Joshua Williamson – Heimkehr (Birthright 1)

Joshua Williamson hat sich vor allem im Horror-Metier einen Namen gemacht. „Ghosted“ gilt als Paradebeispiel eines finsteren Comics, aber auch „Nailbiter“ gehört zu denjenigen Werken im Katalog des Autors, die in letzter Zeit für Furore sorgen konnten. Inzwischen publiziert Williamson bei Robert Kirkman’s Label Skybound, dessen Qualitätsmerkmale nicht erst seit „The Walking Dead“ klar definiert sind. Der hiesige Vertrieb darf sich jedoch freuen, denn damit ist auch bei Cross Cult weitere A-Ware aus der Feder des Top-Autors gewährleistet. Man nehme nur einmal „Birthright“, das neue Gourmethäppchen, das in Kooperation mit Andrei Bressan und Adriano Lucas entstanden ist und mit einem sehr intensiven Startup nun den nächsten Siegeszug zu starten gedenkt!

Inhalt


Der Geburtstag seines Sohnes Mikey soll das Schicksal der Rhodes-Familie für immer verändern. Als ihr Sohn kurz vor seiner Überraschungsparty in den Wald läuft und nicht mehr zurückkehrt, sind sich die lokalen Behörden schnell sicher, dass Familienoberhaupt Aaron seinen Spross getötet und verscharrt hat. Aaron versucht mit aller Macht, seine Unschuld zu beweisen ebenso wie sein zweiter Sohn Brenan, doch Mikey taucht nicht mehr auf und die Familie steht vor dem endgültigen Bruch. Als sich Aarons Ehefrau schließlich von ihm trennt und er Alkohol künftig das Leben des zerstörten Mannes bestimmen soll, kommt es in diesem mysteriösen Fal zu einer sehr überraschenden Wendung. Im örtlichen Police Office trifft die Familie wieder aufeinander und bestaunt einen hünenhaften Kerl, der behauptet, der entflohene Sohn zu sein. Der riesige Barbar, der bis zum Kragen mit allerhand antiken Waffen ausgerüstet ist, will in einer Welt namens Terrenos einen Tyrannen bekämpft und besiegt haben und sei nun zurückgekehrt, um auch diese Welt vor einer immensen Gefahr zu beschützen. Die Beamten halten den Typen zunächst für einen Spinner, doch immer deutlicher verdichten sich die Zeichen, dass tatsächlich irgendetwas von Mkey in dieser vermeintlichen Fabelfigur steckt – und dass seine Behauptungen zur drohenden Apokalypse gar nicht so weit hergeholt sind..

Mein Eindruck:

Man kann sich der Befürchtung nicht verwehren, dss Joshua Wiliamson womöglich zu viel Input in den Auftakt seinr neuen Serie verpflanzt hat. Das Verschwinden des Jungen, das familiäre Drama, die emotionale Interaktion und nicht zuletzt das Auftauchen jener eigenwilligen Gestalt, die später behauptet, sie sei in einem Jahr vom Jüngling zum Krieger erwachsen – all das benötigt eigentlich viel mehr Raum und Zeit, bis es in einer solch üppigen Story, wie es „Birthright“ zu sein scheint, handfest etabliert hat. Gegen alle Vorurteile behauptet sich der neue Comic von Joshua Williamson jedoch direkt als sehr stringent aufgebautes Fantasy-Epos, dessen einzelne Stränge schlüssig ineinandergreifen und dessen Charaktere in allen Sequenzen genügend Farbe bekommen, um dem Plot wichtige Impulse zu verpassen. Gleichzeitig wird die Story in keiner Passage überfrachtet bzw. bekommt man den Eindruck, der Autor würde sich in einzelnen Momenten selbst überholen. Alle Handlungseinheiten werden mit Bedacht fortgeführt, und sollte es doch mal einen rasanten Wechsel innerhalb der Erzählung geben, dann nur um die Action etwas weiter in den Vordergrund zu stellen, niemals jedoch als irreführendes Mittel in irgendeinem Sub-Plot, der noch nicht ausreichend ausgestaltet wäre.

Ferner entpuppt sich Williamson einmal mehr als Ass in der Vermischung von Fiktion und Wirklichkeit. Das Setting wirkt von Beginn an sehr real und verschiebt sich erst nach und nach in den finsteren Fantasy-Bereich. Anders als bei seinen letzten Comics sind es diesmal aber nicht die Horror-Elemente, die den Ton angeben. Vielmehr vermischen sich „Hellboy“, „Conan“, „Game Of Thrones“ und ein lebensechtes Drama hier zu einem richtig tollen, überraschend homogenen Konglomerat, das sowohl im Hinblick auf seine einzelnen Bausteine, als auch in seiner übergeordneten Präsentation wunderbar harmoniert. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass der erste Band der Serie, „Heimkehr“ eben auch erst der Auftakt ist, insofern also auch viele Inhalte nur angerissen und noch nicht endgültig zur Kür gebracht werden. Und diesbezüglich sind die vielen Plot-Twisis und die vereinzelt eingestreuten Cliffhanger genau das Futter, das benötigt wird, um die Spannung auch über den Auftakt hinweg anzuheizen. Insofern kann man also erneut von einem Idealfall eines Comic-Starters sprechen, insbesondere auf der inhaltlichen Ebene.
Willialmson’s Sidekicks mit der zeichnenden hand bedienen ihren Autor allerdings auch mit tollen Bilden. Mike Mignola gilt hier als Vergleichsoption, vor allem was die düstere Farbgebung von „Birthright“ anbelangt. Aber auch die groben Skizzen, die atmosphärisch toll herausgearbeiteten Schattierungen und die sehr einprägsamen Charaktere, all das setzen Bressan und Lucas prima um. Vielleicht klingt es am Ende wie ein Klischee, aber grafisch betrachtet passt „Heimkehr“ ebenfalls perfekt ins Portfolio des Cross Cult Verlags! Und damit wäre dann auch die letzte Hürde genommen …

Fazit:

„Birthright“ startet mit einer fesselnden, Neugierde weckenden ersten Episode und bestätigt die aktuelle Topform von Autor Joshua Williamson. Wenn auf dem Backcover klar formuliert wird, die neue Reihe sei eine ‚epische neue Saga, die Fantasy in Realität verwandelt‘, will man glatt und bedingungslos zustimmen. Gratulation an die Schöpfer für ein weiteres Meisterstück!

Hardcover: 128 Seiten
Originaltitel: Birthright
ISBN-13: 978-3864256790

www.cross-cult.de

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