Koike, Kazuo / Kamimura, Kazuo – Lady Snowblood vol. 2 – Karma

_Das Kind der Rache erfüllt sein Karma_

Der Geschichte zweiter Teil: Eine junge Frau kennt in ihrem bislang recht kurzen Leben nur ein Ziel: die Rachemission zu erfüllen, auf die ihre Mutter sie geschickt hat. Sie muss 20 Jahre nach dem Mord nur ein paar Übeltäter erledigen, die ihre Mutter vergewaltigten. Aber das stellt sich als nicht so einfach heraus. Daher setzt sie nicht nur ihre verborgene Klinge ein, sondern auch die Waffen einer Frau …

„Lady Snowblood“ hat unübersehbar Quentin Tarantino in seiner Arbeit an „Kill Bill“ beeinflusst. Die Parallelen sind unbestreitbar, obwohl Tarantino in diesen zwei Filmen stets nur „The Bride“ von Q&U angibt. Für Filmkenner bietet dieser Manga Gelegenheit zur Wiederentdeckung einer wichtigen Quelle des Meisters. Der Manga wurde im Jahr 1973 erstmals von Toshiya Fujita verfilmt.

_Der Autor_

Kazuo Koike, geboren 1936, unterrichtet seit 2000 als Professor für bildende Kunst an der Universität Osaka. Neben seiner Arbeit als Manga-Autor schreibt er Drehbücher, Libretti und Lyrik. Koike hatte seinen großen Durchbruch mit dem Aufkommen des Gegika-Stils, der in realistischen Zeichnungen nicht auf die Darstellung von Sex und Gewalt verzichtete. Anfang der 70er Jahre schuf er den Manga „Lone Wolf & Cub“, der als sein bekanntestes Werk gilt. Sein Manga „Cry Freeman“ wurde ebenso wie „Lady Snowblood“ (1973 durch Toshiya Fujita) verfilmt. 2004 erhielt Koike den amerikanischen „Hall of Fame Eisner Award“. (Verlagsinfo)

_Der Illustrator_

Kazuo Kamimura (1940-1986) debütierte 1967 mit einem eigenen Manga. Schnell erlangte er für seine extravaganten, erotischen und melancholischen Zeichnungen Anerkennung. Seine Illustrationen zierten zahlreiche Bücher und Plattencover. Gern brach er bestehende Tabus und löste 1972 einen Skandal aus, als er in „Dousei Jidai“ freizügig vom Zusammenleben eines unverheirateten Paares erzählte. In den 70er und 80er Jahren etablierte er sich als Zeichner anspruchsvoller Erwachsenen-Manga und war sehr produktiv: Er zeichnete durchschnittlich 400 Seiten im Monat. Im November 1985 stellte man bei ihm Krebs fest, er starb an den Folgen der Operation. (Verlagsinfo)

_Die Vorgeschichte_

(Ich gebe die Handlung chronologisch wieder, aber sie wird im Buch keineswegs auf diese Weise erzählt, sondern zum Teil in Rückblenden.)

Japan, Ende des 19. Jahrhunderts: In einem Tokioter Frauengefängnis kommt das Mädchen Yuki zur Welt. Ihr Leben hat nach dem Willen ihrer Mutter nur ein Ziel: sich blutig an denen zu rächen, die einst ihre Mutter Sayo schändeten und ihren Mann ermordeten. (Damals führte die Meiji-Regierung die allgemeine Wehrpflicht und diverse Steuern ein. Die Staatsbeamten waren weiß gekleidet, und da Sayos Mann ebenfalls weiße Kleidung trug, war es leicht, ihn für einen der verhassten Beamten zu halten und in der Folge zu töten, ohne Einwände von der Bevölkerung fürchten zu müssen.)

Schon als kleines Mädchen wird Yuki von ihrer Ziehmutter, die aus dem Gefängnis entlassen worden ist, in die Lehre zu einem „sensei“ gegeben, der keine Gnade kennt noch Erbarmen für sie hat. Damit sie Standvermögen entwickelt, steckt er sie beispielsweise in ein Holzfass und rollt dieses den Hügel hinab. Oder er stellt sie auf einen Haufen Steine und greift sie mit einem Holzschwert an, damit sie lernt, ihm, dem Angreifer, stets in die Augen zu sehen statt auf die Waffe.

Der Meister bildet sie zur Kriegerin und Schwertkämpferin aus: „Du hast eine Bestimmung. Vergiss Freude, vergiss Kummer, vergiss Liebe und Hass, vergiss alles außer der Vergeltung!“ Yukis Ziehmutter weiß ganz genau, was sie dem kleinen Mädchen damit antut: Sie beraubt sie ihrer Jugend und jeglichem Vergnügen. Kein Wunder, dass man Yuki praktisch niemals lächeln sieht.

|Zwanzig Jahre später|

Nach zwanzig Jahren ist sie endlich soweit, als Racheengel den drei (im Film vier) Peinigern ihrer Mutter gegenüberzutreten. Sie ist eine schöne junge Frau geworden, mit großen verführerischen Augen, einem schlanken Leib, den sie häufig auch entkleidet zeigt – ganz besonders dann, wenn es das Letzte sein wird, was ihre Gegner je in ihrem Leben sehen werden.

Apropos Fechten: Im Griff ihres Sonnenschirms, den sie überallhin mitnimmt, steckt eine lange dünne Klinge, die superscharf sein muss, denn sie schneidet mühelos. Yuki bewegt sich derartig schnell, dass sie es ohne Weiteres mit mehreren Angreifern gleichzeitig aufnehmen kann. Karate oder ähnliche Kampfsportarten setzt sie seltsamerweise nie ein.

Die gesuchten Racheopfer haben in 20 Jahren ganz verschiedene Lebenssituationen entwickelt. Yuki stellt sich in ihrer Angriffsmethode genau darauf ein. Dieser Angriff ist manchmal als solcher zunächst gar nicht zu erkennen, und der Leser fragt sich, was Yuki da eigentlich treibt. So bittet sie den Betreiber einer Rikschavermietung darum, seine zweisitzigen Rikschas bemalen zu dürfen. Der Erfolg ihrer Illustrationen beim Publikum ist groß, doch es gibt ein Bild, das verboten ist und das an einer ungehörigen Stelle platziert ist. Als dies von einem Kunden entdeckt und angezeigt wird, hat der Rikschastallbetreiber ausgespielt.

|Der indirekte Angriff|

Eine ihrer Zielpersonen gehört nur sehr indirekt zu Yukis Rache. Um die Opfer zu finden, wendet sich Yuki an die Bettler, Armen und Ausgestoßenen (wie im Film), die ihr nur dann helfen wollen, wenn sie ihnen ein Ahnenbuch beschafft. So ein Ahnenbuch bedeutet für sie nämlich bares Geld. Aber wie an so etwas Privates herankommen? Da hat Yuki eine Idee.

Der alte Mann lebt zurückgezogen mit seiner Tochter Aya, die leider an Tuberkulose erkrankt ist. Yuki verkleidet sich als buddhistische Nonne (wenn es so etwas gibt) und nennt sich Setsugetsuni. Sie pflegt Aya, die ungefähr in ihrem Alter ist, aber die Pflege geht viel weiter: sie verführt Aya und feiert mit ihr heimlich heiße Liebesnächte. Erst durch den Arzt erfahren wir, dass dies genau die falsche „Behandlung“ ist: kein Geschlechtsverkehr bei TBC! Ayas Vater ist konsterniert: Kein Mann durfte je in Ayas Nähe – außer ihm selbst, versteht sich. Bis zu Ayas Tod ahnt er daher nicht, wer schuld ist am Tod seiner Tochter. Ayas Name wird in das Ahnenbuch eingetragen. Da dessen geheime Position ihr nun bekannt, kann sie es leicht entwenden und den Bettlern übergeben. Liebe und Sex als Waffe – Yuki schreckt wirklich vor nichts zurück.

Das dritte Opfer ist eine Frau. Die rücksichtslose und unverheiratete Okono, die sich an Pornozeichnungen befriedigt, hat eine Investment-Firma. Dieser macht Yuki mit einer Lebensversicherung den Markt, also das Geld ihrer Kundschaft streitig. Die erboste Okono konfrontiert Yuki in deren eigener Hauptstelle und ist sehr verwundert, als Yuki ihr den Posten der Geschäftsführerin anbietet. Yuki verschwindet, bevor Okonos Buchhalter herausfindet, was an der ganzen Sache oberfaul ist. Wenig später bricht die Lebensversicherung zusammen.

|Politik|

Im Film zeigt das prächtige Finale, wie Yuki in ein sehr westlich gestaltetes Gebäude eindringt, in dem die oberen Zehntausend einen Ball feiern. Im Manga erfahren wir, warum Yuki hier eindringt und dabei einen Revolver ebenso einsetzt wie ihr Schwert. Das Haus heißt Rokumeikan, wurde von den Meiji-Politikern errichtet, um die westlichen, vor allem amerikanischen Machthaber zu bewirten und zu unterhalten. Das macht es zu einem Schandfleck in den Augen der Traditionalisten, die Japans Eigenart verraten und in Gefahr sehen. Deren Anführer beauftragt Yuki, das Rokumeikan anzugreifen und dem Untergang zuzuführen. Auf welche Weise ihr dies gelingt, ist erstaunlich zu verfolgen – ein Wunderwerk an erzählerischem Einfallsreichtum und optischer Kunstfertigkeit des Zeichners.

|In der Falle|

Durch die Bettler hat Yuki einen weiteren Namen lokalisiert, doch sie kennt das Gesicht des Mannes nicht. Er ist ein Erpresser und trifft seine Opfer heimlich an einer bestimmten Stelle. Yuki gelingt es ohne weiteres, den Mann, der als Erpresser in Frage kommt, zu stellen – doch es ist ein so unwahrscheinlicher Kandidat, dass sie wohl nicht ganz auf der Hut ist. Er nimmt sie gefangen und versteckt sie in einer Ruine. Yuki sieht sich wieder einmal der Gefahr ausgesetzt, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren – an einen Riesen …

_Handlung_

Nachdem sich Yuki auf die übliche Weise – mit einem Schwerthieb – aus der Patsche geholfen hat, erhält sie einen politisch motivierten Auftrag, der ziemlich knifflig ist. Ein Unternehmer, der westlich orientiert ist und sich nicht dem lokalen Yakuza-Clan unterwerfen will, hat vor, ein Schlachtenpanorama aus dem amerikanischen Bürgerkrieg in einem Haus aufzubauen und dafür Eintritt zu verlangen. Weil er aber kein Schutzgeld an die Yakuza entrichtet, wird ihm die Vollendung seines Traums verwehrt. Yuki braucht 120 Seiten, um das Problem für ihn zu lösen. Die Ausstellung des Schlachtendioramas wird ein großer Erfolg.

Doch das Kind der Rache kann nicht ewig den guten Samariter spielen und für andere die Kastanien aus dem Feuer holen. Es gilt, ein Karma zu erfüllen und noch zwei der Übeltäter zur Strecke zu bringen, die sich an ihrer Mutter vergangen haben. Doch wie soll sie sie aufspüren? Nicht einmal Yukis Freunde, die Bettler, die ihr zu ewigem Dank verpflichtet sind, wissen den Aufenthaltsort der Gesuchten.

Aber sie haben einen Tipp: Wie wäre es, wenn Yuki ihre unglaubliche Lebensgeschichte von einem Meistererzähler niederschreiben lassen und in den Zeitungen des Landes verbreiten würde? Dann würden die Gesuchten schon aus ihren Löchern gekrochen kommen, allein schon aus Angst vor der nahenden Nemesis. Gesagt, getan!

In einer wunderbar komischen wie spannenden Doppelepisode gelingt es Yuki auf listige Weise, sich der Freundschaft und der Hilfe von „Meister Miyamara, dem Wanderer“ zu versichern. Kaum ist der Roman in der Gazette, rühren sich auch schon die Gesuchten, und und sie finden es überhaupt nicht lustig, dass ihre Namen in der Zeitung stehen. Aber auch die Yakuza, die Yuki dezimiert hat, gibt noch keine Ruhe. Das Kind der Rache hat alle Hände voll zu tun.

Die letzte Episode, der 15. Akt, trägt den Titel „Die Blüten des Lotus“. Sofort ist dem Japankenner klar, dass es um Frauen geht und um Karma. Es ist die traurigste Episode, die man sich vorstellen kann, und schon etwas herzergreifend. Sie findet sich auch in der Verfilmung wieder und ist dort sehr schön in Szene gesetzt. Ein würdiger Abschluss ohne Schnörkel.

_Mein Eindruck_

Das Erste, was einem Betrachter der Bilderfolgen auffällt, ist ein verblüffender Widerspruch: Ihr Detailreichtum bei Äußerlichkeiten kontrastiert mit der Abstraktion, wenn es um die Darstellung von Yukis oftmals nacktem Körper geht. So realistisch also Häuser, Wellen, Bäume gezeichnet sind, so zurückhaltend ist die Darstellung des nackten weiblichen Körpers. Der Schoß Yukis oder anderer Frauen ist nie zu sehen. Das ist wohl zweifellos eine Folge der strengen japanischen Zensur, die 1972 herrschte und Verstöße durchaus mit Gefängnis bestrafte.

Ein weitaus schönerer Aspekt sind hingegen die unglaublichen Winkel und Perspektiven, die sich der Zeichner einfallen ließ, um ein bestimmtes Objekt ins Bild zu setzen. Es kann durchaus vorkommen, dass das Auge des Betrachters mit einer vertikalen Draufsicht aus der Vogelperspektive konfrontiert wird. Dann rätselt man eine Weile, um was es sich wohl beim Dargestellten handeln mag. Das geübte Auge benötigt nur wenige Zehntelsekunden, um das Rätsel zu lösen, das ungeübte sicherlich länger. Diese optischen Rätsel tragen dazu bei, die Lektüre niemals langweilig werden zu lassen.

Aus dem Text geht mitunter hervor, dass dem Auge ein Detail entgangen ist. Dann muss man nochmal zurückblättern und ein Bild prüfen. Tatsächlich: Einer der Japaner kniet nicht mitten auf einer Tatamimatte, wie es jeder Yakuza täte, sondern auf deren Kante. Und die Säbel liegen nicht wie beim Militär friedlich rechts neben dem Knienden, sondern links, bereit, sofort gezogen zu werden – ein Alarmsignal! Eines, das Yuki natürlich nicht entgeht.

Ein weiteres wiederkehrendes Motiv ist Yukis Schirm. Dieser dürfte jedem Zuschauer des Films auffallen. Er lässt sich als Regen- wie auch als Sonnenschirm verwenden und hat dadurch eine ständige Existenzberechtigung. Dumm jedoch ist derjenige Schurke, der Yuki ihren Schirm behalten lässt, wenn er sie ins Haus lässt. Denn im Griff ihres Schirm steckt ihre schmale Klinge, die praktisch alles, von Holz bis Fleisch, durchdringt, wenn sie einmal gezückt wird. Und sie wird recht oft gezückt. Es ist nur folgerichtig, dass Yuki diesen Schirm im letzten Bild ins Meer wirft. Das Kind der Rache hat seine Aufgabe vollbracht, der Schirm und die Klinge werden nicht mehr benötigt. Hoffentlich.

|Humor und Täuschung|

Wie oben schon angedeutet, gibt es neben den zwei Kriminal- und den zwei Rache-Episoden auch eine Doppelepisode, die sich um Meister Miyamara, den Wanderer dreht. Dies ist ein Lehrstück in Täuschung und Entlarvung, ein wahres Schauspiel mit allen Tricks. Und sehr komisch.

Zunächst sehen wir den alten Miyamara auf den Bahnschienen liegen: ein Selbstmörder? Nein. Vielleicht ein Bettler auf Wanderschaft? Nein, er sagt, er sei ausgeraubt worden. Doch ganz beiläufig wendet Yuki ihre zweite Fähigkeit als Taschendiebin an, und siehe da: ein prall gefülltes Portemonnaie steckt in Miyamaras Kimono! Doch er bemerkt den Diebstahl nicht – Yuki kann sehr subtil sein – und so gibt Yuki einen aus. Das Essen bezahlt sie von seinem Geld.

Als ein paar Arbeiter eintreten, entdecken sie Miyamara und machen Rabatz: Er habe sie betrogen, als er sich als Ausgeraubter ausgab und sie ihm aus Mitleid ihr Essensgeld gaben! Aha, der Bettler ist ein Betrüger. Es fällt Yuki nicht schwer, die Ansprüche der erbosten Arbeiter zufrieden zu stellen – mit dem Geld des Alten, der sich ja nicht verraten darf. Als sie sich nicht zufrieden geben und Yuki an die Wäsche wollen, zeigt sie ihnen, wo der Hammer hängt. Beeindruckt ziehen sie von dannen und Miyamara fragt sich endlich, wer diese erstaunliche junge Dame in Wirklichkeit ist. Er erhält das Privileg, ihre Geschichte niederschreiben zu dürfen – auch dies Teil eines Schauspiels, das dazu dient, ihre Zielobjekte hervorzulocken.

Stets heißt es also aufpassen und zu vergleichen, ob die aktuell gelieferten Fakten auch zum allgemeinen Hintergrund passen. Sie widersprechen diesem in vielen Fällen, und dadurch entstehen sowohl Spannung als auch Komik. (Merke: Komik ist oft mit Schrecken gepaart.) Stets aber stehen Schein und Sein im Konflikt. Einmal gibt sich Yikis Freundin als Yuki aus und wird von Yukis Gegnern um ein Haar getötet. Ein anderes Mal verkleidet sich Yuki als eine ältliche Haushälterin und kann so Miyamara befreien. Beim dritten Mal tritt sie als reiche Dame auf und kann so einen verbrecherischen Aktfotografen der gerechten Strafe zuführen.

|Achtung: Blutspritzer en masse!|

Im Gegensatz zu offenherzigen anatomischen Darstellungen haben die japanischen Zeichner noch nie Probleme mit der Darstellung von spritzendem Blut gehabt. Man denke beispielsweise an die Anime-Szene in Tarantinos „Kill Bill Vol. 1“, in der nacheinander drei Figuren Fontänen von Blut verspritzen, die es in Wirklichkeit gar nicht so geben könnte.

Auch in „Lady Snowblood“ – im Manga wie im Film – blubbert das Blut in zischenden Fontänen, begleitet von entsetzten Mienen der Besitzer eben dieses Blutes. (Diese Mienen erinnern immer wieder an die verzerrten Fratzen des japanischen Kabuki-Theaters.) Diese Blutrünstigkeit der Darstellung gehört zur Ästhetik des Mangas für Männer ab 16 Jahren leider dazu, und der europäische Leser muss sich damit abfinden. Es ist wohl mit ein Grund dafür, dass dieser Manga erst so spät seinen Weg nach Deutschland gefunden hat. Und dies war wohl nur durch den Erfolg von „Kill Bill“ möglich. Für das Publikum des Manga gilt also: erst ab 16 Jahren.

_Unterm Strich_

Während der Handlungsverlauf oftmals einem vorhersehbaren Schema folgt – Yuki wird obsiegen -, so verblüfft den westlichen Leser doch immer wieder der reizvolle und mit Rätseln gespickte optische Stil des Snowblood-Manga. Ein Manga-Kenner und -Sammler sollte sich diesen ästhetischen Leckerbissen nicht entgehen lassen. Ich jedenfalls habe die Lektüre genossen und den Manga in nur zwei Tagen gelesen.

Im ersten Band „Kind der Rache“ ist ein Essay von Filmkritiker Rolf Seeßlen enthalten, der den Zusammenhang zwischen Manga und Film sowie Tarantino beleuchtet. Dieser Essay ist im vorliegenden zweiten Band nicht mehr enthalten, dafür ist die Story umso länger (514 statt 508 Seiten), sozusagen ein kostenloser Bonus. Die vierfarbigen Reproduktionen von Yuki-Darstellungen sind wieder enthalten, und mir scheint, es sind die gleichen wie im ersten Band.

Wer das Manga-Lesen in umgekehrter Richtung anhand der Anweisung auf den ersten bzw. letzten Seiten erlernt und schließlich aus dem Effeff beherrscht, wird an „Lady Snowblood 1 + 2“ sicherlich seine Freude haben. Der happige Preis von 16,90 Euronen ist meines Erachtens durchaus gerechtfertigt. Es handelt sich hier um kein Billigprodukt für den Massenmarkt, sondern der Manga wurde relativ sorgfältig für Kenner – auch Filmkenner – editiert.

|Originaltitel: Shura Yuki Hime, 1972
514 Seiten in schwarzweiß inklusive zwei Farbtafeln
Aus dem Japanischen von Dorothea Überall und Satomi Kudo|
http://www.carlsencomics.de