Unschuldige, die in die Klauen der Justiz geraten und sich plötzlich in der Todeszelle wiederfinden: In seinem ersten erzählerischen Sachbuch nach dem Weltbestseller »Der Gefangene« schildert John Grisham gemeinsam mit dem Gründer von Centurion Ministries, Jim McCloskey, zehn wahre Fälle skandalöser Verurteilungen. Perfekt recherchiert und packend geschrieben, gewähren die unglaublichen Geschichten einen erschütternden Einblick in die Fehlerhaftigkeit des amerikanischen Justizsystems. John Grisham at his best!
Mein Eindruck:
Eigentlich hatte ich mit der deutschen Übersetzung von Grishams neuestem „Camino“-Roman, „Camino Ghosts“, gerechnet. Stattdessen gabs diese Überraschung. Nehm ich!
Und deren Inhalt ist diesmal nicht nur nachvollziehbar, aber komplett und frei erfunden … sondern zehnmal True Crime. Echte Menschen und wahre Schicksale. Erzählt zusammen mit Jim McCloskey, dem Gründer von Centurion, der ersten gemeinnützigen Organisation, die sich um Fälle von zu Unrecht verurteilten Gefängnisinsassen kümmert.
Und da es Centurion Minisries schon seit 1983 gibt, haben deren Mitglieder sicher schon eine Menge erlebt. Wie man das auf nur zehn Fälle herunterkürzen kann? Schwierig. John und Jim habens versucht und zeigen uns hier nun einige Schicksale.
Jeder der Autoren hat sich fünf Fällen von zu Unrecht verurteilten Männern angenommen. Was pauschal schon mal schade ist, denn es gibt mit Sicherheit auch Frauen, die unschuldig hinter Gittern saßen und immer noch sitzen.
Wir lernen zehn Menschen wie den Afro-Amerikaner Clarence Brandley kennen, der 1980 angeblich eine 16-jährige, weiße Schülerin vergewaltigt und ermordet haben soll. „Bestialisch“, wie die Anklage damals behauptet hat.
Es geht um Lügen, Falschaussagen, Manipulationen, korrupte Beamte, Menschen, die ihren eigenen Arsch retten wollen, Rassismus und jede Menge Druck, der auch auf Zeugen ausgeübt wurde, damit das Urteil zustande kommt, das herauskommen soll.
Und dafür mussten am Ende Unschuldige ins Gefängnis. Im Fall von Brandley war es dann so, dass er nach seiner Befreiung Schwierigkeiten hatte, im echten Leben wieder klarzukommen. Verständlich, zumal er nicht mal eine Entschädigung vom Staat bekommen hat.
Die Autoren:
John Grisham hat 30 Romane, ein Sachbuch, einen Erzählband und sechs Jugendbücher veröffentlicht. Seine Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.
Jim McCloskey ist der Gründer von Centurion Ministries, einer Non-Profit-Organisation, die sich für zu Unrecht Verurteilte in den USA einsetzt. Seit 1983 ist es Centurion gelungen, 70 unschuldige Menschen aus lebenslänglicher Haft oder der Todeszelle zu befreien. Mittlerweile ist McCloskey vom Centurion-Vorstand zurückgetreten, betreut aber weiterhin Fälle. (Verlagsinfo)
Mein Fazit:
Jede einzelne dieser Geschichten hat mich wütend und traurig gemacht. Und auch wenn es in Sachen Rassismus in Deutschland ein wenig anders läuft und der sich in der Regel auf den Straßen breitmacht und (noch) nicht vor Gericht, so gibt es mit Sicherheit auch hier bei uns Unschuldige, die im Gefängnis sitzen.
Und Korruption und Mauscheleien und Lügen und all das Zeug unter dem am Ende Unschuldige leiden müssen, das gibts eh schon immer.
„Unschuldig“ ist ein Pageturner, auch wenn wir vorher schon wissen, dass die Verurteilten eigentlich nicht ins Gefängnis gehören. True Crime mit Herz, Verstand und viel Einfühlungsvermögen.
Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Originaltitel: Framed
Aus dem Amerikanischen von Bea Reiter und Imke Walsh-Araya
1. Auflage, November 2024
www.randomhouse.de/heyne
Der Autor vergibt: