Kirsten Hinkler und Marc Hartmann – Pantoffelheldeneis mit Sahne

Schon der außergewöhnliche Titel lässt die Leser bei dem Kinderbuch „Pantoffelheldeneis mit Sahne“ aus dem Waldhuhn-Verlag aufhorchen und macht neugierig darauf, worum es in dem Buch geht. So erging es auch der Rezensentin, welche die mit liebevollen Zeichnungen illustrierte Geschichte um den kleinen Angsthasen Lönja und den nicht minder ängstlichen Eisverkäufer Nino mit einem siebenjährigen Kind gelesen hat und nicht enttäuscht wurde.

Noch bevor der Text zur Wirkung kommt, ziehen die Zeichnungen Kinder bereits magisch an. Sie sind nicht nur reine Illustration im Hintergrund, sondern teilen den Text sinngemäß auf, unterstreichen die Handlung, heben bestimmte Szenen eindrucksvoll hervor. So kann man sich beispielsweise mit ihrer Hilfe die Schreckschraube Frau Schnappschuss nebst ihren Dackeln Pinki und Ponki sofort vorstellen. Kinder lieben es, diese Zeichnungen zu kommentieren und bei ihnen zu verweilen. Ganz große Klasse ist auch die letzte Doppelseite mit der „Eiskarte“, die genügend Raum bietet, das Wesentliche der Geschichte noch einmal zu reflektieren und sich über Ninos Eiskreationen zu amüsieren. Doch von vorn!

Lönja ist schüchtern – zu schüchtern, um sich ein Eis zu kaufen, und zu ängstlich, um an den Mutproben, seiner Altersgenossen teilzunehmen. Der Eisverkäufer Nino ist ebenfalls ängstlich. Sein Alptraum heißt „Frau Schnappschuss“ (Toller Name, der im Kopf bleibt!), die sich über die Wespen an seinem Eiswagen beschwert und sofort mit dem Ordnungsamt droht. Ähnlich aggressiv verhalten sich ihre beiden Dackel, die immer laut bellend am Eiswagen hochspringen.

Erst als Lönja und Nino sich verrückte Eiskreationen einfallen lassen, welche diese Ängste in Lachen verwandeln, verschwinden sie plötzlich. Mit Hilfe von „Angsthasen-“ oder Stinkstiefelbechern“, „Pantoffelheldeneis“ und „Affentheater“ findet Nino Widerworte und Lönja neue Freunde.

Wie die beiden Protagonisten mit Eisbechernamen spielen, spielen die Macher des Buches mit unterschiedlichen Textgrößen und verschiedenen Schriftarten. Manchmal gibt es nur einen fetten Satz pro Seite, dann wieder muss man Text in Krickelkrakelschrift förmlich suchen. Kinder motiviert das zum ständigen Weiterlesen.

Einziges Manko ist, dass manche Einfälle der Autoren sehr erwachsen beziehungsweise mindestens meiner siebenjährigen Leserin nicht geläufig waren. So verstand sie die gesamte Schlachtschiffmetapher bei der Annäherung von Frau Schnappschuss an den Eiswagen nicht und bedurfte einer Erklärung. Sie konnte auch die Angst vor dem Ordnungsamt nicht verstehen, weil man in diesem Alter normalerweise keine Ahnung davon hat, was ein Ordnungsamt ist und welche Existenzängste eine Kontrolle durch diese Institution auslösen kann. Dafür fand sie Ninos Schreckensgefasel von „blauen Wespen“ unglaublich lustig.

Es ist also unter Umständen notwendig, dass Erwachsene den kindlichen Leser bei diesem Buchabenteuer begleiten. Das sollte jedoch niemanden schrecken, denn auch Erwachsene werden an den 32 Seiten von Kirsten Hinkler und Marc Hartmann, die sich ohne erhobenen Zeigefinger und auf originelle Weise mit dem Thema Angst und der Überwindung von Angst auseinandersetzen, Freude haben. Vorher sollte man jedoch unbedingt genügend Eis in den Tiefkühler stellen, denn die Lust auf einen selbst kreierten „Matheschreck“- oder „Überstunden“-Eisbecher wächst mit jeder Seite.

Taschenbuch
32 Seiten
ISBN: 978-3943671087

www.waldhuhn-verlag.de

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