkt.

Nun, auch der gute alte Zauber segnet das Zeitliche, wie es den meisten widerfährt. Das einzige Ding, was er seinem nichtsnutzigen Sohn vermacht hat, ist der Topf, und in diesem entdeckt der Sohn auch noch einen alten stinkenden Pantoffel. In diesem steckt ein Zettel: „Mögest du den Pantoffel nie brauchen.“ Sobald der Sohn den ersten Dienst verweigert und die zweite Bitte abgeschlagen hat, beginnt der Topf auf einem Fuß zu hüpfen und allerlei garstige Dinge auszuspucken, beispielsweise Nacktschnecken. Auch Schlaf ist nicht mehr möglich, denn der Topf klopft und klappert, ächzt und stöhnt die ganze Nacht hindurch.

Weil dies einfach zuviel ist, gibt der Sohn schließlich nach. Jetzt erkennt er auch Sinn und Zweck des Pantoffels: Man muss ihn auf den Fuß aufziehen, und schon klappert der Topf nicht mehr. Fortan tut der Sohn nur noch Gutes mit seiner Zauberei.

2) Der Brunnen des wahren Glücks

Die Kunde hat sich verbreitet, dass der Brunnen auf dem Gipfel eines Berges wundertätiges Wasser enthalte. Schon bald versammeln sich notleidende Menschen aus aller Herren Länder, um von dieser Quelle Heilung und vieles andere mehr zu erhalten. Auch drei schöne Hexen haben sich eingefunden: Amata, Asha und Altheda. Ihnen folgt der arme Ritter, der sich als glücklos bezeichnet.

Schlingpflanzen strecken ihre Arme aus, um die Vier durch eine Hecke zu zerren. Es ist indes noch ein steiler Weg bis zum Gipfel, und wie sich herausstellt, gilt es, drei Prüfungen zu bestehen: Sie müssen ihr Leid, ihre Mühen und ihre Erinnerungen – den „Schatz deiner Vergangenheit“ – offenbaren. Leichter gesagt als getan, doch es gelingt. Erschöpft stürzt Asha, die eh schon sehr zart ist, zu Boden.

Ob ihr wohl das Wasser des Brunnen Heilung bringen könnte, fragen sich die drei anderen. Altheda, die Kräuterkundige, mischt Heilkräuter in das Wasser, das sie mit Brunnenwasser im Wasserbehälter des Ritters gemischt hat, und flößt es Asha ein. Sie gesundet sofort! Überzeugt, dass das Brunnenwasser wundersame Kräfte besitzt, darf nun der Ritter, dem Amata den Vortritt lässt, in den Brunnen steigen. Seine Rüstung wird sofort rostig. Bei seiner Rückkehr merkt er, dass er sich unsterblich in eine der schönen Hexen verliebt hat. Aber in welche?

3) Des Hexers haariges Herz

Der junge Hexer hat beobachtet, dass sich seine Altersgenossen für die Liebe wirklich zum Affen machen. Er beschließt, sich nicht so blöd zu verhalten und sich auf seine Studien zu konzentrieren. Sobald er das Erbe seines Alten bekommen hat, richtet er sich im elterlichen Schloss wohnlich und bringt seinen größten Schatz in den tiefsten Keller. Die anderen bekommen Kinder, er vermutlich Dividenden.

Doch seine Diener halten ihn nach einiger Zeit für einen wunderlichen Kauz, der noch nicht einmal eine Frau erobern konnte. Seit er diese Worte belauscht hat, sucht er nach einer potentiellen Ehefrau, die standesgemäß, schön und reich sein muss. Diese findet sich schon bald bei ihm ein, um Verwandte zu besuchen. Sie erhört seinen Antrag und die Hochzeit wird arrangiert. Doch ein kleiner Zweifel nagt an ihrem ach so warmen Herzen: Seine Worte des Werbens klingt wie Zitate, doch warme Worte des Herzens vernimmt sie keine. Als sie dies auszusprechen wagt, führt er sie hinunter ins Verlies, wo sein größer Schatz aufbewahrt wird: sein eigenes Herz liegt in einer Truhe. Leider hat es inzwischen Haare angesetzt und sieht nicht besonders attraktiv aus.

Die Prinzessin ist entsetzt, doch das macht nichts, denn er setzt sich das alte Herz wieder in die eigene, leere Brust ein. Die Prinzessin ist darob noch viel entsetzter. Das macht aber nichts, denn er besorgt sich ihr Herz, um sein altes zu ersetzen. Bei diesem Herzwechsel kommt es zu einem bedauerlichen Betriebsunfall: Das alte Herz will seine Brust partout nicht mehr verlassen…

4) Babbity Rabbity und der gackernde Baumstumpf

Eines Tages beschließt der König, dass es in seinem Reich nur einen einzigen Zauberer geben und der ihm direkt unterstellt sein solle, als Oberzauberlehrer. Alle Hexen und Zauberer verstecken sich, doch ein Scharlatan sieht seine Chance gekommen, reich zu werden, und bietet dem König seine Dienste an. Der nimmt diese an, bezahlt den Mann auch gleich reichlich, um Zauberstäbe und Silberkelche und Heilrubine zu kaufen.

Am nächsten Tag eilen König und Scharlatan in den Garten, um ihre Stäbe zu schwingen und sinnlose Sprüche auszustoßen. Das sieht die Waschfrau Babbitty, die am Rande des Gartens wohnt, und kringelt sich lachend auf dem Boden. Ihr Lachen ist gackernd wie das eines Huhns. Der Scharlatan schickt den König umgehend in den Palast. Doch dann nimmt er sich Waschfrau vor, damit sie ihn nicht verrate. Als er sieht, dass sich ihre Wäsche von alleine im Zuber wäscht, weiß er, dass er eine Hexe vor sich hat. Er droht ihr und nötigt sie, ihn den König bei der Vorführung einiger Kunststücke zu unterstützen. Babbitty erklärt sich dazu bereit, doch weist sie ihn darauf hin, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gebe, die selbst eine Hexe nicht vollbringen könne.

Am nächsten Tag führt der König erfolgreich zwei Kunststücke vor versammelten Adel vor, doch als der Hauptmann der Brigade verlangt, er solle den verstorbenen Leithund wieder zum Leben erwecken, versagen auch der Hexe die Kräfte. Der Scharlatan fürchtet seine Entdeckung und zeigt auf die Hexe im Gebüsch, die sich sofort aus dem Staub macht. Die Wache und ihre Spürhunde durchsuchen das Gelände, stoßen aber nur auf einen alten gebeugten Baum. Der Scharlatan behauptet, die Hexe habe sich in den Baum verwandelt, und der König befiehlt, den Baum abzuhacken. Auf einmal beginnt der Baumstumpf zu sprechen: „Narren! Hexen und Zauberer können nicht getötet werden, indem man sie entzwei hackt! Wenn ihr mir nicht glaubt, hackt den Großzauberer mittendurch!“

Da gesteht der Scharlatan all seine Vergehen und fleht um Gnade. Dann aber droht der Baumstumpf auch dem König, dass jeder künftige Trick wie ein Axthieb in seine Seite sein werde. Da fleht auch der König um Vergebung. Der Baumstumpf verlangt, alle Hexen und Zauberer zu begnadigen, was auch sofort erfolgt. Außerdem müsse die Waschfrau Babbitty entschädigt werden. Er werde alles Verlangte tun, beteuert der verängstigte König. Er solle eine Statue aus Gold auf dem Baumstumpf errichten, die wie die Waschfrau aussehe. Sobald alle gegangen sind, um die Forderungen zu erfüllen, hoppelt ein Kaninchen mit einem Zauberstab zwischen den Zähnen von dann, in einem Fort gackernd.

5) Das Märchen von den drei Brüdern

Eines Abends gelangen drei Brüder auf ihrer Wanderung an einen Fluss, der zu tief und zu tückisch ist, um ihn durchqueren oder durchwaten zu könne. Doch wozu hat man einen Zauberstab? Flugs errichten sie eine Brücke über den Fluss und betraten sie. Doch sie gelangen nur bis zur Hälfte, denn dort steht die dunkle Gestalt eines anderen Wanderers, wie es scheint. Der Tod stellt sich artig vor und bietet ihnen drei Belohnungen für ihre ausgezeichnete Zauberkunst.

Der älteste der Brüder wünscht sich den mächtigsten Zauberstab der Welt, um unbesiegbar zu werden. Der Kapuzenmann bricht einen Zweig von einem Elderbaum, der am Fluss wächst, ab und überreicht ihn dem ältesten Bruder. Der zweite, ziemlich hochmütige Bruder will den Tod demütigen und verlangt ein Werkzeug, um die Toten wieder zum Leben zu erwecken. Der Tod überreicht ihm einen Stein aus dem Fluss mit der Beteuerung, dieser Stein entspreche dem Verlangten. Der dritte und weiseste Bruder bittet lediglich um den Umhang des Todes, der ihm sogleich übergeben werden. Denn der Umhang hat die Eigenschaft, seinen Träger unsichtbar zu machen.

Der Tod erlaubt dem Trio, ihre Reise fortzusetzen, doch schon bald segnet der erste das Zeitliche, als ihn ein Dieb ihn um seinen Elderstab erleichtern will. So fällt der erste Bruder dem Tod zu. Dem zweiten ergeht es wenig besser: Er erweckt eine verstorbene junge Schönheit zum Leben. Sie war einst seine Jugendliebe, doch ihre Gefühle für ihn sind nicht mehr dieselben: Im Halbleben ist sie weder hier noch dort. Aus Verzweiflung tötet sich der zweite Bruder selbst, so dass auch er dem Tod anheimfällt.

Doch den dritten Bruder kann der Tod nirgendwo finden und so wird dieser sehr alt. Als es an der Zeit ist, übergibt er den Umhang seinem Sohn, und da er nun sichtbar ist, holt ihn sich der Tod. Freudig geht er mit ihm wie mit einem alten Freund, denn nun sind sie einander ebenbürtig.

Mein Gesamteindruck

Die Einleitung klärt den Leser darüber auf, dass Beedle der Barde im 15. Jahrhundert in Yorkshire lebte, als er seine Muggelmärchen schrieb, und dass Magus Albus Dumbledore einen mindestens genauso großen Bart trägt. Beedle hat demnach viel Nachsicht mit den einfältigen und häufig ahnungslosen Muggeln, aber er prangert in seinen Lehrmärchen vielfach Charakterfehler an, seien es Übermut, Hochmut oder gar Grausamkeit. Dafür legt er eine Hochachtung für ehrgeizige und barmherzige Hexen an den Tag.

Dass Beedle auch viel Sinn für Humor besaß, belegt die Geschichte von Babbitty Rabbitty, in der eine gackernde Hexe und ein gackernder Baumstumpf (in den sie sich verwandelt hat) auftreten. Sie triumphiert über einen gierigen Scharlatan und einen törichten König, verhilft aber auch wieder ihren Standesgenossinnen und -genossen zu ihren angestammten Rechten.

So wie die beiden ihre Lektion lernen müssen, so auch der hochmütige Sohn des Dorfzauberers, der von seinem einbeinigen Kessel eines Besseren belehrt wird. Dass ein Mangel an Liebe bzw. Liebesfähigkeit mitunter tödlich enden kann, belegt die blutige Geschichte vom haarigen Herz des Hexers.

Richtig zu Herzen gehend ist die Geschichte von den drei Hexen und dem nichtsnutzigen Ritter, die den Jungbrunnen suchen. Er wird allgemein „Der Brunnen des wahren Glücks“ genannt, und es erweist sich im Verlauf des Geschehens, dass für jeden Menschen Glück eine ganz persönliche Form annehmen und aufweisen kann. So ist die dem Brunnen nachgesagte Verjüngung gar nicht vorhanden, sondern nur eingebildet. Auch ein happy-End gibt es, mehr darf nicht verraten werden.

Die Kommentare

Es ist eine seltsame Konstruktion: Obwohl angeblich Beedle die Märchen zuerst geschrieben hat, so kommt doch Dumbledore die Ehre zu, sie kommentieren und mit einer alternativen Bedeutung versehen zu dürfen. Er ist jedoch nicht der Herausgeber dieser Texte, sondern halt der Obermagier. An vielen Stellen versäumt er nicht, auf seine eigene Wichtigkeit hinzuweisen.

Die Fußnoten zu den Kommentaren

Dumbledore selbst hat wiederum das zweifelhafte Vergnügen, dass seine Kommentare von einem gewissen JKR erklärt werden, so als würde er die armen, unterbelichteten Muggel überfordern (was er in der Tat oftmals tut). Bei JKR handelt es sich um die sogenannte „Autorin“ Joanne Rowling (ohne R).

Diese hinwiederum hat die Ehre, ein Grußwort der Baroness Nicholson von Winterbourne (Member of the English Parliament, MEP) zu erhalten, denn die Baroness ist die Schirmherrin der Fördergesellschaft Children’s High level group (CHLG). Dieser Gesellschaft fließen alle Erlöse aus dem Verkauf dieses Buches zu. Auf diese umständliche Weise zeigt sich die „Autorin“ als Wohltäterin.

Die Übersetzung

Ich konnte nur einen Fehler finden und zwar auf Seite 77. „…vielleicht die ‚realistischste‘ von Beedles Märchen…“: Es sollte „DAS realistischste von Beedles Märchen“ heißen, denn das Märchen ist nach wie vor ein Neutrum.

Unterm Strich

Die fünf Märchen lassen sich, wie zu erwarten, sehr leicht lesen, denn schließlich sind sie für Kinder gedacht. Sie halten viele lehrreiche Einsichten bereit. Aber man könnte sich wundern, warum eine so blutig endende Geschichte wie „Des Hexers haariges Herz“ in diese Auswahl aufgenommen wurde.

Nun, an einer Stelle begründet die Autorin, warum Märchen nicht nur blutig sein dürfen, sondern es auch sein müssen. Als Gegenbeispiel führt sie eine bereinigte und euphemistisch bearbeitete Passage an. Sie klingt völlig lächerlich und unglaubwürdig.

Wie auch immer man das stehen mag, so macht doch „Des Hexers haariges Herz“ deutlich, dass man das Buch nicht kommentarlos einem Kind in die Hand drücken sollte, sondern es sich empfiehlt, die Texte dem Kind selbst vorzulesen und nach Möglichkeit auch zu kommentieren. Auf die Kommentare von Meister Albus sollte man sich dabei nicht immer verlassen, besonders dann, wenn man selbst ein Muggel ist…

Taschenbuch: 109 Seiten,
O-Titel: The Tales of Beedle the Bard, 2007;
Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Die Runen hat Hermine Granger entziffert.
ISBN 9783551359261

www.carlsen-harrypotter.de

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