Massiv gekürzt: Auftakt zur Saga von Rand al’Thor
Der junge Rand al’Thor muss erleben, wie eine Horde Trolloc-Krieger seinen Vater angreift und sein Heimatdorf fast komplett zerstört. Nur knapp entgeht er selbst den Häschern des Dunklen Königs und übernimmt das Schwert seines Vaters. Zusammen mit der magiebegabten Aes Sedai Moiraine, ihrem Behüter Lan und Rands Freunden Matt, Perrin und Egwene sowie einem Gaukler und einer Seherin bricht Rand nach Tar Valon auf, der Stadt der Aes Sedai. Doch der Feind ist alles andere als untätig …
Dieser erste Band bietet lediglich das erste Drittel des ersten Romans „Eye of the World“.
Der Autor
Robert Jordan war ein Pseudonym des amerikanischen Schriftstellers James Oliver Rigney, Jr. (* 17. Oktober 1948 in Charleston, South Carolina; † 16. September 2007 ebenda), der in erster Linie durch seinen Fantasy-Romanzyklus Das Rad der Zeit bekannt wurde.
Robert Jordan wurde in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina geboren. Er war von 1968 bis 1970 als US-Soldat im Vietnamkrieg, in dieser Zeit wurde er mehrfach ausgezeichnet und erhielt in Folge dessen eine kleine Zahl an Medaillen. Jordan studierte anschließend an der Militärakademie von South Carolina Physik und arbeitete nach seinem Abschluss für die US-Marine als Nuklearphysiker. Er lebte mit seiner Frau Harriet McDougal bis zu seinem Tod in seinem Geburtsort Charleston (South Carolina).
Am 25. März 2006 gab der Schriftsteller bekannt, dass bei ihm die sehr seltene Blutkrankheit Amyloidose diagnostiziert wurde, die ohne Behandlung innerhalb eines Jahres tödlich verlaufen könnte und selbst mit medizinischer Unterstützung nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von vier Jahren garantierte. Jordan erklärte daraufhin, um all die Bücher zu beenden, die ihm vorschwebten, brauche er noch etwa 30 Jahre, und er habe fest vor, noch mindestens so lange zu leben.
Jordan begann im April 2006 in der Mayo-Klinik in Rochester (Minnesota) mit der Behandlung. Am 22. Dezember erklärte er in seinem Blog, die Therapie schlage gut an, und er sei trotz regelmäßiger Pflichtkontrollbesuche im Krankenhaus optimistisch. Seinen Hoffnungen zuwider starb Jordan am 16. September 2007 im Alter von 58 Jahren. (Quelle: Wikipedia)
Die Reihe „The Wheel of Time“:
0) New Spring (2004, Prequel)
1) The Eye of the World (1990)
2) The Great Hunt (1990)
3) The Dragon Reborn (1991)
4) The Shadow Rising (1992)
5) The Fires of Heaven (1993)
6) Lord of Chaos 81994)
7) A Crown of Swords (1996)
8) The Path of Daggers (1998)
9) Winter’s Heart (2000)
10) Crossroads of Twilight (2003)
11) Knife of Dreams (2005)
12) The Gathering Storm (2009, abgeschlossen von Brandon Sanderson)
13) Towers of Midnight (2010, dito)
14) A Memory of Light (Herbst 2012, dito)
Von dieser Reihe gibt es nicht nur Computerspiele, sondern auch Kalender, Vertonungen und Hörbücher. Seit 2008 will Universal den ersten Band verfilmen. Mehr aktuelle Infos: http:// www.RadDerZeit.de (ohne Gewähr)
und http://www.Dragonmount.com (dito).
Der Sprecher
Helmut Krauss ist seit Jahrzehnten ein viel beschäftigter Schauspieler. Man kennt ihn als einen begnadeten Sprecher für fesselnde Hörspiele & prickelnde Literatur. In Hollywood-Filmen schenkt er Marlon Brando & Samuel L. Jackson sonore und beeindruckende Stimmen. Sein männlicher Sound lässt jeden Kino-Saal erbeben.
Helmut Krauss (1941-2019) erweist sich als wahres Stimmwunder, wenn er nicht nur Stimmungen und Atmosphäre in seine rauchigen, getragenen Vortrag legt, sondern er erweckt tatsächlich einen Charakter zum Leben, erschafft eine ganze Stadt um ihn herum und schickt ihm und dem Hörer dann einen fleischgewordenen Alptraum hinzu.
Regie führte Oliver Hörth, der auch die Aufnahme vornahm. Helmut Krauss hat die deutsche Übersetzung 2010 einfach für Audible.de ungekürzt eingelesen (Übersicht siehe Wikipedia.de). Jessika Güsken hat den Text dann einfach gekürzt, ohne etwas hinzuzufügen. Die Musik stammt von Dennis Kassel & Dicky Hank.
Handlung
Kaum ist der Winter vorüber, machen sich die beiden Schäfer Tam al’Thor und sein Sohn Rand auf den Weg ins Dorf Emondsfelde, um Apfelmost zu verkaufen. Das Fest Beltain steht bevor. Doch auf dem Weg durch den Wald, in dem ihr Hof liegt, erblickt Rand einen schwarzen Reiter, der ihnen folgt. Der Reiter ist gleich darauf verschwunden. Im Dorf weiß man nichts von schwarzen Reitern oder nahendem Unheil. Vielmehr bereiten sich alle aufs Fest vor. Sogar der Gaukler Tom Merrilin ist eingetroffen und ein fahrender Händler, obendrei eine geheimnisvolle Lady und ihr Behüter. Rand trifft seine Freunde Matt Cauthon, Perrin Ayabra und Egwene al’Vere, die schöne Tochter des Bürgermeisters und Schankwirts. Doch ein verdächtiger Rabe beobachtet alles, was er tut.
Rands Vater Tam hat es eilig, auf seinen Hof zurückzukehren. Als sie im Westwald eintreffen, schein alles in Ordnung zu sein, doch Tam gürtet sein Schwert und sperrt alle Türen ab. Gerade rechtzeitig! Ein heftiger Schlag erschüttert die Haustür. Trolloc-Krieger mit Ziegen- und Wolfsgesichtern begehren Einlass. Tam schickt seinen Sohn zur Hintertür, doch auch diese wird bereits belagert. Ein Myrddral befehligt die Horde, ein blasser Halbmensch ohne Augen – ein schwarzer Reiter. Im folgenden Kampf Tams gegen die Eindringlinge, die es offenbar nur auf den Jungen abgesehen haben, trägt der Schwertkämpfer eine vergiftete Wunde davon. Und Rand hat selbst einen von ihnen mit Tams Schwert getötet. Doch die Trollocs sind verschwunden. Aber für wie lange?
Unter Einsatz seiner letzten Kräfte gelingt es Rand, seinen Vater auf einer Trage nach Emondsfelde zu bringen. Doch dort hat man nicht gerade auf ihn gewartet: Das halbe Dorf ist zerstört. Hier waren die Trollocs und Myrddrals also ebenfalls. Nur dem Magieeinsatz der Lady Moiraine und dem Schwert ihres Behüters sei es zu verdanken, dass überhaupt noch Häuser stünden, erfährt Rand von der Seherin Nynaeve und von Egwene, die der Heilerin hilft. Doch Nynaeve erschüttert Rand, als sie sagt, sie könne seinem Vater nicht helfen. Dies kann zum Glück Moiraine, die einen speziellen zauber der Aes Sedai anwendet. Dennoch müsse Tam lange ruhen.
Ein seltsamer Aspekt an dem Angriff, auf den Moiraine aufmerksam macht, gibt Anlass zur Sorge: Nur die Höfe von Rand, Matt und Perrin wurden angegriffen. Etwas hat es mit den drei jungen Männern auf sich, das der Dunkle König fürchtet und haben will. Nachdem sich Moiraine mit Nynaeve und Egwene beraten hat, fordert sie die drei Jungs und Egwene auf, sich so rasch wie möglich mit ihr nach Tar Valon zu begeben. Dort, am Sitz des Ordens der Aes Sedai, könne man erkennen, warum die Schattenkrieger hinter ihnen Vieren her seien.
Doch schon im nächsten Ort, Tarens Fähre, müssen sie erkennen, dass sie verfolgt werden. Und spätestens in Baerlon, wo Nynaeve sie einholt, spitzt sich die Lage zu. Ein Myrddral spricht Rand an, doch der Dunkle König wolle ihn für sich, sagt er. Deshalb verschont er Rands Leben. Kurz nachdem die Gefährten mit Nynaeve den Gasthof verlassen haben, wird Feuer daran gelegt.
Und vierhundert Trollocs sind den Gefährten auf den Fersen. Wohin können sie sich in der Wildnis wenden? „Es gibt nur einen Ort, an den selbst Trollocs nicht gehen würden“, sagt Lan, der Behüter Moiraines, und dieser Ort stellt sich eine von gierigen Geistern heimgesuchte Ruinenstadt heraus – Shadar Logoth …
Mein Eindruck
In diesem Auftakt sind die Ähnlichkeiten mit dem großen Vorbild „Der herr der Ringe“ und der Artus-Sage noch sehr deutlich. Trollocs statt Orks und Myrdraals als Nazgul – was möchte man mehr? Na, viel mehr natürlich. Nur skizzenhaft erfahren wir von der Jahrtausende währenden Geschichte des Kontinents und dass der Dunkle König eigentlich in einem Verlies in der Einöde in Ketten liegt. Dennoch scheint er seine Häscher mit Leichtigkeit zu kommandieren.
Auch in den vier jungen Auserwählten schlummert die Vergangenheit, nur um in Momenten großer Not wieder hervorzubrechen. Sie rufen „Manetheren!“ und andere Namen, wenn sie die Trollocs attackieren. Offenbar gibt es eine Kraft, die sie alle durchdringt. Diese Eine Kraft des Schöpfers, die von den Aes Sedai genutzt wird, ist zweifaltig, eine männliche Hälfte und eine weibliche.
Doch die männliche, Saidin genannt, wurde einst vom Dunklen König verdorben, so dass ihr Einsatz zum Wahnsinn führe, erzählt Moiraine. Deshalb kommt es dazu, dass vor allem Magierinnen auftreten, denn sie nutzen Saidar, die weibliche Seite der Kraft. Dabei greifen sie oft auf Hilfsmittel wie Amulette und An’greal zurück, um die Eine Kraft zu bündeln und beispielsweise einen Schutzschirm aufzubauen.
Den brauchen sie u.a. auch in der Geisterstadt Shadar Logoth, die einst Aridol hieß und eine Verbündete von Manetheren war. Dieser Ort erinnert stark an die unterirdische Stadt der Toten im dritten Band von „Der Herr der Ringe“. Leider findet sich (noch?) keiner, um den Geistern Einhalt zu gebieten.
Während Moiraine bereits beginnt, Egwenes Kräfte zu wecken und zu formen, mehren sich die Vorzeichen, dass in Rand mehr als nur ein junger Schäfer und Schwertkämpfer schlummert. Dafür sind seine Träume viel zu lebhaft. Aber auch in Perrin und Matt stecken verborgene Kräfte. Das Quartett entspricht den vier Hobbits bei Tolkien, und so können wir mit Recht erwartet, dass die Zukunft für jeden ein besonderes Schicksal bereithält. Immerhin konnte Robert Jordan 18 Jahre lang daran schreiben und seinem Nachfolger detaillierte Anweisungen hinterlassen.
Der Sprecher
Helmut Krauss hat die passende sonore Stimme für die Action der Kampfszenen. Und auch wenn männliche Figuren wie Tom Merrilin oder Lan sprechen, klingt er passend. Allerdings äußern sich auch die drei Damen vielfach, und dann klingt er eben nicht mehr so passend.
Außerdem bin ich mit seiner Aussprache der englischen Namen nicht einverstanden. So weigert er sich permanent, auch nur das geringste TH auszusprechen, etwa in „Manetheren“ oder „Shadar Logoth“. Er spricht immer ein T. Das ist nicht das, was der Autor ursprünglich im Sinn hatte. Und es lässt die Übersetzung noch unbeholfener wirken, als sie eh schon ist.
Die Kürzungen gegenüber der Audible-Fassung (s.o.) sind recht massiv und machen sich besonders am Anfang störend bemerkbar. Auf einmal tauchen da Rands Freunde Matt und Perrin aus dem Nichts auf, von Egwene ganz zu schweigen. Ausführlich wird der Text immer dann, wenn es Kampfszenen und verbale Auseinandersetzungen zu schildern gibt. Das macht den ganzen Vortrag recht dramatisch. Das ist sicherlich in Ordnung im Sinne des Unterhaltungswertes, aber für Fans fallen doch zu viele wesentliche Informationen unter den Tisch.
Geräusche und Musik
Geräusche gibt es leider keine; man muss sie sich dazudenken, wenn es heißt, da erschallen Rufe, Hörner oder Schreie. Musik gibt es nur jeweils am Anfang der ersten CD und am Schluss jeder CD. Sie dient lediglich der Einstimmung, nicht aber zur Stimmungslenkung. Das lässt dem Hörer nichts anderes übrig, als sich auf den Vortrag zu konzentrieren.
Zusatzinfos
In der Verpackung finden sich Informationen zum Autor und zum Sprecher sowie Angaben zu den Machern. Die Aufmachung gleicht einem alten Pergament. So verwundert es nicht wirklich, in der Einstecktasche der ersten CD eine mittelalterliche Darstellung der Tierkreiszeichen zu finden. Was sie hier allerdings soll, bleibt das Geheimnis des Verlags.
Unterm Strich
Den Auftakt zur großen Saga um das Rad der Zeit habe ich eigentlich recht eindrucksvoll in Erinnerung, denn bekanntlich „liegt ein Zauber über jedem Anfang“, wie der Dichter sagt. Rätsel gibt es auch hier viele und sogar schon erste Heldentaten der Hauptfigur Rand al’Thor. Die Rätsel machen neugierig auf das unbekannte Universum, dass der erprobte CONAN-Autor Robert Jordan entwarf. Die beiden Seiten scheinen klar verteilt zu sein, doch unsere Gefährten – es sind acht und nicht neun wie bei Tolkien – müssen sich durchmogeln, wollen sie heil an ihr Ziel Tar Valon gelangen.
Das Hörbuch
Die massiven Kürzungen sind auf die Erhöhung des Unterhaltungswertes der Haupthandlung angelegt. Allerdings geht dies einerseits auf Kosten der Charakterzeichnung, die in Andeutungen steckenbleibt, und auf Kosten der Weltbeschreibung. Das macht sich vor allem hinsichtlich der Historie negativ bemerkbar, die mehr oder weniger nebulös bleibt. Wenigstens wird die Saga um Mordeth und das Schicksal Aridols komplett wiedergegeben, wofür ich dankbar war.
Doch was hat Manetheren mit unseren drei jungen Kämpen zu tun? Sind sie einfach Hüllen für verblichene Seelen, quasi Proto-Zombies? Solche und viele weitere Fragen bleiben unbeantwortet, und es steht zu befürchten, dass sich dieses Niveau nicht in den kommenden Episoden bessert.
Der Fan greift sowieso zur ungekürzten Download-Version bei Audible.de. Nur der Einsteiger kann sich mit der gekürzten Lübbe-Fassung zufriedengeben. Diesem ist zu raten, sich so bald wie möglich die ungekürzte Variante zuzulegen. Leider muss man sich in beiden Fällen mit den Unzulänglichkeiten des Sprechers abfinden, der einfach kein englisches „TH“ aussprechen kann.
6 Audio CDs mit 431 Minuten Spieldauer
Gelesen von Helmut Kress
Produziert von Michael Treutler (Audible)
ISBN-13: 978-3785743409
www.luebbe.de/luebbe-audio
Der Autor vergibt: