Ken Follett – Kinder der Freiheit (Die Jahrhundert-Saga 3)

„Die Jahrhundert-Saga“-Trilogie:

Band 1: „Sturz der Titanen“
Band 2: Winter der Welt“
Band 3: „Kinder der Freiheit“

Nach dem fulminanten Auftakt „Sturz der Titanen“ und dem spannend dramatischen „Winter der Welt“ liefert der Meister historisch akkurat recherchierter und zugleich hochspannender und ergreifender Literatur Ken Follett den letzten Band seiner Jahrhundert-Trilogie „Kinder der Freiheit“. Nachdem die ersten Bände jeweils zu Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs spielten, handelt der Abschlussband nun von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, vom Bau der Berliner Mauer bis zur Wiedervereinigung Deutschlands, von Martin Luther King und der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung in den USA sowie den politischen Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion.

Im Zentrum der Geschichte stehen erneut die Sprösslinge der deutschen, britischen, russischen und amerikanischen Familien, die der Leser bereits in den vorherigen Bänden kennen und schätzen lernen durfte. Das Buch eröffnet in Ostberlin nach dem Bau der Mauer, als Rebecca Hoffmann herausfinden muss, dass ihr eigener Mann für die Stasi arbeitet. Doch die Entdeckung bleibt nicht folgenlos, die Familie gerät jetzt erst Recht ins Visier der Staatssicherheit und ein erbitterter Kampf gegen Demütigungen, Intrigen und Machtmissbrauch beginnt, der die Familie vor harte Herausforderungen stellt und fast zerbrechen lässt. Bleibt als einziger Ausweg die Flucht auf die andere Seite? In den USA kämpfen unterdessen die politisch engagierten Juristen George und Maria für die politische und juristische Gleichstellung der schwarzen Bevölkerung der Staaten und müssen am eigenen Laib erfahren, was Rassismus und Intoleranz insbesondere in den Südstaaten des Landes bedeuten. Auch Dimka Dworkin in Russland sieht sich als Chruschtschows persönlicher Berater politischen Ränkespielen und Intrigen gegenüber, während seine eigene Schwester Tanja sich dem Regime mutig entgegenstellt und als Journalistin dafür kämpft, dass die Welt die Wahrheit über Russlands Gesellschaft und Politik erfährt. Umrahmt werden diese Handlungsstränge von den Geschichten weiterer Einzelschicksale wie der des Journalisten Jasper, der unerwartet in den Vietnamkrieg geschickt wird, oder dem aus Ostdeutschland geflohenen Walli, der als Musiker Karriere macht.

„Kinder der Freiheit“ knüpft sowohl inhaltlich als auch stilistisch perfekt an seine Vorgänger an. Hochspannend berichtet Follett von den Auswirkungen politischer Umbrüche und Ränkespiele, gesellschaftlicher Probleme und Kriege auf einzelne Familien und Personen in unterschiedlichen Ländern. Dabei zeigt er äußerst interessant und verständlich die verschiedenen Perspektiven einzelner Nationen und ihrer Bürger auf das Weltgeschehen auf und lässt ein ums andere Mal Welten und Überzeugungen aufeinanderprallen. Die Geschichten, so unterschiedlich und voneinander entfernt sie auch sein mögen, wurden geschickt miteinander verwoben, ohne dass die Berührungspunkte all zu konstruiert oder unrealistisch wirken würden, sodass schließlich ein Gesamtkonstrukt sozialer und politischer Vernetzungen entsteht, das man als Leser erst einmal durchschauen und verstehen muss. Dies fällt jedoch überraschend leicht und das nicht nur, weil man die Familien bereits in den vorherigen Teilen der Reihe kennen gelernt hat, sondern vor allem weil die einzelnen Charaktere so detailliert dargestellt sind, dass man schnell das Gefühl bekommt, sie wirklich kennen gelernt und verstanden zu haben und sie so auch angesichts der Vielzahl von Personen und ihrer Verstrickungen immer sogleich individualisieren kann.

Immer wieder bemerkenswert ist in Follett-Werken darüber hinaus, wie hochspannend Politik und Geschichte literarisch aufgearbeitet wurden. Während andere Autoren historischer Romane sich entweder in Details verstricken und den Leser schnell langweilen oder aber grobe Ungenauigkeiten und die inkorrekte Wiedergabe der Ereignisse in Kauf nehmen, um an Dramatik und Spannung dazuzugewinnen, weiß Follett alles richtig in Szene zu setzen und die Geschehnisse lebendig und emotional darzustellen – selbst auf 1200 Seiten.

Einzig das Ende von „Kinder der Freiheit“ enttäuscht im Vergleich zu anderen Follett-Werken ein wenig. Zu abrupt und vorhersehbar beschließt der Autor seine monumentale Trilogie, rasch folgt ein zu erwartendes Happy End auf das nächste. Sicher, in gewisser Weise hatte Follett wohl keine andere Wahl als den Charakteren und so auch den Lesern nach fast 3500 Seiten voller Schicksalsschläge, voller Hochs und Tiefs endlich ihren Frieden und ein verdientes, ruhiges Ende der Geschichte zu gönnen, doch in gewisser Weise wirkt das ganze einfach ein Stück weit unbefriedigend und insbesondere für Follett zu schnell, zu einfach und zu positiv. Doch das ist Meckern auf höchstem Niveau, selbstredend werden Fans des Autors auch dieses Werk verschlingen und lieben – nur vielleicht nicht ganz so sehr wie die Vorgänger!

Hardcover: 1216 Seiten
Originaltitel: Edge of Eternity
ISBN-13: 978-3785725108
www.luebbe.de

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