Leseprobe zu »Die Bestie von Florenz«

… Spezis Überlegungen wurden von der Ankunft von Hauptkommissar Sandro Federico unterbrochen, der in Begleitung eines Staatsanwaltes namens Adolfo Izzo und den Leuten von der Spurensicherung erschien. Federico hatte die typisch römische, lockere Art und gab sich stets nonchalant und leicht amüsiert. Izzo hingegen war auf seinem ersten Posten und erschien gespannt wie eine Feder. Er sprang aus dem Streifenwagen und stürzte auf Spezi los. „Was haben Sie hier zu suchen?“, fragte er zornig.

„Ich arbeite.“

„Sie müssen den Tatort auf der Stelle verlassen. Sie können hier nicht herumstehen.“

„Schon gut, schon gut …“ Spezi hatte alles gesehen, was er sehen wollte. Er steckte Stift und Notizbuch ein, stieg in seinen Wagen und fuhr zurück zum Polizeipräsidium. Im Flur vor Cimminos Büro lief er einem Wachtmeister über den Weg, den er gut kannte; sie hatten sich hin und wieder einen Gefallen erwiesen. Der Polizist zog ein Foto aus der Tasche und hielt es ihm hin. „Wollen Sie es haben?“

Das Foto zeigte die beiden Opfer lebendig, Arm in Arm auf einer niedrigen Mauer sitzend.

Soezi nahm es. „Ich bringe es später am Nachmittag wieder zurück, wenn wir es kopiert haben.“

Cimmino nannte Spezi die Namen der beiden Opfer: Carmela De Nuccio, einundzwanzig Jahre alt, hatte für das Modehaus Gucci in Florenz gearbeitet. Der Mann hießt Giovanni Focci, war dreißig Jahre alt und Angestellter des örtlichen Stromversorgers. Die beiden waren verlobt. Ein Polizist, der an seinem freien Tag einen Sonntagsspaziergang in den Hügeln gemacht hatte, hatte die beiden um halb elf gefunden. Das Verbrechen war kurz vor Mitternacht geschehen, und es gab gewissermaßen einen Zeugen dafür: einen Bauern, der auf der anderen Straßenseite wohnte. Er hatte John Lennons „Imagine“ aus einem Auto gehört, das auf den Feldern geparkt war. Der Song war mittendrin plötzlich abgebrochen. Er hatte keine Schüsse gehört. Die Schüsse waren aus einer Pistole abgefeuert worden – die zurückgebliebenen Hülsen gehörten zu Geschossen der Winchester Serie H, Kaliber 22. Cimmino sagte, die beiden Opfer seien sauber und hätten keine Feinde, bis auf den Mann, den Carmela verlassen hatte, als sie Giovanni kennengelernt hatte.

„Es ist beängstigend“, sagte Spezi zu ihm. „Ich habe so etwas hier in der Gegend noch nie gesehen … Und wenn man erst daran denkt, was die Tiere mit ihr gemacht -“

„Welche Tiere?“, unterbrach ihn Cimmino.

„Die Tiere, die in der Nacht an der Leiche waren … die das Mädchen so verstümmelt haben … zwischen den Beinen.“

Cimmino starrte ihn an. „Tiere, von wegen! Der Mörder hat das getan.“

Spezi wurde eiskalt. „Der Mörder? Was hat er getan, auf sie eingestochen?“

Kommissar Cimmino antwortete ihm in besonders nüchternem Tonfall, vielleicht seine Art, das Grauen zurückzudrängen. „Nein, er hat nicht auf sie eingestochen. Er hat ihr die Vulva herausgeschnitten … und sie mitgenommen.“

Spezi verstand nicht sofort. „Er hat ihre Vulva mitgenommen? Wohin?“ Sobald er die Frage ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, wie dumm sie sich anhörte.

„Sie ist einfach nicht mehr da. Er hat sie eben mitgenommen.“

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