Kemeko Tokoro – Der Klang meines Herzens (Band 3)

Inhalt:

Yukis Karriere als Cellist nimmt immer mehr Fahrt auf. Weil er neben seinem Talent auch noch gut aussieht, kommt er vor lauter Interview-Anfragen und TV-Auftritten kaum noch zum Durchatmen. Für Takuma bleibt bei all dem Stress auch keine Zeit mehr und ein Skandal um Yukis angebliche Liebschaft mit Noel macht alles nur noch schlimmer … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Bist du gerade in einer Beziehung?“ Mit dieser Frage endete Band 2 und ließ somit viele Möglichkeiten für den Fortgang der Story offen. Anstatt dass in Band 3 genau dort angeknüpft wird, geht es jedoch erstmal mit Yukis Erinnerungen, seiner Hintergrundgeschichte sozusagen, weiter. Was irgendwo recht gemein ist, da so ein weiteres Fass der Gefühle geöffnet wird. Im Hinterkopf steht nach wie vor die Frage, was Takuma auf die Frage seines Bruders antworten wird, doch bevor es zu dieser Antwort kommt, erfährt der Leser, wie Yuki sich bei seinen Eltern als schwul geoutet und wegen derer Reaktion den Kontakt zu ihnen abgebrochen hat. Und warum Yuki Takuma seine Gefühle verschweigen wollte. Der Leser kann gar nicht anders, als sich zu fragen, was Takuma seinem Bruder erzählen und wie dieser reagieren wird. Er wird durch den Aufbau des Anfangs regelrecht zu solchen Sorgen angespornt.

Doch im Endeffekt entpuppt sich das Gespräch mit seinem Bruder als harmlos. Dieser fragt lediglich nach einer Beziehung, weil ihre Mutter erneut heiratet und Takuma sie besuchen kommen soll – und seine Freundin mitbringen soll, wenn er eine hat. Natürlich sagt er nicht sofort, dass er keine Freundin hat, sondern mit Yuki, seinem früheren Kindheitsfreund, zusammen ist. Stattdessen spricht er eben diesen darauf an und scheint sich keinerlei Gedanken darüber zu machen, dass seine Mutter ihre Beziehung negativ auffassen könnte. Dennoch will Yuki ihre Beziehung nicht offenbaren, da er Angst hat, dass Takumas Mutter ähnlich reagieren könnte wie seine eigenen Eltern – oder aber, dass sie mit ihnen über unsere beiden jungen Männer reden könnte.

Typisch für ‚Der Klang meines Herzens‘ sind nach wie vor die Zeitsprünge. Auch in Band 3 kommt ein solcher recht früh, indem zu der Reise zu Takumas Familie gesprungen wird. Dort lernen sich vor allem Takuma und Tachibana, der Verlobte seiner Mutter, kennen. Auffällig ist, dass einfach jeder von Tachibana begeistert ist, weil er so nett ist und keine Fehler zu haben scheint. Allerdings lernt der Leser diesen Charakter auch nicht großartig kennen, sondern erfährt eher oberflächlich von ihm.

Abends gehen die Familie mit Tachibana und Yuki schließlich zum örtlichen Feuerwerk, wodurch Yuki sich erneut an früher erinnert. Wie er mit Takuma schon einmal hier gewesen ist. Und schließlich sogar, wie er mit seinen Eltern ein einziges Mal bei einem Feuerwerk gewesen ist. Trotz dieser durchaus melancholischen Erinnerungen wirkt Yuki glücklich, da Takuma an seiner Seite ist. Und obwohl die beiden nach außen hin als Freunde auftreten, vermutet Takumas Mutter ziemlich schnell, dass da mehr ist. Takuma sagt zwar nichts Konkretes, um sich an die Vereinbarung mit Yuki zu halten, dennoch fragt er seine Mutter in einem Moment der Zweisamkeit, ob sie ein Problem damit hätte, wenn er nie heiratete. Ihre Antwort berührt nicht nur Yuki, der nach Takumas Erzählungen an seine eigenen Eltern denkt, sondern hat mich tatsächlich zum Weinen gebracht. Ginge es nur um Takumas Mutter, würde dieser Manga sofort fünf von fünf Sterne und diese Frau den Mutter-des-Jahres-Award von mir verliehen bekommen. Ihre Reaktion steht im krassen Gegensatz zu der von Yukis Eltern, womit die zwei Extreme dargestellt werden, die es auch in der Realität häufig gibt.

Jedenfalls geht die Geschichte damit weiter, dass Yuki auf Tournee geht, Takuma jedoch für ein paar freie Tage mitnimmt. Dieser kleine Urlaub macht Takuma regelrecht hibbelig, was wirklich niedlich ist. Weniger niedlich, dafür etwas merkwürdig ist die Art, wie die beiden in diesem Band Sex haben. Es beginnt in der Badewanne, für den Akt selbst gehen sie jedoch aus dieser… und ziehen sich Bademäntel über. Vielleicht eröffnet sich mir auch einfach nicht die Erotik von Bademänteln, aber diese Tatsache hat mich dann doch etwas irritiert zurückgelassen.

Anders als die ersten beiden Bände, die hauptsächlich aus Takumas oder wechselnder Sicht verfasst waren, wird Band 3 fast ausschließlich aus Yukis beschrieben. Erst jetzt wird eigentlich deutlich, wie Takuma-fixiert der junge Cellist ist… und was für Minderwertigkeitskomplexe er neben Takuma hat. Er denkt sehr viel darüber nach, dass er das Gefühl hat, auf der Stelle stehen zu bleiben und Takuma irgendwann nicht mehr zu genügen. Takuma hingegen erkennt, dass sie in unterschiedlichen Welten leben, sieht dies aber als simple Feststellung an, während Yuki sich weitere tausend Gedanken macht. Allgemein kann sich Yuki wohl einfach nur glücklich schätzen, Takuma zu haben, wie es auch die Mangaka im Vorwort schreibt. Der Leser könnte regelrecht neidisch werden auf diese süße Beziehung, Takumas Gefühle, Unterstützung und Rücksicht.

Doch allzu Friede-Freude-Eierkuchen bleibt Band 3 nicht. Denn auch der junge Geiger Noel spielt wieder eine Rolle. Man kann es kaum anders ausdrücken, außer dass dieser ein unbedachter Trottel ist. In den Worten der Mangaka ist er schlichtweg ‚wohlbehütet aufgewachsen und muss noch viel lernen‘. Er wirkt so naiv, dass es schon fast wehtut. Und durch eben diese Naivität lösen seine unbedachten Worte einen Liebesskandal mit Yuki aus. Er stößt regelrecht jedem vor den Kopf, indem er nicht darüber nachdenkt, was seine Worte bewirken könnten. Dieses Mal haben sie eine wahre Cockblocker-Wirkung auf die Beziehung von Yuki und Takuma, da die beiden sich erstmal nicht mehr sehen können. Ohnehin hatten sie sich wegen Yukis Job nur sehr selten gesehen, weil Takuma Yuki nicht im Weg stehen will, doch nun wird ihre gemeinsame Zeit noch geringer wegen der Gerüchte zwischen Yuki und Noel.

Ausnahmsweise suchen Yuki und Takuma nicht das Gespräch, um diesen ‚Konflikt‘ zu lösen. Nur durch die Hilfe von Noel und seinem Manager können sich die beiden überhaupt wiedertreffen und sich aussprechen – und das OHNE Sex! Nachdem ich es im letzten Band für auffällig hielt, dass ihre Aussprachen immer im Sex enden, war das hier wirklich eine überraschende Wendung. Überraschend und rührend zugleich ist auch Yukis Mut zu Ende des Bandes.

Auch wenn Noel in diesem Band eine Menge falsch gemacht hat, ist seine Beziehung zu seinem Manager Herrn Donato nicht außer Acht zu lassen. Dieser ist noch immer in Noel verliebt. Der Violinist hingegen scheint es entweder nicht zu kapieren, nicht wahrhaben zu wollen oder einfach Yuki zu bevorzugen. Nichtsdestotrotz hat auch dieses ‚Side-Couple‘ einige süße Momente. Dass der Manga an sich um Yuki und Takuma geht, es aber wieder ein Zusatzkapitel über Noel und Herrn Donato gibt, finde ich wirklich schön gegliedert. In der Fortsetzung von ‚Der Geiger und sein Manager‘ wird erneut ersichtlich, dass Herr Donato auf Noel steht, auch wenn dieser ein quirliges, neugieriges, grummeliges Kind ist. Obwohl er die Gefühle seines Managers nicht auf die richtige Weise zu begreifen scheint, wird er eifersüchtig auf eine Frau, die Hilfe von Herrn Donato bekommt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er selbst überhaupt versteht, dass er eifersüchtig ist, da er ja schon die Gefühle des anderen nicht so ganz zu kapieren scheint… Er bleibt eben doch ein wohlbehüteter, kleiner Trottel, der andere mit seinen Worten schnell verletzen kann, aber gleichzeitig ziemlich niedlich ist.

Fazit:

Es ist fast so, als würden Yuki und Takuma eine Fernbeziehung führen, weil sie sich so selten sehen. Die Frage ist nur, ob es wirklich zu einer werden wird, wenn Yuki nach Italien gehen und dort bleiben sollte. Doch was wird aus den beiden, wenn es so kommen sollte? Würde ihre Beziehung das überdauern? Und unabhängig davon – wird Yuki nochmal Kontakt zu seinen Eltern bekommen? Wie würden diese wohl auf ihn, geschweige denn auf Takuma reagieren?

Und wie wird es mit Noel und seinem Manager weitergehen? Wird Letzterer es schaffen, in Noels Herzen einen Platz über Yuki und seiner Geige einzunehmen oder wird er auf ewig auf derselben Höhe stehen? Ist Noel wirklich so schwer von Begriff und so unbeholfen in Liebesdingen, wie es den Anschein macht, oder steckt mehr dahinter? Ich bin mir sicher, dass in den letzten beiden Bänden noch eine Menge passieren wird.

Was mich, offen gestanden, sehr erleichtert hat, ist, dass Yukis Haare zwar kürzer geworden sind, aber nicht so kurz wie befürchtet. Hätte die Mangaka es im Vorband nicht angekündigt, wäre es mir womöglich kaum aufgefallen.

Nachdem ich nach dem ersten Band das Gefühl gehabt hatte, dass der Manga hätte abgeschlossen sein können, kann ich es nun kaum erwarten, Band 4 zu lesen. Der Cliffhanger ist zwar nicht so schlimm wie nach Band 2, aber in Yukis und Takumas Zukunft kann nun so viel passieren… Da bislang alle drei Bände für die beiden Protagonisten am Ende positiv ausgingen, hoffe ich sehr, dass wir auch insgesamt im Abschlussband (Band 5) ein Happy End bekommen werden.

‚Der Klang meines Herzens‘ schafft es auch in diesem Band, traurige Momente, Komik, Erotik und süße, schöne Momente miteinander zu verbinden, ohne dass es inszeniert wirkt. Vielmehr beschreibt diese Serie das Auf und Ab einer ganz normalen Beziehung – oder fast normalen, wenn man Yukis zunehmendes öffentliches Leben bedenkt. Die Reihe lässt sich wirklich gut lesen und vor allem sehr schön ansehen, da die Zeichnungen nach wie vor wunderschön sind und nicht an Qualität verlieren. Daher lässt sich Band 3 neben den vorangegangenen wunderbar eingliedern und ist ebenfalls sehr empfehlenswert.

Taschenbuch: 176 Seiten
Originaltitel: Nibiiro Musica
Aus dem Japanischen von Dorothea Überall
ISBN-13: 978-2889510481

www.kaze-online.de

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