„Pass auf, Shirley!“ Ted wippt auf einem Ast, stößt sich mit den Füßen ab und taucht wie ein Pfeil ins Wasser des Loch Awe. Seine Freundin klatscht Beifall – und wartet. Endlich erreicht der Körper wieder die Oberfläche. Aber das, was aus dem Wasser hervorbricht, ist nicht Ted! Und der junge Mann soll nicht das letzte Opfer bleiben … (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Diesmal hat sich der Verlag an die Hörspielumsetzung des GESPENSTER-KRIMI-Heftromans mit der Nummer 100 gemacht, der erstmalig am 12. August 1975 am gut sortierten Bahnhofskiosk oder manchmal auch in einer Buchhandlung zu bekommen war. Später erschien die Geschichte auch in der zweiten Auflage der JOHN-SINCLAIR-Heftromanserie als Nummer 21. Das Titelbild des Hörspielcovers ist dabei eine komplette Neuinterpretation der Thematik.
Den Klappentext erleben wir innerhalb der ersten Hörminuten und der eine und andere Hörer fragt sich, obs hier vielleicht um Nessie geht. Nachdem in der nächsten Szene aber dann ein Rocker gebrandmarkt wird, verflüchtigt sich dieser Gedanke wie der Qualm verbrannten Brustfleischs … eklig, ich weiß, aber passt halt zum Hörspiel … und zum Vatertagsgrillen! Aber ein Monster im Loch gibts trotzdem, also ist die Nessie-Idee gar nicht so abwegig gewesen. Das hier müsste dann eigentlich „Awie“ oder gar „Awshie“ heißen.
Die Monstergeschichte und die Rocker gehören sogar zusammen. Das erkennen wir, wenn sich der Geisterjäger von Sir Powell geschickt im Ort blicken lässt und die Seltsamkeiten untersucht. Da bahnt sich aber irgendwie auch schon ein fader Beigeschmack an, denn wie oft haben wir schon einen Dämon oder einen ähnlichen Fiesling erlebt, dem X Opfer gebracht werden müssen, damit er wiederkommen kann? Das scheint hier genauso zu sein und der Dämon ist diesmal ein Monster, das im See wohnt.
Aber so langweilig wie befürchtet wirds hier gar nicht. Im Gegenteil gibts Drama satt, wenn wir John im Wasser und seinem Freund Bill zeitgleich an Land dabei zuhören, wie sie sich den Mächten der Finsternis widersetzen. Klingt ein wenig überzogen, aber das ist halt die Sprache, die man im Sinclairversum spricht … zumindest die Sprecherin erzählt so.
Zusammen mit den gewohnt tollen Effekten und der dramatischen Musik, machen die Sprecher aus der eher unspektakulären Grundidee ein echt spannendes Kopfkinoerlebnis, das die Romanvorlage sicher um einiges schlägt. Und am Ende gibts sogar noch ein Showdown mit dem Monster. Aber, keine Sorge … zwischendurch gibts auch immer wieder ein paar lockere Sprüche zum Grinsen … immer wieder gern genommen als Kontrast zum ganz normalen Horror … für John.
Schade fand ich allerdings, dass Doktor Tod hier zwar einen Gastauftritt hat, aber sonst nicht weiter in Erscheinung tritt, auch wenn er die glitschigen Fäden zieht. Stattdessen gibts einen Ausblick auf die nächste CLASSICS-Folge und der geneigte Hörer fragt sich bis dahin … „Wer zur Hölle ist Ramona Navarra?“
Die Sprecher und ihre Rollen:
John Sinclair – Dietmar Wunder
Erzählerin – Alexandra Lange
Bill Conolly – Detlef Bierstedt
Shirley Adams – Katharina von Keller
Huxley – Lutz Mackensy
Sergeant Rirodan – Torben Liebrecht
Dr. MacGratz – Klaus Dittmann
Matthews – Holger Mahlich
Pinhead – Tim Kreuer
Ted Bulmer – Patrick Bach
Hugh Morton – Jürgen Holdorf
Jack – Henning Nöhren
Dr. Tod – Wolfgang Rüter
sowie Kai-Henrik Möller, Achim Schülke, Gerhart Hinze, Oliver Stritzel, Michael Harck und Ben Hecker
Technik-Credits:
Hörspielskript und Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Gitarren im John Sinclair Theme: Jan Frederik
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)
Die Ausstattung:
Die komplett schwarze CD steckt in einem Jewel-Case. Das Booklet-Faltblatt enthält alle Cover der bereits veröffentlichten Folgen der Classic“-Serie. Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.
Mein Fazit:
Was wie ein soundtechnisch aufgebohrtes, handelsübliches Nessie-Abenteuer beginnt, entwickelt sich mit zunehmender Hördauer zu einem durchaus spannenden Sinclair-Geisterkrimi. Dass die interessanteste Figur, Doktor Tod, nur so weit am Rand mitspielt, dass man ihn fast gar nicht hört, fand ich schade.
Dennoch gibts hier eine Stunde gut auf die Ohren, denn Action wird nicht nur über, sondern auch unter Wasser geboten. Und so ist die Story vielleicht nicht die wendungsreichste ever, aber Sprecher, Sound und Musik machen eine Menge mehr draus, als ich erwartet hatte.
Audio-CD
Spieldauer: 56:44 Min.
Tracks: 15
EAN: 978-3-7857-4989-0
www.luebbe.de
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