Jörg Maurer – Jörg Maurer trifft Mozart (Audio)

Leicht & verspielt: Mozart-Revue

Der Musikkabarettist und Autor Jörg Maurer zeigt uns eine Seite von Mozart, die wir ganz sicher noch nicht kannten! In seiner Hommage an das „Wunder von Salzburg“ streift er schwungvoll und gekonnt abschweifend, um originelle Interpretationen und parodistische Variationen nicht verlegen, durch Sonaten, Evergreens und Anekdoten. So erfährt man auch einiges über die lückenhafte Biografie des Herrn Mozart. (bearbeitete Verlagsinfo) Anlass für dieses Kabarettprogramm war der 250. Geburtstag des Komponisten im Jahr 2006. Die Aufnahme ist schon etwas älter, aber das merkt man der Tonqualität nicht an.

Der Autor

Jörg Maurer stammt aus Garmisch-Partenkirchen. Er studierte Germanistik, Anglistik, Theaterwissenschaften und Philosophie und wurde als Autor und Kabarettist mehrfach ausgezeichnet. Seine Krimis um Kommissar Jennerwein sind Bestseller.

Inhalte

Die Kunst der Sonate

Schon 1856 gab es schon gehörigen Rummel zum 100. Geburtstag Mozarts, und der war genauso zum Abgewöhnen, denn es wurden die Mozart-Gassenhauer rauf und runter gespielt. Ein Gstanzl-Gedicht belegt das. Ein Kontrastprogramm bietet Mozarts Klaviersonate Nr. 10 (Köchel-Verzeichnis Nr. 330). Um sie besser zu verstehen, sollte man sich mit der in Wien erfundenen Sonatenhauptsatzform vertraut machen. Wie der Name schon sagt, besteht sie aus einem Hauptsatz und mehreren Neben- oder Seitensätzen, sowie dem einen oder anderen Schnörkel. Wichtig: Hauptsatz und Nebensätze sind in verschiedenen Tonarten geschrieben. Man sieht: Es könnte kompliziert werden. Und das wird von Maurer demonstriert.

Leichtigkeit

Gemeinhin besteht das Vorurteil, Mozart stehe für Leichtigkeit und Verspieltheit. Beethovens Neunte klingt bei Mozart ganz anders. Bei ihm würde sogar noch die Apokalypse verspielt klingen.

Der Anti-Fleurop-Mann I und II

Fleurop ist bekanntlich ein Blumenlieferdienst, aber der Anti-Fleurop-mann kann diesen Service nicht ausstehen und eine ebenso traurige wie besinnliche Anekdote in zwei Teilen demonstriert die Folgen dieser Abneigung. Einen regelrechten Sketch bildet jedoch der Gruß von Thomas de Quincey, der das Buch „Mord als schöne Kunst betrachtet“ geschrieben haben soll. In einer stilechten Krimi-Szene fungiert er als Moderator, der Lady Blackmore bei Tee vorstellt. Mozarts Adagio, gespielt in verschiedenen Tempi, bildet die Begleitmusik.

Rossini

Nach eine „Sonata facile“ erfährt der Hörer in einer Kurz-Operette Näheres über das bemerkenswerte Verhältnis zwischen Mozart und einem gewissen Giacchino Rossini, besser bekannt als Komponist der Oper „Der Barbier von Sevilla“. Ist das vielleicht ein Plagiat des „Figaro“? Nein, denn Mozart betätigte sich im Auftrag von Rossoni senior als Ghostwriter für Rossini junior. Dabei verschlimmbesserte er die Musik absichtlich, damit sie nicht nach ihm selbst klang. Diese Mozartversion starb übrigens erst mit 72 Jahren.

Alla turca

Auch den Türkischen Marsch „Alla turca“ kennt praktisch jeder. Beliebt sind die versuche, neue Geschwindigkeitsrekorde beim Abspielen aufzustellen. Als Kontrastprogramm spielt Maurer den türkischen Marsch zu einem Grußwort von Krimiautor Raymond Chandler. Diese Parodie kommt im waschechten Philip-Marlowe-Stil daher. Noch gekonnter ist die Jazz-Version, die sehr bluesig klingt.

Programm-Musik

Was wäre gewesen, hätt Mozart Goethes Gedicht „Dass Veilchen“ vertont? Hier hören wir es. Wesentlich depressiver klingt es in der Machart von Franz Schubert und höchst dynamisch à la Carl Orff. Eine Kantate wie von Bach, eine flotte Ouvertüre wie von Rossini und ein Gstanzl à la Oberbayern runden die Vergleichsmöglichkeiten ab. Wie die „Mondscheinsonate“, bei Mozart geklungen hätte, ist im nächsten Beitrag zu hören.

Klavierkonzert mit der Blattlaus inkl. Prolog

Eine Blattlaus nennt man im Musikerjargon den Umblätterer von Partiturseiten. Maurer inszeniert solo und mit einer Dame aus dem Publikum einen Auftritt in einer Stadthalle. Der Hausmeister erweist sich dabei als Gegner der Kunst.

Als Rausschmeißer präsentiert Maurer noch Variationen auf das bekannte Seemannslied „La Paloma“, erst von Hans Albers, dann von Scott Joplin als Ragtime „The Entertainer“, und schließlich als französischen Chanson „Die kleine Schnecke“. Der Saal tobt.

Unterm Strich

Mein Fall ist Mozarts Zuckerbäckermusik ja nicht, allenfalls das „Requiem“ würde ich mir gefallen lassen – bin eben eher der Beethoven-Typ (ähnlich wie es Beatles und Stones-Typen gibt). Im ersten Teil belehrt uns Maurer noch über die vertrackte Sonatenhauptform, was mich durch seine oberlehrerhafte Art nicht so ansprach. Viel besser waren die Geschichten, die Maurer zu erzählen weiß.

Da ist die kleine Krimiszene mit Lady Blackmore, da ist die Kurz-Operette mit Rossini, da sind die Abenteuer des Anti-Fleurop-Manns und natürlich die Farce mit der Blattlaus. Dazwischen streut Maurer die fast schon obligatorischen Variationen auf Mozarts Gassenhauer ein, so etwa auf den Marsch „Alla turca“, den auch jeder kennt. Nur mit der „Kleinen Nachtmusik“ verschont uns der Maestro, denn die ist wirklich zu ausgelutscht. Stattdessen gibt’s als Rausschmeißer Variationen auf La Paloma“.

Wer also gut unterhalten werden und sich amüsieren möchte, kommt hier auf seine & ihre Kosten und lernt nebenher noch etwas über die größte Errungenschaft der Wiener Klassik, nämlich die Sonatenhauptform.

CD: 68 Seiten
ISBN-13: 9783839818025

www.argon-verlag.de

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