Peter Lerf, Martin Sabel, Jan-Soeren Haas – Der Unendliche

_Handlung:_

Kathie und ihre Freunde wollen eine unbeschwerte Party in einer einsamen Hütte im Wald feiern. Um einige Sachen wie Lebensmittel und Alkohol zu besorgen, fährt die junge Frau einen Tag früher los. Als der Rest der Clique schließlich eintrifft, sind Kühlschrank und Speisekammer zwar gut gefüllt, doch von Kathie fehlt jede Spur: Diese wurde von einem geheimnisvollen Fremden namens Gorga entführt und in einer Höhle gefesselt, wo er ihr offenbart, was er wirklich ist.

Bereits vor mehr als 500 Jahren trieb er sein Unwesen und führte eine junge Frau in Versuchung, die als Hexe gebrandmarkt, gefoltert und schließlich hingerichtet wurde. Gorga, ein unsterblicher Dämon, ist einsam und langweilt sich. Verzweifelt sucht er eine Gefährtin, welche er für seine dunklen Triebe benutzen kann.

Um Kathies Willen zu brechen, beginnt der dämonische Gorga ein tödliches Spiel mit ihren Freunden …

_Meine Meinung:_

„Der Unendliche“ ist eine Koproduktion der Labels |Gigaphon Entertainment| und |Pandoras Play|. Erstere ist eine sehr junge Firma des Schauspielers Martin Sabel sowie des Autors und Produzenten Peter Lerf, die demnächst mit ihrer neuen Fantasy-Serie „Dragonbound“ startet. |Pandoras Play| hat sich bereits mit innovativen Serien wie „U-666“, „Das dunkle Meer der Sterne“ oder auch „Schattensaiten“ und „Grüße aus Gehenna“ einen Namen gemacht.

Das vorliegende Hörspiel ist eine in sich abgeschlossene Gruselgeschichte, die von Peter Lerf geschrieben wurde. Das Drehbuch ist intelligent, originell und legt den Sprechern realistische Dialoge in den Mund, die sich nie gekünstelt oder konstruiert anhören. Lediglich mit der Clique Jugendlicher, die in einer einsamen Waldhütte Party machen will und nach und nach dezimiert wird, bedienen die Macher das gängige Klischee der Teenie-Horror-Filme à la „Halloween“, „Scream“ oder „Prom Night“.

Allerdings geht es hier nicht nur um einen Killer, der seine perversen Veranlagungen auslebt: Hauptperson und Antagonist dieses 150-minütigen Hörvergnügens ist Gorga, der Unendliche, ein Dämon, der eine geeignete Gefährtin sucht und ein perfides Spiel mit seinen Opfern treibt. Dargestellt wird der hinterhältige Bösewicht eindringlich und realistisch von Martin Sabel. Der Schauspieler ist im Audio-Bereich vor allem als der Magier Masoy aus den „Drizzt“-Hörspielen von |Lausch – Phantastische Hörspiele| bekannt, oder auch als böser Zauberer Kaskaras aus dem Debüthörspiel „Legend – Hand of God“ des Labels |Weirdoz|. Und genauso wie in den eben erwähnten Produktionen liefert der Mime eine eindrucksvolle Arbeit ab und verleiht dem Charakter mit seiner markanten und dunklen Stimme sehr viel Tiefe und Lebendigkeit. Die Emotionen des Dämons werden von Sabel hervorragend transportiert, und die Arroganz und Hochmütigkeit dieses Wesens, das so viel älter ist als die Menschen, kommen perfekt zur Geltung. Auch der trockene, bissige Humor dieser Figur wirkt keinesfalls aufgesetzt und animiert an der einen oder anderen Stelle zum Lachen, ohne dass die Ernsthaftigkeit der Handlung in Frage gestellt würde oder gar die Spannung darunter litte.

Als Protagonistinnen stehen Martin Sabel die Sprecherinnen Roswitha Schreiner und Malah Helman zur Seite; beides junge, talentierte Schauspielerinnen aus Berlin, die auch im vorliegenden Hörspiel eine unglaublich gute Vorstellung liefern und so manchen Kollegen alt aussehen lassen. Die Darstellung der jungen Frau Kathie oder des Mädchens LeeAnn, welches als Hexe verurteilt wird, gelingt den beiden Damen jedenfalls hervorragend. Erzähler ist in diesem Hörspiel Markus Haase, der leider an einigen Stellen ein wenig hölzern und emotionslos spricht, aber im Großen und Ganzen dennoch eine ordentliche Arbeit erledigt. Erwähnenswert ist auf alle Fälle noch Erik Hansen, der den Richter O’Leary spielt, welcher den Prozess gegen LeeAnn leitet. Die herrische, ungeduldige und selbstgefällige Art dieses Charakters wird von Hansen mit seiner tiefen Stimme authentisch wiedergegeben und man merkt, wie er sich in seine Rolle hineingedacht hat. Leider hat die Handlung einige Längen und zieht sich stellenweise erheblich, vor allem auf der ersten CD.

In Punkto Effekte und Hintergrundgeräusche kann „Der Unendliche“ ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Die Szenerie wird immer von angemessenen und realistischen Backgroundsounds begleitet, wie beispielsweise dem Zwitschern von Vögeln, dem Zirpen von Grillen oder auch dem Murmeln von Stimmen. Die Musik ist ein wahrer Ohrenschmaus, und vor allem der Song am Ende der Story ist wirklich gelungen und passt ideal zum Abspann.

Lediglich in Sachen Layout ist das Hörspiel sehr einfach gehalten und zeigt eine Grafik, die zwar passend zum Inhalt ist, aber ansonsten kaum als einfallsreich bezeichnet werden kann. Dennoch: Hörspielfans auf der Suche nach einer spannenden Gruselgeschichte werden durch das bösartige Augenpaar sicherlich neugierig gemacht und schlussendlich ja mit einer interessanten und großartig inszenierten Story belohnt.

_Fazit:_

Das Einzelhörspiel von |Gigaphon| ist eine intelligente Gruselmär, die in Story und Handlungsablauf neue Wege beschreitet und interessante Charaktere zu bieten hat, welche von hochprofessionellen Sprechern verkörpert werden. Vor allem Martin Sabel, Roswitha Schreiner und Malah Helman spielen ihre Rollen grandios. Musik und Hintergrundgeräusche sind von allererster Güte. Nur die Handlung wirkt in den 150 Minuten Spielzeit zum Teil sehr ausgewalzt und die Teenie-Party in der Waldhütte erinnert stark an einschlägige Filme.

150 Minuten auf 2 CDs
www.pandorasplay.de

Florian Hilleberg