Thriller-Action mit angezogener Handbremse
Langsam kehrt die Sonne in den Norden Schwedens zurück, doch die Lage in der kleinen Stadt Gasskas ist düster: Die Bodenschätze der Region werden ohne Rücksicht auf Land und Leute ausgebeutet. Eine Gruppe von Aktivisten, denen sich auch Lisbeth Salanders Nichte Svala anschließt, will verhindern, dass der stillgelegte Tagebau zu neuem Leben erweckt wird.
Doch für ihre Vision eines Bergbauimperiums scheuen gnadenlose Unternehmer auch vor Mord nicht zurück. Während Mikael Blomkvist einen neuen Job bei der Gasskaser Zeitung antritt, sucht Lisbeth mit seiner Hilfe nach ihrem verschwundenen Freund, dem Hacker Plague. Als die Fäden zusammenlaufen, erkennt Salander, dass jemand es eigentlich auf sie und Svala abgesehen hat. Und rüstet zum Kampf gegen alte und neue Gegner. (Verlagsinfo)
Die Autorin
Karin Smirnoff wurde 1964 in Umea geboren, einer Gegend, aus der auch Stieg Larsson stammte. Sie ist durch ihre Romane um die Figur Jana Kippo eine der bekanntesten Autorinnen Schwedens. Ihr Debüt „Mein Bruder“ war für den August-Preis nominiert. Zuvor hat sie als Journalistin, Altenpflegerin und Karate-Lehrerin gearbeitet.
Die MILLENNIUM-Reihe
1) Verblendung
2) Verdammnis
3) Vergebung
4) Verschwörung
5) Verfolgung
6) Vernichtung
7) Verderben
8) Vergeltung
Handlung
Im nordschwedischen Städtchen Gasskas wird Alarm gegeben: Eine Brücke an einem abgelegenen Fluss wurde soeben mit Sprengstoff in die Luft gejagt. Weil die Brücke einen aufgelassenen Bergbau mit der Stadt verband, gehen die Vermutungen in die Richtung lokaler Umweltaktivisten: Sie wollen angeblich nicht, dass die Mine von internationalen Konzernen reaktiviert wird, denn das würde den Rentierzüchtern, den Sámi, schaden.
Recherche mit Drohne
Dieses Thema interessiert Svala Hirak, Lisbeth Salanders 14-jährige Nichte und Zeitungspraktikantin, und ihre 24-jährige Kollegin Ester Södergran, eine ausgebildete Redakteurin bei „Gaskassen“, nicht die Bohne. Sie wollen mit der Drohne, die Svala von ihrer Tante zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, die Umgebung erforschen, um herauszufinden, ob es leerstehende Spukhäuser gibt, die die Aktivisten womöglich besetzen könnten.
Bei ihrer Exkursion stoßen sie auf das Anwesen eines leerstehenden Sanatoriums, das auf einem Privatgrundstück steht. Die Drohne umschwirrt es alsbald, denn ein Zaun hält die beiden Frau nicht auf. Leider sind alle Fenster vernagelt, alle Türen sind verschlossen. Als ein Wagen hinter ihrem eigenen Fahrzeug hält, wagt sich Ester arglos vor, um die Sachlage zu erklären; doch Svala hält sich versteckt. Sie hat mit starken Männern wie ihrem Stiefvater Peder schlechte Erfahrungen gemacht. Seit dem Tod ihrer Mutter Märta Hirak wohnt sie bei ihren zwei Onkeln, zwei Sámi-Rentierzüchtern. Die geben auf sie acht.
Im Abgrund
In der folgenden Nacht wird der Dosensammler Kurt Vikström nachts Zeuge eines alltäglichen Geschehens: Halbstarke Männer zerren eine junge Frau an den abgelegenen Steinbruch, der die Müllhalde begrenzt. Dort wird sie vermutlich vergewaltigt, doch Kurt, immer schon 81 Lenze alt, versteckt sich lieber in dem alten Pkw, in dem er mit seinen Dosen wohnt. Als er erwacht und in den Abgrund des Steinbruchs schaut, in den er pinkeln will, entdeckt er den reglosen Körper der Frau. Als ein anderer Mann in seinem Auto aufkreuzt und sich nach Kurts Befinden erkundigt, schreit Kurt nur: „Wölfe! Wölfe!“ Dann fällt er in Ohnmacht. Die herbeigerufenen Polizistinnen Jessica und Birna entdecken die Frau im Abgrund: Sie ist tot und wird als Ester Södergran identifiziert.
Der Müllsammler
Aber Kriminalkommissar Hans Faste will Resultate sehen und schickt Jessica und Birna erneut los, um Kurt Vikström zu vernehmen. Man hat ihn nicht ins Krankenhaus gebracht, sondern in ein Pflegeheim. Doch Hans Faste wird keine Aussage von ihm bekommen, und wenn er sich auf den Kopf stellt: Kurt sei in der vergangenen Nacht gestorben, sagt die Heimleiterin. Und dabei hatte er doch noch Besuch von seiner Tochter bekommen. Was Jessica jetzt aber etwas sonderbar findet, denn sie weiß, dass Kurts Familie bei einem Brand seines Hauses ums Leben kam. Woher also kam diese Tochter her? Und wie heißt sie überhaupt?
Die Aktivisten
Svala ist über Esters Tod sehr traurig. Heute ist ihr letzter Tag als Schülerpraktikantin bei der Zeitung „Gaskassen“. Sie sichert Esters Recherche zu den Aktivisten in der Gasskas-Gegend auf einem USB-Stick und findet so Esters Kontakt zu dem Hacker Ante. Der ist aber gerade nicht erreichbar. Svala geht erneut zu dem Aktivistentreffen und lernt die Neuzugänge Simon und Levi kennen. Während der alte Levi krank ist und nicht mehr lange zu leben hat, spannt der attraktive Simon Svala für seine Pläne ein: eine Straßenblockade ist erst der Anfang, wie es aussieht. Svala ist stolz, dass sich jemand für sie interessiert. Aber wie kommt es, dass Simon den Namen eines ihrer Onkel weiß?
Beschattet
Lisbeth Salander ist beunruhigt: Ihr Hackerfreund Plague meldet sich nicht, hat sie lediglich in einer letzten Botschaft gewarnt, dass erstens das Hacker-Netzwerk aufgeflogen und er selbst ab sofort offline sei. Als sie ihn in seinem Kellerloch, wo er seinen Computer stehen hatte, besuchen will, ist er verschwunden. Lediglich eine zerborstene Deckenlampe weist darauf hin, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.
Mikael Blomkvist alias Mikke fühlt sich verfolgt. Ein Typ habe ihn beschattet, als er auf Rad und in der Metro unterwegs gewesen sei, erzählt er Lisbeth mit gehetztem Blick in seiner Stammkneipe in der Altstadt von Stockholm. Mikke ist mittlerweile 60 Jahre alt und hat Prostatakrebs. Da taucht auch Lo auf, die neue Teilnehmerin in Lisbeths Karateschule. Etwas stimmt nicht mit der Neugier dieser Frau, findet Lisbeth, die ein feines Näschen für schräge Typen hat. Sie ahnt nicht, dass Lo für Kurts Tod verantwortlich ist: Sie ist eine Auftragskillerin.
Verbrannt
Bei einem erotischen Rendezvous in Los Hotelzimmer entdeckt Lisbeth, dass eine Körperhälfte der jungen Frau mit verbrannter Haut bedeckt ist. Aber wie es dazu kam, verrät sie nicht. Lisbeth, die früh wieder geht, hat ihr eine Visitenkarte abgeluchst: Darauf steht ein gewisser David Barilla – wie der Pasta-Hersteller – doch keinerlei Kontaktdaten. Sehr gewöhnungsbedürftig.
Als sie diesen Barilla sucht, stößt sie zusammen mit Mikke auf ein Fuhrunternehmen, das David Barilla gehört. Der will seinen Sohn Alex schon eine Weile nicht mehr gesehen haben, denn Alex werde offenbar von einer Biker-Gang erpresst und habe schwere Probleme. Der Taxibus sei auch weg. Aber Lisbeth kennt eine Methode, solche Fahrzeuge aufzuspüren: Sie haben einen elektronischen Fahrtenschreiber. Wurde Plague in so einem Gefährt entführt, fragt sie sich. Als sie den Taxibus entdeckt, findet sich darin nur eine Getränkedose und eine Pfütze Erbrochenes. Das verheißt nichts Gutes.
Gehackt
Als sie auf die dringenden Anrufe ihres Partners Armanskij von Milton Security antwortet, wird sie gebeten, nach Gasskas zu fahren: Dort sei das Netzwerk der Gemeindeverwaltung gehackt worden, und dabei hätte Milton Security doch „hundertprozentige Sicherheit“ zugesichert. Der Chef dieser Gemeindeverwaltung sei ein gewisser Henry Salo. Ein alter Bekannter für Lisbeth und Mikke, und in schlechtester Erinnerung (siehe den Vorgängerband „Verderben“).
Aber da die Spur von Plague, vonn dem wohl das Erbrochene stammt, ebenfalls nach Norden führt, nimmt Lisbeth den Auftrag an, mit dem Hintergedanken, ihre Nichte Svala zu besuchen. Und Mikke hat eine Stelle als Chefredakteur bei „Gaskassen“ angeboten bekommen, da die Investoren einen Ersatz die getötete Ester Södergran brauchen. Seine erste Amtshandlung soll darin bestehen, zwei der Redakteure zu feuern.
Verraten
Svala ist frühzeitig mit dem Auto ihrer Tante Lisbeth aufgebrochen, um an der Aktion ihres Aktivistenkreises teilzunehmen. Doch Simon gibt ihr durch, es habe eine „Planänderung“ gegeben. Sie trifft ihn in der Ortsmitte von Gasskas, und zwei Männer sind bei ihm. Sie kommen vom Fernsehen und wollen ein Interview mit Simon und Svala – „die ist ja so süß“ – führen. Svala macht sie platt, auch wenn Simon versucht, sie zurückzuhalten. Anschließend verrät ihr Anna-Maria von den Aktivisten, dass die Aktion verraten worden sei: Die Polizei habe alle an der geplanten Minengrube eingesackt. Wo sie, Svala, denn gewesen sei?
Finstere Pläne
Als sie sich das Hotelzimmer nimmt, das Simon für sie gebucht hat, erscheint er erst ziemlich spät und hat keinerlei Erklärung für das Scheitern der Aktion. Vielmehr vergewaltigt er sie. Sie spürt keinen Schmerz dabei, denn ihr deutscher Vater Niedermeier wies die gleiche Eigenschaft auf: Schmerzunempfindlichkeit. Als Simon hinterher schläft, schnappt sie sich sein Handy und macht sich auf den Weg, um Henry Salo, den Gemeindevorsteher, in die Mangel zu nehmen – für ein Schulprojekt, sagt sie.
Sie macht das Ekelpaket Salo für den Tod ihrer Mutter Märta Hirak verantwortlich. Er entpuppt sich als klarer Befürworter der Wiedereröffnung der alten Mine – und für viele Straßen, die nicht nur nach Kiruna und Gällivare führen sollen. Was mit den Rentierzüchtern geschehen soll, kümmert ihn nicht. Den Sámi, zu denen auch Svala gehört, gibt er offenbar keine Chance. Was Svala nicht ahnt: Ein Grieche namens Kostas Long erpresst ihn mit dem Wissen, dass er, Long, der wahre Vater von Lukas sei. Wenn Henry die Mine haben wolle, müsse er Lukas hergeben. Als Henry seine Frau Pernilla mit diesen Informationen konfrontiert, kommt es zu einem Familiendrama.
Der Reiniger
Marcus Branco, der inzwischen im Rollstuhl sitzende Verbrecher, hat jemanden, der für ihn unliebsame Leute entsorgt: den Reiniger. Es handelt sich um Joar Bark, den Halbbruder von Henry Salo, was ihn zum Schwager von Mikkes Tochter Pernilla macht. Der Reiniger bekommt einen neuen Auftrag, der ihn nach Stockholm führt: Ein Industrieller soll ins Gras beißen. Doch damit kommt er der Killerin Lo in die Quere, die Mikke und Lisbeth beschattet und ausspioniert. Diese Bedrängnis geht so weit, dass Mikke und Lisbeth beschließen, Plague umgehend in Gasskas zu suchen und so auch ihre Verfolger abzuhängen. Falsch gedacht: Die Verfolger haben ihre Zentrale in Gasskas, nämlich in jenem alten Sanatorium, das Svala und Ester ausgekundschaftet haben.
Der Schatz
Die umtriebige Svala entschlüpft mal wieder ihren Onkeln und sucht sich ein alternatives Domizil: die Hütte der Freundin ihrer Mutter. Die Hütte ist belegt: Der Reiniger wohnt hier. Nach einem intensiven Informationsaustausch schließen die beiden einen Pakt miteinander, dessen Zweck darin besteht, Marcus Branco zu beseitigen. Denn Branco hat Simon Frisk auf Svala angesetzt, um den Verbleib einer Festplatte auf Märtas Laptop herauszufinden, den sie besitzen soll. Auf der Festplatte soll sich ein Bitcon-Wallet befinden, das inzwischen 4,5 Millionen Dollar wert ist. Mit einem solchen Schatz in der Hinterhand lässt sich einiges drehen, finden Svala und Joar und lassen sich zu Marcus Branco einladen.
Vorher gilt es aber noch ein paar lästige Verfolger abzuschütteln…
Mein Eindruck
Alle Wege führen zu jenem Sanatorium, das den Kreis der Ereignisse eröffnet hat. Da es über mehrere unterirdische Tunnel verfügt, sind mehrere Akteure in der Lage, es ungesehen zu betreten. Die meisten von ihnen erleben allerdings unliebsame Überraschungen und verlassen das Gebäude nicht mehr lebend. Wie der Showdown ausgeht, darf hier nicht verraten werden.
Svala gegen die Welt
„Vergeltung“ ist die Fortsetzung von „Verderben“ und schließt unmittelbar an die dort geschilderten, turbulenten Ereignisse an. Der Fokus ist wieder Svala, denn die junge Frau verfügt über Fähigkeiten und Eigenschaften, von denen ihre Gegner nichts ahnen: Schmerzunempfindlichkeit, Scharfsinn, logisches Denken und die Fähigkeit, mit dem geist ihrer toten Mutter Zwiegespräche zu führen: Sie erfährt sie den wahren Namen Simons, ihres Vergewaltigers: Simon Frisk, ein polizeilich gesuchter Pädophiler, der Jungfrauen als Trophäen „sammelt“. Der Leser, der nicht an Geister glaubt, dürfte an vielen solcher Stellen, den Kopf schütteln.
Svalas Neugier ist unbegrenzt. So gelingt es ihr ohne Weiteres, Joar Bark und seine sinistre Rolle in Brancos Diensten zu durchschauen. Dennoch schließt sie mit ihm einen Pakt, um sie beide von Branco zu befreien. Der Gangster ist ein Psychopath und hat die Herrschaft über den schwedischen Norden im Auge. Dazu hat er mit anderen schwedischen Nazi den „Nordischen Bund“ gegründet. Was er nun am dringendsten braucht, ist Geld, und das liegt in Form eines Bitcoin-Wallets auf Svalas Laptop…
Lisbeth und Mikke
Lisbeth hält sich fit, wird aber ausgekundschaftet und erhält einen abgeschnittenen Finger zugeschickt. Wer kennt ihre Adresse, fragt sich die Heimlichtuerin. Sie geht zum Gegenangriff über. Mikael Blomkvist ist ihr genaues Gegenteil: Er ist krebskrank, deprimiert und in schlechtester Verfassung, seine glorreichen MILLENNIUM-Tage sind schon seit 20 Jahren tiefste Vergangenheit. Dass er nach Gasskas zurück soll, erinnert ihn daran, dass er hier von Gangstern niedergeschossen wurde (in „Verderben“).
Zu wenig Action
Während die Handlung um Svala wenigstens eine klare Zielrichtung hat – die keineswegs offensichtlich ist -, so fragte ich mich bei Lisbeth und Mikke oft, warum deren Handlung so gemächlich vorangeht. Zudem wird noch ein Mord vorbereitet, der sie überhaupt nichts angeht. Lo und der Reiniger treiben ihr Unwesen in Stockholm, doch von Action keine Spur. Die Autorin ist gut darin, Figuren zu zeichnen, ihre Beziehungen aufzubauen und vielleicht sogar, eine Stimmung in einer schönen Landschaft aufzubauen, aber von Action ist diesmal rein gar nichts zu sehen. Ein oder zwei Sprengungen, das war’s schon, und noch dazu offscreen.
Auch der mit rund 50 Seiten ziemlich lange Showdown kommt ohne viel Action aus, so als ob die Autorin jede Art von Gewaltanwendung vermeiden möchte. Das erschien mir aber scheinheilig, denn Svala selbst sorgt dafür, dass einer ihrer Verfolger mit seinem Auto in die Luft fliegt. Ein Fuß, der in einem Sportschuh steckt, landet direkt neben ihr. Solche „Jump-Scare“-Gruselmomente sind rar. Da wunderte es mich nicht mehr, dass die Konfrontation mit Branco komplett ausfällt und der Bösewicht entkommt. So ist wenigstens die Fortsetzung gesichert.
Die Lukas-Story
Um angesichts so weniger Action wenigstens noch ein paar Seiten füllen zu können, hat die Autorin die Story um Lukas Salo eingeflochten. So sind wenigstens zwei bis drei Kapitel der insgesamt 92 Kapitel gerettet. Henry Salo will von Kostas Long, einem Betrüger, wissen, wieso sein Sohn Lukas von Kostas sein sollte. Der tischt ihm eine Geschichte über Pernilla auf, die damals im Griechenlandurlaub mit ihm, Kostas, ein Verhältnis gehabt und sich an Menschenhandel beteiligt haben soll. Kostas will seinen Sohn zurück. Henry stellt die Anschuldigungen dieses wichtigen Investors in den Raum, als er mit Pernilla spricht. Die ist wegen ihrer neuerlichen Schwangerschaft aus dem Gleichgewicht und zieht drastische Konsequenzen…
Die Übersetzung
S. 313: „Harnesk hingehen (!) geht direkt ran.“ Statt „hingehen“ sollte es natürlich „hingegen“ heißen.
S. 359: “sie… braten einen Pfannkuchen.“ Hierzulande werden Pfannkuchen gebacken, wenn mich nicht alles täuscht. Gut möglich aber auch, dass es sich nicht um einen Pfannkuchen handelt, sondern um eine Speise, die aus den aufgeschnittenen Bauchfleischstücken à la Sámi zubereitet wird. Das würde zu den beiden Sámi Per-Henrik, einem von Svalas Onkeln, und seinem Freund passen.
S. 397: “Immerhin war Nachkriegszeit und die Rationalisierung immer noch streng.“ Nicht Rationalisierung erfolgte nach dem Krieg, sondern Rationierung, nämlich die von Lebensmitteln und Treibstoff.
Unterm Strich
Ich brauchte für diese Fortsetzung des MILLENNIUM-Thrillers „Verderben“ wesentlich länger. Während ein paar neue Elemente eingeführt wurden, werden alte Elemente ohne große Veränderung weitergeführt. Svala bleibt Svala und geht, wie ihre Tante Lisbeth, zum Gegenangriff über, ohne dass der Leser erführe, was sie dazu treibt. Dabei spielt ein verborgener Schatz in Form eines Bitcon-Wallets eine gewisse Rolle.
Nebenhandlungen
Dass Lisbeth ihren Freund Plague sucht, leuchtet ein, ebenso der Auftrag, den Hacker zu suchen, der Gasskas angegriffen hat. Im Vergleich dazu erscheint der krebskranke Mikael als ziemlicher Totalausfall, was die Guten im Plot anbelangt. Er wird quasi mitgezogen, weil er ein paar zusätzliche Infos einbringt. Der Lukas-Plot ist auf einer privaten Ebene für Pernilla von Bedeutung, und was sie daraufhin unternimmt, darf hier keinesfalls verraten werden.
Nazis im Hier und Heute
Immerhin rafft sich die Handlung zu einem Finale auf, das in einem alten, verfallenden Gemäuer mit finsterer Vergangenheit stattfindet. Haben die schwedischen Nazis seinerzeit hier Euthanasie- und andere Experimente angestellt? Ich kann mich nicht erinnern, dass die Autorin dies verrät. Aber die Existenz eines Krematoriums im Außenbereich gemahnt an KZs wie Auschwitz und Buchenwald. Die Nazis heutiger Tage treffen sich jedenfalls wieder in aller Öffentlichkeit (ihre Partei wird ausdrücklich genannt) und haben ausgerechnet den Gangster Marcus Branco zu ihrem Vorbild und Retter erkoren. Hier wird die Autorin sehr kritisch, genau wie beim Umweltschutz und vielen anderen Aspekten.
Im Nachhinein fehlte es mir viel zu sehr an Action. Ja, es kam mir so vor, als würde die Autorin mit angezogener Handbremse erzählen und alle Gewaltszenen möglichst ausblenden. Sie finden außerhalb der erzählten „Bühne“ statt. Warum Marcus Branco davonkommt, um den nächsten Band zu stützen, wird nicht ersichtlich, weil nicht erklärt.
Dafür und für die seltsamen Stil- und Sprachfehler gibt es erheblichen Punktabzug. 38 Prozent der Amazon-Bewerter vergeben höchstens 3 Sterne.
Gebunden: 431 Seiten.
O-Titel: Lotkattens Klor, 2024
Aus dem Schwedischen von Leena Flegler
ISBN 9783453274525
www.penguin.de
Der Autor vergibt: