Jochen Weeber und Fariba Gholizadeh – Was ist bloß mit Gisbert los?

Eigentlich hatten sie es gar nicht so böse gemeint, als sie hinter dem Giraffenjungen Gisbert über seine braunen Flecken tuschelten. Auch das Nilpferd hatte vorher nicht lange nachgedacht, als es sich über Gisberts Trompetenspiel lustig machte. Trotzdem ist Gisbert, der eine normal große, fröhliche Giraffe – ja gar ein langer Lulatsch – gewesen war, plötzlich ganz klein und traurig geworden – so klein, dass er unter das Sofa passt und gar keine Lust mehr hat, mit seinen alten Freunden zu spielen. Erst im letzten Moment, als die Freunde sich schließlich mit einer Karte und einem kleinen Geschenk bei ihm entschuldigen, kann er sich seinen Eltern anvertrauen und findet wieder zu seiner alten Größe zurück.

So schnell ist Jochen Weebers Geschichte mit den farbenfrohen Illustrationen von Fariba Gholizadeh aus dem Patmos Verlag erzählt. Kinder ab drei Jahren kann man damit behutsam deutlich machen, dass alle unsere Worte ein Gewicht haben und man diese sorgfältig wählen muss, damit man andere nicht verletzt und verhindert, dass sie sich klein machen und zurückziehen. Der Verlag spricht von „Mobbing“, was ich in diesem Zusammenhang etwas übertrieben finde, da Gisberts tierische Freunde sich nicht gegen ihn zusammengerottet haben. Dennoch geht es ganz klar darum, den Anderen so wie er ist zu respektieren und sich weder hinter noch vor dem Rücken über jemanden lustig zu machen. Kinder haben ein gutes Gespür dafür, was im Umgang mit Anderen falsch ist. So hört man beim Lesen immer wieder ein empörtes „Sind die gemein!“ von kleinen Zuhörern, obwohl der Autor sich mit Wertungen leider aber auch mit Gegenmaßnahmen von Gisbert, der sich nur passiv verhält, völlig zurückhält. Darüber, wie Gisbert auch reagieren können hätte, müsste man eventuell mit Kindern im Anschluss sprechen.

Die Illustratorin stellt auf den 24 Seiten besonders Gisberts Schrumpfprozess in den Vordergrund. Sehr schön kann man erkennen, wie er am Anfang noch vor einem mehrstöckigen Hause steht und in der obersten Etage den Fernseher benutzt oder seine Freunde über eine Schlucht hilft. Die gleichen Situationen werden später noch einmal kontrastierend aufgegriffen und zeigen, wie Gisbert zugleich mit seiner Größe auch seine Freude und wertvolle Fähigkeiten verliert. Dabei lenken alle Bilder perspektivisch auf das wichtigste Moment der jeweiligen Situation hin – gut zu erkennen in der Szene, in der ein Lichtstrahl, der aus Gisberts Haus ins Dunkle fällt und den Blick des Betrachters direkt auf das winzig kleine, aber psychologisch wertvolle, Geschenk lenkt. Die Illustrationen gehen aber auch manchmal über den Text hinaus und setzen das Tüpfelchen aufs „i“. Beispielsweise, wenn die Freunde sich gegenseitig dabei helfen, Gisbert zu erklimmen, um ihm liebevoll ein Pflaster auf die Stirn zu kleben.

Was für ein schönes Happy-End!

Hardcover: 24 Seiten
ISBN: 978-3843607018

www.patmos.de

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