K. W. Jeter – Infernal Devices

Schöpfungen zweiten Grades: skurril, mechanisch und unheimlich

Dieser phantastische Roman gehört mittlerweile zum ursprünglichen literarischen Kanon des heute so beliebten Science-Fiction-Untergenres „Steampunk“. Neben den anderen beiden Romanen „Die Tore zu Anubis‘ Reich“ von Tim Powers und „Homunculus“ von James P. Blaylock kann „Infernal Devices“ durchaus mithalten, was verrückte Ideen, eine kenntnisreiche Schilderung der Londoner Unterwelt und den geschliffenen Erzählstil angeht.

Der Autor

K. W. Jeter, 1950 geboren, wird zu den herausragenden zeitgenössischen Autoren der SF in den USA gezählt. Jeter ist ein Freund von James Blaylock und Tim Powers und bildet mit ihnen das Ur-Triumvirat des „Steampunk“-Untergenres.

Schon der 1965 veröffentlichte Roman „Seeklight“ ließ sein großes Talent erkennen. Es folgten u. a. „The Dreamfields“ (1976) und „Morlock Night“ (1979), eine gelungene Fortsetzung von H. G. Wells’ berühmtem Roman „Die Zeitmaschine“ (1895). Bekannt wurde Jeter nicht zuletzt durch seine Fortsetzungen von Philip K. Dicks verfilmtem Roman „Blade Runner“ (1982ff).

Sein SF-Roman „Dr. Adder“ (siehe meine Rezension) – nicht nur von Philip K. Dick in den höchsten Tönen gelobt – ist ein Meilenstein der modernen SF. Daneben verfasste Jeter zahlreiche teils preisgekrönte unheimliche Romane. In „Die Nacht der Morlocks“ betreibt er ein ebenso versiertes wie ironisches Spiel mit allen Klischees viktorianischer Unterhaltungsliteratur.

Handlung

London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. George Dower, der einzige Sohn und Erbe eines genialen Uhrmachers und Erfinders von Automaten, hat zwar den Laden seines Vaters geerbt, leider aber nicht dessen Genialität. Deshalb ist es ihm auch nur selten möglich, Reparaturen an den kleinen Kunstwerken durchzuführen, die sein Vater schuf. Dafür ist er auf die Kenntnisse seines Faktotums Mr. Creff angewiesen. Zusammen halten sie den Uhrmacher-Laden in Clerkenwell Green seit zwei Jahren am Leben.

Der Äthiopier

Als ein seltsamer Fremder in brauner Lederkleidung in seinen Laden tritt, um die Reparatur eines seltsamen Apparates bittet und ihm eine silberne Münze als Bezahlung überlässt, ändert sich Georges Leben. Der erste Hinweis, dass mit dem dunkelhäutigen Auftraggeber, den Creff als „verrückten Äthiopier“ ankündigt, etwas nicht stimmt, ist eine Geschmacksprobe von dem, was George zunächst für Blut gehalten hat – der Mann war durch eine herausspringende Metallfeder verletzt worden. Aber statt des Kupfergeschmacks von Menschenblut schmeckt Mr. Dower Salzwasser. Immerhin: Er hat jetzt einen echten Auftrag und eine Woche Zeit, ihn auszuführen.

Die Diebe

Ein zweiter Fremder mit blauen Augengläser, der sich als Mr. Scape vorstellt, macht in Begleitung einer „Dame“ seine Aufwartung, um nach den Apparaten von Georges Vater zu fragen. Der Akzent ist unvertraut, das Benehmen aggressiv und die „Dame“ namens Miss McThane einfach nur impertinent. Also weist George das Ansinnen zurück. Das seltsame Paar verschwindet, jedoch nur, um mitten in der Nacht in den Laden einzubrechen und die Werkstatt zu plündern. Glücklicherweise hat George so viel Vernunft gehabt, den ihm anvertrauten Apparat des „Äthiopiers“ zu verstecken, und glücklicherweise kann Creff die Einbrecher vertreiben.

Die Medaille

Dennoch: Da hier offensichtlich etwas Bedrohliches vor sich geht, wegen dem er sich nicht an die Polizei wenden kann oder möchte, muss er selbst Nachforschungen anstellen. Der erste Weg führt ihn zu einem Numismatiker. Der beschaut sich die silberne Münze des „Äthiopiers“ recht erstaunt, denn darauf steht „Saint Monkfish“ auf der eine Seite und ein unbekanntes Gesicht auf der anderen. Es scheint sich um keine Münze, sondern vielmehr um eine Art Medaille zu handeln, eine Art Erkennungszeichen.

Wetwick

Der Hersteller dieser Medaille ist ein Falschmünzer, der in Wetwick lebt. Doch wo liegt Wetwick? Keiner weiß es. In einer verrufenen Kaschemme findet sich endlich ein Kutscher, der es nicht ablehnt, nach Wetwick zu fahren. Und er verlangt, die Medaille zu sehen. Kein Problem, und sogleich kann es losgehen. Wetwick entpuppt sich als ein düsterer Stadtteil am Fluss, der gar nicht mal weit vom heimatlichen Clerkenwell entfernt liegt: Der Kutscher hat George im Kreis herumgefahren. Die Menschen haben alle das gleiche Gesicht wie Saint Monkfish: irgendwie fischig.

Geheimgesellschaften

Der Numismatiker hat ihm den Namen von Fexton, dem Falschmünzer, genannt. Den findet er in dem nächtlichen Stadtteil, der von keiner Gaslaterne erhellt wird, nur dank eines konkreten Hinweises. Ein Hochhalten der Medaille, und schon verfallen die Leute auf der Straße in Demut und Hilfsbereitschaft. Bemerkenswert.

Doch Fexton, ein buckliger Zwerg mit Halbglatze, hält ihn hin. Als er ein zweites Mal Punkt Mitternacht zu Fextons schäbigem Ein-Zimmer-Appartement zurückkehrt, findet er einen winselnden Hund und zwei Leichen vor. Die eine gehört, doch die andere erschüttert George wirklich: Es handelt sich um seinen Auftraggeber, den „Äthiopier“ in seiner braunen Lederkleidung.

Es dauert nur wenige Sekunden, da wird George entdeckt. Eine Gruppe von rauen Kerlen verpasst ihm zwei Schläge auf den Kopf und trägt den Bewusstlosen davon. Nach seinem Erwachen hat er einige Mühe, bei Bewusstsein zu bleiben: Seine zwei Entführer wollen ihn zusammen mit den anderen zwei Leichen in der Themse versenken. Doch gerade, als sie ihn packen, um ihn über Bord ihres zu hieven, mischt sich ein Mann ein. Trügen ihn seine Augen im düsteren Fackellicht? Es scheint der – eigentlich tote – „Äthiopier“ im braunen Lederumhang zu sein.

Dann umfängt das kalte Wasser der Themse Georges fallenden Körper und es dauert nur wenige Augenblicke, bis sein gequältes Bewusstsein buchstäblich den Geist aufgibt – doch nicht für lange …


Mein Eindruck

Seine Odyssee führt Dower nach Norden. Ein alter Erfinder namens Bendray, der früher seinem Vater Aufträge gab, möchte das angebliche Talent, das auch der Sohn geerbt haben könnte, nutzen, um endlich seine Weltuntergangsmaschine in Gang zu setzen. Diese soll die Erde vor irgendwelchen Aliens retten, die Bendray beobachtet haben will. Die Maschine unter Lord Bendrays Anwesen soll derartige Vibrationen aussenden, dass sich die Grundfesten der Erde lockern – der Anfang vom Ende.

Doch dazu kommt es vorerst nicht. Denn eine sogenannte God’s Army greift das Anwesen an, um Bendray aufzuhalten. Sie wird angeführt von Sir Charles Wroth, der angeblich die Royal Anti-Society arbeitet, was auch immer das sein mag. Durch den Angriff wird George aus dem Herrenhaus vertrieben, gerät aber im nahen Dorf Dampford in die gleiche Bevölkerung wie in Wetwick und wird erneut verjagt. Er muss um sein Leben fürchten, als eine Kutsche vor seiner Nase hält und sich ihm eine scheinbare hilfreiche Hand entgegen streckt. Mit einem gelinden Schock erblickt er in seinem Helfer das eigene Gesicht…

Erst viel später setzt George die Zusammenhänge in Beziehung: Er ist zwischen die Fronten zweier mächtiger Geheimgesellschaften geraten, die schon seit Jahrhunderten gegeneinander Krieg führen. Sein Auftauchen wirkt wie ein Katalysator, der diverse Maschinerien in Gang setzen soll. Doch was bezwecken die beiden Gesellschaften, fragt sich George benommen und verwirrt…

Wie sich zeigt, ist George als Sohn eines ebenso mysteriösen wie genialen Uhrmachers mehr als nur ein gewöhnlicher Mensch. Sein wahres Geheimnis wird erst im letzten Satz enthüllt, aber dies erklärt, warum er nicht längst vor Panik das Weite gesucht hat, sondern immer weiter macht. Er ist kein echter Wahrheitssucher, sondern ein Anti-Held, der selbst in höchster Not nicht die Regeln der Höflichkeit vergisst.

Was den Roman so unterhaltsam macht, ist der Umstand, dass sich George in recht illustrer Gesellschaft befindet. Als wäre Lord Bendray nicht schon durchgeknallt genug, treten mit Scape und Ms. McThane zwei Gauner auf, die reden, als kämen sie aus dem Amerika des 20. Jahrhunderts. Dies fällt dem Leser des Originals bereits bei den ersten Sätzen auf. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um zwei Zeitreisende handelt – diese kommen im Steampunk auch nicht selten vor, wie Mark Hodders Zeitreisender in „Der kuriose Fall des Spring-Heeled Jack“ belegt. Aber die beiden liefern Dower eine weitere Erklärung für ihren ungewöhnlichen Geisteszustand.

Erfindungen und Gadgets

Und das führt den Steampunk-Fan endlich zu den wahren Freuden dieses kultigen Romans. Es sind die Erfindungen und Gadgets.

1) Die Flash-Box
Diese von Dower senior erfundene Vorrichtung „blitzdingst“ ihren Benutzer auf folgende Weise: Der Blitz erzeugt kein Vergessen, sondern den Transport des Bewusstseins in eine künftige Welt, v.a. in das 20. und 21. Jahrhundert. Dort haben Scape und McThane, die das Ding wie Junkies benutzten, auch die seltsame Gossensprache des späten 20. Jahrhunderts der Vereinigten Staaten angenommen. Sie reden also ungefähr so wie der Autor in seiner eigenen Zeit – was doch eine recht kuriose Ironie ist. (Leider kommt dieser Unterschied in der Übersetzung nicht so gut zum Tragen.)

2) Die Weltuntergangsmaschine: Diese Maschine wurden bereits beschrieben: Sie dient der „Complete Destruction of the Earth“, wie der Titel des entsprechenden Kapitels lautet.

3) Der Angelzeug-Altar: In einer der skurrilsten Szenen des Romans gerät Dower in einen Pseudo-Gottesdienst für die Bürger von Wetwick. Um ihnen die Furcht vor Gott einzujagen, sind die Kirchenbänke mit Izaak Waltons Standardwerk „The Compleat Angler“ bestückt und der Altar ist mit Angelzeug geschmückt. Es kommt zu einer grotesken Vermischung und panikartigen Flucht der Kirchenbesucher, als Scape eingreift.

4) Der Tang-Ernter: Diese unterseeische Erntemaschine hat Dower senior für Lord Bendray auf dessen schottischer Hebriden-Insel Groughay installieren lassen. Leider hat das Ernten des Tangs den Untergang einer Rasse von Selkies zur Folge. Deren letzter Vertreter ist der „Mann in braunem Leder“, der George Dower in solchen Schrecken versetzt – und der im letzten Viertel des Romans eine wichtige Rolle spielt.

5) Eine Flugmaschine mit Motor und Getriebe; sie wird auf Groughay zwar in desolaten Zustand aufgefunden, doch dem findigen Scape gelingt es, sie wieder flugfähig zu machen; es gibt aber auch andere Methoden, von der unbewohnten Insel aufs Festland zu gelangen…

6) Das Beste zuletzt – der absolute Höhepunkt der Erfindungen ist das PAGANINICON. Dieses vielfach im Bildband zu der Steampunk-Ur-Trilogie abgebildete Aggregat ist eine exakte Kopie von George Dower. Es gibt allerdings zwei bemerkenswerte Unterschiede: Das Paganinicon ist, wie sein Name schon sagt, erstens ein ausgezeichneter Violinist und zweitens ein potenter Liebhaber. Beides wissen Damen wie Lady Wroth sehr zu schätzen. Bis es eines Tages zu einem sonderbaren Zwischenfall kommt, und diesem ist die nymphomanische Miss McThane schuld…

Sympathische Schwingungen

Es wird dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein, dass viele von Dower seniors Erfindungen auf dem Prinzip der sympathischen Schwingungen basiert. Er hat dieses Prinzip der Cataclysm Harmonics (S. 198) von den Selkies erlernt, es aber zur Vollendung geführt, wie es scheint. Das Prinzip besagt, dass zwei Körper, die sehr unterschiedlich sind (Maschine und Erdball) oder sich in weiter Entfernung voneinander befinden, dennoch aufeinander einwirken können. Das ist im Grunde angewandte Quantentheorie, aber praktisch führt es zu grotesken Auswirkungen.

Das zeigt sich am besten in dem Duo aus George Dower und Paganinicon. Letzteres behauptet, durch Georges Gehirnschwingungen in Gang gesetzt worden zu sein. Es gibt sogar einen Regulator, mit sich die Schwingungen manipulieren lassen. Der arme, phantasielose George ist bass erstaunt über die Offenbarungen, die ihn das Paganinicon teilhaftig werden lässt. Er sieht nur einfach eine mechanische Kopie seiner selbst vor sich.

Dass sich der Spieß auch umdrehen lässt, fällt ihm und Scape erst im Finale ein. Er kann das Paganinicon und die Weltuntergangsmaschine, die auf ihn eingestimmt sind, nicht durch seinen Freitod stoppen. Wenn es George aber gelingen sollte, seine Gehirnschwingungen so durcheinander zu bringen, dass sie in den korrespondierenden Aggregaten zu einem Durcheinander in der Steuerung kommt, dann hat er vielleicht den gewünschten Erfolg.

Miss McThane sieht die Stunde ihres Triumphes endlich gekommen. Die ganze Zeit hat sie George bereits Avancen gemacht, um ihn ins Bett zu kriegen – Scape ist ihr viel zu langweilig. Eine Lady braucht Abwechslung. Standhaft hat sich George in einer Art „Komödie der Sitten“ geweigert, ihren Avancen nachzugeben. Nun verkündet Miss McThane: „All right, sucker! England expects every man to do his duty!“ Na, das muss man dem potentiellen Retter der Welt nicht zweimal sagen…

Unterm Strich

Das Buch ist eine literarische Tour de force, ein Feuerwerk an originellen Ideen, mit viel Witz und Spannung versehen, kurzum: ein gelungenes Lesevergnügen. Mir gefiel diese Kombination gut, denn der gute George Dower schlägt sich durch ein skurriles England und Schottland, das einerseits stilecht daherkommt (zumindest im Original), andererseits so überkandidelt ist, dass es seine eigene Parodie ist.

Nicht nur die seltsamen Fischmenschen von Wetwick und Dampford gehören zu den faszinierenden Rätseln, sondern auch die ständig neu auftauchenden Erfindungen und Gadgets, auf die George stößt. Seine mechanische Kopie, das Paganinicon, ist sicherlich das Highlight unter den Apparaten: ein Teufelsgeiger mit einem teuflischen Appetit für das weibliche Geschlecht. An diesen Stellen veräppelt der Autor die Prüderie der Viktorianer: Sie waren in Wahrheit ebenso große Lüstlinge, wie es zu allen Zeiten der Fall. Sittenwächter wie Mrs. Trabble stellen sich als ihr Gegenteil heraus – hier wird die Parodie zur moralischen Anklage von Heuchlern und Spießern.

Im dritten Teil des Buches erfährt der Leser endlich, was es mit den seltsamen Phänomenen auf sich hat, auf die der Held gestoßen ist. Doch es bleibt nicht bei seitenweisen Monologen, sondern das Abenteuer lässt nicht lange auf sich warten: George soll mit seinen „gottlosen“ Schicksalsgenossen erschossen und vor der Insel Groughay über Bord geworfen werden. Zum Glück kommt es dazu nicht, denn er hat in Dampford noch den Weltuntergang zu verhindern…

Die Geschichte wirkt bis heute erfrischend, doch sie erinnert stark an Tim Powers’ „Die Tore zu Anubis’ Reich“, in dem ebenfalls ein düsteres London das Domizil finsterer Geheimgesellschaften bildet, allerdings rund hundert Jahre früher. Tim Powers ist – neben James Blaylock – dieses Buch denn auch gewidmet. Dieses Triumvirat bildete wohl von Anfang an selbst eine Art Geheimgesellschaft – sie schuf sogar einen eigenen gemeinsamen Dichter: William Ashbless, der in so manchem Roman auftritt.

Das Englischniveau

Das Niveau der hier verwendeten Englischstile – es gibt mindestens drei verschiedene – ist ziemlich hoch. George redet wie ein gebildeter Engländer und weiß sich gewunden auszudrücken. Scape und Miss McThane sind sein genaues Gegenteil, doch hier liegt die Schwierigkeit in den Jargonausdrücken der amerikanischen Gossensprache. Der Leser muss also sowohl in antiquiertem Englisch als auch modernem Umgangs-Amerikanisch bewandert sein.

Hinzu kommt noch die Ausdrucksweise des Mannes in braunem Leder. Er ist in Wahrheit ein Selkie, lebt im Wasser und hat durch Dower senior die menschliche Sprache erworben. Diese klingt aber mehr nach Yoda als nach korrektem Englisch. Der Satzbau ist eher an den des Deutschen angelehnt, und das klingt in den Ohren eines Briten seit jeher sonderbar. Zu guter Letzt kommt auch noch ein echter Schotte von altem Schrot und Korn zu Wort. Das versteht man dann kaum noch ein Wort.

Ärgerlich

Die Buchausgaben von 1979 und 1987 wurden offenbar vom Verlag Angry Robot mechanisch eingescannt und mit einer Software für optische Zeichenerkennung in digitalen Buchtext umgewandelt. Bei diesem komplizierten Vorgang muss es zu zahlreichen Fehlern gekommen sein, denn wie sonst wären die zahllosen Druckfehler zu erklären? Aus „up“ wurde beispielsweise „tip“, aus „by“ wurde „my“ (Seite 5), und es fehlen hin und wieder Wörter. Der Leser dieser Ausgabe muss also wirklich auf der Hut sein, und das schmälert das Vergnügen an der Lektüre nicht wenig.

Begleittexte

Diese Ausgabe hat zwei einzigartige Begleittexte. Die kurze Einleitung stammt von Autor selbst. Er lässt sich darüber aus, wie es kam, dass er selbst die Genrebezeichnung „Steampunk“, die heute so gängig und verbreitet ist, 1987 in einem Leserbrief an das LOCUS Magazine vorschlug, mehr im Scherz als ernsthaft.

Der zweite, viel längere Text stammt von dem US-Autoren Jeff VanderMeer, der selbst viel für das Genre getan hat, so etwa durch Veröffentlichung der „Steampunk Bible“, in der natürlich auch das eingangs erwähnte Trio der Ur-Autoren Jeter, Blaylock und Powers erwähnt wird. Er erklärt erst, was heute unter Steampunk verstanden wird und welchen Stellenwert der vorliegende Roman darin einnimmt, nämlich einen von immer noch aktueller Bedeutung.

Das eigentliche Thema

In diesem Nachwort wird auch deutlich, dass es in „Infernal Devices“ um zwei verschiedene Arten sekundärer Schöpfungen geht: Das Paganinicon ist eine mechanische Version des biologischen Menschen, geschaffen von einem Dädalus der Moderne. Seine zweite Schöpfung – exklusiv für Lord Bendray – sind die Fischmenschen von Wetwick und Dampford, eine Kreuzung aus Selkie und Unterklassenmensch (die jungen Weibchen landen in Wetwicks Bordellen, an deren Gewinn der Lord beteiligt ist).

Das Buch spielt durch, welche Chancen diese Schöpfungen haben, zu überdauern – keine, auch wenn es zunächst nicht so aussieht. Aber die Gründe dafür zu erfahren, ist dann doch recht interessant. Eine tragische Rolle fällt dabei dem echten Selkie zu, dem Mann in braunem Leder (dessen eigentlicher Name unaussprechlich ist) – er ist der letzte Mohikaner, und sein Versuch einer Rückzüchtung scheitert kläglich. Es wird nie wieder Selkies geben. Hier schimmert der humanistische Ansatz des Autors durch, und aufgrund dessen hat der Roman auch einen inhaltlich-literarischen Wert, der von Dauer ist.

Taschenbucn: 381 Seiten
Sprache: Englisch
Originaltitel: Infernal Devices, 1979 und 1987
ISBN-13: 978-0857660978

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)