Krischan Koch – Pannfisch für den Paten

Inhalt

In Fredenbüll herrscht Aufruhr: Auf dem Deichvorland werden mehrere Windräder installiert, was die Naturschützer im Dorf auf den Plan ruft. Sogar Oma Ahlbeck unterstützt die eilig gegründete Initiative »Sei (k)ein Frosch e.V.«, die sich um die bedrohte Rotbauchunke sorgt. Eines Morgens steckt in dem noch feuchten Betonsockel eines Windrads ein Toter! Mischt da etwa der mysteriöse Unbekannte mit, der von lauter Männern in dunklen Anzügen bewacht wird? »Dat is BKA«, weiß Polizeiobermeister Thies Detlefsen. Und wittert sofort einen ganz großen Fall. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

„Mit einem netten Wort und einer Pistole erreicht man mehr als mit einem Wort allein.“

So beginnt der Roman „Pannfisch für den Paten“ mit einem Zitat von Al Capone. Auch wenn er als Küsten-Krimi bezeichnet wird, erkennt der Leser daher direkt zu Beginn, dass es nicht bloß um die deutsche Küste, sondern auch um Mafia-Angelegenheiten geht. Nichtsdestotrotz kommt die ‚Küste‘ des Krimis ebenfalls nicht zu kurz. „Dat“, „is“, „nich“, „wat“ sind zunächst sehr anstrengend zu lesen, allerdings gewöhnt sich der Leser mit der Zeit an den verwendeten Dialekt und kann sich daher gedanklich recht gut nach Nordfriesland versetzen.

Kennzeichnend für dieses Buch sind die äußerst kurzen Kapitel, die zu großen Teilen aus Dialogen bestehen. Dadurch wird der Anschein erweckt, als würde man einen Film oder gar ein Theaterstück sehen. Das einzige Problem dabei liegt jedoch darin, dass sehr viele Charaktere vorgestellt werden. Der Leser wird gefühlt mit jedem Einwohner des Städtchens Fredenbüll, das Schauplatz des Ganzen ist, bekannt gemacht. Es ist also nicht verwunderlich, dass zwischendurch der Überblick verloren gehen könnte. In Bezug auf die Charaktere ist darüber hinaus anzumerken, dass Fredenbüll ein sehr familiärer Ort ist, in dem jeder jeden kennt. Wie es die menschliche Natur so mit sich bringt, lästert dementsprechend auch jeder über jeden. Was in diesem Fall nicht einmal per se schlecht ist, da so Gerüchte entstehen, die auf der Suche nach dem Mörder durchaus auch mal hilfreich sind.

Neben der Aufklärung eines Mordes geht es außerdem um die Errichtung von Windkraftanlagen in der Region, was sehr kontrovers aufgenommen wird. Einerseits sind da die Verfechter dieser Idee – vor allem weil es ihnen Geld bringt. Und andererseits sind da jene Personen, die die Natur, aber insbesondere die Frösche beschützen wollen. Vor allem die Rotbauchunke spielt eine große Rolle und wird von allen geliebt… ohne wirklich wichtig zu sein.

Das Theater um die Frösche sowie der Prolog, in dem eine Mafia-Familie von einer anderen abgeschlachtet wird und die guten Spaghetti durch die Gegend fliegen, wirken irgendwie grotesk und nicht so richtig passend. Dieses Groteske spiegelt sich auch darin wieder, dass in vielen Kapiteln irgendetwas Größeres passiert, nebenbei aber kleine damit zusammenhängende Ereignisse geschildert werden, die eigentlich völlig unwichtig sind (dass etwa die guten Spaghetti durch die Gegend fliegen, während mehrere Personen umgebracht werden). So merkwürdig es am Anfang auch ist, auch an diese Art der Erzählung gewöhnt man sich mit der Zeit und irgendwie bringt sie auch etwas Witz mit sich. Vermutlich war der Zweck hierbei ähnlich, ich persönlich hielt es jedoch eher für befremdlich und mitunter sogar etwas nervig, dass jeder Einwohner über alles Bescheid wusste – und sei es durch Gerüchte – und sich überall mit einbringen musste. Ob es nun um die Mordermittlungen oder den neuen, gutaussehenden, ausländischen Besucher geht, jeder will mitreden, seine Meinung kundtun usw. Kein Wunder, dass eine Menge Leute Schaulustige spielen und die Arbeit der Rettungskräfte und Ermittler kommentieren und korrigieren müssen, als der erste Tote gefunden wird.

Apropos, Tote. Im Verlauf des Krimis sterben immer mehr Menschen sowie Tiere, wobei deren Dahinscheiden oft recht amüsant geschildert wird. Gleichzeitig werden immer wieder Einblicke in die Situationen verschiedener Personen geschildert, als sollten dadurch diverse Motive aufgezeigt und so Spannung aufgebaut werden. Leider ist dennoch von Anfang an recht offensichtlich, wer wen umgebracht hat, sodass keine wirkliche Spannung entsteht.

Im letzten Kapitel wird jeder Charakter noch einmal erwähnt, so nach dem Motto ‚wie es danach weitergeht‘, was grundsätzlich nicht schlecht ist. Allerdings wäre dies vor allem dann sinnvoll, wenn der Leser auch eine Beziehung zu den Charakteren aufgebaut hat, was bei mir leider nicht der Fall war.

Der Autor

Krischan Koch wurde 1953 in Hamburg geboren. Die für einen Autor üblichen Karrierestationen als Seefahrer, Rockmusiker und Kneipenwirt hat er sich geschenkt. Stattdessen macht er Kabarett und Kurzfilme und schreibt seit vielen Jahren Filmkritiken u.a. für die ‚Die Zeit‘ und den Norddeutschen Rundfunk. Koch lebt mit seiner Frau in Hamburg und auf der Nordseeinsel Amrum, wo er mit Blick aufs Watt seine Kriminalromane schreibt. Mit seinem Helden, dem Fredenbüller Dorfpolizisten Thies Detlefsen, verbindet ihn die Liebe zur Nordsee, zu Krabbenbrötchen und einem chronisch abstiegsbedrohten Fußballverein.

Fazit:

Schade ist, dass es in diesem Krimi zwar unter anderem um Mafiosi geht, dieser Aspekt in meinen Augen allerdings viel zu kurz kommt. Anfangs wirkt einer der in Frage stehenden Italiener zwar wie ein grausamer Mann, doch gerade zum Ende hin bekommt der Leser eher den Eindruck, dass die Mafiosi hier sehr liebe Menschen sind. Die Konfrontation zweier Familien wird zwar am Anfang geschildert, allerdings bleibt sie im weiteren Verlauf aus oder deutet sich lediglich sehr harmlos an. Insofern sollte der Leser nicht auf spannende Mafia-Kämpfe hoffen, wenn er dieses Buch in die Hand nimmt.

Insgesamt ist die Geschichte äußerst vorhersehbar, was wirklich schade ist. Sowohl, was deren Verlauf, als auch, was den Mörder angeht, ist eigentlich von Anfang an alles offensichtlich. Zum Ende hin kamen mir zwar kurzzeitig Zweifel an meinen Hypothesen bezüglich des Mörders – was so ziemlich die einzig spannende Stelle in diesem Buch war -, doch im Endeffekt wurden sie nur bestätigt.

Gut gefällt mir die Tatsache, dass am Ende die in der Geschichte vorkommenden Rezepte aufgelistet sind, damit sie nachgekocht werden können, sowie das Cover, das verschiedene Elemente der Geschichte aufgreift (zum Beispiel die Rotbauchunke). Weiterhin ist der Sprachstil nicht schlecht, auch wenn der Leser sich zunächst an den Dialekt gewöhnen muss.

Als leichte Kost durchaus geeignet, viel mehr sollte ein Leser meiner Meinung nach jedoch nicht erwarten.

Taschenbuch: 288 Seiten
ISBN-13: 978-3423217217

www.dtv.de

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