John Sinclair – Hexenküsse (Sonderedition 4)

Die Handlung:

Unheimliche Vorkommnisse in einem Freudenhaus im Wald nahe Dover. Ein ausgebrannter Jaguar am Fuß der Steilklippen, dessen Fahrer das Herz herausgerissen wurde. Ein Banküberfall, bei dem es anscheinend nicht um Geld geht … Drei Ereignisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, entwickeln sich zu John Sinclairs gefährlichstem Fall – denn die Töchter der großen Urmutter Lilith sind erwacht und lauern auf ihre Opfer! (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Für diese Sonderedition außerhalb der JOHN-SINCLAIR-Reihe hat sich der Verlag anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Serie ein 30 Jahre altes Buch ausgesucht, um daraus ein Hörspiel zu machen. Klingt komisch, ist aber dennoch etwas Besonderes, denn es handelt sich laut Verlag um das erste JOHN-SINCLAIR-Buch, das passenderweise im Jahr 1984 im gleichen Verlag erschienen ist, bei dem nun die Verhörspielung veröffentlicht wird.

Und zum allerersten Mal passt die Vortragsweise der Erzählerin auch zum Inhalt. Dann nämlich, wenn sie mit ihrer sehr eigenen Interpretation des Skripts ihren Text wie gewohnt sehr abhackt durch die geschlossenen Zähne drückt und wie für einen schmalzigen Liebesroman die Szenen und Frauenkörper beschreibt. Zu Anfang passt das nämlich prima zur Umgebung und auch später ist diese Art des Erzählens sehr gut.

Schnell … oder besser … ganz langsam … merkt man, dass wir hier zwar zwei CDs voller Jubiläums-SINCLAIR bekommen, das Ganze aber künstlich in die Länge gezogen wurde. Wir hören also eine Story, die locker auf eine CD gepasst hätte, aber extra gestreckt und ein wenig zu ausschweifend erzählt wurde, was ab und an auch mal ins Langweilige abdriften kann, wenns zu ausführlich wird. Zwar sind die drei Furien wichtiger Bestandteil der Story, aber gerade die Hörzeit, die wir bei ihnen verbringen, ist mir einfach viel zu langgezogen gewesen, da hätte man prima kürzen können, mehrfach.

Dass hier gefühlt zwölfmal so viele Kraftausdrücke benutzt werden, kann man dem Milieu zuschreiben, in dem die Männer arbeiten, die hier von den drei Mädels „geherzt“ werden, muss man aber nicht. Mir war auch das ein wenig zu übertrieben und gewollt.

Wenn man diese ganzen Kritikpunkte aber mal ausblendet, dann gibts hier einen durchaus interessanten Krimi zu hören, der auch die von der Soundtechnik gewohnt tollen Effekte bietet. Ein fulminantes Finish gibts auch noch und ein paar neue und grundlegende Erkenntnis für John, insbesondere bezüglich seines Kreuzes.

Den letzten Track bilden Outtakes, die von den Fans immer gern gehört werden. Lachen musste ich, als die Erzählerin, den letzten Lacher bekommt, wenn sie eine der vielen sehr grafisch beschriebenen Splatter-Szenen dieses Hörspiels mit „Pfui Deibel“ kommentiert. Das ist genau der Grund, warum sie besser zu lüsternen Grafen und schnulzigen Liebesromanen passt, als zu JOHN SINCLAIR.

Die Sprecher und ihre Rollen:

John Sinclair – Frank Glaubrecht
Erzählerin – Alexandra Lange
Suko – Martin May
Tony Manero – Thomas Petruo
Sugar Caine – Jens Bohnsack
Archie Atkons – Stefan Staudinger
Yvonne – Astrid Breidbach
Tamara – Cathlen Gawlich
Rachel – Ulrike Möckel
Steve Bennet – Santiago Ziesmer
Inspektor Bingham – Bernd Stephan
Ross Fandon – Uli Krohm
Thelma Fandon – Simona Pahl
Ansage – Jügen Holdorf

sowie: Karin Rasenack, Kai-Henrik Möller, Achim Schülke, Julia Holmes, Leon Seibel, Klaus Sonnenschein, Tobias Lelle, Marion Elskis, Sonja Stein, Tim Knauer, Laura Maire, Christian Stark, Toprsten Miachelis

Technik-Credits:

Hörspielskript und Regie: Dennis Ehrhardt
Sounddesign, Schnitt und Mischung: ear2brain productions
Musik: Andreas Meyer
Gitarren im „John Sinclair“-Theme: Jan Frederik
Produktion: Marc Sieper (Lübbe Audio)

Die Ausstattung …

… ist eine Enttäuschung für den Fan der Serie, der die Buchvariante kennt.

Die komplett schwarzen CDs stecken in einem Jewel-Case, das in einem Pappschuber steckt, auf dem versucht wurde, das ursprüngliche Romancover mit einer Prägung nach außen wiederzugeben, was durch die Wangenpartien wie ein Mond- oder Clownsgesicht wirkt. Eine schöne Idee, leider ist die Umsetzung nicht gelungen.

Das Booklet-Faltblatt enthält eine Liste der bereits veröffentlichten Folgen der „2000er“-Serie und der „Classic“-Serie, Zusätzlich werden noch die Sprecher und ihre Rollen aufgeführt sowie die Technik-Credits.

Das ist immer so, verwundert aber gewaltig, zumal es sich hier um eine Sonderedition handelt, deren Toter-Baum-Variante vor vielen Jahren schon viele schöne Extras enthielt:

– Ein Jason-Dark-Porträt
– Jason Dark: Meine schönsten Leserbriefe
– „Wie John Sinclair zum Geisterjäger wurde“
und die besten Titelbilder der Serie auf vielen Seiten liebevoll zusammengetragen.

All das fehlt hier. Ok, es fehlt dem, der weiß, was es hätte geben können … müssen. Sehr schade, dass der Verlag hier nicht das Booklet zu dem gemacht hat, wofür es ursprünglich mal erfunden wurde: eine Quelle für Zusatzinfos und Nettigkeiten für den Fan und Käufer.

Stattdessen rief der Verlag im Vorfeld des Erscheinens zu einem Fotowettbewerb auf, dessen Gewinnereinsendungen unter den CDs auf der Innenseite des Back-Covers in einer Collage zu sehen sind.

Außerdem lesen wir hier noch, dass die Romanvorlage das erste JOHN-SINCLAIR-Taschenbuch gewesen wäre, was auch nicht wirklich stimmt. Das hieß „Angst über London“ und erschien schon drei Jahre vor diesem Buch im Jahr 1981. HEXENKÜSSE war vielmehr ein Jubiläumstitel, der neben dem eigenen Roman gleichen Titels noch jede Menge Extras für den Fan bot, auf die ich eben schon eingegangen bin.

Die Sondereditionen:

1 „Der Anfang“
? „Die Rückkehr des Schwarzen Tods“
2 „Der Pfähler“
3 „Dark Symphonies / Angst über London“

Richtig gezählt … eigentlich gibts schon vier Sondereditionen, dennoch wird dieses Hörspiel als Nummer 4 beworben … vielleicht, weil „Die Rückkehr des Schwarzen Tods“ kein Hörspiel, sondern eine Lesung ist. In meiner Aufstellung habe ich sie zeitlich nach Erscheinungsdatum einsortiert.

Mein Fazit:

Eine schöne und rundum schlüssige Gruselstory, garniert mit matschigen Sound-Effekten und überzeugend agierenden Sprechern. Das bekommen wir als SONDEREDITION 4 kredenzt. Leider hätte das Ganze leicht auf eine CD passen und den Kaufpreis halbieren können … das fällt schnell auf und wird auch während der gesamten Hörzeit immer wieder deutlich.

Wer sich aber darüber nicht ärgern möchte und auch nicht weiß, dass es in der Romanvorlagenvariante viele schöne Extras gegeben hat, der bekommt hier eine gute und sehr pornöse XL-Folge SINCLAIR präsentiert, die durchaus zu gefallen weiß wie lüsterne Frauen in lasziven Gewändern. Die gehen eigentlich immer. Außerdem sind bis auf die Erzählerin alle Sprecher top shelf wie auch die Effekte und die Musik.

2 Audio-CDs im Pappschuber
Gesamtspieldauer: 1:36 Std.
Tracks: 24
ISBN-13: 978-3-7857-4899-2

www.luebbe.de

Über 70 Rezensionen rund um den beliebten Geisterjäger John Sinclair findet ihr in unserer Datenbank.

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)