John Marrs – Wenn Schweigen tötet

Inhalt
Jeden zweiten Abend essen Maggie und Nina zusammen. Wenn sie fertig
sind, bringt Nina Maggie zurück in ihr Zimmer im Dachgeschoss und
legt sie in Ketten. Denn Maggie hat Dinge getan, die unverzeihlich sind,
und jetzt bezahlt sie den Preis dafür. Aber in der Vergangenheit gibt es vieles, was Nina nicht weiß, und Maggie wird dafür sorgen, dass es so bleibt – auch wenn es sie tötet. Denn in diesem Haus ist die Wahrheit gefährlicher als jede Lüge. (Verlagsinformation)

Mein Eindruck:

Maggie kennt viele vernichte Wahrheiten, die sie Nina nicht zumuten konnte bzw. kann – doch was ist mit den Begebenheiten von denen sie nichts weiß? Oder schlimmer noch, was wenn sie sich irrt? Was wenn eine fatale Fehleinschätzung reicht, um mehrere Leben qualvoll langsam zu zerstören?

John Marrs schreibt flüssig, packend und ungemein atmosphärisch. Die verschiedenen Perspektiven sowie der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit erzeugen eine enorme Spannung, die mit den zunehmenden Enthüllungen stetig steigt. Der nicht enden wollende Dominoeffekt, der durch Maggies Irrtum zusammen mit ihrem fehlgeleitetem Beschützerinstinkt ausgelöst wird, führt zu unermesslichem Leid.

Nina ist todunglücklich, verbittert sowie wütend – sie gibt Maggie die Schuld an ihrem erbärmlichen Leben. Sie ist blind für ihre eigenen Fehler und existiert nur noch, um sich an Maggie zu rächen. Aber auch sie kennt lediglich die halbe Wahrheit, sodass sie ohne es zu merken, hauptsächlich sich selbst bestraft…

Maggie hingegen ist selbstkritischer: sie weiß welche Schuld sie auf sich geladen hat, sie ist allerdings überzeugt von der Integrität ihrer Motive – getreu dem Motto, der Zweck heiligt die Mittel. Ihre daraus resultierende Unfähigkeit sich zu entschuldigen, schürt Ninas Hass, wodurch die beiden langsam aber sicher in einem Sumpf voller Sturheit, Vorwürfen und Geheimnissen untergehen.

Maggie ist meiner Meinung nach typisch für eine Frau ihrer Generation: sie kehrt heikle familiäre Probleme konsequent unter den Teppich und schweigt sie in wahrsten Sinne des Wortes tot. Ihre Hilflosigkeit bzw. Naivität führen zu immer weiteren Fehlern, die sie dann auch wieder zu vertuschen versucht, sodass sich Kollateralschaden auf Kollateralschaden setzt…

Der Autor

John Marrs arbeitet freiberuflich als Journalist und lebt in London und Northampton. Seit fünfundzwanzig Jahren interviewt er für verschiedene Magazine und Zeitschriften Prominente aus den Bereichen TV, Film und Musik. (Verlagsinformation)

Fazit:

„Wenn Schweigen tötet“ ist ein hochgradig verstörender sowie zutiefst abgründiger Psychothriller, voller nervenaufreibender Spannung und Überraschungen. John Marrs mutet seiner Leserschaft psychische und physische Brutalitäten zu, bei denen ich immer wieder dachte: all das nur, weil Maggie Nina eine schreckliche Wahrheit ersparen wollte? Die unnötigen Grausamkeiten aufgrund von –was eigentlich? Der Scham oder Feigheit sogenannte Tabus offenzulegen? – sind unfassbar bitter. Die Ironie des Schicksals – Maggies Versuche mit gutgemeinten Untaten, Unglück von Nina abzuwenden, dadurch jedoch eine schleichende, persönliche Apokalypse für beide heraufbeschwört – könnte nicht beißender gestaltet sein!

E-Book: 421 Seiten
Originaltitel: What Lies Between Us
Aus dem Englischen von Tanja Lampa
ISBN-13: 978-2-49670-577-5

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