Schon zum dritten Mal ermittelt Sargento Lluc Casasnovas im eigentlich so beschaulichen Örtchen Sóller auf Mallorca. Wer die Insel, Sóller, das Tramuntana-Gebirge und etwa die schöne Bucht Sa Calobra kennt, wird in diesem Buch gedanklich wieder in Urlaubsstimmung versetzt – so grausam auch der Anlass dafür ist.
In der ersten Szene schippert die junge Gloria Ortiz noch mit ihrem Geliebten auf einem Boot in der wunderschönen Bucht von Sa Calobra – in der nächsten Szene taucht sie bereits als Leiche auf, dekoriert mit einer Orange im Mund. Zudem fehlt ein Teil ihres Ohres. Nicht lange dauert es, bis eine zweite junge Frau gefunden wird – ebenfalls mit einer Orange im Mund und einer entfernten Ohrmuschel.
Treibt hier ein neuer Serienmörder sein Unwesen?
Nun ist Lluc Casasnovas gefragt, der eigentlich lieber Zeit mit seiner Freundin verbringen wollte, weil die Beziehung irgendwie – aus ihm unerfindlichen Gründen – am Kriseln ist. Er hatte schon schöne Pläne für die Zeit zu zweit, aber nun muss er natürlich gründlich ermitteln.
Serienmord auf der Urlaubsinsel?
Schon mit der ersten Szene in der beschaulichen Bucht von Sa Calobra hatte mich Lilly Alonso gedanklich nach Mallorca versetzt, wo ich letztes Jahr im Urlaub gewesen bin. „Mallorquinische Sühne“ ist bereits der dritte Fall von Lluc Casasnovas und ich habe die anderen beiden Fälle auch mit großer Begeisterung verschlungen, weil die Autorin viel Lokalkolorit verwendet, um ihre Leserinnen und Leser auf die schöne Urlaubsinsel im Mittelmeer zu entführen.
Darüber hinaus ist ihr Hauptermittler einfach sympathisch und man begleitet ihn sehr gern bei der Arbeit, fühlt und leidet mit ihm mit und rätselt beim Lesen natürlich selbst ganz fleißig.
Dieses Mal muss ich aber gestehen, dass mich die Autorin nicht dauerhaft packen konnte. Zwar gefiel es mir wieder, mit den handelnden Personen über die Insel zu reisen – nach Sóller, wo es das vermutlich leckerste Orangeneis überhaupt gibt – oder auch ins hübsche Valldemossa. Ich war gedanklich immer vor Ort, was natürlich sehr zum Lesegenuss beiträgt.
Allerdings konnte ich Llucs Zweifel an seiner Beziehung nicht nachvollziehen. Ich habe nicht verstanden, woher diese Zweifel rühren und konnte auch nicht verstehen, warum er sich so sehr dagegen sträubt, seine geliebte Freundin nach Sevilla zu begleiten, wenn sie es sich doch sehr wünscht. Und somit bin ich irgendwie dieses Mal an ihn und seine Gedankenwelt nicht herangekommen, sondern bin immer außenstehend geblieben.
Ähnlich ging es mir auch mit den anderen handelnden Figuren, zumal diese ohnehin eher nebensächlich sind.
Der Fall lässt sich zunächst sehr gut an: Alles deutet auf einen Serientäter hin – wie ein solcher definiert ist, wird recht lang und breit erörtert, auch seine Handlungsweisen und wie er diese im Laufe der Zeit ändert. Das war teils etwas langatmig. Es dauert lange, bis ein überraschender Fund die Polizei ins Zweifeln bringt, ob es sich tatsächlich um einen Serienmörder handelt. Hier wurde es dann wirklich interessant, weil man sich als Leser natürlich auch fragt, was hier eigentlich gespielt wird.
Allerdings gibt einem die Autorin nicht genügend Informationen an die Hand, um wirklich sinnvoll miträtseln zu können. Ich fand, die Spannung sank im Laufe der Zeit auch etwas ab, weil streckenweise nicht viel passierte und der Fokus zu sehr auf Casasnovas und seiner Gedankenwelt lag – die mir ja dieses Mal etwas fremd geblieben ist.
Die Auflösung am Ende geschieht aus meiner Sicht recht „hopplahopp“. Ja, sie ist schlüssig und auch nachvollziehbar, aber man hätte als Leser eigentlich nicht selbst darauf kommen können, und mir ging die Auflösung dann auch zu plötzlich.
Unter dem Strich
Insgesamt fand ich „Mallorquinische Sühne“ von den bisherigen drei Fällen des Lluc Casasnovas am schwächsten, obwohl die besuchten Orte eigentlich für mich am interessantesten waren. Fans der Reihe werden auch dieses Buch gerne lesen. Wer bislang aus der Reihe aber noch kein Buch gelesen hat, sollte eher zu den ersten beiden Fällen greifen.
Paperback: 416 Seiten
ISBN-13: 978-3453429215
Heyne Verlag
Der Autor vergibt: