Ken Follett – Kinder der Freiheit (Die Jahrhundert-Saga 3)

„Die Jahrhundert-Saga“-Trilogie:

Band 1: „Sturz der Titanen“
Band 2: „Winter der Welt“
Band 3: „Kinder der Freiheit“

Handlung:

Berlin, 1961. Rebecca Hoffmann erfährt durch Zufall, dass ihr Mann bei der STASI arbeitet, und damit bricht ihre ganze Welt zusammen. Ihr Schicksal – und das eines ganzen Volkes – scheint besiegelt, als die Regierung eine Mauer erbauen lässt, die jede Flucht unmöglich machen soll. Doch weder Rebecca, noch ihre Kinder geben auf! Und sie bleiben nicht alleine … Boston, 1961. George Jake und Verena Marquand, zwei junge Schwarze, erfahren am eigenen Leib, was Rassendiskriminierung bedeutet – und wie falsch angebliche Freunde sein können. Wem kann man in einer von Misstrauen und Vorurteilen beherrschten Gesellschaft trauen, wem nicht? Und kann der Baptistenpastor Martin Luther King tatsächlich Hoffnung bringen? Ken Follett spannt mit seiner spannenden Familiensaga gekonnt einen Bogen zwischen den großen Freiheitsbewegungen in den USA, in Russland und vor allem in Deutschland, die schließlich 1989 im FALL DER MAUER gipfeln. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Mit dem Titel KINDER DER FREIHEIT hat sich der Verlag für eine positiver in die Zukunft blickende Variante entschieden, als den Originaltitel EDGE OF ETERNITY zu übersetzen. Nach dem Ersten Weltkrieg in Band eins und dem Zweiten Weltkrieg in Band zwei gibts in diesem Band nicht den Dritten Weltkrieg zu erleben, weil es den zum Glück nicht gegeben hat und hoffentlich auch nicht geben wird. Da sich aber die Menschheit dennoch nie wirklich friedlich einigen zu können scheint, gab es auch nach dem schrecklichen Leid des Zweiten Weltkriegs weitere Kriege … als ob niemals jemand irgendetwas aus der Geschichte lernen würde. Ein Krieg hat halt keine Sieger.

Was also ist aus den Kindern und Kindeskindern der amerikanischen, russischen, deutschen und englischen Familien geworden, die wir nun auch schon über viele Jahre hinweg begleitet haben? Sie haben Angst, wie schon ihre Vorfahren. Und so kämpfen wir mit ihnen hier in Vietnam, für Rassengleichheit und erleben den Kalten Krieg in all seiner Kälte und was der Eiserne Vorhang für die Menschen bedeutet hat.

Mit dem Bau der „Mauer“ beginnen wir und trennen direkt die Menschen. Zur gleichen Zeit sind auch die dunkelhäutigen Einwohner der USA von den anderen getrennt …. durch Gesetze und Blockaden in den Köpfen der Nicht-dunkelhäutigen. Einer dieser Unterdrückten, dem wir folgen, ist der schwarze Anwalt George Jakes, der für die Rechte der Farbigen eintritt, nicht nur weil er selbst Opfer von rassistischer Gewalt geworden ist. Durch ihn erfahren wir mehr über die Vorgänge im Weißen Haus und wie es bei den Kennedys so aussieht.

Auf der anderen Seite des Kalten Krieges erleben wir die Schicksale eines Zwillingspaares aus Russland, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der Bruder den Kommunismus retten will, versucht die Schwester ihn zu untergraben. Geschwister gibts auch im englischen Teil der Erzählung, die musisch und schauspielernd zu erleben sind.

Das Schicksal, das aber am meisten berührt und nicht nur, weil ich Deutscher bin, ist die Geschichte rund um eine Berliner Familie, die durch die Mauer getrennt wurde. Da kocht nicht nur den Protagonisten das Blut. Dennoch lässt uns Ken Follett noch an so viel mehr teilhaben als das. Von der Kuba-Krise bis nach Sibirien, von einem Einsatz im Vietnam-Krieg zu einer Flucht über die Mauer … bis zu einem Konzert, das direkt an der Mauer stattfand, damit die auf der anderen Seite auch zuhören konnten.

Immer schafft es der Autor seine fiktiven und die realen Charaktere glaubhaft zu verweben und zwischen den vielen Figuren und Handlungsorten hin- und herzuschalten, ohne den Leser zu überfordern. Überfordert scheint Follett allerdings mit selbstbewussten Frauen zu sein. Zu viele Anspielungen und dumme Passagen über Frauen, die die Größe ihrer Brüste vergleichen oder, wären sie lesbisch, sich gegenseitig anziehend finden würden. Bei aller Tiefe und Ausarbeitung seiner männlichen Charaktere, Frauen kommen bei Follett generell nicht wirklich überzeugend weg oder sind schlichtweg nur Sexobjekte. Man müsste sich mal den Spaß machen und allein das Wort „Brüste“ in diesem Roman zählen!

Davon ab bekommen wir hier auch sehr intime Einblicke, die nichts mit Sex zu tun haben, aber mindestens genauso bewegen.

Mein Hör-Eindruck:

Ken Follett gelingt es von der ersten Szene an, den Hörer in seinen Bann zu ziehen … oder liegt es Johannes Steck und seiner sehr lebendigen Art, die Vorlage zu interpretieren? Ich denke, die beiden Männer sind ein perfektes Team. Follett liefert die spannende Geschichte und Steck erzählt sie uns, als wäre er selbst dabei gewesen.

Noch während die Anfangsmusik läuft, beginnt Steck mit den ersten Schilderungen und schon ist man mitten in der Story rund um Rebacca Hoffmann und ihren Mann Hans

Steck bringt alle Facetten des menschlichen Gefühlsspektrums glaubwürdig ins Ohr des Hörers. Dabei verstellt er nicht mal seine Stimme, auch bei Frauen nicht, sondern schafft es durch kleine Nuancen bereits die Unterschiede zu schaffen, die der Hörer braucht, um die Charaktere in den Dialogen auseinanderzuhalten. Manchmal wird er dabei richtig laut und eindringlicher, manchmal etwas sanfter, immer ganz zur jeweiligen Situation passend.

Was auch immer in den vielen Figuren vorgeht, die Johannes Steck hier zu vertonen hat, stets fühlt der Hörer genau das, was die Charaktere spüren und ist immer mitten in der Story. Und die beschreibt Johannes Steck genauso authentisch, wie er sich bei den Dialogen vor dem Mikro ins Zeug legt.

Wenn der Schauplatz wechselt, bekommt der Sprecher für eine Weile eine orchestrale Musikuntermalung unter seinen Text gelegt, damit der Hörer weiß, dass nun von anderen Personen berichtet wird. Das hätte für meinen Geschmack auch gern die ganze Zeit über andauern können, wertet es doch das Hörerlebnis beträchtlich auf.

Die Aufmachung

Die Aufmachung dieser Lesung ist wirklich ansprechend gemacht. Komplett auf Plastik verzichtend, kommt das Hörbuch in einem Pappschuber daher, in dem zwei Pappeinschübe stecken, die jeweils sechs CDs enthalten.

Die CDs stecken einzeln bis zur Hälfte in Einschubschlitzen, Sie sind zwar leicht zu entnehmen, sitzen aber fest genug, um nicht herauszufallen. Hinter den CDs und auf den Einschubtaschen sind weitere Informationen zum Buch, Bilder von Autor und Sprecher, Auszüge aus „Kinder Freiheit“, eine Aufstellung der beschriebenen Charaktere, und das sind eine Menge Personen, Schwarz/Weiß-Zeichnungen und beim CD-7-12-Schuber, Werbung für weitere Ken-Follett-Lesungen aufgedruckt. So stört es nicht weiter, dass es kein Booklet gibt.

Der Autor

Ken Follett, Autor von über zwanzig Bestsellern, wird oft als „geborener“ Erzähler gefeiert. Betrachtet man jedoch seine Lebensgeschichte, so erscheint es zutreffender zu sagen, er wurde dazu „geformt“. Ken wurde am 5. Juni 1949 im walisischen Cardiff als erstes von drei Kindern des Ehepaares Martin und Veenie Follett geboren. Nicht genug, dass Spielsachen im Großbritannien der Nachkriegsjahre echte Mangelware waren – die zutiefst religiösen Folletts erlaubten ihren Kindern zudem weder Fernsehen noch Kinobesuche und verboten ihnen sogar, Radio zu hören. Dem jungen Ken blieben zur Unterhaltung nur die unzähligen Geschichten, die ihm seine Mutter erzählte – und die Abenteuer, die er sich in seiner eigenen Vorstellungswelt schuf. Schon früh lernte er lesen; er war ganz versessen auf Bücher, und nirgendwo ging er so gern hin wie in die öffentliche Bibliothek. (Auszug aus der Verlagsinfo)

Der Sprecher

Johannes Steck, Jahrgang 1966, ist Schauspieler und Sprecher. Nach einer Ausbildung zum Theatermaler am Staatstheater Braunschweig, studierte er an der Schauspielschule Prof. Krauss in Wien. Verschiedene Engagement an deutschen Bühnen folgten, zum Beispiel am Schauspielhaus Chemnitz, am Stadttheater Würzburg und am Staatstheater Darmstadt. Danach zog es ihn verstärkt zum Fernsehen. Er war über vier Jahre in einer Hauptrolle in der ARD-Fernsehserie In aller Freundschaft zu sehen, spielte aber auch in Forsthaus Falkenau, Soko Leipzig und Die Wache. Seit 2004 widmet sich Johannes Steck verstärkt seiner Leidenschaft – den Hörbüchern. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Auch wenn Ken Follett mit diesem Teil seine CENTURY-Trilogie abschließt, so gibt es sicher den einen und anderen, der gern wüsste, wie es danach für die Familien weitergeht. So viele Erlebnisse und Schicksale hat der Hörer mit ihnen geteilt, dass es eigentlich unfair ist, nach Kriegen, Tod und Liebe aus ihrer Mitte gerissen zu werden.

Wir werden von einem Land ins andere geworfen, erleben die Schicksale der uns ans Herz gewachsenen Familien und deren jüngsten Sprösslinge auf beiden Seiten des Atlantiks und der Berliner Mauer. Wir springen von einem Charakter zum Nächsten, durch Kriege und Krise, Frust und Hass.

All diese Emotionen bringt Johannes Steck gefühlvoll und glaubwürdig ins Kopfkino des Hörers. Mal eindringlicher, lauter, mal sanfter und ruhiger … und immer mit einem gehörigen Maß an Schauspiel vor dem Mikro fesselt er den Hörer an die Story.

Und nach fast 15 Stunden Hörzeit kehren wir aufgewühlt, aber doch freudig zurück und wünschen uns auf der einen Seite keine Kriege mehr, über die Ken Follett schreiben kann, auf der anderen Seite aber doch eine Fortsetzung … denn Konflikte wirds wohl immer geben.

12 Audio-CDs mit 14:47 Std. Spieldauer
CD 01: 17 Tracks, 73:31 Min
CD 02: 17 Tracks, 77:47 Min
CD 03: 18 Tracks, 78:48 Min
CD 04: 17 Tracks, 72:28 Min
CD 05: 18 Tracks, 75:59 Min
CD 06: 16 Tracks, 73:50 Min
CD 07: 15 Tracks, 69:21 Min
CD 08: 16 Tracks, 68:55 Min
CD 09: 16 Tracks, 74:48 Min
CD 10: 16 Tracks, 71:53 Min
CD 11: 18 Tracks, 76:04 Min
CD 12: 16 Tracks, 75:22 Min
Bearbeitete Fassung
Originaltitel: Edge of Eternity
Gesprochen von Johannes Steck
ISBN-13: 978-3785750049
www.luebbe.de

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